38 Text: Acta Apostolicae Sedis 25 [1933], 389ff. Reichsgesetzblatt von 1933, II, 679ff. [Deutscher und italienischer Text. In den A. A. S. hat das ganze Vertragswerk die Überschrift: Inter Sanctam Sedem et Germanicam Rempublicam Sollemnis Conventio, der italienische Text: Concordato fra la Santa Sede ed il Reich Germanico], online: http://www.ibka.org/artikel/ag97/reichskonkordat.html. (Zugriff: 2.9.2015).
39 Vgl. Rudolf Lill, Konkordate, in: Gerhard Müller (Hrsg.), Theologische Realenzyklika (TRE), Bd. XIX, 462-471.
40 Angelo Mercati, Raccolta di Concordati su materie ecclesiatiche tra la Santa Sede et le Autorità civili, 2 voll. (1898-1914 e 1915-1954, Città del Vaticano, 1919 e 1954. José T. Martín de Agar, Racolta di Concordati 1950-1999, LibEdVat 2000; ders., I Concordati del 2000, LibEdVat 2001.
41 Vgl. Jean-Claude Périsset, Die aktuelle Konkordatspolitik des Heiligen Stuhles: Archiv für katholisches Kirchenrecht (AfKathKR) 177 (2008), 464-478.
42 Das gilt z.B. für den Mainzer Bistumsvertrag (1946), in: Joseph Listl (Hrsg.), Die Konkordate und Kirchenverträge in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. I, Berlin 1987. 397-400.
43 Vgl. Peter M. Huber, Konkordate und Kirchenverträge unter Europäisierungsdruck?, in: AfKathKR 177 (2008), 411-446, 413.
44 Vgl. ebd., 413.
45 Vgl. Christian Hermes, Konkordate im vereinigten Deutschland, Ostfildern 2009.
46 Die Katholische Kirche hat noch einen zweiten Hl. Stuhl, den Bischofssitz von Mainz, der aber völkerrechtlich keine Bedeutung hat. Mainz erhielt den Titel „Heiliger Stuhl“ in der Amtszeit von Erzbischof und Reichserzkanzler Willigis (975-1011). Der Titel ist bis heute bestätigt.
47 Vgl. Ilona Riedel-Spangenberger, Konkordate, in: Axel Frhr. v. Campenhausen, Ilona Riedel-Spangenberger, P. Reinhold Sebott SJ (Hrsg.), Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht (LKStKR), Bd. II, Paderborn 2002, 616-618.
48 Bildnachweis: FAZ.net http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/dervatikan-gott-geld-und-die-macht-12108850/infografik-der-vatikanstaat12112978.html (Zugriff: 2.9.2015).
49 Vgl. Axel Frhr. v. Campenhausen, Staatskirchenvertrag, in: Axel Frhr. v. Campenhausen, Ilona Riedel-Spangenberger, P. Reinhold Sebott SJ (Hrsg.), LKStKR, Bd. III, Paderborn 2004, 590-593.
50 Zur geschichtlichen Entwicklung in Deutschland: Alexander Hollerbach, Die vertragsrechtlichen Grundlagen des Staatskirchenrechts, in: HdbStKr2, Bd. I, 263- 266; Joseph Listl, Kirche und Staat in der Bundesrepublik Deutschland, HdbkathKR2, 1281-1282.
51 Vgl. grundlegend: Joseph Listl, Konkordat und Kirchenvertrag, in: Münchener Theologische Zeitschrift (MThZ) 39 (1988), 63-78.
52 Vgl. Urs Brosi, Einführung in das Staatskirchenrecht der Schweiz, Skript, Luzern 2002.
53 Vgl. Axel Frhr. v. Campenhausen, Heinrich de Wall, Staatskirchenrecht, (Fn. 19), 45-50.
54 Vgl. Stefan Kirchner, Konkordate, in: Hans Michael Heinig, Hendrik Musonius (Hrsg.), 100 Begriffe aus dem Staatskirchenrecht, Tübingen 2012, 133-135.
55 Rudolf Morsey, Die katholische Volksminderheit und der Aufstieg des Nationalsozialismus 1930-33, in: Konrad Repgen, Klaus Gotto (Hrsg.), Die Katholiken und das Dritte Reich, Mainz 1990, 13.
56 Vgl. Ebd., 24.
57 Vgl. Klaus Scholder, Die Kirchen und das Dritte Reich Bd. I, 1986, Barmen, Rom, 482.
58 Joseph Listl, Die Fortgeltung und die gegenwärtige staatskirchenrechtliche Bedeutung des Reichskonkordats vom 20. Juli 1933 (Sonderdruck aus: Festschrift für Louis Carlen zum 60. Geburtstag), Zürich 1989, 332.
