Endstation Sehnsucht. Malcom Brady. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Malcom Brady
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742750518
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und knapp. Sie gab sich den Anschein, als bemerkte sie die Fangfrage überhaupt nicht. Trotzdem huschte erneut eine feine Röte über ihre Wangen, was Claudio abermals nicht entging. In diesem Augenblick kam Luis mit einem Tablett voller Bierflaschen und Gläser zurück auf die Terrasse.

      „Lasst uns auf die Karibik anstoßen“, sagte er nachdem er die Getränke vom Tablett genommen hatte. Ein wenig lustlos prostete Claudio seinem Freund und seiner neuen Eroberung zu. Die gesamte Vorfreude war ihm irgendwie vergangen. Was folgte war eine belanglose Konversation, in der sich Luis nach ihren beruflichen Plänen erkundigte.

      „Ich bin Computerspezialistin und möchte noch Informatik studieren, oder aber etwas mit Mode machen, dass hat mich schon immer interessiert“, erklärte Melba.

      „Da stehen Dir mit ziemlicher Sicherheit überall die Türen offen…“ sagte Luis und dachte an ihr Aussehen und an ihre atemberaubende Figur. Danach wechselte er das Thema und kam auf die Kreuzfahrt zu sprechen. Er erzählte von den Reiseplänen, die er gemeinsam mit Claudio ausgearbeitet hatte. Sie beabsichtigten in der Dominikanischen Republik von Bord zugehen und wollten danach einige der kleineren Inseln besuchen. Antigua, St. Johns, St. Lucia, Barbados, Guadelupe und Tobago. Irgendwann, wenn sie es leid waren, würden sie dann wieder zurück nach Europa fliegen.

      Später schlug Luis vor, zum Abendessen ins Restaurant Las Terrazitas zu fahren und obwohl sie alle in seinem geräumigem SUV Platz gefunden hätten, bestand Claudio darauf, zusammen mit Melba den MG zu nehmen. Er wollte wenigstens diesen kurzen Augenblick mit ihr alleine sein.

      „Du bist mir vorhin ausgewichen, als ich von dir wissen wollte, wie er Dir gefällt“, sagte er, während sie noch vor dem SUV die alte Holzbrücke erreichten.

      „Ich habe dir doch schon gesagt, dass er in Ordnung ist“, erwiderte sie zynisch. „Wolltest Du etwas anderes hören?“

      „Glaubst Du, ich habe nicht bemerkt, wie interessiert Du ihn angesehen hast, während er von der Karibik erzählt hat?“

      „Lieber Himmel, Du bist vielleicht kindisch! Soll ich vielleicht wegschauen, wenn Dein Freund mit mir spricht?

      Es war ihnen anzusehen, dass sie sich gestritten hatten, als sie auf den Parkplatz des Restaurants fuhren und auf Luis warteten. Es war noch verhältnismäßig früh und so konnten sie unter den besten Plätzen auswählen. Der Tisch, den sie sich ausgesucht hatten, bot einen herrlichen Blick über das anliegende Schwimmbad. In der Ferne konnten sie die Berge und sogar das Dach von der Finca sehen. Luis hatte das Grundstück auf dem sie stand vor langer Zeit für kleines Geld erworben und aus dem alten Haus und dem verwilderten Garten mit Liebe und viel Geschick das gemacht, was es heute war: Ein wunderschönes Anwesen, wie es nur wenige im Jalontal zu sehen gab. Aber an all dem konnte sich Claudio an diesem warmen Sommerabend nicht mehr so richtig erfreuen. Das Abendessen fiel mehr als üppig aus und Luis ließ sich nicht lumpen. Überhaupt hatte Claudio seinen Freund selten in einer so ausgelassenen Stimmung erlebt. Was die Anwesenheit einer hübschen Dame nicht alles bewirken konnte…

      Melba versuchte die ganze Zeit hinüber sich bewusst unbeteiligt zu zeigen. Was gingen ihr die Eifersüchteleien der beiden Freunde an? Sie dachte an die zaghaften Flirts von Miguel Angel, die ihr nicht wirklich unter die Haut gegangen waren. Sicher, er war damals irgendwie männlicher und reifer gewesen als die gleichaltrigen Jungs in ihrer Klasse und beim ersten Mal hatte sie eigentlich nur herausfinden wollen, wie es war und was sie dabei und danach empfinden würde.

      Schon bald merkte sie, dass dies nicht alles gewesen sein konnte. Es war keinesfalls die großartige Erfüllung gewesen, wovon immer in den Liebesromanen, die sie heimlich gelesen hatte, die Rede war. Auf jeden Fall nicht mit Miguel Angel. Und nun war sie an diese beiden Freunde geraten und war im Begriff ein ungewisses Abenteuer einzugehen.

