GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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für Hotel, Mietwagen etc. wurden von Tante Alex, seiner Frau, erledigt. Das hatte bei meinen früheren Aufträgen bisher immer alles bestens geklappt. Ich war zuversichtlich, daß es auch bei diesem Auftrag nicht anders sein würde.

      Als erstes würde ich nun mein Hotel aufsuchen. Es würde erfahrungsgemäß ein sehr gutes Haus sein. Wenn Tante Alex ein Hotel auswählt, dann ist das immer voll in Ordnung. Sie verabscheut Billig-Absteigen.

      Ich hätte vor meinem Abflug gerne noch einen Crash-Kurs in American English bei Tante Alex belegt. Sie ist das absolute Sprachengenie in der Familie. Leider hatte das aus Zeitmangel nicht mehr geklappt.

      Meine Englisch-Kenntnisse sind wirklich nicht schlecht. Ich komme überall ganz gut durch und kann mich gut verständigen. Es ist nicht so, daß ich behaupten könnte, ich spreche fließend englisch wie Tante Alex. Das wird aber zum Glück bei den Amis ja auch gar nicht verlangt. Es gibt jede Menge Amerikaner mit einem US-Paß, die schlechter Englisch sprechen als ich.

      Ich war gespannt, wie sich mein Auftrag entwickeln würde. Er hörte sich eigentlich nicht allzu schwierig an, aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß sich das am Anfang eines Auftrags oft nicht so richtig abschätzen läßt.

      Mittlerweile waren wir am Gateway angekommen. Der Pilot bedankte sich noch einmal artig, daß wir mit British Airways geflogen waren, und wünschte uns weiterhin einen schönen Aufenthalt bzw. Urlaub. Ein kleiner Urlaub würde mir gar nicht schlecht tun. Ich war mir aber nicht sicher, ob mein Auftrag mir die Zeit für einen kurzen Urlaub lassen würde. Ich hätte verständlicherweise keine Einwände dagegen. Für alle Fälle hatte ich mal meine Badesachen mit eingepackt.

      Es war eine sehr schöne, neue Erfahrung für mich gewesen, einmal vor dem gesamten Economy-Volk, zu dem ich normalerweise auch gehörte, das Flugzeug verlassen zu können. Ich schnappte mir also meine Handgepäckstasche und die kleine Herrentasche mit all meinen Papieren und wollte das Flugzeug verlassen. Meine kleine „Zwinker-Stewardess“ wollte mir noch unbedingt eine deutsche Tageszeitung aufdrängen.

      „Sie werden vielleicht längere Zeit nichts Deutsches mehr zu lesen bekommen.“

      „Das macht nichts, ich lese auch Englisches. Zur Not nehme ich sogar mit Comics vorlieb!“, wollte ich ihr Angebot ablehnen.

      „Bestimmt finden Sie etwas darin, das Sie interessiert“, überging sie meine Ablehnung und drückte mir die FAZ in die Hand. Mir dämmerte etwas. Ich bedankte mich und verließ das Flugzeug.

      Der Weg zur Gepäckausgabe war relativ gut ausgeschildert. Ich stand kaum an dem Gummi-Förderband, als auch schon die ersten Koffer aus der Tiefe des Flughafen-Gebäudes erschienen. Nun hieß es warten. Ich habe bei der Gepäckausgabe noch nie Glück gehabt und als einer der ersten mein Gepäck erhalten. Aber heute wurde meine Geduld auf eine extrem harte Probe gestellt. Mein Samsonite war wirklich der vorletzte Koffer, der zum Vorschein kam. Es war ein dunkelblauer Samsonite mit den Initialen A.S. Tante Alex hatte mir den Koffer vererbt. Er war noch aus ihrer Jungmädchenzeit, wie sie es nannte. Sie hatte ihn damals für ihre Ausbildung gekauft, so vor knapp 20 Jahren. Er war noch top in Ordnung, und ich mochte ihn gern wegen seiner Größe und Stabilität. Die großen Initialen A. S. waren recht hilfreich, denn wie ich früher schon oft festgestellt hatte, so war es auch heute. Blaue Samsonites gibt es wie Sand am Meer. Ich hatte wirklich gedacht, meiner käme überhaupt nicht mehr. Reihenweise waren die Leute mit ihrem Gepäck bereits zur Einwanderungsbehörde und Zollkontrolle abmarschiert, während ich mich immer mehr mit dem Gedanken vertraut machte, zum ersten Mal in meinem Leben dem „Lost Luggage“-Schalter meine Aufwartung zu machen. Leicht verärgert, gleichzeitig jedoch auch erleichtert, hievte ich mein gesamtes Gepäck auf einen Trolli, die es hier zum Nulltarif gab, ganz im Gegensatz zum Flughafen München. Dort läuft unter 2,00 DM überhaupt nichts.

      Dann stellte ich mich an einer der vielen Schlangen vor der Einwanderungs- und Zollbehörde an. Die attraktiven, sprich kurzen Schlangen, waren leider „only for US-Citicens, Behinderte, werdende Mütter etc.“ Für die popeligen Bürger aus Europa oder erst recht aus Good Old Germany gab es leider keine Extra-Schlange. Das gleiche galt leider auch für die First-Class-Passengers.

