Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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aus den Marsen der „Isabella“ auf. Big Old Shane und Batuti konnten Ihre Brandpfeile gezielt abschießen.

      Nachdem der Pulverrauch von der Back verflogen war, stimmten Al Conroy und die anderen triumphierendes Gebrüll an.

      Das Ruderblatt der „Santissima Madre“ war davongeflogen, trieb platt auf der Oberfläche und entfernte sich immer mehr. Auf einen Schlag war die Galeone steuerlos.

      Den Dons mußte der Schreck mächtig in die Knochen gefahren sein. Während sie versuchten, ihre Geschütze zu klarieren, fauchten hoch über ihnen die Brandpfeile in die Segel. Gierige Flammen fraßen sich züngelnd ins Tuch, und der rötliche Feuerschein erhellte die Wuhling an Deck.

      Wie Hasard und Arne vereinbart hatten, fielen beide Galeonen ab. Während die „Wappen von Kolberg“ in Warteposition auf Tuchfühlung blieb, schloß die „Isabella“ zur „Santissima Madre“ auf.

      Alle Segel des Spaniers standen bereits in hellen Flammen. Shane und Batuti setzten nun Pulverpfeile ein – Brandpfeile, deren Schäfte mit Schwarzpulver gefüllt waren. Beim Einschlag in die Decksplanken entstanden kleine Detonationen, die zwar keinen größeren Schaden anrichteten, ihre Wirkung auf die spanische Decksmannschaft aber dennoch nicht verfehlten. Chaos entstand. Die Demoralisierung der Crew begann, bevor sie ihre Geschütze gefechtsbereit hatten.

      Sekunden später war die „Isabella“ längsseits. Die Segel wurden aufgegeit, und auf einen Abstand von weniger als zwei Kabellängen feuerten Al Conroy und seine Geschützcrews die erste Breitseite ab.

      Mit urgewaltigem Donnern entluden sich die schweren Bronzerohre. Wie feurige Lanzen stachen die Mündungsblitze weit aus den Stückpforten. Während die Blockräderlafetten zurückrollten und von den Brooktauen gehalten wurden, krängte die „Isabella“ unter dem Rückstoß weit nach Backbord. Grauschwarz wölkte der Pulverrauch auf und versperrte sekundenlang die Sicht.

      Das Bersten und Splittern der Einschläge drang durch den Nachhall der Breitseite. Schreie gellten markerschütternd. Dann, als sich die Lage der englischen Galeone wieder stabilisierte, verflüchtigte sich auch der Pulverrauch.

      Der Großmast der „Santissima Madre“ neigte sich nach Steuerbord, wie ein kranker Baum, der vom Sturm gefällt wurde. In das Flammenmeer seiner brennenden Segel gehüllt, kippte der Mast außenbords, wo die Flammen zischend erloschen. Zurück blieb der Mastfuß als weißfaseriger Stumpf.

      Die weiteren Einschüsse hatten das Schanzkleid des Spaniers in Fetzen gehackt. Fock und Besan standen noch wie schwarze Riesenfinger im Flammenschein der brennenden Segel. Vorn löste sich die Fockmarsrah und krachte in einem Funkenregen auf die Back.

      Abermals gellten Schreie. Die Silhouetten von hin und her hetzenden Menschen waren zu erkennen. Zwei, drei sprangen über Bord. Weitere waren im Begriff, ihnen zu folgen. Vom Achterdeck brüllten die Offiziere Befehle und versuchten, den Rest an Widerstandswillen aufrechtzuerhalten.

      Der Seewolf verzichtete auf eine weitere Breitseite und gab den Befehl zum Entern. Von Steuerbord schloß die „Wappen von Kolberg“ zur „Santissima Madre“ auf. Die Arwenacks und die Crew Arne von Manteuffels waren bereits hervorragend aufeinander eingespielt.

      Das Weitere lief in der Schnelle von wenigen Augenblicken ab. Unaufhaltsam glitten die beiden Galeonen von Backbord und von Steuerbord an den waidwund geschossenen Spanier heran.

      Die Seewölfe stimmten ihren alten Kampfruf aus Cornwall an, und wie Donner hallte es zu den Dons hinüber.

      „Ar – we – nack! Ar – we – nack!“

      Auch die Männer um Arne von Manteuffel fielen mit ein. Während schon die Enterhaken flogen und sich ins zerborstene Holz der „Santissima Madre“ krallten, behielten die Arwenacks und die Deutschen ihren Kampfruf bei. Ihr ganzer Zorn entlud sich darin – ihr Zorn über das niederträchtige Verhalten des Verbrechers de Coria. Arne hatte keinen geringeren Anlaß, seiner Wut Luft zu verschaffen, als es für Hasard der Fall war, war doch Arnes Vater auf gemeinste und hinterhältigste Weise von de Coria erniedrigt worden.

