Loslassen durch körperliche Bewegung
Die Natur führt uns den Wechsel mit den Jahreszeiten vor Augen. Im Herbst müssen die Bäume ihre Blätter loslassen, bevor sie im Frühjahr neue Knospen austreiben können. Der Wechsel zeigt sich im Rhythmus von Ebbe und Flut, im Auf- und Untergang von Sonne und Mond, im alljährlichen Flug der Zugvögel. Im Kontakt mit der Natur kommen die Gedanken zur Ruhe. Wenn ich morgens durch den Wald laufe, wird mein Kopf freigeblasen. Wenn mich ein Problem beschäftigt, hat sich schon mancher Denkknoten danach gelöst. Spaziergänge und körperliche Bewegung an der frischen Luft führen in trüben Momenten hinaus aus quälenden inneren Sackgassen. Loszulassen verspricht Erleichterung und die kurze Atempause ist eine direkte Möglichkeit, das selbst wahrzunehmen und zu erfahren. Sie können es spüren, wenn Sie sich einen Moment auf Ihre Atmung konzentrieren.
Atmen Sie einmal langsam und bewusst durch die Nase ein. Spüren Sie, wie frische Atemluft durch den Nasenraum bis tief in die Bronchien und die Lunge strömt? Wenn Sie jetzt tief ausatmen, vielleicht mit einem kleinen Seufzer, können Sie die wohltuende Entspannung der Atemmuskulatur spüren, das Loslassen der alten, verbrauchten Atemluft. Kontinuierlich wechseln sich Einatmen (Empfangen) und Ausatmen (Loslassen) ab. Halten Sie nun mit dem nächsten Einatmen die Luft einen Moment an. Merken Sie, wie anstrengend das Festhalten wird? Und wie erleichternd es ist, jetzt wieder tief ausatmen zu können? Ohne das Ausatmen kein Einatmen. Ohne das Loslassen kein Raum für Neues. Bewusste Atmung ist ein Weg zum Loslassen und Entspannen. Und wenn Sie einen weiteren Beweis brauchen, dass tiefe Atmung zu tiefer Entspannung führt: Gähnen Sie jetzt einmal tief und herzhaft – das ist atmen und schläfrig werden in einem.Atemübungen sind Bestandteil alter Meditationstechniken, moderner Entspannungsverfahren und Hypnose. Allein die bewusste Wahrnehmung der Atmung hat schon beruhigende Wirkung. Aus der flachen Brustatmung wird automatisch eine tiefere Bauchatmung. Das Atemvolumen erhöht sich. Die bessere Versorgung mit Sauerstoff wirkt sich positiv auf Konzentration und Stimmung aus. Der Herzschlag verlangsamt sich und gleichzeitig entwickelt sich ein besseres Körpergefühl. Entspannungsübungen und einfache Atemtechniken können Sie praktisch überall erlernen und anwenden. Sie werden in vielen Volkshochschulen und Bildungsstätten angeboten und helfen im hektischen Berufs- und Privatalltag, bei Ungeduld in der Warteschlange – und damit nicht genug, gegen flaue Gefühle im Wechsel.
Was brauchen wir noch, um loslassen zu können?
Loslassen bedeutet nicht den Verlust der Dinge, sondern nur, dass man sie nicht mehr umklammert.
Trost und Zuversicht – am Ende des Tunnels ist Licht.
Akzeptanz den Dingen gegenüber, die wir nicht ändern können
Eigenverantwortung – wir haben es selbst in der Hand, etwas zu verändern.
Versöhnung mit Menschen und mit Situationen, die unsere Erwartungen nicht erfüllen
Mut, die nächsten Schritte zu gehen – auch die Wechseljahre haben ein Ende.