59 BVerfG vom 26. März 1957, 2 BvG 1/55, abgedruckt in: BVerfGE 6, 309 367.
60 Vgl. hierzu den Einleitungsbeitrag von Joseph Listl, „Konkordate und Kirchenverträge“ über die historische Entwicklung des Staatskirchenvertragsrechts der einzelnen Länder der Bundesrepublik Deutschland in: Joseph Listl, Die Konkordate und Kirchenverträge, (Fn. 42), 3 ff.
61 Zum verfassungsrechtlichen Grundverhältnis zwischen Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland vgl. die bedeutsame Darstellung von Ulrich Scheuner, Das System der Beziehungen von Staat und Kirchen im Grundgesetz. Zur Entwicklung des Staatskirchenrechts, in: Ernst Friesenhahn, Ulrich Scheuner (Hrsg.), in Verbindung mit Joseph Listl, HdbStKR, Bd. I, Berlin 1974, 5-86. Zur Rechtsnatur und zur staatskirchenrechtlichen Bedeutung der Staatskirchenverträge, d.h. der Konkordate und der evangelischen Kirchenverträge sowie der zwischen dem Staat und anderen Religionsgemeinschaften abgeschlossenen Kirchenverträge, im Allgemeinen vgl. Alexander Hollerbach, Die vertragsrechtlichen Grundlagen des Staatskirchenrechts, in: HdbStKR2, Bd. I, 253-287.
Kapitel 2: Was kommt nach den Auseinandersetzungen über die Superiorität und Inferiorität von Institutionen? Aussagen des katholischen Lehramtes zum Verhältnis von Religion und Staat
Wendet man sich den Lehraussagen der katholischen Kirche über das Verhältnis von Kirche und Staat zu, wird man keine geschlossene Doktrin erkennen können. So wechselvoll wie die Geschichte sind auch die Begründungsversuche über Jahrhunderte zugunsten der kirchlichen Superiorität (vor allem unter Berufung auf Röm 13, 1-7; Apg 5,29) und die Abwehr eines staatlichen Anspruchs gewesen, allein die bestimmende Macht zu sein. Letztlich kommt es erst im 20. Jahrhundert zu einer respektvollen Anerkennung der jeweiligen Autonomie der Institutionen Staat und Kirche.62 In allen Auseinandersetzungen ging es immer wieder um dieselben Fragen: Wie unterscheiden sich kirchliche und weltliche Gewalt? Kann der Staat in innere kirchliche Angelegenheiten eingreifen? Kann die Kirche in staatliche Angelegenheiten eingreifen bzw. kann sie die staatliche Gewalt für ihre eigenen Ziele in Anspruch nehmen?
Die wichtigsten Quellen für die heutige Lehre der Kirche sind das 2. Vatikanische Konzil, hier vor allem die Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis Humanae (DH), die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes (GS) (Nr. 76) und deren kirchenrechtliche Umsetzung im CIC/1983 und im CCEO/1990. Da es sich bei diesen, den kirchlichen Gesetzen zugrunde liegenden Lehraussagen um kirchliche Stellungnahmen handelt, geht es dem Konzil vor allem darum, wie sich der Staat zur Kirche und nicht so sehr, wie sich die Kirche zum Staat verhalten soll.
1. Religiöse Freiheit oder Religionsfreiheit?
Das Bekenntnis des 2. Vatikanischen Konzils zur Religionsfreiheit war nach dem Verlauf der Weltgeschichte tatsächlich nicht selbstverständlich, seit der Zeit der Aufklärung und der säkularen Nationalstaatenbildung jedoch tatsächlich überfällig. Gleichwohl ist daran zu erinnern, dass es zur Zeit des Konzils noch eine Reihe mehrheitlich katholischer Staaten gab, in denen die katholische Konfession in der Verfassung als Staatsreligion anerkannt war.63 Aufgrund dieser Situation verwundert es nicht, dass die Formulierung der Religionsfreiheit zunächst als eine Forderung der Katholischen Kirche an die Staaten verstanden worden ist. Erst auf den zweiten Blick weitete sie sich ceteris paribus für alle anderen Religionen:
„Das Vatikanische Konzil erklärt, dass die menschliche Person das Recht auf religiöse Freiheit hat. Dieses Recht der menschlichen Person auf religiöse Freiheit muss in der rechtlichen Ordnung der Gesellschaft so anerkannt werden, dass es zum bürgerlichen Recht wird.“ (DH 2)
Das Konzil selbst definiert nicht was es unter dem Begriff libertas religiosa, der wörtlich mit „religiöse Freiheit“ zu übersetzen ist, verstanden werden soll. Das Konzil selbst beschreibt dieses Freiheitsrecht des Menschen wie folgt:
„Diese