Endstation Sehnsucht. Malcom Brady. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Malcom Brady
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742750518
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zu einem der neugierigen Besucher gerufen worden, der unbedingt eine dringende Frage über das Innenleben des beeindruckenden Schiffes beantwortet haben musste. So etwas nannte die Reederei dann Öffentlichkeitsarbeit. Ansonsten waren Luis und er, zusammen mit ein paar Männern von der Besatzung, an diesem Nachmittag die einzigen Personen an Bord der Marilu.

      Efraim zeigte seinem Besucher die Brücke. Schon beim Eintreten in die Kommandozentrale, erkannte Luis, dass sie ihren Namen zu Recht trug. Er bestaunte die riesigen Schalttafeln mit einer unzähligen Menge an Knöpfen und Schaltern, dazu die großen Monitore, sowie Radar,-und Navigationsgeräte, die eine kontinuierliche oder diskrete Überwachung der geplanten Schiffsroute gewährleisteten. Dabei war besonders das ECDIS System, eine elektronische Seekarte die viele funktionale Möglichkeiten bot, eine große Hilfe. Die Stirnseite der Brücke, bestand aus einem einzigen, riesigen Panoramafenster, von dem aus man jetzt die ganze Bucht von Santa Martha überschauen konnte.

      „Trotz neuster Techniken bietet mir der Blick aus dem Fenster nach wie vor die wichtigsten Informationen“, erklärte Efraim. Durch das Fenster kann ich Zustand und Positionen anderer Schiffe, Seezeichen, Küstenlinien sowie die Bewegungen meines eigenen Schiffes beobachten. Es liefert mir direkte Informationen, ganz ohne mechanische oder elektronische Vermittlung.“

      Desweiteren lernte Luis die Manövriereinrichtung des Schiffes kennen und begutachtete das große Steuerrad, welches neben dem eigentlichen Ruder auch Anzeigen für den Soll und Ist Kurs des Schiffes, sowie für den Ruderwinkel und die Drehgeschwindigkeit beherbergte. Daneben befand sich der Autopilot, mit dessen Hilfe man einen ganz bestimmten Kurs eingeben konnte.

      „Und das hier wollen Sie wirklich alles aufgeben?“ fragte Luis, nachdem er genug gesehen hatte. Efraim hatte ihm am Nachmittag kurz von seinen Plänen erzählt.

      „Weißt du, ich finde, dass ich lange genug zur See gefahren bin. Manchmal genügt hier an Bord schon eine Kleinigkeit, etwas Belangloses, um ein großes Chaos zu entfachen. Dazu die Horden von Passagieren, oftmals undankbar und schlecht gelaunt, obwohl wir alle versuchen, unser Bestes zu geben. Früher, als ich noch Lastschiffe gefahren habe, war es anders gewesen. Ich hatte nur meine Mannschaft und eine Ladung, die zu einer bestimmten Zeit an einem vorgegebenen Ort sein musste. Das war alles. Heute muss ich den ganzen Tag gut gelaunt sein, unzählige Fototermine über mich ergehen lassen und mich mit einer Herde unzufriedener und verwöhnter Passagiere auseinandersetzten. Mit Abenteuer und Freiheit auf den großen, weiten Weltmeeren hat das schon lange nichts mehr zu tun. Ich möchte einfach mein Leben ändern und noch etwas anderes versuchen.“

      Luis verstand sofort, was der Kapitän ihm mitteilen wollte. Im Grunde war er der gleichen Meinung. Er erzählte dem Kapitän von seinen eigenen Reiseplänen quer durch die Karibik und was Claudio und er sich erhofften, dort zu finden.

      „Fahrt doch mal nach Kuba“, schlug Efraim vor. „Ich persönlich kenne nur Havanna und Santiago. Für uns Besucher mit den richtigen Devisen, lässt es sich dort ganz gut leben, auch wenn... aber da sprichst du am besten mit Rubén, unserem Bordmusiker. Der ist Kubaner und kann dir einiges über seine Heimat erzählen. So, genug gequatscht! Nun muss ich zusehen, dass ich mein Schiff klar bekomme. Bis zum Auslaufen verbleiben mir gerade noch zwei Stunden und mittlerweile dürften auch die ersten Passagiere wieder zurückgekehrt sein...“

