• aufbrechen,
• das (spirituelle) Leben selber in die Hand nehmen,
• auf eigenen Füßen stehen, tanzen und auf den Boden zu stampfen,
• neue Wege zu entdecken,
• kritisch sein,
• nicht nur mitspielen,
• mündig sein,
• etwas verändern,
• unsere Schätze ausgraben,
• auf mich selber achten,
• Alternativen schaffen,
• ehrlich sein zu mir selber,
• viel möglich machen,
• Angst verlieren und Mut gewinnen“ (Dommers 1998, 16).
In dieser Auflistung von Punkten, die die Beutung von Frauenliturgien für Teilnehmende herausstellt, wird gerade auch der persönliche Aspekt betont. Darin kommt auch zum Ausdruck, dass die Frauenliturgien als ein Ort in den Blick kommen, an dem die einzelne Frau ihre Spiritualität entwickeln kann. Es handelt sich bei den Frauenliturgiegruppen um Orte, die eine Alternative zu dem darstellen, was viele Frauen in der Kirche kennen und erleben. Die Differenz zur gottesdienstlichen Praxis wird durch die folgenden Merkmale weiter unterstrichen, wie sie von Angelika Botz definiert werden:
• „Frauenliturgien gehen von der Lebenswelt der Frauen aus
Die Frauen, die die Liturgie vorbereiten, bestimmen das Thema aufgrund eigener persönlicher Prioritäten. Die Themen entspringen dem Lebensalltag von Frauen und werden in einer Form in der Liturgie präsentiert, die besonders von Frauen verstanden wird. Wir erleben, dass es eine Beziehung zwischen unserer Lebenswirklichkeit als Frauen und Gott gibt.
• Jede Frau besitzt spirituelle Kompetenz
Jede Frau kann zur religiös Handelnden werden und eine Beziehung zum Göttlichen für sich und andere herstellen. Sowohl in der Rolle als Leiterin wie auch als Teilnehmerin einer Liturgie ist sie aktiv am religiösen Geschehen beteiligt.
• Jede Frau ist zur Leitung der Liturgie ermächtigt
Es gibt kein ausdrückliches ‚Leitungsamt‘. Die Leitung wechselt von Liturgie zu Liturgie und ist zeitlich auf eine Liturgie beschränkt. Die Leiterin wird durch das Vertrauen der Gruppe und das eigene Zutrauen für ihre Aufgabe ermächtigt. […]
• Offene und ehrliche Begegnung wird möglich
Jede Frau hat die Möglichkeit, sich frei zu einem Thema zu äußern. […] Die Gesprächsatmosphäre ist durch Offenheit und Ehrlichkeit geprägt. […] Jede Frau kann für sich entscheiden, inwieweit sie sich einbringen oder zurückhalten möchte.
• Wir erleben uns ganzheitlich
Die Themen der Frauenliturgie werden nie allein kognitiv behandelt, sondern immer mit kreativen Elementen zugänglich gemacht. […] Wir nehmen uns selbst, die anderen und die Inhalte mit allen Sinnen wahr und verleihen unseren Gefühlen auch körperlich Ausdruck.
• Wir entwickeln eigene Formen der Liturgiegestaltung
Die Liturgien haben kein festes, vorgeschriebenes Schema. Die einzelnen Ausgestaltungen werden immer wieder neu, in Bezug auf ein bestimmtes Thema, erdacht. Dennoch gibt es wiederkehrende Elemente, in deren Entwicklung viele Ideen einzelner Frauen einfließen. […]
• Das Gottesbild der Frauenliturgie bleibt offen
Uns geht es darum, uns als Frauen im Göttlichen und das Göttliche in uns wiederzufinden. Dabei wollen wir kein für alle verbindliches Gottesbild festlegen. Vielmehr nehmen wir jede Frau als Beziehungspartnerin Gottes ernst. […] Dabei entdecken wir alte Bilder unserer AhnInnen und entwickeln neue.
• Frauenliturgien dienen der Ermutigung
Die Liturgien ermutigen und unterstützen uns Frauen in der Bewältigung unseres Alltags. Die Gemeinschaft mit den anderen Frauen trägt und bestärkt uns“ (Botz 1998, 21 f.).
