Gut durch die Wechseljahre für Dummies. Theresa Hansen-Rudol. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Theresa Hansen-Rudol
Издательство: John Wiley & Sons Limited
Серия:
Жанр произведения: Здоровье
Год издания: 0
isbn: 9783527826797
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      Umbruch und die zweite Lebenshälfte

      In einer Zeit, in der alle alt werden wollen, aber keiner alt aussehen will, fürchten sich besonders Frauen davor, dem hochstilisierten Ideal knitterfreier Jugendlichkeit nicht mehr zu entsprechen. Daran hat sich in unserer Gesellschaft trotz Emanzipation und zunehmenden weiblichen Selbstbewusstseins leider wenig geändert. Auch mein frauenbewegtes Ich sagt sich beim Anblick des morgendlichen Spiegelbilds des Öfteren: Du sahst schon mal jünger aus. Für die einen beginnt das Älterwerden mit der Entdeckung des ersten grauen Haares, mein Mann wiederum verknüpft es mit dem Augenblick, als er plötzlich nicht mehr geduzt, sondern gesiezt wurde. Auch wenn das Stichwort Midlife-Crisis abgedroschen klingt: Die mittleren Jahre markieren einen Umbruch, der zu der trüben Aussicht führen kann, dass der Zenit des Lebens erreicht sei und es von nun an nur noch bergab gehe.

      images Der englische Begriff Midlife-Crisis steht für »Krise in der Lebensmitte«. Gemeint ist damit das Erleben von Unruhe und Unzufriedenheit im mittleren Alter. Die Forschung spricht in diesem Zusammenhang von einer U-Kurve des Glücks, die etwa Mitte der Vierziger bis Fünfziger ihre Talsohle erreicht. Danach steigt die Kurve wieder an. Zu welchem Zeitpunkt eine Midlife-Crisis auftreten kann, lässt sich nicht voraussagen, ebenso wenig, wie lange sie andauert. Allgemein gelten die mittleren Jahre als krisenanfällig. Häufig sind sie verbunden mit Selbstzweifeln und Sinnsuche, ähnlich wie etwa die Pubertät oder der Eintritt in den Ruhestand, die ebenfalls oft kritische Übergangsphasen sind.

      Auch Männer kommen in die Midlife-Crisis

      

Im Rückblick auf ihre Eheturbulenzen, ausgelöst durch die sehr innige Affäre ihres Mannes mit seiner Kollegin, bekennt Monika heute freimütig: »Am Anfang war es der Sturz im freien Fall, aber wir haben es gemeinsam überstanden. Es ist das Beste, was uns passieren konnte.«

      Doch davon ganz abgesehen, die hormonellen Kapriolen in der Lebensmitte sind ein Thema, das Frauen lange hoch peinlich war und worüber viele auch in Zeiten, in denen sich C-Promis in vielfacher Hinsicht öffentlich bloßstellen, ungern reden.

      »Ich gratuliere Ihnen zum Klimakterium. Sie sind gerade mittendrin.« Stellen Sie sich vor, Ihr Frauenarzt würde Sie so beglückwünschen, wie wahrscheinlich wäre es, dass Sie sich darüber freuen? Gerade einmal angekommen auf dem Höhepunkt des Lebens, löst bei einigen allein das Wort »Klimakterium« eine Krise aus, was es im engeren Wortsinne auch bedeutet und was Frauenärztinnen und Frauenärzte meistens damit meinen. Herleiten lässt sich der Begriff vom griechischen »klimakter«, was so viel wie Stufe, Stufenleiter oder Treppe bedeutet. Nach Anschauung der klugen alten Griechen durchläuft der Mensch wie auf einer Stufenleiter alle sieben Jahre eine grundlegende Wandlung. Als besondere Entwicklungsstufe wurde der weibliche Lebensabschnitt um die 49 herum betrachtet. Demnach steigen wir im Wechsel Stufe um Stufe nach oben zu Reife und Vollendung. Daher heißen die Wechseljahre auch Stufenjahre.

      In der Fachsprache hat sich »Klimakterium« für den hormonellen Umstellungsprozess eingebürgert, der insgesamt zwischen zehn bis 15 Jahre dauern kann. Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr verringern die weiblichen Eierstöcke ihre Hormonproduktion, oft mit heftigen Schwankungen. Der Eisprung wird immer unregelmäßiger und es kommt zu Veränderungen in der Gebärmutterschleimhaut. Zyklus-beziehungsweise Blutungsunregelmäßigkeiten sind daher die ersten Anzeichen für den Beginn des Klimakteriums. Das eigentliche Klimakterium endet zwölf Monate nach der letzten Monatsperiode.

       Klimakterium und Wechseljahre bedeuten das Gleiche.

       Prämenopause ist die Zeitspanne vor der Menopause, der letzten Menstruation.

       Perimenopause ist die Zeitspanne um die Menopause herum.

       Postmenopause ist die Zeitspanne nach der letzten Menstruation.

      Ganz schön verwirrend das Ganze und eines haben diese Fachwörter gemein: Sie muten medizinisch an und klingen irgendwie nach Krankheit. Aber vergessen Sie nicht: Das Klimakterium ist kein Mangelzustand, der behandelt werden muss. Es ist ein natürlicher Lebensprozess mit vielen Gesichtern. Das sagt die medizinische Literatur:

       Jede dritte Frau erlebt den Wechsel völlig reibungslos.

       Ein Drittel aller Frauen fühlt sich mäßig beeinträchtigt.

       Ein Drittel klagt über starke Beschwerden.

      Einer Stellungnahme zufolge, die der unabhängige Arbeitskreis Frauengesundheit (AKF) im Jahr 2013 zum Thema Hormontherapie für Frauen in und nach den Wechseljahren abgab, haben 50-60 % westlicher Frauen im Klimakterium Hitzewallungen und Schweißausbrüche, jedoch leiden nur 10–20 % so stark, dass sie Hormonpräparate benötigen. Auch Gynäkologen in meinem Bekanntenkreis sind der Meinung, lediglich in Einzelfällen und bei stark belastenden Symptomen seien medikamentöse Maßnahmen erforderlich. Unabhängig von grauen Zahlen: Dass die Lebensqualität bei Beschwernissen in Schieflage geraten kann, steht außer Frage. Wir werden aber sehen, dass nicht alle Probleme medizinische Ursachen haben und dass nicht alle dem Sinkflug der Östrogene anzulasten ist. Eines ist sicher »Wer nicht älter werden will, muss früher sterben.« Das wusste schon die Schauspielerin Hannelore Elsner. Sie müssen Ihre Wechseljahre nicht lieben, doch es hängt von uns selbst ab, wie wir sie wahrnehmen, wie wir sie für uns definieren und wie wir dazu stehen.

      Sichtweisen und Wahrnehmung des Klimakteriums