Wichtige Schritte in einem Veränderungsprozess:
Perspektivwechsel: Unterstützung und Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbsterkenntnis und Mut.
Selbstwert aufbauen: Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und achten.
Selbstverantwortung übernehmen: Haushalten mit den eigenen Kräften und Ressourcen. Die Grenzen alter Wertesysteme und Lebensmuster erkennen und verändern.
Selbstpflege: Auszeiten nehmen, Zeit für Entspannung, innere Ruhe und Pausen im Alltag.
Energieausgleich: Tai-Chi und Nahrungsumstellung zur allgemeinen Verbesserung der Erschöpfung und Gesundheit.
Das Klimakterium als Krise
Das Klimakterium ist eine Medaille mit zwei Seiten. Da es sich um einen lang dauernden Prozess handelt, heißt es schließlich Wechseljahre und nicht Wechseltage. Wilde Gezeiten bringen sowohl körperliche als auch seelische Flauten mit sich. Für die einen beginnt die Krise mit dem Nachlassen der alten Kraft, für die anderen mit dem Blick in den Spiegel, auf die ersten grauen Haare und den nicht mehr ganz so knackigen Po. Gedankenkreisen und Selbstvorwürfe tauchen auf, nicht genug aus dem eigenen Leben gemacht zu haben. Das Fatale an Krisen ist, dass sie uns immer im falschen Moment erwischen. Gestern wähnten wir uns noch jung und begehrenswert, heute pfeift uns keiner mehr von den Kerlen hinterher, über die wir uns früher aufgeregt haben.
Grenzerfahrungen und Krisenmomente
Jeder von uns hat im Laufe des Lebens Krisenmomente erlebt, dazu zählen:
Tod eines geliebten Menschen
Partnerschaftskonflikte
Trennungen und Scheidungen
Erkrankungen
Arbeitsplatzkonflikte
Verlust des Arbeitsplatzes
ungewollte Kinderlosigkeit, Fehlgeburten
Älterwerden
Krisen sind unerwartete Entwicklungen, die das Vertraute erschüttern und für die es (noch) keinen Plan gibt. Sie treffen Menschen im unterschiedlichen Alter, auch Jugendliche in der Pubertät, die mit der Veränderung vom Kind zum Erwachsenen verbunden ist. Genauer betrachtet sind sie auch etwas Persönliches: Wovon die einen »die Krise kriegen«, das ist für andere eine Herausforderung.
Krisen sind Ausdruck unserer (derzeitigen) Grenzen. Wie wir sie erleben und damit fertig werden, hat viel mit uns selbst zu tun. Oft ist uns nicht bewusst, dass wir die Verursacher der eigenen Krise sein können.
Vor längerer Zeit hatte ich eine aufschlussreiche Begegnung mit der 47-jährigen Abteilungsleiterin eines großen Kaufhauses. Sie, eine selbstsicher auftretende, von sich überzeugte Frau, wehrte sich mit Zähnen und Klauen gegen die Einführung einer neuen Software, sehr zum Ärger ihrer Vorgesetzten und Kollegen. Der Konflikt spitzte sich zu und eskalierte. Im Verlauf unseres längeren Gesprächs stellte sich der wahre Grund ihres vehementen Widerstands heraus. Es war die uneingestandene Angst, von »jungen Besserwissern« abgehängt zu werden und ihre Machtposition als Chefin der Abteilung zu verlieren. Ganz anders eine nahe Verwandte von mir. Sie kam einem ähnlichen Konflikt zuvor, indem sie die Eigeninitiative ergriff und sich auf betriebliche Neuanforderungen durch entsprechende Fortbildungen einstellte.
Typische Kennzeichen für das Auftreten einer Lebenskrise sind:
Gefühle von Unsicherheit oder von Leere
Zukunfts- und Verlustängste
Gereiztheit und Stimmungsschwankungen
negative Gedanken, Grübeln und Unentschlossenheit
Traurigkeit und Niedergeschlagenheit
Antriebslosigkeit
Fragen nach dem Sinn des Lebens
Erleben von Ohnmacht und Kontrollverlust
Freud- und Hoffnungslosigkeit
Konzentrationsstörungen
Selbstzweifel
Schlafstörungen
Appetitlosigkeit oder ungezügelter Appetit
Kopfschmerzen
Magenschmerzen
Atemnot
Herzrasen
Auffallend ist die Übereinstimmung dieser Merkmale mit vielen Symptomen, die als Folge von Hormonmangel im Wechsel gelten. Daran erkennen Sie auch, wie kurzsichtig die Annahme ist, mit ihrer Bekämpfung durch Hormonpillen oder Psychopharmaka sei die Ursache aller Probleme vom Tisch. Damit die Lebensmitte nicht zur Lebenskrise wird, brauchen wir, neben der Linderung von Beschwerden, auch effektive Strategien, um trotz aller Anforderungen lösungs- und handlungsfähig zu bleiben.
Bedrohungen und Verlustängste
Die zentrale Emotion bei Gefahr ist Angst. Angst bewahrt uns davor, äußerst riskante Dinge zu tun. Zum Beispiel eine belebte Straße ohne Blick nach rechts und links zu überqueren oder eine Felswand ohne Sicherung hochzuklettern. Angst schärft die Sinne, schützt das Überleben und kann den Geist für Neues beflügeln doch sie kann auch lähmen und krank machen. Es bringt daher wenig, die Befürchtungen von Frauen vor dem großen »W« als irrational abzutun oder mit Hormondefiziten zu erklären. Mit Belehrung, Spott oder Bagatellisieren macht man es ihnen unnötig schwer, sinnvoll damit umzugehen. Solange Angst übertüncht wird, blockiert sie das Gehirn und verhindert, eine neue, bedrohlich erscheinende Situation realistisch einzuschätzen und zu bewältigen. Deshalb ist es wichtig, dass sie benannt und ausgesprochen werden darf.
Ängste, die im Gespräch häufig geäußert werden, sind:
die Angst vor starken Beschwerden
die Angst vor Erkrankungen
die Angst, verrückt zu werden
die Angst vor dem Fremdgehen des Partners
die Angst vor dem Alter und Einsamkeit
die Angst vor Altersarmut
die Angst vor dem Verlust der Attraktivität
die Angst vor dem Verlust der Weiblichkeit
die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden
die Angst, keinen Sex und keinen Spaß mehr im Leben zu haben
Sie sind weder verrückt noch die einzige mit solchen Ängsten. Verstärkung holen ist besser als runterschlucken. Nicht immer reichen dafür Ihr Arzt oder Apotheker: Wenn Sie einen verständnisvollen Partner oder eine gute Freundin haben, reden Sie mit ihnen darüber. Tipps und Anregungen gibt es bei Gleichgesinnten, zu denen Sie Nähe aufbauen können. Auch in ländlichen Regionen werden Vorträge und Kurse rund um den Wechsel angeboten, vielerorts bilden sich Selbsterfahrungsgruppen. Wenn das nichts für Sie ist, kann eine fundierte Beratung sinnvoll