Endstation Sehnsucht. Malcom Brady. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Malcom Brady
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742750518
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Xalon.“

      „Zu diesem Abenteurer? Willst Du mir Deinen neuen Freund nicht endlich vorstellen?“

      Darauf war Virginia vorbereitet.

      „Den Eltern stellt man nur jemanden vor, wenn sich aus einer Freundschaft etwas Ernstes entwickelt, oder etwa nicht? Das ist aber zwischen mir und Claudio nicht der Fall. Wir sind nur gute Freunde. Bist Du nun zufrieden?“

      Ihre Mutter wollte etwas erwidern, doch mitten in ihren Kommentar fiel das Läuten der Haustürglocke. Mit einem Blick aus dem Fenster überzeugte sich Melba davon, das es Roger war, der allerdings in völlig ungewohnter Weise in einem SUV auf sie wartete.

      Ihre Mutter ging dicht genug an das Fenster heran um den Neuankömmling beobachten zu können. Bisher hatte er stets in der Seitenstraße geparkt, wo sie ihn nicht sehen konnte. Im Grunde gefiel ihr der Mann gar nicht schlecht, obwohl er für ihre Tochter natürlich zu alt war. Er trug hautenge, ausgeblichene Jeans und ein frisches, gelbes Polohemd. In dem SUV schien er sich allerdings nicht sehr wohl zu fühlen. Miguel Angel hingegen war zweiunddreißig und besaß bereits ein eigenes Büro in der größten Anwaltskanzlei der Stadt. Er war für sie immer so etwas wie der perfekte Schwiegersohn gewesen und jetzt schien alles wieder aus dem Lot zu fallen.

      „Warum kommst Du mit dem SUV?“ fragte Melba überrascht, als sie einen Augenblick später neben Claudio in dem großen Wagen Platz nahm.

      „Der MG ist heute morgen nicht angesprungen“, erzählte der ihr die gleiche Geschichte die er bereits am frühen morgen seinem Freund aufgetischt hatte.

      „War das eigentlich Deine Idee, nicht nach Benidorm zu fahren?“ fragte er, obgleich er wusste, dass Luis dahintersteckte. Als sie vor dessen Finca angekommen waren, betätigte er gewohnheitsgemäß die Hupe. Es klang allerdings anders wie aus seinem MG. Irgendwie modern und leblos. Auf der Terrasse kam ihnen der Hausherr entgegen. Er trug ein buntes T-Shirt und modische Boxershorts. Dazu baumelte wieder diese Kette mit dem goldenen Kreuz auf seiner Brust. Sie verbrachten den langen Nachmittag mit Tischtennisspielen und am kleinen Pool bei eisgekühlten Erfrischungsgetränken. Melba hatte eindrucksvoll bewiesen, dass ihr spielerisches Können zu weit mehr taugte als nur für den Hausgebrauch. Claudio ärgerte es, dass sie ihn hatte weitgehend schlecht aussehen lassen, während sie Luis den entscheidenden Satz geschenkt hatte, weil der ansonsten ebenfalls gewaltig unter die Räder gekommen wäre. Später präsentierte sie ihre aufregende Figur in einem knappen, weißen Bikini. Claudio trank bereits seine dritte Flasche Bier an diesem Nachmittag, während Melba lässig ihre langen Beine im Bassin des Pools baumeln ließ.

      „Freust du dich auf die Karibik?“ suchte Luis wieder das Gespräch mit ihr.

      „Ja und wie!“, antwortete sie und wieder erschien eine feine Röte auf ihren Wangen. Claudio wurmte es mächtig, dass sein Freund schon wieder bei Melba herum hockte. Und dass, obwohl die Reise noch nicht einmal begonnen hatte. Das konnte ja heiter werden. Nach Tapas und Gazpacho brachten die beiden Freunde die Dame nach Hause. Irgendwie lag eine unerklärliche Spannung in der Luft.

      Bei ihrer Rückkehr in ihr Haus in Montebello vernahm Melba Stimmen aus dem Wohnzimmer. Sie verharrte eine Weile in der dunklen Diele, dann öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer und ihre Mutter stand mit fragendem Blick vor ihr.

      „Miguel Angel ist da“, sagte sie, als ob sie ihrer Tochter damit eine freudige Überraschung bereiten wollte. Ihr Ex wirkte etwas verunsichert.

      „DU bist hier?“ Melba begrüßte ihn kühl.

      „Das überrascht Dich, nicht wahr? Wie war es denn in Benidorm?“ setzte er schnell nach.

