Liebesengel küssen nicht. Ewa A.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ewa A.
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753197180
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überraschter Miene. »Wow. Dann solltest du dich an sie ranmachen.«

      Erschrocken gucke ich zu Jonas, der seinen Kopf schief legt und keine Sekunde mit seiner Antwort zögert.

      »Nein.«

      Sein Kollege stößt sich energisch von der Säule ab und kommt zum Schreibtisch, wo er sich auf der gegenüberliegenden Seite aufstützt. »Mann, Jonas! Wann warst du das letzte Mal mit einer Frau zusammen?« Keine Antwort kommt von Zuckerschnittchen, sondern bloß ein befangener Blick. Interessiert richte ich mich auf, sodass ich auf der Tischplatte sitze. Es ist noch schlimmer, als ich dachte, der süße Jonas hat eine Durststrecke hinter sich und merkt es nicht einmal. Der schwarzhaarige Macho hat derweil Jonas‘ Gesichtsausdruck richtig eingeordnet und redet sich in Fahrt, wobei mir bei seinem letzten Satz die Augen schier rauskullern wollen. »Seit drei Jahren hattest du keine Frau mehr …? Das kann doch wohl nicht wahr sein?! Verflucht, wenn dir die Kleine gefällt, dann hol sie dir und lass es dir von ihr ordentlich besorgen.«

      »Hä?«, fällt mir lediglich zu dieser Unflätigkeit ein, und ich stehe kerzengerade vor Entrüstung.

      Aber Super-Macho ist noch nicht fertig. »Alter, deine Pfeife gehört hin und wieder mal ordentlich durchgeschrubbt, und die Kleine kann das sicherlich um Längen besser als deine linke Hand. Darauf würde ich jede Wette eingehen.«

      »Uähhh. Das ist ja … widerlich«, kiekse ich und wanke rückwärts an die Wand, die hinter mir liegt.

      Fassungslos blicke ich in das Gesicht des bärtigen Arbeitskollegen, der, seinen Äußerungen zufolge offenbar ein arroganter Weiberheld ist.

      Klar, mit dem Gesicht bekommt der Idiot wahrscheinlich auch alles in die Horizontale, was er will. Die perfekt gestylte Stoppelhaarfrisur liegt nämlich voll im Trend. Seine tief liegenden Augen sind beeindruckend, denn sie glühen in einem kräftigen Grün unter den dichten Brauen.

      »Hey!«, kommt es vorwurfsvoll von Jonas. »Sie arbeitet für mich. Ich kann doch nicht …« Abermals schüttelt mein Chef den Kopf und macht dennoch einen unentschlossenen Eindruck, was mich verwirrt aus dem Shirt glotzen lässt.

      Super-Macho richtet sich auf und schlendert ziellos durch den Büroraum. »Warum denn nicht? Wer weiß, ob sich daraus nicht etwas Festes entwickelt. Und wenn Max sie mag, ist das doch prima.«

      Jonas‘ Augen wandern unruhig hin und her. »Aber was ist, wenn es sich als Fehler erweist? Dann habe ich wieder keine Tagesmutter, und Max verliert erneut eine Vertrauensperson.«

      Ehe ich mich versehe, steht der eingebildete Frauenheld auf einmal vor mir. Er schaut zerstreut umher, als suche er etwas. »Jonas, du hast doch mein Stellenangebot angenommen, um hier von vorn anzufangen. Du hast es für Max getan, aber auch für dich.«

      Plötzlich starrt der Kerl mir direkt in die Augen. Mitten ins Gesicht. Ohne Zweifel.

      Mit einem zynischen Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt, höre ich ihn sagen: »Wenn du nichts riskierst, wirst du auch nie gewinnen. So einfach ist das.«

      Der redet doch nicht mit mir? Nein. Unmöglich!

      Schlagartig verschwindet jede Freundlichkeit aus den Zügen des bärtigen Mannes, und seine schwarzen Augenbrauen bilden einen diabolischen Bogen. Die ausgeprägten Flügel seiner schmalen Nase beginnen, zu beben. Eine atemraubende Dunkelheit schlägt mir entgegen, die mich bewegungsunfähig macht. Tatenlos beobachte ich, wie er sich sein Kinn reibt. Und dann sehe ich ihn: den Fingerring der Eristen.

      Im selben Augenblick wird mir bewusst, dass ich schon die ganze Zeit über diesen typischen Gegendruck fühle, der bei ihm jedoch unglaublich stark ist.

      Wieso habe ich es nicht wahrgenommen? War ich von dem Gespräch und Jonas zu sehr abgelenkt?

      Heiß fallen mir die ganzen Dinge ein, die ich zu Jonas gesagt habe und zu dem Eristen, die entweder lüstern oder nicht nett waren – und wie ich mich benommen habe, als ich an Jonas roch oder mich auf dem Tisch räkelte. Alles hat der Erist gesehen und gehört. Einfach alles. Mir wird speiübel.

