Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
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und klar bei allen Klüsen. Sieh dir mal meine Hose an, die ist von oben bis unten aufgeschlitzt. Glaubst du vielleicht, ich hole mir bei Will ’ne Rolle Kabelgarn und näh sie wieder zusammen? Das wirst du tun. Du flickst das Ding, und wenn du das nicht tust, dann besorgst du mir gefälligst ’ne neue Hose.“

      Der Kutscher grinste, schüttelte den Kopf, stand auf und verließ immer noch kopfschüttelnd das Quartier, um in der Kombüse für die Achterdecksgasten heiße Brühe zu kochen.

      Matt Davies lief ebenfalls die Galle über. Luke Morgan drohte aus seiner Koje, daß er jedem das Maul stopfen würde, wenn nicht gleich Stille wie auf dem Friedhof einkehren würde. Doch daran dachten die beiden überhaupt nicht.

      „Ich deine Hose nähen?“ schrie Matt. „Du bist ja besoffen, Mister Blacky, stockbesoffen, sage ich. Bei dir dröseln ja die Gehirnbändsel langsam auf. Du kannst mich mal! Deine verdammte Pflicht wäre es, meine Beule am Schädel zu massieren, die du mir mit deinem dämlichen Holzkopf verpaßt hast.“

      „Na gut, Mister Davies, ich massiere deine verdammte Beule. Aber dazu borg ich mir vom Profos die großen Stiefel, und dann kann’s losgehen. Oder ich hol mir ein paar Belegnägel, dann kriegst du deine Massage.“

      „Jedenfalls ist Smoky schuld!“ rief Jack Finnegan aus seiner Koje.

      „Halt’s Maul, schlaf weiter!“ brüllte Luke.

      „Du kannst mir mal den Heckanker klarieren!“ schrie Matt sauer. Dann haute er sich wütend in die Koje, während Blacky fluchend nach dem Kutscher rief.

      „Der ist weg“, sagte Bill. „Was willst du denn von ihm?“

      „Die Schramme, die mir der Blödmann Davies verpaßt hat, die blutet jetzt!“ schrie Blacky. „Soll ich hier etwa wie ein abgestochenes Schwein herumlaufen? Die Wunde muß behandelt werden. Wer weiß, was Mister Davies wieder für Dreck an seinem Haken hatte.“

      „Halb so schlimm“, sagte Bill abschwächend.

      „Halb so schlimm?“ grollte Blacky. „Das kennt man ja. Ich hau mich in die Koje, kriege ’ne Blutvergiftung, und wenn ich wieder aufwache, dann …“

      „Bist du tot“, sagte Jack Finnegan dumpf.

      „Richtig. Dann bin ich vielleicht tot. Ich will aber keine Blutvergiftung kriegen, und deshalb muß der Kutscher her.“

      „Der ist weg“, sagte Bill noch einmal. „Weck doch Mac Pellew auf, der kann das auch.“

      Auf Mac Pellew hatte keiner geachtet. Der schlief ganz hinten im Quartier und ebenso unerschütterlich wie Paddy Rogers.

      Blacky nahm fluchend die Lampe und leuchtete Mac Pellew ins Gesicht.

      „Mein Gott, was träumt der denn!“ sagte er entsetzt.

      Mac Pellew sah schon tagsüber grämlich, verdrossen und unendlich traurig aus, aber jetzt im Schlaf gesellte sich noch ein deutlich melancholischer Zug hinzu, und Blacky hörte ihn entsagungsvoll leise seufzen. Dieses Gesicht war so leidend und von innerer Trauer überzogen, daß Blacky glaubte, Mac Pellew liege auf dem Totenbett und erhalte gerade seine Letzte Ölung. Und es schien Mac selbst furchtbar leid zu tun, diese Welt verlassen zu müssen.

      Seinen theoretischen Abgang aus diesem Jammertal begleitete er daher mit einem beständigen, kaum hörbaren Seufzen.

      „Vielleicht träumt er von Svanhild Detlevson“, meinte Bill, „oder von den Räucherheringen.“

      Blacky rüttelte den traurigen Schläfer an der Schulter.

      Mac Pellew tauchte aus der Traurigkeit auf, und dabei verwandelte sich sein Gesicht auf erstaunliche Weise. Der klagende Jammer darin verschwand, ein paar düstere Falten erschienen, dann Zorn und Trauer gemischt und schließlich eine grämliche Empörung, daß man es wagte, ihn zu wecken. Er blinzelte total verdrießlich in die Lampe und versuchte, die Gestalt dahinter zu erkennen.