      Die Bordwände stießen mit dumpfem Laut gegeneinander, und das Angriffsgebrüll der Männer steigerte sich noch, als sie sich von beiden Seiten auf die spanische Galeone hinüberschwangen. Verzweifelt versuchten die Spanier, auf der Kuhl einen Verteidigungsring aufzubauen. Ihre Geschütze mußten sie im Stich lassen, mehrere Rohre waren ohnehin von der Breitseite der „Isabella“ aus den Lafetten gerissen worden.

      Mit blitzenden Entersäbeln stürmten die Seewölfe und die von-Manteuffel-Crew auf die Spanier los. Hoch über seinem Kopf schwang Ferris Tucker die Zimmermannsaxt, mit deren stumpfer Seite er gnadenlose Hiebe austeilte. Matt Davies und Jeff Bowie setzten neben den Säbeln ihre spitzgeschliffenen Hakenprothesen ein – zwei unerbittliche Kämpfer, gegen deren furchtbare Waffen kein Kraut gewachsen war.

      „Gebt es den verdammten Affenärschen!“ brüllte Ed Carberry mitten im Kampfgetümmel, und das war genau die Begleitmusik, die die Männer so sehr schätzten.

      Hasard und Ben Brighton kämpften sich durch den zusammenschmelzenden Haufen der Spanier mühelos eine Gasse zum Achterdeck frei. Von Steuerbord her tauchten Arne und sein Erster Offizier, Renke Eggens, auf.

      Drei oder vier spanische Offiziere warfen sich hinter der Schmuckbalustrade des Achterkastells auf die Planken. Waffenstahl blinkte zwischen den Verstrebungen.

      „Deckung!“ brüllte Hasard und atmete auf, als die anderen rechtzeitig reagierten.

      Taurollen und der zersplitterte Großmastfuß boten Schutz. Noch im Fallen hatte Hasard den Radschloßdrehling gezogen. Blitzschnell spannte er den Hahn und brachte die schwere Waffe in Beidhandanschlag. Hinter seiner Taurolle an Backbord konnte er verwundbar sein, wenn die Spanier es verstanden, ihren besseren Schußwinkel auszunutzen.

      Bei der Schmuckbalustrade blitzte es auf.

      Hasard spürte den sengenden Hauch der Kugel, die über ihn wegstrich und in eine Geschützlafette unmittelbar hinter ihm klatschte. Sofort zog er durch – dreimal, viermal hintereinander. Der Drehung wummerte, spie Feuer, Rauch und Blei. Die großkalibrigen Kugeln zersplitterten das kunstvoll gedrechselte Holz der Schmuckbalustrade.

      Die beiden Kugeln, die die Spanier dort oben noch auf die Reise schicken konnten, rasten gefahrlos in den Nachthimmel.

      Ben Brighton war bereits aufgesprungen und jagte mit blankgezogenem Säbel zum Achterdecksniedergang an Backbord. Arne von Manteuffel und Renke Eggens folgten seinem Beispiel im nächsten Moment, und auch Hasard war wieder auf den Beinen, schob den Drehung unter den Gurt und griff nach seinem Degen.

      Hasard war im Begriff, Ben zu folgen. Im selben Atemzug sah er die Silhouette, die sich im Dunkel vor dem Schott zu den Achterdecksräumen bewegte. Eine hagere Silhouette, die zur anderen Seite wegzuhuschen versuchte.

      Kein Zweifel, das saubere „Onkelchen“ de Coria versuchte, sich von der Bildfläche abzusetzen und den anderen das Kämpfen zu überlassen.

      Mit zwei, drei Riesensätzen war der Seewolf zur Stelle und versperrte ihm den Weg zum Steuerbordschanzkleid.

      Rodriguez de Coria prallte zurück und erstarrte. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Entsetzt stierte er den hochgewachsenen Engländer an, der der Sohn seiner Schwester war.

      „Aus dem Sprung über Bord wird nichts“, sagte Hasard eisig, „jetzt können Sie Ihre Genugtuung haben.“

      De Corias Gesicht verzerrte sich zur panisch zuckenden Fratze.

      „Ich werde nicht vor dir kneifen, elender Bastard!“ schrie er mit sich überschlagender Stimme. „Stirb!“ Erstaunlich schnell zog er den Degen blank und stürmte auf den verhaßten Seewolf los.

      Hasard erholte sich gerade noch rechtzeitig von seiner Überraschung, fintete reaktionsschnell und ließ den ehrenwerten Gesandten ins Leere vorstoßen.

      De Coria stieß einen schrillen Wutschrei aus. Zu spät bremste er seine Attacke. Hasard wirbelte im selben Moment herum. Seine Degenklinge zischte herab, und die nadelfeine Spitze fetzte einen klaffenden Schlitz in