      Genauso war es auch. Zum Abendessen saßen wieder alle glücklich vereint im unteren Teil des McBeths Speisesaals und erfreuten sich an der exquisiten Menüauswahl, die ihnen Francisco Orlando wie an jedem Abend offerierte. Fast schon übermütig berichteten sie von ihren gelungenen Landausflügen nach Santa Martha. Einige hatten es sogar bis zum indianischen Tairona Nationalpark geschafft. Melba war wieder ganz sie selbst und sah, wie Claudio fand, noch hinreißender aus als sonst. Sie hatte nach ihrer Rückkehr ausgiebig geduscht und sich dann für den Abend in Schale geschmissen. Sie wirkte so anders als noch am Nachmittag. Irgendwie noch weiblicher und verführerischer. Alles stimmte an ihr, selbst die kleinsten Details: Von den sanften Bewegungen ihrer Hüften, in dem engen, körperbetonten Samtkleid, bis über die Höhe ihrer Absätze zu den perfekten Konturen ihres Gesichtes, mit den feinen Formen von Kinn, Stirn und Augen. Die wirkten durch die kunstvolle Anwendung von Lidschatten und Eye Liner noch größer als sonst, dazu kamen die langen Wimpern und ihre aufgesteckte, volle Haarpracht.

      Soweit zu den Gefühlen der Ausgeglichenheit, dachte Claudio und fand, dass es an der Zeit war einen Schlachtplan zu entwerfen. Der einfachste Weg wäre an ihre Kabinentür zu klopfen und um Einlass zu bitten. Aber nein, das ist irgendwie zu plump. Ich muss mir schon etwas Besseres einfallen lassen.

      So saß er bei der Vorspeise und grübelte vor sich hin. Francesco Orlando servierte Shrimpssalat auf einer silbernen Platte, und noch während Claudio den italienischen Oberkellner bei seiner eleganten Ausführung beobachtete kam ihm die entscheidende Idee. Er musste nur noch ein Wörtchen mit dem Zimmerservice reden, aber dass würde er mit Sicherheit hinbekommen…

      Erlöst und in voller Vorfreude auf den „lebendigen Nachtisch“, widmete er sich seinem Abendessen und bestellte vorab für sich und Melba einen französischen Rotwein. Der weitere Abend verlief zunächst ähnlich wie die vorherigen. Melba wollte noch ein wenig Nachtleben auf der Marilu genießen. Seiner Ansicht nach waren die Akteure auf der Marilu nicht gerade die Creme de la Creme. Nur der kubanische Gitarrist bildete eine einsame Ausnahme. Im Theater versprach eine Celine Dion Imitation angenehme Unterhaltung, doch Claudio wäre Rubéns Rockmusik wesentlich lieber gewesen.

      „Sei doch nicht immer so kritisch! Jede andere Person scheint sich hier bestens zu vergnügen“, maulte Melba und erteilte seinen Bemühungen bezüglich dem „lebendigen Nachtisch“, bereits vorab einen leichten Dämpfer.

      „Über Geschmack lässt sich nun mal nicht streiten“, antwortete er ein wenig kleinlaut. Celine Dion sang weiter, was auch nicht gerade zu einem Stimmungswechsel beitrug. Schließlich sagte Melba bestimmt: „Es war ein langer Tag heute, begleitest du mich bitte noch an meine Kabine?“

      Das sah ganz und gar nicht gut aus. Es wurde nichts, mit seinem schönen Plan, dabei hatte er sich alles so wundervoll ausgemalt. Roberto, vom Roomservice hatte sich bereit erklärt, ihm für einen kurzen Augenblick seine Arbeitsuniform zur Verfügung zu stellen und in diesem Outfit hatte er Melba quasi als neuen Servicemitarbeiter überraschen wollen. So ein Mist, dachte er. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Vielleicht ergibt sich in der kommenden Nacht eine bessere Gelegenheit...

      Zurück in seiner eigenen Kabine, sah er, dass Roberto das gedämpfte Dämmerlicht hatte brennen lassen. Die Bettdecke war etwas zurückgeschoben und auf seinem Kopfkissen lag ein Stück Schokolade, während ein Handtuch diesmal zu einem Tintenfisch zusammengelegt worden war und den unteren Teil seines Bettes schmückte. Alles kleine Aufmerksamkeiten die das zu erwartende Trinkgeld erhöhen sollen. Aber was nützt einem schon die romantischste Kabine, wenn man sie nicht mit einer schönen Frau teilen kann? Genau daran dachte er, bevor er einschlief.

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