      „Ich hab ’ne Blutvergiftung!“ schrie Blacky. „Du mußt mich retten, Mac, ganz schnell!“

      „Er hat ’ne Blutvergiftung“, höhnte Matt aus seiner Koje. „Am besten amputierst du ihm gleich seinen dämlichen Quatschkopf, Mac.“

      „So ’n Scheiß“, sagte Mac vernehmlich und stand erbittert auf. „Laß mal sehen.“

      Etwas schlaftrunken starrte er auf die leicht blutende Schramme.

      „Wo ist die Blutvergiftung?“ fragte er grämlich.

      „Na hier, Mann, das sieht man doch.“

      „Ich seh gar nichts“, knurrte Mac übellaunig. „Ich seh nur ’nen läppischen kleinen Ritzer, wie ihn sich jeder Rotzbengel mal beim Spielen holt, aber ich seh keine Blutvergiftung.“

      „Aber es wird eine werden“, behauptete Blacky. „Mister Davies hat mich mit seinem dreckigen Haken aufgespießt.“

      „Haha!“ tönte es verächtlich aus Matts Koje. „Meine Beule ist inzwischen so groß, daß ich zwei Kojen zum Schlafen brauche.“

      „Ihr spinnt ja“, sagte Mac sauer. „Aber gut, damit mir keiner nachsagt, ich hätte die Mannschaft sterben lassen. Ich hole dir was zum Verbinden.“

      „Aber beeil dich, Mac.“

      „Sonst muß Blacky sterben“, sagte Matt höhnisch. „Du mußt wie der Blitz zurück sein, Mac.“

      „Ihr seid ja bescheuert“, grollte Mac. Als er aus dem Krankenraum wieder zurückkehrte, säuberte er den Kratzer und fuhr den besorgten Blacky an: „Stell dich bloß nicht so an mit deinem blöden Kratzer. Einmal hattest du ein Messer zwischen den Rippen stecken und hast es nicht bemerkt, und heute heulst du rum wie ein altes Weib.“

      „Jedenfalls will ich wegen Matts blödem Haken nicht gleich abnippeln. Man weiß ja nie.“

      Inzwischen verging die Zeit, und immer bemerkte noch keiner das Fehlen von Gary Andrews. Garys Koje lag im Dunkeln, und so schaute auch niemand hinein.

      Mac verband den Kratzer und sah Blacky an.

      „Einen wegen so ’m Scheiß zu wekken“, sagte er. „Wenn du mich noch mal hochpurrst, klopfe ich dir eins mit der Bratpfanne auf den Schädel. Und jetzt hau dich in deine Koje. Du wirst ganz sicher hohes Fieber kriegen und ein paar Wochen im Krankenraum verbringen müssen. Vielleicht überlebst du es auch nicht. Aber ich sage dann Will Thorne Bescheid, damit er dir einen schönen Segelsack näht. Und die Fahne werden wir natürlich auch halbstocks setzen.“

      Blacky wurde immer kleinlauter, bedankte sich schließlich etwas mürrisch und haute sich in die Koje. Mittlerweile war es im Quartier wieder ruhiger geworden.

      Die „Isabella“ lag inzwischen längst über Steuerbordbug und segelte den Kreuzschlag, der von der Küste weg auf die See hinausführte, um wieder Höhe zu gewinnen. Den Holebug nannte man das.

      In der Koje drehte Blacky sich noch einmal um, und rein zufällig streifte sein Blick dabei auch Garys Koje, die der seinen gegenüber auf Steuerbord lag.

      Er stutzte und blickte über den Mittelgang noch einmal hin. Da lagen nur die Decken in der Koje, aber kein Gary Andrews. Erneut vergewisserte er sich, daß die Koje leer war.

      Sehr merkwürdig war das!

      „He, Matt“, raunte er, „weißt du, wo Gary ist? Seine Koje ist leer, aber Gary ist doch gleich nach uns auch nach vorn gegangen. Glaube ich jedenfalls.“

      Der Hakenmann war schon halb im Tran und im ersten unruhigen Schlaf und wälzte sich ärgerlich herum.

      „Hör bloß mit deinen dämlichen Fragen auf, du Blutvergifter. Vielleicht kannst du dir denken, wo Gary ist. Nämlich da, wo du auch hin und wieder mal hingehst, wenn du mußt.“

      „Du meinst, auf dem Abtritt des Galions?“

      „Kackst du vielleicht auf die Kuhlgräting, du Hering?“ schrie Matt verärgert zurück. „Oder ins Steuerhaus,