Seewölfe Paket 12. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395019
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ist zu rechnen“, meinte Carberry. „Was ist, Sir, bleiben wir hier liegen? Das ist ein schlechter Platz für einen Empfang dieser Hurensöhne, wir sollten uns lieber weiter unten in die Büsche schlagen.“

      Hasard gab das Zeichen zum langsamen Rückzug. Die Männer schoben sich vorsichtig den Hang hinunter, vierzehn Gestalten, die jetzt keinen Laut mehr von sich gaben und nur auf das Erscheinen des Gegners warteten.

      Hasard und Shane schlugen einen Bogen nach links, um das Plateau gegebenenfalls von Südwesten her mit Feuer bestreichen zu können. Ferris und der Profos hatten sich nach rechts gewandt. Alle anderen duckten sich jetzt in die Büsche am südlichen Hang.

      Der Seewolf hatte den Radschloß-Drehling in den Händen. Shane hatte den Schnapphahn-Revolverstutzen, der ebenfalls zu den besten Waffen gehörte, die es an Bord der „Isabella“ gab. Ferris hatte beide Mehrschüsser mitgebracht, wie er es auch nicht versäumt hatte, noch einige seiner selbstgebauten Flaschenbomben mitzunehmen.

      Stenmark brauchte ein bißchen zuviel Zeit, um sich in das Gesträuch zu legen, er war jedenfalls der letzte, der sich zu Boden sinken ließ und den Kopf einzog.

      Genau diese Bewegung nahm Regis La Menthe, der in diesem Augenblick als erster der Verfolger am Rand des Plateaus erschien, noch wahr. Sofort brachte er die Muskete, die er sich von Duplessis hatte aushändigen lassen, in Anschlag und drückte auf die Gestalt des Schweden ab.

      Der Mündungsblitz stach als gelber Schlitz in die Nacht. Stenmark warf sich platt auf den Bauch und fluchte, aber er konnte noch von Glück sprechen, denn die Kugel sirrte knapp über seinen Rücken weg und verlor sich irgendwo weiter abwärts in der Nacht.

      Neben La Menthe erschienen Duplessis und die drei anderen Franzosen, aber ehe auch sie schießen konnten, eröffnete Hasard mit dem Drehling das Gegenfeuer. Carberry und Ferris Tucker ließen von der gegenüberliegenden Seite des Hanges her ihre Musketen sprechen, und dann griffen auch Old O’Flynn und die anderen ein.

      Ein Stakkato von Schüssen hallte durch die Nacht, das Echo kehrte rollend von den Bergwänden zurück.

      „Zurück!“ schrie La Menthe. „Wir sind in eine Falle gegangen! Zurück!“

      Links neben ihm brach einer seiner Männer mit einem röchelnden Laut zusammen. Er kippte vornüber und rollte den Hang hinunter, zu Matt Davies und Batuti ins Gebüsch, die dem Leichnam auswichen.

      La Menthe, Duplessis und die beiden anderen Franzosen zogen sich schleunigst hinter ein paar Felsenquader zurück. Zwei Pistolenschüsse knallten, aber die Kugeln gingen wirkungslos ins Dunkel.

      „La Menthe!“ rief der Seewolf in die nun eintretende kurze Feuerpause. „Gib es auf, es hat keinen Zweck! Streich die Flagge! Wir wollen hier kein Massaker veranstalten! Wir gewähren dir freien Abzug, wenn du aufhörst, den wilden Mann zu spielen!“

      „Zum Teufel mit dir, Killigrew, du Bastard!“ tönte es von den Felsblökken zurück. „Versuch doch, mich zu holen! Du wirst schon sehen, was du davon hast!“

      „Daran ist mir nicht gelegen!“

      „Willst du wieder kneifen?“

      „Laß uns einen Waffenstillstand schließen! Das ist nur in deinem Interesse!“

      Regis La Menthe gab keine Erwiderung. Er wandte sich hinter dem großen Stein, der ihm und Duplessis als Deckung diente, an seinen bulligen Stellvertreter und raunte ihm zu: „Zünde die Lunte dieser Flasche an, Duplessis. Wir setzen sie diesen Dreckskerlen genau zwischen die Beine, und du wirst staunen, was für eine Wirkung das hat.“

      Er hielt ihm die eine Flaschenbombe hin, die er von seinem Gurt losgebunden hatte. Duplessis kramte schleunigst den Feuerstein und das Stückchen Stahl aus seiner Hosentasche und schlug sie mit geübter Bewegung aneinander.

      Funken sprühten und sprangen auf die Lunte der Flasche über, doch beim ersten Versuch wollte es nicht gelingen, die Zündschnur in Brand zu setzen.

      „La Menthe!“ schrie der Seewolf noch einmal.

