GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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zufrieden.

      Plötzlich herrschte draußen hektische Betriebsamkeit. Ein Kunde war vorgefahren mit seinem Sportwagen, einer Corvette, die auch schon bessere Tage gesehen hatte. Es sah aus, als hätte sie eine Begegnung mit einem Panzer gehabt, aber es war dann doch nur ein gewöhnlicher Müllwagen gewesen. Nun kam noch einer der Boys ins Büro und erzählte etwas von einem „elevator breakdown“. Die Dame, die meinen Mietvertrag bearbeitete, rief mich von meinem Warteplatz heran und teilte mir auch noch einmal mit, daß der Aufzug defekt sei und man deshalb für noch nicht absehbare Zeit keine Leihwagen mehr ausliefern könne.

      Das fing ja gut an. Aber bevor ich meinem Unwillen so richtig Ausdruck verleihen und ihr mitteilen konnte, sie sollten sich dann gefälligst von den fünf oder sechs anderen Hertz Mietstationen, die es in San Francisco gab, Ersatzfahrzeuge kommen lassen, unterbrach sie mich schon und teilte mir mit, daß erst vor einer halben Stunde ein Lincoln Towncar am Car Return zurückgegeben worden sei. Ich sollte mich noch „a few minutes“ gedulden. Der Wagen würde gerade noch gewaschen und dann sofort für mich hergebracht. Ich dachte gerade noch so bei mir, daß sie den Wagen hoffentlich nicht nur waschen, sondern auch von der Maschine her durchsehen würden, als auch schon ein triefnasser, schwarzer Lincoln Towncar vorgefahren wurde. Sein Lack schrie geradezu nach einer Wachspolitur, das Wasser perlte überhaupt nicht mehr ab.

      „That’s your car!“, rief mich meine Sachbearbeiterin heran, ließ mich noch ein paar Unterschriften und Namenszeichen machen und überreichte mir die Autoschlüssel zusammen mit den Vermietunterlagen. Ich fragte noch nach so einer Art Fahrzeugschein für den Wagen und erfuhr daraufhin, daß die Vermietunterlagen genügen würden.

      „No luggage, Sir?“ Der Boy, der mir den Wagen zu erklären versuchte, konnte es kaum glauben. Ein Ausländer, der keinerlei Gepäck dabei hatte. Das war doch mehr als ungewöhnlich. Ich beruhigte ihn mit dem Hinweis, daß mein Gepäck noch im Westin St. Francis liege. Dann erklärte mir der gute Mann, wo das Lenkrad war, wie man das Radio einschaltete und lauter so Blödsinn. Interessiert hätten mich die Automatik, die Klimaanlage und sonst noch ein paar Knöpfe. Gerade bei der Klimaanlage zeichnete sich der Held aus. Er las mir die Aufschrift der Knöpfe vor. Das konnte ich selber und auch noch besser als er.

      Als ich dann noch nach der Zentralverriegelung fragte, da mein Schlüssel nur die Fahrertür auf- und zuschloß, während sich die anderen Türknöpfe nicht bewegten, und als Antwort erhielt: „it doesn’t work“, platzte mir doch beinahe der Kragen. Zum Glück mischte sich gleich ein anderer Mitarbeiter ein, ein netter junger Kerl. Er zeigte mir des Rätsels Lösung. Einer der zwei Dutzend Knöpfe in der Fahrer-Armlehne diente als Schalter für die Zentralverriegelung.

      Der Junge schien Ahnung von dem Auto zu haben. Ich nutzte die Chance und ließ mir neben ein paar anderen Knöpfen gleich auch noch einmal die Klimaanlage und ihre Programmierung von ihm erklären. Der Junge war wirklich gut drauf und kannte sich bestens mit dem Wagen aus. Das war mir dann natürlich auch einen Zehner wert, was wiederum dem Jungen unheimlich gut gefiel.

      Ich verließ den Hof von Hertz Rent-a-car und fuhr in die Mason Street ein. Ich hatte bisher noch nie einen Wagen mit Automatik gefahren. Ich schalte lieber selbst. Aber in den USA hat fast jedes Auto eine Automatik. Die meisten Amis wissen gar nicht, was eine Kupplung ist.

      Die Automatik-Schaltung des Lincoln Towncar war aber wirklich kinderleicht zu bedienen. Was mir jedoch Probleme machte, war die fehlende Kupplung. An der ersten Ampel schon fabrizierte ich eine Notbremsung der allerersten Güte, weil ich die Kupplung treten wollte und natürlich voll auf die Bremse latschte. Aber mit etwas Konzentration war das Problem schon in den Griff zu bekommen.

      Ich wollte zu der Adresse in Sea Cliff hinausfahren, um dort mit meinen Nachforschungen zu beginnen. Allein, mit einem auch noch so guten Stadtplan, ist man in einer Großstadt wie San Francisco ziemlich aufgeschmissen. Ich brauchte mehrere Anläufe und diverse Orientierungs-Stops, bis ich überhaupt in die Gegend von Sea Cliff kam. Sehr hilfreich war die Beschilderung für die Golden Gate Bridge, die hier in der Nähe lag. Für solche Suchaktionen sollte man einen Beifahrer als Pfadfinder haben, das erleichtert einem das Leben dann doch sehr.

