Seewölfe Paket 22. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397815
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sagte der Profos und setzte dem Admiral die Faust knallhart in den Magen.

      Luis Campos brach stöhnend zusammen.

      Der Profos hievte ihn am Kragen seiner Jacke hoch und schleppte ihn zur Tür, um ihn draußen abzuladen, „weil Stachelschweine hier nichts zu suchen haben“, doch da traf den Profos selbst etwas ins Kreuz.

      In der Kneipe tobte mittlerweile eine prächtige Schlacht. Gerade als Carberry am Schott war, flog ihm ein Mann hart ins Kreuz. Der Riese Barba hatte die Kuh fliegen lassen, einen Kerl am Schlafittchen gepackt und nach alter Manier einfach quer durch die Kneipe gefeuert.

      „Nun mal langsam“, brummte Ed, „immer einer nach dem anderen und nur nicht drängeln.“

      Er feuerte den Admiral schwungvoll nach draußen und kümmerte sich dann um den Kerl, der ihm ins Kreuz geflogen war. Der wackelte ein bißchen mit dem Kopf und blickte nicht ganz durch. Er grinste auch etwas verzerrt.

      „Da geht’s raus“, sagte der Profos, packte den Kerl am Genick und am Hosenboden und feuerte ihn schwungvoll hinterher.

      Jetzt war die Holle los. Die Frauenzimmer hatten kreischend das Weite gesucht oder sich in den Nischen verkrochen. Die Kerle des Admirals waren keineswegs zimperlich, aber sie hatten sich ein wenig übernommen, wie sie jetzt feststellen mußten, denn hier kämpften wahre Teufel, die erbarmungslos einen nach dem anderen abräumten und nach draußen beförderten.

      Diego jammerte und stöhnte, als ein paar Tische zu Bruch gingen, Barba sich eine Bank griff und damit rundum säbelte. Gleich mehrere Kerle flogen wie Strohpuppen durch die Kneipe.

      Mac Pellew klatschte begeistert in die Hände. Die Idee Carberrys, mit Kakteen zu hantieren, fand er geradezu genial. Die Kerle quiekten immer wie die Schweinchen, wenn sie damit drangsaliert wurden, und sie waren auch immer höllisch überrascht, wenn ihnen so ein stachliges Ding unversehens am Hintern hing.

      Matt Davies prügelte sich gerade mit einem geiergesichtigen Kerl herum. Er hatte ihm mit seinem Haken schon das Hemd bis zum Gürtel aufgeschlitzt, aber jetzt zog der Kerl ein Messer und hampelte vor der Nische herum, in der Mac Pellew mit seinen stacheligen Wurfgeschossen Aufstellung genommen hatte. Da waren so prächtige Kakteen, die sich „Schwiegermutterstuhl“ nannten und tatsächlich wie ein runder Hocker aussahen. Allerdings war das Sitzen darauf nicht empfehlenswert, denn das Ding bestand fast nur aus üblen Stacheln.

      Der Geiermann stieß nach Matt, verfehlte ihn aber.

      Mac Pellew hatte den Stachelhocker einladend hingestellt, und als der Geiermann jetzt davorstand, griff Mac nach dem Rest seines aufgeschlitzten Hemdes und zog daran wie an einem Fall.

      Der Kerl setzte sich auch prompt. Aber wie! Mac Pellew staunte über die vielseitige Mimik des Mannes. Der brüllte erst einmal wie am Spieß, laut und gellend, dann wurde sein Gesicht faltig und welk, dann wieder ganz glatt und schließlich so verrunzelt wie altes Leder. Er warf auch gleich sein Messer weg, doch damit er nicht auf dumme Gedanken verfiel, stauchte Mac ihn noch ein bißchen, indem er beide Hände auf den schmierigen Schädel drückte.

      Der Kerl hampelte, zappelte, kreischte und brüllte. Er schrie immer lauter und griff mit beiden Händen an seinen Achtersteven, wobei er natürlich in die Stacheln griff.

      Mac Pellew fand das ausgesprochen lustig. Das war noch prächtiger, als mit Bratpfannen oder Kochlöffeln zu schlagen.

      Was ein erwachsener Mann dabei so alles an Tönen von sich gab, war einfach unglaublich. Nicht mal Babys kreischten so laut, wenn sie im eigenen Kielwasser schwammen.

      „Jetzt hast du aber lange genug drauf gesessen“, sagte Mac grämlich, „geh runter, ich brauch’ das Ding noch für einen anderen.“

      Der Kerl sprang auf und flitzte los, beide Hände auf die Sitzfläche gepreßt, Zeter und Mordio schreiend. Er kannte kein Ziel, er rannte einfach drauflos, bis er in der Nähe der Tür landete.