Den christlichen wie den postchristlichen Gruppen ist das Anliegen zentral, die eigene Spiritualität zu entwickeln und zum Ausdruck zu bringen. Dies geschieht aus der Erfahrung und dem Empfinden heraus, dass die bekannten Formen und Bilder aus dem christlichen Kontext als unpassend, zu eng und ohne Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit wahrgenommen werden. Dies bedeutet aber nicht, dass es die eine feministische Spiritualität gibt. Es ist vielmehr so, dass es innerhalb der feministischen Spiritualität ganz unterschiedliche Strömungen gibt. Im nordamerikanischen und westeuropäischen Kontext lassen sich jedoch vor allem drei Richtungen feministischer Spiritualität ausmachen (vgl. Franke/Leicht 2003, 328–329):
1. Feministisch-christliche Spiritualität
In dieser Strömung geht es vor allem um die Integration weiblicher Aspekte in Gottesbild und Glaubensauffassung. „Dabei gewinnt der Bezug zur Weiblichkeit des Heiligen Geistes (Ruach) große Bedeutung, die Fortsetzung der Weisheit/Sophia-Tradition des Ersten Testamentes in der Jesu-Gestalt, die Präsenz weiblicher Anteile des Göttlichen in Maria, die als ehemalige Göttin/Himmelskönigin gesehen werden kann, und die Betonung biblischer Bilder vom Göttlichen, die sich auf weibliche Erfahrungen beziehen. In der religiösen Praxis wird dies z. B. in Frauengottesdiensten und feministischen Liturgien sichtbar, die sich ebenso eng an den Erfahrungen der beteiligten Frauen und den Zyklen der Natur orientieren“ (Franke/Leicht 2003, 329).
2. „Spirituell orientierte therapeutische und Selbsterfahrungs-Gruppen“ (Franke/Leicht 2003, 328)
In dieser Richtung haben Göttinnen und Mythen eine besondere und herausgehobene Bedeutung. Sie werden als Spiegelbild der Psyche und von Persönlichkeitsaspekten verstanden und es ist das Ziel, bislang unterdrückte Anteile bewusst zu machen und zu integrieren. Vor diesem Hintergrund sollen Frauen zur Ganzheitlichkeit geführt werden (vgl. ebd., 328 f.).
3. Feministische Ritual- und Hexengruppen verorten sich bewusst jenseits der etablierten Religion. In diesen Ritualgruppen ist der Bezug auf eine (dreifaltige) Göttin zentral: „der weißen Göttin (= junges Mädchen und Frühling; z. B. Artemis), der roten Göttin (= reife Frau und Sommer; z. B. Aphrodite) sowie der schwarzen Göttin (= alte Weise und Herbst bzw. Winter; z. B. Hekate)“ (Franke/Leicht 2003, 328). Die Feste und Rituale orientieren sich u. a. am Jahreslauf (Sommer-/Wintersonnenwende) (vgl. ebd.).
Die „modernen“ Hexengruppen sind weniger eindeutig und teilen sich wiederum in mehrere Richtungen auf. „Einige darunter sind dezidiert nicht-feministisch, andere verehren keine Göttin oder sehen in einer solchen lediglich den mütterlichen Part eines weiblichmännlichen Götterpaares, alle aber gründen ihre Rituale auf einer langen Geschichte der Hexenpraxis“ (Northup 1998, 393). Auch wenn es zum Teil Überschneidungen von Göttinnenglauben und Hexengruppen gibt, unterscheiden sie sich in der Praxis doch sehr (vgl. Crowley 1998; Stein 1990).
Es kommt aber auch vor, dass Elemente aus allen drei Strömungen das spirituelle Leben von Frauen prägen und in „einzelnen Biografien zeigt sich zudem im Lauf der Entwicklung ein Wechsel von einem zum anderen Zugang. […] Trotz aller Unterschiede in Formen und Inhalten feministischer Spiritualität steht insgesamt die Verbundenheit der beteiligten Frauen, ihre Nähe zur Natur, aber auch die ‚Heiligung‘ und Würdigung weiblicher Vorfahren, Göttinnen und weiblicher Lebenserfahrung im Vordergrund“ (Franke/Leicht 2003, 329 f.).
In den christlichen Gruppen stehen dabei die Auseinandersetzung mit Gottesbildern, die Suche nach einer inklusiven Sprache und der Ausdruck in Ritualen im Mittelpunkt. Viele Frauenliturgien sind von Tanz und Gesang geprägt, „so dass auch der Körper verstärkten Anteil hat an der heiligen Feier. Gegenseitig sprechen