      „Ich war nicht in Benidorm. Wir sind in Xalo geblieben.“

      „Ah, Du gehst im Haus deiner neuen Freunde bereits ein und aus“, sagte er mit einem ironischem Unterton. Melba ließ sich nichts anmerken und ergänzte: „…und danach waren wir noch im Terrazitas.“

      „Nobel, nobel“, erwiderte Miguel Angel beeindruckt, knabberte an seiner Unterlippe und schaute hilflos auf ihre Mutter.

      „Es ist wohl besser wenn ich jetzt gehe. Ich rufe in den nächsten Tagen mal an“, sagte er und war schon bei der Tür.

      „Es würde uns freuen“, rief die alte Dame hinter ihm her, auch stellvertretend für ihre Tochter.

      „Wie soll das nun weitergehen?“ fragte sie kurze Zeit später, ohne zu ahnen, dass sie damit eine Antwort heraufbeschwor, welche sie wie ein Peitschenschlag treffen sollte.

      „Ganz einfach, ich werde mit meinen neuen Freunden in die Karibik reisen.“

      „Du hast…., du willst…?“ kam es statt einer Antwort wie ein ersticktes Röcheln aus dem Mund ihrer Mutter.

      „Ja, warum denn nicht?“ Melba lächelte gequält. „Ich brauche dringend eine Luftveränderung und die beiden sind sehr umgänglich.“

      „….und was soll aus Miguel Angel werden…? Kind, hast du dir das auch gut überlegt? Immerhin kennst du die beiden ja erst seit ein paar Wochen.“

      „Mutter, las das bitte meine Sorge sein!“

      Es war ihr einfach nicht danach ihrer Mutter alles noch einmal zu erklären um dann immer die gleichen Antworten zu erhalten. Das was sie in diesem Moment am meisten beschäftigte, konnte sie sowieso nicht mit ihr besprechen.

      Die nächsten sieben Tage verliefen im Zeichen des großen Aufbruchs in die Karibik. Claudio hatte noch seinen „Frosch in die Werkstatt gebracht während Melba und Luis langsam ihre Koffer packten.

      Dann kam der große Tag. Zunächst mussten sie nach Malaga. Von dort aus sollte sie ein Kreuzfahrtschiff in die Karibik bringen.

      Melbas Abschied von ihren Eltern war mit vielen Tränen verbunden, aber auch gespickt mit Ratschlägen, Ermahnungen und versteckten Vorwürfen, so dass es beinahe zuletzt noch zu Missstimmungen zwischen Eltern und Tochter gekommen wäre. Doch das alles lag jetzt hinter ihr. Sie befand sich auf dem Weg nach Malaga...

      Kapitel 2

       Dr. Robinson muss sich einfach irren! Natürlich hat er sich vertan! Er hat einfach eine Null am Ende vergessen! Zehn bis zwanzig, wollte er sagen und das war schon verdammt wenig. Ich weiß, es ist wohl niemals genug aber zehn bis zwanzig Jahre klingt in jedem Fall besser als eins bis zwei.

      Kapitän Efraim Rodriguez senkte den Kopf und löste den Gürtel an der Schnalle ein wenig, um sich etwas Platz zu verschaffen. Danach berührte er mit den Daumenkuppen die Unterseite seines Brustkorbes. Was für ein Quacksalber, dachte er. Ein Jahr gibt er mir noch, ein verdammtes Jahr! Das Zweite hatte er schnell angehängt, als er bemerkte, dass es mich beinahe umhaute. Natürlich hat er die Null am Ende nicht vergessen. Es gibt sie einfach nicht!

      Nachdenklich verließ er die Arztpraxis seines langjährigen Hausarztes in El Limonar, einem noblen Wohnviertel von Malaga. Krebs lautete das niederschmetternde Urteil des Doktors. Dazu kam das vernichtende Wort „unheilbar“.

      Vor einigen Jahren hatte es angefangen. Zunächst waren es nur leichte Beschwerden im Unterleib gewesen. „Die Bauchspeicheldrüse macht dir Probleme“, hatte Doktor Robinson prognostiziert. Was dann folgte, waren unzählige medizinische Behandlungen und eine Operation, wobei man ihm die bereits befallene Stelle entfernt hatte. Für eine kurze Zeit war eine gewisse Besserung eingetreten, aber dann kamen sie wieder, diese Ausfälle. Meist nur für ein paar Stunden, denn er hatte gelernt entsprechende Medikamente schmerzstillend einzusetzen. Aber auf scharf gewürztes Essen hatte er trotzdem nicht verzichtet.

      Am Paseo Limonar bestieg er ein Taxi, das ihn zum Hafen bringen sollte. Der Fahrer hatte einen Latinosender eingeschaltet, doch die fröhlichen Rhythmen aus dem Radio nahm