      Onkel Nick schwört für solche Fälle auf sein „Brieftäubchen“, wie er es nennt. Tante Alex sei der ideale Copilot. Wahrscheinlich hat er recht, denn schließlich haben die beiden schon eine Vielzahl von Reisen in aller Herren Länder gemacht und sind bisher noch überall hingekommen, wo sie hinwollten.

      Ich fuhr nun auf dem Highway direkt auf die Golden Gate Bridge zu, und das bei strahlendem Sonnenschein. Ich weiß von Bekannten, die eine ganze Woche in San Francisco verbracht und nicht einen einzigen Tag ohne Nebel erlebt hatten. Von der Golden Gate Bridge hatten sie immer nur Schemen im Nebel gesehen. Aber ich hatte Glück, schöneres Wetter konnte man sich wirklich nicht wünschen. Es war schon ein gigantisches Bauwerk, über das sich der Verkehr in sechs Spuren ergoß. Ich hatte eigentlich eine Station für den Brückenzoll erwartet, konnte aber ohne Stop die Brücke überqueren. Direkt nach der Brücke war ein Parkplatz, auf den ich hinausfuhr. Man hatte hier einen herrlichen Rundblick auf die Bucht von San Francisco und die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz. Am gegenüberliegenden Ufer erhob sich Downtown aus dem Dunst.

      Ich holte meine Videokamera aus dem Lincoln und machte einen weiten Schwenk von links über die Bucht von San Francisco bis zur Golden Gate Bridge zu meiner Rechten. Ich unterschied mich durch nichts von den rund hundert Touristen, die den Parkplatz und die Aussicht mit mir teilten.

      Wenn man vom Parkplatz aus zurück auf die Golden Gate Bridge wollte, mußte man etwas umständlich den Highway unterqueren, und dann kam auch schon die Toll Station, die ich auf der Herfahrt schon vermißt hatte. Drei Dollar fand ich einen durchaus akzeptablen Preis für das soeben Erlebte. Für eine Nebelschau hingegen hätte ich es etwas teuer gefunden. Auf meiner Fahrt nach Sea Cliff kam ich nun durch Presidio, ein Militärgelände direkt am Fuß der Golden Gate Bridge, das durch den gleichnamigen Film mit Sean Connery in einer der Hauptrollen bekannt geworden ist. Weiter ging es durch den Lincoln Park, eine sehr gepflegte und saubere Anlage mit einem Golfplatz.

      Gegen Ende des Lincoln Parks hatte man plötzlich einen herrlichen Blick durch die Bäume auf die Golden Gate Bridge von der anderen Seite her, der Pazifik-Seite. Zum Glück gab es rechter Hand die Möglichkeit, seinen Wagen neben der Fahrbahn abzustellen. Ich stieg aus und spielte noch einmal Tourist mit Videokamera. Ziemlich weit unter mir, durch die Bäume recht schlecht zu erkennen, gab es anscheinend so eine Art Lagerplatz oder auch kleiner Campingplatz. Ich konnte ein paar junge Leute erkennen, ein paar Motorräder und einen überaus bunten Recreation Van, Marke „selbst gestrickt“. Ich hörte auch Musik, ob selbst fabriziert oder aus dem Radiorecorder, konnte ich natürlich nicht feststellen.

      Kurz danach erreichte ich Sea Cliff, eine echte Nobelgegend. Wer hier wohnte, der hatte Moos im Überfluß. Das sah man schon anhand der Autos, die vor den mustergültig gepflegten Anlagen standen. Mercedes, BMW, riesige Amischlitten wie mein Towncar und protzige Four Wheel Drives prägten das Bild. Ich suchte nun die mir angegebene Adresse und fand sie auch völlig problemlos. Ich parkte meinen Wagen, stieg aus, ging durch einen wundervollen Blumen- und Blütengarten ungefähr zwanzig Meter bis zum Haus und machte mich mittels eines Messingklopfers in Form eines Löwenkopfes bemerkbar.

      Eine Frau in mittlerem Alter öffnete die Tür.

      „Ja bitte, kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie mich mit einer sehr angenehmen, wohltönenden Stimme.

      „Entschuldigen Sie bitte die Störung!“, antwortete ich. „Ich komme aus Deutschland und möchte mich gerne mit Ihrer Tochter Sharon ein wenig unterhalten.“ Ich bemerkte sofort deutlich, wie sie abweisend wurde, und fuhr deshalb schnell fort. „Es geht um ihre ehemalige Zimmer-Kameradin an der Berkley University, um Brigitte. Ich weiß nicht, ob Sie das Mädchen kennen oder vielleicht doch schon über Ihrer Tochter von ihr gehört haben. Auf jeden Fall wird sie seit einigen Wochen vermißt, und ihr Vater macht sich große Sorgen um sie. Er hat mich deshalb beauftragt, nach ihr zu suchen. Ich hoffe nun, ihre Tochter kann mir irgendwie helfen.“

      Sofort wurde die Dame wieder freundlicher.

      „Aber selbstverständlich habe ich von Brigitte gehört, ein nettes Mädchen. Leider ist nun aber meine Tochter