      „Verrecke“, zischte der Glatzkopf voll Haß. „Ich weiß jetzt, wo du dich versteckst, Bastard, und werde dich als ersten ins Jenseits befördern.“

      Noch einmal hieb Duplessis Stein und Stahl gegeneinander, und diesmal hatte er Erfolg. Knisternd begann die Lunte zu glimmen.

      La Menthe betrachtete mit einem eigenartigen Ausdruck der Faszination die glühende Zündschnur und versuchte auszurechnen, wie lange es dauern mochte, bis sich die Glut durch den Korken ins Innere der Flasche gefressen hatte. Und wie rasch ging dann die Pulverladung hoch?

      Er gelangte zu dem Schluß, daß er die Flasche schleudern mußte, wenn die Lunte bis knapp über dem Korken abgebrannt war. Wie gebannt blickte er auf das knisternde, funkenverstreuende Ende und wog die Flasche in der Hand, als müsse er ihr Gewicht schätzen.

      Schnell hatte sich die Zündschnur um gut ein Drittel ihrer Gesamtlänge verkürzt.

      „Jetzt“, flüsterte La Menthe. „Jetzt ist es soweit.“

      Hasard wollte seinen Appell an den Franzosen wiederholen, obwohl er ahnte, daß dies wenig Zweck haben würde. Er kam aber nicht mehr dazu, dem Gegner auch nur ein Wort zuzurufen. Plötzlich flog ein dunkler Gegenstand hinter den Quadern hoch, der von einem glimmenden roten Pünktchen begleitet wurde – und alle Männer der „Isabella“ wußten nur zu gut, was das zu bedeuten hatte.

      „Weg!“ rief Hasard Big Old Shane zu. „Zur Seite – das gilt uns!“

      Sie rollten sich seitlich ins struppige Buschwerk, der Seewolf nach links und der graubärtige Riese nach rechts. Sie hörten die Flasche dumpf zu Boden poltern, blieben liegen und deckten ihre Köpfe schützend mit den Händen ab.

      Die Flasche kollerte noch ein Stück den Hang hinunter, dann flog sie mit einem ohrenbetäubenden Knall auseinander. Ein Feuerball stand für einen Augenblick wie eine Faust in der Nacht, zerfaserte dann in alle Himmelsrichtungen, verlor sich und wich einer weißlichen Wolke Pulverrauch, die über den Büschen schwebte.

      Hasard und Shane waren unversehrt. Wütend legten sie mit dem Drehling und dem Stutzen an und sandten eine Salve zum Plateau hinauf. Old O’Flynn, Ferris, der Profos und die anderen feuerten ebenfalls – mit dem Ergebnis, daß einer der Franzosen, der allzu verwegen seinen Kopf hinter den Felsbrocken hervorgestreckt hatte, zusammenzuckte und mit einem Wehlaut zurücksank.

      „Das wirst du mir büßen, Killigrew!“ brüllte La Menthe.

      Hasard ging nicht mehr darauf ein, er wußte, daß es keinen Zweck hatte.

      „Ferris!“ rief er. „Batuti!“

      Ferris Tucker war längst mit seinen Höllenflaschen bereit, und Batuti hatte einige der pulvergefüllten Brandpfeile, die er im Köcher mitgebracht hatte, neben sich gelegt. Bill, der Moses, assistierte ihm und zündete den ersten ölgetränkten Lappen an der Spitze des einen Pfeiles mit dem ausgehöhlten Schaft an, während der Schiffszimmermann der „Isabella“ seinerseits die Lunte einer Höllenflasche zum Glimmen brachte. Er verstand sich besser darauf als La Menthe, schließlich war er der Erfinder dieser merkwürdigen, aber sehr wirkungsvollen Waffe.

      Beide – Ferris und der Gambia-Mann – wußten, daß sie Hasards Zuruf als Befehl zu werten hatten, ihre Spezialwaffen einzusetzen. So wirbelte eine Höllenflasche durch die Dunkelheit und stach ein lodernder Pfeil himmelan, ehe La Menthe die zweite der vier erbeuteten Flaschen einsetzen konnte.

      Ferris’ Flasche segelte zwischen die Quader und zerplatzte in einer dröhnenden Detonation, bevor sie auf dem harten Untergrund zerspringen konnte. Batutis Pfeil stach von oben nahezu senkrecht auf das Plateau und explodierte ebenfalls.

      La Menthe brachte sich durch einen Satz zurück und rettete dadurch sein Leben. Duplessis hingegen verhielt sich weniger geistesgegenwärtig. Er hatte mit dem Feuerstein und dem Stahl unbedingt die Lunte der zweiten Höllenflasche zünden wollen. Derart vertieft war er in sein Werk gewesen, daß er zu keiner instinktiven Reaktion mehr gelangte.

      Sein