GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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jetzt in mein Hotel, das Westin St. Francis am Union Square, und dort werden wir ein Zimmer für Sie mieten.“

      Ich verfuhr mich trotz Dunkelheit nicht ein einziges Mal, sondern fand problemlos zum Union Square. Während der kurzen Fahrt hatte das Mädchen sich zuerst meine Windjacke aus und dann das T-Shirt, die Boxer-Shorts und die Segeltuch-Schuhe angezogen.

      „Bitte, ich möchte nicht allein bleiben heute Nacht. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich glaube, daß ich heute Nacht nicht allein in einem fremden Zimmer sein möchte“, stieß sie hervor.

      Ich konnte mir vorstellen, daß ihr diese Äußerung bestimmt nicht leicht gefallen war. Schließlich und endlich war ich ja auch ein Fremder für sie. Und sie wollte mich ja auch nicht auf irgendwelche dummen Gedanken bringen.

      „Ich verstehe Sie voll und ganz“, beruhigte ich sie. „Keine Angst, wenn Sie wirklich wollen, können Sie bei mir in meinem Zimmer die Nacht verbringen. Ich habe eine sehr schöne, geräumige Suite mit einem großen französischen Bett, und ich versichere Ihnen bei allem, was mir heilig ist, ich werde Ihnen nichts tun. Ich schnarche zwar manchmal ein wenig, aber ansonsten werden Sie von mir nicht behelligt werden.“

      „Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll“, sagte sie leise. „Aber wahrscheinlich kann man das gar nicht wieder gutmachen, was Sie heute Abend für mich getan haben. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin“, stieß sie nervös hervor. „Ich heiße übrigens Denise Pierre und komme aus Limoges in Frankreich.“

      „Machen Sie sich keine Gedanken mehr darüber!“, riet ich ihr. „Versuchen Sie die Ereignisse des heutigen Abends zu vergessen. Verdrängen Sie die Bilder in Ihrem Kopf, und Sie werden sehen, schon bald können Sie wieder lachen und fröhlich sein. Ich heiße übrigens Steiner, Michael Steiner, und komme aus Deutschland, aus einer kleinen Stadt im Allgäu in Bayern.“

      Ich gab den Wagen wieder beim Car Valet ab, drückte ihm ein paar Dollar in die Hand und ging mit der kleinen Französin durch die Hotel-Lobby zu den Aufzügen. Niemand behelligte uns. Wir fuhren in den 18. Stock und betraten meine Suite.

      „Sie haben wirklich ein sehr schönes, großes Zimmer, Monsieur“, stellte meine kleine Französin fest und sah sich staunend in meiner Suite um.

      Für 520 Dollar die Nacht ohne Frühstück konnte man meiner Meinung nach diese Größenordnung und Güteklasse aber auch erwarten. Weniger wäre Nepp gewesen.

      „Ich nehme an, Miss Pierre, Sie möchten zuerst ein heißes Bad nehmen oder sich duschen“, schlug ich vor und zeigte ihr das Badezimmer, einen Traum aus Marmor, Kristallglas und Spiegeln, der von mehreren Lampen an den Wänden und einem kleinen Kronleuchter an der Decke in helles, warmes Licht getaucht wurde.

      „Nennen Sie mich doch bitte bei meinem Vornamen Denise“, bat sie mich freundlich.

      „Gerne, ich heiße Michael.“

      Sie verschwand im Badezimmer, und ich ging zum Telefon. Es war höchste Zeit, daß ich Onkel Nick einen ausführlichen Bericht erstattete. Es läutete nur ein paarmal, dann war mein Boß auch schon am Apparat. Kunststück, in der ganzen Wohnung waren mehrere Telefone verteilt, und er verfügte darüber hinaus auch noch über ein Handy.

      Er war ganz begeistert, daß ich bei den MacGregors eine Spur hatte aufnehmen können und versprach mir, sich umgehend darum zu kümmern. Er hoffte, mir möglichst bald schon mitteilen zu können, wie ich weiter vorgehen sollte. Ich erzählte ihm dann noch von dem Zwischenfall in der Golden Gate National Recreation Area bzw. dem angrenzenden Lincoln Park und daß das Mädchen heute Nacht bei mir im Zimmer bleiben wollte. Er fand das in Ordnung, riet mir jedoch aufgrund meines heutigen Erlebnisses, morgen auf jeden Fall die South Pacific Merchant Bank aufzusuchen, um mich dort aus dem mir bekannten Schließfach mit allem Nötigen zu versorgen. Daran hatte ich heute Abend auch schon gedacht, und ich plante die Fahrt gleich fest für morgen früh ein.