      „Wir bringen Dich selbstverständlich nach Hause“, sagte Luis und riss sie damit aus den obigen Gedanken. Der Protest seines Freundes und dessen Angebot, Melba in seinem kleinen Sportwagen heim zu fahren, schmetterte er entschieden ab.

      „Du hast mehr getrunken als es für dich gut ist und Melba würde es sicher nicht gut bekommen, wenn Du mit dem tiefliegenden Wagen über die Schlaglöcher donnerst!“

      Damit war die Transportfrage geklärt.

      „Hast Du Lust morgen wieder vorbeizukommen“, fragte Luis beim Abschied. „Eigentlich wollte ich mit Claudio nach Benidorm fahren“, stammelte sie, „aber wenn Du meinst…?“

      „Ihr wollt doch wohl nicht wie all die anderen am morgigen Feiertag in einer langen Blechlawine dahin kriechen, wo ich hier die schönste Naturlandschaft direkt vor der Haustür habe!“

      Kurzum, Melba stimmte seinem Plan zu, obgleich sie wusste, dass es nicht in Claudios Interesse war. Er wollte viel lieber mit ihr alleine sein, mit ihr ausgehen und sich beneiden lassen. Mit einer Wut sondergleichen im Bauch versuchte er am späten Abend seinen Oldtimer in die Garage seines Freundes zu fahren und dabei geschah es dann: Auf der sandigen Auffahrt rutschte der „Frosch“ hinten weg und prallte mit dem hinteren Kotflügel gegen die Garagenmauer. Diesmal hatte er es zu weit getrieben.

      „So ein verdammter Mist!“ fluchte er laut vor sich hin. „Das hat mir gerade noch gefehlt!“ Er brachte den abgewürgten Motor wieder in Gang und setzte den Wagen ein paar Meter zurück um von der Mauer freizukommen. Danach sah er sich den entstandenen Schaden an, murmelte etwas von ein paar hundert Euro und stellte den geschundenen MG so dicht an die linke Wand, dass man die Blessuren nicht auf den ersten Anhieb erkennen konnte. Jetzt war es aber wirklich Zeit für ein kühles Bier. Genervt legte er sich in die große Hängematte die Luis über seine Veranda gespannt hatte und sagte noch zu seinem Freund: „ So ein Scheißtag heute! Ich bin müde und komme mir reichlich überflüssig vor.“

      Ohne eine Antwort abzuwarten schlief er augenblicklich ein.

      Als Melba die Wohnung betrat, schliefen ihre Eltern bereits. Es war schon nach Elf. Die Stunden mit Claudio und Luis waren ihr wie im Flug vergangen. Auf ihrem Nachttisch lag eine Notiz ihrer Mutter: „Miguel Angel hat angerufen. Er erwartet deinen Rückruf in der Kanzlei. Schlaf gut!

      Was kann der so spät in der Nacht noch von mir wollen?, fragte sie sich und wieso ist er überhaupt noch in seinem Büro? Zudem habe ich ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, dass es vorbei ist! Instinktiv wählte sie die Nummer der Kanzlei. Miguel Angel meldete sich bereits nach dem ersten Freizeichen. Er schien auf ihren Anruf gewartet zu haben.

      „Hola, hier ist Melba, bitte entschuldige meinen späten Anruf, aber ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Was gibt es denn?“

      Sie bemerkte das Zögern in seiner Stimme.

      „Eigentlich wollte ich dir nur etwas sagen, aber sicher ist es dafür jetzt viel zu spät?“

      „Ach Miguel Angel“, sagte sie mit gähnender Stimme. „Hast du denn alles vergessen, was ich dir beim letzten Mal gesagt habe?“

      Ist ja schon gut. Ich denke es ist besser, wenn wir ein andermal darüber reden“, und damit hatte er auch schon aufgelegt. Melba hielt verblüfft den Hörer in der Hand. Was war denn das jetzt? Dann eben nicht! Damit war das Thema Miguel Angel wenigstens für diese Nacht für sie erledigt. Und trotzdem lag sie noch lange wach ohne den erlösenden Schlaf zu finden. Der Gedanke an die bevorstehende Reise hatte sie aufgewühlt und dazu spürte sie noch immer die sanfte Berührung der männlichen Hand, die mehr gesagt hatte als viele Worte….

      Ist es wirklich richtig, dass ich Claudios Einladung angenommen habe? Immerhin scheint er ebenfalls große Erwartungen an unser Zusammensein zu hegen.

      Noch ehe sie eine Antwort auf ihre Frage gefunden hatte, war sie eingeschlafen.

      „Hast Du schon mit Miguel Angel gesprochen?“, lautete die neugierige Frage ihrer Mutter am nächsten Morgen beim Frühstück.

      „Ja, das habe