den Glauben an Weiterentwicklung
die Neugier, was wir dabei über uns und die Welt entdecken
Kapitel 2
Wechsel mit Hindernissen – was Frauen belastet
IN DIESEM KAPITEL
Häufige Klischees und Vorurteile
Das Bild der Frau im Klimakterium
Das Jugend- und Schönheitsdiktat
Ungesunder Dauerstress
Die Hormonisierung der Wechseljahre
Männer kommen in die besten Jahre, Frauen ins Klimakterium«, heißt es – eine Botschaft mit wahrem Kern. Tatsächlich ist der Weg in die besten Jahre für das weibliche Geschlecht gepflastert mit Stolpersteinen, die Männer in der Form nicht erleben. Beschwerden in diesem Lebensabschnitt werden oft genannt, gleichwohl sind sie selten allein hormonell bedingt. In diesem Kapitel entzaubere ich nicht nur gängige Mythen und Vorbehalte, sondern gehe differenziert auf die Ursachen von Symptomen ein, die zu Unrecht der Menopause angedichtet werden. Für Sie ist es wichtiger denn je, emotionale und soziale Belastungen zu erkennen und im Umgang mit Stress die Nerven zu behalten.
Häufige Klischees und Vorurteile
Mal Hand aufs Herz: Was fällt Ihnen spontan zu »Klimakterium« ein? Hochroter Kopf, feuchte Hände und schlaflose, durchschwitzte Nächte? In Wechseljahrseminaren ist das die Standardantwort, gefolgt von Gewichtsproblemen, Depressionen und Libidoverlust, Osteoporose, Morbus Alzheimer und Herzerkrankungen, kurz: die Schrecken des Alters. Was trifft zu und was ist falsch? Alle Aussagen werden ausführlich besprochen und einem Wahrheitstest unterzogen.
Inkontinent und unberechenbar: In den Wechseljahren werden Frauen zur allgemeinen Belastung, sie verlieren ihren biologischen Nutzwert und nach der Menopause verschwinden sie als ältere Matronen ohne jeden weiblichen Reiz vom Radar der Öffentlichkeit. Selbst denen unter uns, die mit viel Humor ausgestattet sind, kann bei solchen Vorurteilen schon mal das Lachen vergehen. So soll ein bekannter französischer Modeschöpfer gesagt haben: »Jede Frau über 40 sollte sich erschießen!«
Wir unterscheiden hormonelle Turbulenzen von Begleitmerkmalen, die mit anderen Faktoren zusammenhängen. Bei den Seminarteilnehmerinnen sorgt es für Überraschung und Beruhigung, wenn sich verbreitete Irrtümer aufklären. Ganz nebenbei stellen sie fest, dass sie bestimmte Anzeichen auch aus anderen Wechselphasen wie der Pubertät, der Schwangerschaft oder dem Wochenbett kennen.
Eine vielbeachtete Studie von Prof. Kerstin Weidner (Expertin für Gynäkologische Psychosomatik und Direktorin für Psychotherapie am Universitätsklinikum Dresden) hat angeblich typische Wechseljahressymptome genauer unter die Lupe genommen. Aus den Interviews mit rund 1400 Frauen und 1200 Männern im Alter zwischen 14 und 95 geht hervor, dass Ängste vor allen möglichen Begleitbeschwerden unbegründet sind. Die erhobenen Daten von Weidner und ihren Kollegen zeigen, dass Reizbarkeit, depressive Verstimmungen, nervöse Unruhe oder Schlaflosigkeit, nicht nur im Klimakterium, sondern in jedem Alter auftreten können – bei beiden Geschlechtern. Lediglich Hitzewallungen und Schweißausbrüche, so das Ergebnis der Untersuchung, gehen eindeutig auf die hormonellen Veränderungen des Wechsels zurück.
Schlussfolgerungen sind keine Fakten
Der Wissensstand in der Gesundheitsforschung ändert sich fortlaufend. »Tatsachen« von gestern erweisen sich heute als Trugschlüsse. Obwohl die Auffassung, die Menopause sei grundsätzlich ein Gesundheitsrisiko, falsch ist, kursieren nach wie vor überholte Meinungen und Denkfehler. Wir sehen uns konfrontiert mit verschiedenen Sachverhalten, die in einem Topf landen:
Die Verwechslung von Ursache und Wirkung: Je weniger Östrogen, desto mehr Beschwerden. Der Östrogenspiegel sagt nichts darüber aus, wie Sie die Wechseljahre erleben.
Die Gleichzeitigkeit von klimakterischen Symptomen und Alterserscheinungen: In den mittleren Jahren treten bei beiden Geschlechtern die ersten Alterszipperlein auf.
Die groben Verallgemeinerungen: Sie gehen darüber hinweg,