Seewölfe Paket 22. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397815
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sagte Ben Brighton sofort. Er blickte in die Runde. „Ist jemand anderer Meinung?“

      Die Männer schüttelten den Kopf.

      „Eines werde ich allerdings mit allen Mitteln verhindern“, sagte die Rote Korsarin.

      Der Erste Offizier der „Isabella“ blickte sie stirnrunzelnd an.

      „Und das wäre?“

      „Ein weiteres Duell. Ich werde nicht zulassen, daß sich Hasard noch einmal zu einem solchen Unsinn hinreißen läßt.“

      Ben Brighton nickte.

      „Diesmal hast du mich auf deiner Seite, Siri-Tong. Auch ich bin gegen ein Duell. Ich habe eingesehen, daß du von vornherein recht hattest. Aber du mußt Hasard verstehen.“

      „Das tue ich, Ben.“ Die Rote Korsarin erhob sich und verabschiedete sich von den Männern.

      Wenig später, nachdem sie mit der Jolle auf die „Caribian Queen“ zurückgekehrt war, wurde eine Gruppe ihrer Männer an Land gebracht, die die Überwachung der Insel aufnehmen sollte.

       10.

      „Warum, zum Teufel, haben wir keine Spektive?“ sagte Sir Robert Monk ärgerlich zischend. „Wenn wir jetzt Spektive hätten, könnten wir genau sehen, was sich abspielt.“

      Charles Stewart verschränkte die Arme vor dem Brustkasten, denn er wußte, daß dieser Vorwurf natürlich ihm galt. Er war es gewesen, der sich einen Dreck darum gekümmert hatte, die notwendigen Ausrüstungsgegenstände von der sinkenden „Dragon“ zu bergen.

      „Brauchen wir nicht, die Dinger“, entgegnete er grollend. „Was wir sehen müssen, sehen wir auch so.“

      Joe Doherty, Stewarts Leibwächter, baute sich in drohender Haltung hinter dem Ex-Kommandanten der „Dragon“ auf. Der grobschlächtige Riese hatte immerhin mitgekriegt, daß sich Sir Robert vorwurfsvoll gegenüber seinem Herrn geäußert hatte. Die Hintergründe dafür begriff Doherty sowieso nicht. Doch ein Wink von Stewart würde genügen, und er schnappte sich diesen adligen Geier und drehte ihm den Hals um.

      Aber offenbar schien Stewart derartiges vorerst nicht im Sinn zu haben, und so mußte sich das Monstrum darauf beschränken, seine wüsten Gesichtszüge auf die bewährte und furchterregende Weise zu verzerren.

      Es wirkte auch bei Sir Robert. Er verkniff sich weitere Anspielungen auf die nicht vorhandenen Kieker.

      Die Männer standen auf der Hügelkuppe einer Insel, durch hohes Buschwerk sichtgeschützt. Zwei, drei winzige Eilande lagen zwischen ihnen und jener Insel, in deren Südbucht die Masten der beiden Schiffe deutlich zu erkennen waren.

      Den düsteren Zweidecker hatten sie gesehen, als er von See her die Südbucht der nahen Insel angelaufen hatte. O’Leary hatte den Zweimaster entdeckt, und sofort waren sie mit der Jolle hinter dieser Insel in Deckung gegangen, die sie gerade angesteuert hatten.

      Stewart, Monk und O’Leary waren sofort zur Hügelkuppe aufgebrochen, um das weitere Geschehen zu beobachten. Das Monstrum, das wie eine Klette an ihm hing, hatte Stewart nicht zum Zurückbleiben bewegen können. Auch der Hinweis auf die Goldkisten hatte nichts gefruchtet.

      Trotz seiner Beschränktheit schien Doherty begriffen zu haben, daß sich hier sowieso niemand die Kisten unter den Nagel reißen und damit verschwinden konnte. Sie waren aufeinander angewiesen, wenn sie noch einer Zukunft entgegensehen wollten.

      Stewart wurde es indessen beinahe unangenehm, daß Doherty ihn bewachte wie ein Hofhund seinen Herrn. Zumindest O’Leary und seine Strolche grinsten Insgeheim darüber. Denn wozu, bitte sehr, brauchte ein ausgewachsener Mann einen Leibwächter? So und nicht anders dachten sie wahrscheinlich.

      Daß er auf seine Goldkisten aber nicht allein aufpassen konnte, wußte Stewart. Wenn er schlief, brauchte er jemanden, der für ihn wachte. Doherty war der richtige Mann für die Aufgabe. Seine Anhänglichkeit mußte man dafür eben in Kauf nehmen.