      Noch nie ist mir so etwas passiert. Noch nie ist mir etwas so peinlich gewesen wie das. Ein Feuer aus Scham setzt mein Inneres in Brand und lässt meinen Kopf wie eine Tomate leuchten, was ich an meinen erhitzten Wangen spüren kann. Die grünen Flammen in den Augen des Eristen halten mich schonungslos gefangen. Ich sehe es ihm an, dass er sich darin aalt, mich, die Cupida, vorgeführt zu haben. Dem Kerl war nach meinem ersten Wort sofort klar, wer und was ich bin: Dass ich seine Gegnerin darstelle, eine Cupida, die ihrem Klienten hinterherhechelt. Großer Gott!

      In meiner panischen Verzweiflung fällt mir nichts anderes ein, als mich augenblicklich in Luft aufzulösen und in die Cupida-Leitstelle zu flüchten. Ich fühle mich … erbärmlich.

      Wie immer, trudle ich vor Bellamys Schreibtisch ein. Der Schreck ist mir offensichtlich ins Gesicht geschrieben, denn mein Operator fragt sofort: »Evodie? Was ist los? Du siehst aus, als hättest du den Teufel höchstpersönlich gesehen.«

      Ein nervöses Lachen platzt aus mir raus. »Ja. Ja, so könnte der Teufel vielleicht tatsächlich aussehen.«

      »Oh, nein, sag nicht, es ist der gleiche Erist, wie der, mit dem Artreus und Hector Probleme hatten?«, will Bellamy wissen und schlägt sich die Hand vor den Mund.

      Erneut wird mir heiß, und ich falle in eine Schockstarre. Wie waren Artreus‘ Worte gewesen?_Hat 'ne Visage wie Luzifer persönlich. Und was hatte Hector gemeint? Ja, kann man sagen. Außerdem hatte er den Eristen als groß, dunkler Typ beschrieben. Das könnte ebenso eine zutreffende Beschreibung von meinem Eristen-Schrägstrich-Idioten sein. Ist das ein Zufall? Mit klopfendem Herzen frage ich Bellamy: »Ich … hoffe nicht. Habt ihr den Namen unseres Gegners rausbekommen?«

      Überheblicher Stolz lässt das runde Gesicht meines Operators strahlen. »Was glaubst du, mit wem du sprichst? Natürlich. Er heißt Demian.«

      »Demian«, wiederhole ich den Namen, um ihn mir einzuprägen.

      Bellamy unterbricht meine Gedanken. »Glaubst du, es ist derselbe, den du getroffen hast? Du warst doch mit deinem neuen Auftrag beschäftigt, warum läuft der dir dort in die Arme?«

      Wut ballt sich in meinem Magen zusammen. Bellamy hat recht. Warum lungert diese Knalltüte bei Jonas herum? So, wie er sich gegeben hat, und nach seinem Gegendruck zu urteilen, war er kein Anfänger. Keiner der Anfänger, die den Erstkontakt versemmeln dürfen.

      »Wie gut ist dieser Demian? Was glaubst du?«, frage ich atemlos.

      Bellamys Ausdruck beunruhigt mich zutiefst.

      »Er ist einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste. Anscheinend strebt er eine Karriere beim Löschtrupp an?«

      »Fuck!«, flutscht es mir heraus. »Das heißt, er hat bereits seit Jahrhunderten ohne GoE und sonstige gravierende Fehler gearbeitet. Denn nur dann kann man bei den Elite-Heinis mitmischen.«

      Mein Operator kichert. »Evodie, die meisten Cupidas und Eristen wünschen sich, den höheren Truppen beizutreten. Das ist nichts Besonderes. Es ist für sie das Höchste, den weißen Jumpsuit anziehen zu dürfen. Sogar mein voriger Cupida ist dorthin befördert worden.«

      »Ehrlich, ich weiß nicht, was daran toll sein soll, im Gedächtnis von Menschen rumzuwühlen und ihnen Erinnerungen einzuhauchen oder die zu löschen, die uns gefährlich werden könnten. Und diesen weißen Strampelanzug können sie gerne behalten. In dem Teil kann man gar nicht gut aussehen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit.«

      »Du behauptest, du würdest die Chance nicht ergreifen und zu den Erinnerungseinpflanzern wechseln, wenn Phileas sie dir bieten würde? Du würdest es ablehnen, für die Legion zu arbeiten, die die größte Macht hat, die schalten und walten kann, wie sie will … deren Name in Ehrfurcht geflüstert wird?«

      Es war unverkennbar, dass Bellamy mir nicht glauben wollte und sich dabei auf meine Kosten königlich amüsierte.

      »Na, na, jetzt übertreibe mal nicht. Nein, ich möchte weder ein Erinnerungseinpflanzer noch ein Radierer werden, denn