      Dort lauerte der Profos, und als der Kerl heran war, trat er ihm überflüssigerweise noch mit dem Stiefel in den Hintern. Das trieb die Stacheln noch weiter in sein Sitzfleisch. Der Schreihals sauste in die Dunkelheit hinaus und verschwand. Sein Gebrüll war auf ganz Tortuga zu hören.

      Molino schließlich schloß auch noch Bekanntschaft mit der stacheligen Flora Tortugas. Er war an Paddy Rogers geraten, der ihn mächtig durchgeklopft hatte. Jetzt rannte er auf Mac Pellew zu, an dem fast alle vorbeimußten, und wollte noch einmal drauf schlagen.

      Der zweite Koch der „Isabella“ hielt schnell die Schale vor sein Gesicht. In der Schale befand sich ein recht übler Geselle, klein von Wuchs, aber sehr breit und stachlig. In den schlug Molino mit letzter Kraft hinein. Seine Faust bohrte sich mitten in den Kaktus und blieb darin stecken.

      Mac ließ die Schale los und besah sich das Unglück. Molino trug den Kaktus wie einen stacheligen Handschuh. Er riß das Maul auf und brachte es vor Schmerzen nicht mehr zu. Seine Augen waren hervorgequollen, sein Blick total glasig.

      „Hilfe“, gurgelte er erstickt.

      „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, sagte Mac. „Was haust du auch in den unschuldigen Kaktus!“

      Der Profos beförderte Molino schließlich hinaus zu dem Haufen, der bereits vor der Kneipe lag. Dann blickte er sich bedauernd um.

      „Schade“, sagte er, „aber das war das letzte Rübenschwein. Ging ein bißchen zu schnell, findest du nicht auch?“

      „Ja, leider, und dabei sind hier noch so viele von den Stacheldingern. Ich hab’ die Idee von dir übernommen, Ed. Du hast doch hier schon mal einem Kerl einen Kaktus zu fressen gegeben.“

      „Ja, ein Soldat war das. Hat ihm gar nicht geschmeckt, das Ding, obwohl es ein Melonenkaktus war. Ich fragte ihn noch höflich, ob es ihm auch schmecke, aber das hat er mit Kopfschütteln verneint. Undank kennt eben keine Grenzen.“

      „Ja, da ist was dran“, sagte Mac Pellew tiefsinnig. „Wir sollten ein paar mit aufs Schiff nehmen.“

      In der Kneipe sah es wüst aus. Ein paar Bänke waren zu Bruch gegangen, und ein paar Kakteen lagen zermatscht am Boden. Humpen und Flaschen waren umgekippt, und unter einer Bank lag noch ein Kerl, dem beide Klüsen dichtgehauen waren. Er stöhnte leise und begann auf allen vieren durch die Kneipe zu kriechen.

      Der Profos goß ihm aus einem Humpen kühles Bier über den Schädel. Der Kerl schlabberte und erkundigte sich dann mit wehleidiger Stimme, ob noch jemand einen ausgebe. Er schien nicht den geringsten Durchblick mehr zu haben.

      „Ich“, sagte Ed. „Ich begleite die Gäste immer bis zur Tür.“

      Etwas später war auch der Kerl draußen, und die anderen, die sich draußen noch versammelt hatten, machten sich humpelnd und fluchend auf den Weg. Aus weiter Ferne war immer noch ein dünnes, kreischendes Stimmchen zu hören. Es gehörte zweifellos dem Kerl, der auf Mac Pellews „Schemel“ Platz genommen hatte.

      „Das muß gefeiert werden“, sagte Ed, „ich denke, wir bleiben bei Lage laufend, wenigstens vorerst.“

      „Aber nur bis Mitternacht, Ed“, sagte die Rote Korsarin, „dann brechen wir auf, denn morgen früh segeln wir. Da können wir keine Brummschädel gebrauchen.“

      „Aye, aye, Madame“, sagte der Profos grinsend. „Das ist ein Wort. Dann bleiben wir doch bei Lage laufend. Lieber wäre mir allerdings langes Saufen gewesen.“

      Diego ging händeringend durch seine Kneipe und besah sich die Trümmerstücke.

      „Mein Gottchen“, sagte er weinerlich, „daß das nicht einmal in Ruhe vor sich geht. Immer muß geprügelt werden. Und meine schönen Kaktusse sind auch fast alle hin.“

      „Kakteen heißt das“, sagte Mac Pellew. „Das ist nämlich die Mehrzahl von Kaktus.“

      „Quatsch, Mehrzahl“, sagte Diego. „Es heißt ja auch Lokusse, und nicht Lokeen. Wo hat die Welt jemals solchen Quatsch gehört! Wer ersetzt mir nun den Schaden?“

      „Das übernehmen