      Anscheinend gab es bei irgendwelchen Leuten vor mir Probleme, denn es ging überhaupt nicht vorwärts. Die Schlangen links und rechts von mir wurden zügig kürzer, nur die Schlange vor mir nicht. Ich spielte mehrfach mit dem Gedanken, die Schlange zu wechseln, ließ es aber dann doch sein. Denn bestimmt ginge es mir hier wie sonst im Straßenverkehr. Staus und Behinderungen sind dort nämlich auch immer nur auf meiner Fahrspur, und wenn ich die Spur wechsle, dann geht es plötzlich auf der alten Spur schneller voran. Ich blieb also wo ich war und kann ohne Übertreibung behaupten, daß ich unter den letzten fünf Passagieren des Flugs BA 5857 war, die die Einreiseformalitäten am Flughafen von San Francisco hinter sich brachten. Die Einwanderungs-Prozedur in die USA war, wie man mir zum Glück bereits kundgetan hatte, wirklich eine harte Sache.

      Onkel Nick hatte mich davor gewarnt, gegenüber den Immigration-Officers Eile, Unwillen oder gar Verärgerung erkennen zu lassen. Denn diese Officers sind kleine Götter. Wenn einem deine Nase oder dein Outfit nicht paßt, dann zeigt er dir erst so richtig, was ein guter Immigration-Officer unter einer korrekten Einreise-Überprüfung versteht. Man kann hier als eiliger Neuankömmling anscheinend problemlos ein paar lustige Stündchen mit Koffer auspacken, Ausziehen der Kleidung, Bücken etc. verbringen, ohne daß man etwas gegen diese Behandlung unternehmen kann, wenn man in die USA hinein will.

      Ich gab also mein grünes Ein- und Ausreiseformular für visafreies Reisen ab, das ich im Flugzeug während des Landeanflugs folgsam ausgefüllt hatte. Was die Fragen auf diesem Formular betrifft, verdienen sie doch noch eine extra Erwähnung. Sie waren alle in etwa von folgender Qualität:

      Sind Sie geisteskrank?

      Betreiben Sie Mißbrauch mit Drogen?

      Steht hinter Ihrer Einreise die Absicht, sich an strafbaren oder unmoralischen Handlungen zu beteiligen?

      Welcher hirnverbrannte Vollidiot würde hier wohl mit „Ja“ antworten, wenn er beabsichtigte, in die USA einzureisen. Das Frage- und Antwortspiel der US-amerikanischen Einreise-Behörden war noch deutlich verbesserungsbedürftig. Während der Immigration-Officer nun mein Einreiseformular einer kritischen Würdigung unterwarf, versuchte ich, um einen guten Eindruck zu machen, ein freundliches Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Das fiel mir nach den kürzlich gemachten Erfahrungen aber leider nicht allzu leicht.

      Kaum eineinhalb Stunden nach Landung des Flugzeugs war ich nun endlich soweit, mir ein Taxi in die Innenstadt zu suchen. Ich war ziemlich überrascht über die Temperatur hier in San Francisco. Wir hatten schließlich Hochsommer, und es war trotzdem nicht allzu warm.

      Der Taxistand war direkt vor dem Terminal. Wie bei den Amis üblich, war sofort irgend so ein Kerl da, der sich um mein Gepäck kümmern und ein paar Dollar abstauben wollte. Da ich von Tante Alex über die hiesige Trinkgeld-Unsitte zum Glück bereits ausgiebig informiert worden war, ließ ich den Kerl gewähren und mein Gepäck auf dem Trolli von ihm zum nächsten Taxi fahren. Ohne Tante Alexandras Aufklärungs-Stunden hätte sein schneller Griff nach meinem Trolli ihn unter Umständen ein paar seiner Beißerchen gekostet, da ich ihm natürlich sofort einen dreisten Diebstahlversuch unterstellt hätte. Der Kerl lud die Koffer ein, und ich gab ihm danach ein paar einzelne Dollar, die ich während des Fluges in meine Hemdtasche gesteckt hatte. Das war ein Tip von Onkel Nick. Man sollte bei den Amis immer ein paar Dollar in kleiner Stückelung in den Taschen haben.

      „Tip, Sir!?!“ tönt es aus allen Ecken und Enden. Dieses ewige Bettelei nach Trinkgeld kann einem mit der Zeit ganz schön auf den Keks gehen, auch wenn man sich immer wieder verinnerlicht, daß viele von den Leuten kein Gehalt beziehen, sondern nur auf Tip-Basis arbeiten, sprich auf das Trinkgeld angewiesen sind, weil sie davon leben müssen.

      Ich nannte dem Taxifahrer die Adresse meines Hotels, des Westin St. Francis am Union Square, und machte es mir auf dem Beifahrersitz bequem. Das Taxi war ein verbeulter, alter Karren von geradezu gigantischen Ausmaßen. Ich schätzte ihn auf mindestens 6 Meter Länge. Ein Amischlitten im Holzdesign, riesig lang, riesig breit und riesig alt.

      Ich versuchte, mit dem Taxifahrer