      Für heute Abend hatte ich meine Pflichten erfüllt. Ich wollte nur noch kurz duschen, und dann ab ins Bett. Ich klopfte ganz vorsichtig an der Badezimmertür und fragte: „Denise, wie weit bist du? Brauchst du noch lange?“

      „Ich liege in der Badewanne, aber du kannst ruhig hereinkommen. Es gibt wirklich nichts mehr, was du noch nicht gesehen hättest“, antwortete sie mir.

      Ich ließ die Tür geschlossen und sagte leicht überrascht: „Ich wollte nur auch noch kurz eine Dusche nehmen, aber laß dir ruhig Zeit, es eilt nicht so.“

      „Wenn es dich nicht stört, daß ich in der Badewanne liege, kannst du ohne weiteres deine Dusche nehmen. Ich mache so lange die Augen zu.“

      „Na gut, wenn es dir nichts ausmacht, dann komme ich rein“, kündigte ich mich an.

      Ich zog mich aus, legte meine Kleidung und Wäsche auf einen Sessel und ging nackt ins Bad. Sie lag in der Badewanne, die voller Schaum war. Anscheinend hatte sie reichlich vom hoteleigenen „Foam Bath“ genommen.

      „Meinetwegen kannst du die Augen ruhig wieder aufmachen. Es macht mir nichts aus, ich habe auch nichts zu verbergen“, sagte ich und betrat die Duschkabine, die auf zwei Seiten Wände aus klarem Kristallglas hatte.

      Als ich mit dem Duschen fertig war, verließ ich die Kabine und trocknete mich ab. Der Anblick, der sich mir bot, war überaus reizvoll. Denise lag in der Wanne. Ihr Körper war vollkommen vom Schaum verborgen, nur die zwei Hügel ihres vollen Busens waren nahezu schaumfrei und schauten mit ihren dunklen Brustwarzen frech aus dem Schaum.

      Denise schlug die Augen auf, sah, daß ich mich gerade abfrottierte und stieg auch aus der Wanne. Sie schnappte sich ein weiteres Badehandtuch und trocknete sich ebenfalls ab.

      „Du hast da ein paar ganz unschöne Schrammen“, deutete ich auf ein paar häßliche Kratzer auf ihrem Rücken. „Warte, ich hole etwas zum Desinfizieren!“

      Ich holte eine Flasche farbloses Desinfektionsmittel, das ich immer dabei habe, tränkte einen Bausch Kleenex damit und behandelte ihre Schrammen vorsichtig. Sie hielt die Luft an und verzog das Gesicht, als das Mittel seine brennende Wirkung entfaltete.

      Da sich im Badezimmer meiner Suite zwei Waschbecken befanden, konnten wir uns die Zähne gelichzeitig putzen und brauchten nicht auf den anderen zu warten.

      „So, und jetzt nichts wie ab ins Bett“, befahl ich und wies auf das französische Doppelbett. Wir schlüpften unter die Bettdecke, nackt wie wir waren, und ich glaube, jeder von uns hing noch eine Zeitlang seinen ureigensten Gedanken nach und versuchte auf seine Art, das Erlebte zu verarbeiten. Plötzlich spürte ich ihre Hand in meiner.

      „Bitte halte meine Hand, dann weiß ich, daß ich nicht allein bin“, waren Denises letzte Worte, bevor sie einschlief und ihre Hand erschlaffte. Ein paar Augenblicke später hatte auch mich die Müdigkeit übermannt.

       Schließfächer

      Als ich aufwachte, wußte ich für einen kurzen Augenblick nicht so recht, wo ich war. Ich lag auf dem Rücken. Die Bettdecke war ein wenig nach unten gerutscht, so daß mein Oberkörper nicht mehr zugedeckt war. Ich hatte jede Menge Haare im Gesicht. Es kitzelte nicht schlecht, und das war es auch gewesen, was mich geweckt hatte. Denise hatte sich ganz an mich gekuschelt. Sie lag auf der linken Seite, hatte ihren rechten Arm über meinen Brustkorb und ihr rechtes, angewinkeltes Bein über meine Hüfte gelegt.

      Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, schob ich ihre schwarzen, gut schulterlangen Haare aus meinem Gesicht. Meine Rolex zeigte 07.30 Uhr Ortszeit. Wir hatten noch genug Zeit, es eilte noch nicht. Ich konnte noch ein bißchen liegen bleiben und Denise noch ein wenig schlafen lassen. Ich lag da und versuchte meine Gedanken von dem nackten Mädchen an meiner Seite abzulenken. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, was ich heute alles zu erledigen hätte. Das gelang mir zum Glück wesentlich besser, als ich erwartet hatte. Als erstes und wichtigstes mußten wir für Denise etwas zum Anziehen kaufen.

      Da riß mich das widerliche Klingeln des Telefons aus meinen Gedanken. Denise wachte ebenfalls auf und hatte augenscheinlich ein paar kleine Orientierungsprobleme.