Hohe Leistungen erwarten, nächste Schritte anregen und eine positive Fehlerkultur aufbauen: Bildungsprozesse werden unterstützt, wenn Kinder verbal ermutigt, anerkannt und motiviert, von ihnen zugleich hohe Leistungen erwartet werden und ihnen (im Sinne der Präsupposition) viel zugetraut wird. Zudem ist es zentral, dass Pädagoginnen bzw. Pädagogen Ideen für nächste Entwicklungs- bzw. Lernschritte einbringen und die Kinder in der »Zone der nächsten Entwicklung« (vgl. Vygotskij 2002) herausfordern. Weiter ist eine positive Fehlerkultur wichtig, bei der Fehler als Anlass zum Nachdenken über das eigene Lernen verstanden werden (vgl. Oser & Spychiger 2005).
7.2 FÖRDERUNG DER SOZIALEN BEZIEHUNG BEI GEFÜHRTEN AKTIVITÄTEN UND DEREN UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE LEHRPERSON (BAUSTEINE C UND D)
Gemeinsame Aktivitäten sind Kontaktsituationen für die Gruppe und auch eine Möglichkeit in Kontakt mit der Pädagogin zu treten. Kritisch sind sie dann, wenn die Kinder nur ruhig sitzen und warten müssen (vgl. Pfiffner & Walter-Laager 2009). Wesentlich ist dabei, dass die Pädagoginnen und Pädagogen die Kinder bewusst ansprechen (auch mit ihren Namen) und sie in Nebensätzen durch das Ansprechen gemeinsamer Erlebnisse oder Interessen einbeziehen. Sobald die Situation in kleineren Gruppen mit Angeboten gestaltet wird, können die Kinder wiederum bewusst begleitet und unterstützt werden.
8 FAZIT
Wie der unmenschliche Kinderversuch zeigt, der zu Beginn dieses Beitrags geschildert wurde, sind soziale Beziehungen überlebenswichtig. Schon ab der Geburt beginnen Säuglinge zu ihren nächsten Bezugspersonen eine enge Bindung aufzubauen, die im Laufe der Kindheit und dann vor allem in der Jugend einen Wechsel im Fokus auf die verschiedenen Personengruppen vollzieht. In der Spielgruppe, in der Kita und im Kindergarten bilden die sozialen Beziehungen zu den Kleinkinderzieherinnen, den Pädagoginnen und Pädagogen insgesamt die Grundlage für das Zusammenleben und auch für Lern- und Bildungsprozesse. Dies sollte bei der Gestaltung des pädagogischen Alltags immer mitbedacht und jede Möglichkeit für eine interessierte Hinwendung zu den Kindern ergriffen werden. Natürlich gilt dies nicht nur im Notfall, sondern sollte vorab auch im Spiel oder bei gemeinsamen Unternehmungen und Aktivitäten geschehen.
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