      Allerdings ergab die Lage durch das Entdecken der beiden Schiffe auch für Charles Stewart völlig neue Aspekte.

      Schweigend beobachteten sie, wie der Zweidecker in der Bucht vor Anker ging. Gleich darauf wurde allem Anschein nach ein Boot ausgesetzt, und jemand begab sich an Bord der „Isabella“. Zweifellos war es dieses Teufelsweib, wenn es auch mit bloßem Auge nicht genau zu erkennen war.

      Sir Robert Monk wandte sich zu den anderen um.

      „Besser konnte es für uns gar nicht kommen“, sagte er frohlockend. „Gentlemen, wir brauchen praktisch nur noch zuzugreifen, und dann haben wir ein Schiff.“

      „Stellen Sie sich das nicht so einfach vor“, entgegnete O’Leary. „Wir haben nur eine Handvoll Leute und keine Waffen. Jedenfalls keine richtigen.“

      Stewart grinste und klopfte ihm auf die Schulter.

      „Man muß sich schon ein bißchen was einfallen lassen, Mister O’Leary. Wie ich unseren verehrten Sir Robert kenne, hat er bereits was auf Lager.“

      Sir Robert nickte.

      „Wir müssen die Dunkelheit abwarten – nein, noch besser die Nacht, wenn wir sicher sind, daß die meisten an Bord selig schlafen.“ Er kicherte bei der Vorstellung und fuhr dann mit listigem Grinsen fort: „Wir brauchen nur mit ein paar Leuten in völliger Finsternis die ‚Isabella‘ zu entern. Die Deckswachen müssen natürlich im Handstreich überwältigt werden. Dann dringen wir in die Kapitänskammer vor. Dort liegt aller Wahrscheinlichkeit nach der angeschossene Bastard Killigrew.“

      „Prächtig!“ rief Stewart begeistert. „Sobald wir den Hundesohn in unserer Gewalt haben, ist alles andere ein Kinderspiel.“

      Auch O’Leary setzte eine überzeugtere Miene auf.

      „Eins ist aber wichtig“, sagte er. „Wenn wir es so schaffen, wie Sir Robert sagt, dann muß die gesamte Crew von Bord. Außer dem Bastard darf kein einziger von den Mistkerlen an Bord bleiben. Sonst können wir vor Überraschungen niemals sicher sein.“

      „Und dann?“ entgegnete Stewart stirnrunzelnd. „Sollen wir mit Ihren paar Leuten diese große Galeone segeln?“

      „Nur bis zum nächsten Hafen“, sagte O’Leary. „Das schaffen wir. Und dann können wir jede Menge zuverlässige Leute anheuern.“

      „Und die Jagd auf die ‚Lady Anne‘ aufnehmen“, sagte Sir Robert mit einem Nicken. „Ich glaube, Ihr Vorschlag ist gut, O’Leary. Vor Überraschungen müssen wir uns schützen, das stimmt. Da wäre aber auch noch dieser Zweidecker.“

      „Den schießen wir leck“, sagte Stewart. „Dann sitzt er auf Grund wie unsere ‚Dragon‘, und die ganze Sippschaft kann sich an Land verziehen.“

      „Womit wir den Spieß umgedreht hätten“, sagte Sir Robert zufrieden. „Hat noch jemand etwas hinzuzufügen?“ Er sah die anderen an, doch es gab keine weiteren Vorschläge.

      Sorgfältig prägten sie sich die Lage der östlichsten Insel und der zahlreichen Korallenriffs ein. Fest stand, daß sie von Westen her zu der Insel vordringen würden. Wenn Posten aufgestellt waren, würden sie die Seeseite zum Atlantik hin beobachten. Denn von Westen her würde man auf keinen Fall jemanden erwarten – wegen der wirklich unzähligen Korallenriffs und der gefährlichen Untiefen in diesem Bereich der Kleinen Bahama-Bank.

      Die Kerle unter dem Kommando von Charles Stewart, Sir Robert Monk und O’Leary warteten bis nach Mitternacht. Allen knurrte der Magen, als sie die Segel setzten. Denn außer ein paar Kokosnüssen hatten sie nichts zu sich nehmen können. Wenn man jedoch davon ausging, daß Hunger ein guter Antreiber war, dann mußte das Unternehmen gelingen.

      Sir Robert war voller Hoffnung, nicht zuletzt aus Stolz auf seine Idee.

      Eine auflandige Brise strich über die beiden Schiffe, die mit dem Bug nach Südwesten ausgerichtet vor Anker lagen. Nur zeitweise war es stockfinster