Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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Eiskrähen, die in Schwärmen über die Dörfer herfielen.

      „Dies ist unser Land, das uns seit hundert Generationen gehört“, sagte der Dorfälteste daraufhin. „Wir werden es nicht preisgeben!“

      „Könnten wir nicht ein paar Bannsteine besprechen, um diese Leute wenigstens vor den Eiskrähen zu schützen?“, fragte Gorian später, als sie allein bei den Wollnashörnern waren, um sie zu versorgen.

      „Dadurch verlieren wir wertvolle Zeit“, entgegnete Thondaril. „Du kannst nicht jedem helfen und nicht jeden retten wollen.“

      „Sollen wir deswegen so mitleidlos wie unsere Gegner werden?“, fragte Gorian grimmig.

      Thondaril dachte kurz nach und seufzte schließlich. „Also gut. Dann werden wir das jetzt gleich erledigen und auf den Schlaf, den wir eigentlich dringend benötigen, verzichten. Ich hoffe nur, wir werden es nicht später bereuen.“

      Gorians Laune besserte sich schlagartig. „Ich danke Euch!“

      „Es wird sich noch zeigen, ob du mich deswegen nicht noch verfluchen wirst“, grummelte der Schwert- und Magiemeister.

      ––––––––

      Drei Tage später kampierten sie bereits mitten in den Höhenzügen des Gebirges, das die Grenze zwischen dem Estlinger Land und den Herzogtümern Nomrigge und Omont im Süden bildete. Die Wollnashörner hatten wenig Mühe mit den Steigungen, was die drei Ordensschüler zunächst erstaunte, bis ihnen Meister Thondaril erklärte, dass diese Tiere ungezähmt bis in die kältesten Gebirgszüge von Eisrigge und Nord-Orxanien zu finden seien.

      Gorian schlief schlecht und erwachte irgendwann wegen der grausamen Kälte. Das Feuer hatte von Anfang an nicht richtig gebrannt und war trotz magischer Unterstützung in der Nacht verloschen.

      „Ich finde dich überall ...“

      Die Gedankenbotschaft, die er auf einmal empfangen hatte, war von einfacher Klarheit und eindeutiger Eindringlichkeit – ganz anders als der chaotische Schwall von Bildern und Empfindungen, der danach auf ihn eindrang.

      Ein Schatten schnellte über den nächtlichen Himmel, und dunkle Schwingen hoben sich gegen das fahle Mondlicht ab. Dann landete das katzengroße Wesen drei Schritte von Gorian entfernt im Schnee und veränderte seine Farbe zu einem leuchtenden Purpur.

      Ar-Don hatte ihn erneut gefunden!

      „Mich vermisst?“

      „Ich dachte, du wärst ...“

      „... tot?“

      Fast hatte Gorian den Eindruck, dass sich das Gesicht des Gargoyle zu einem Lächeln verzog – oder zu dem, was für seinesgleichen vielleicht eins sein mochte.

      „Solltest mich besser kennen ...“

      In diesem Moment schreckte Thondaril aus dem Schlaf und von seinem Lager hoch. Er musste die Anwesenheit des Gargoyle gespürt haben, denn Ar-Don hatte sich bisher vollkommen lautlos verhalten. Der Ordensmeister griff sofort zum Schwert und stieß einen Kraftschrei aus. Es bedurfte nicht der Voraussicht eines Schwertmeisters, um seine Absicht zu erkennen.

      Aber Gorian war nicht gewillt, das zuzulassen. Auch er sprang auf und stellte sich Thondaril in den Weg.

      „Nein!“, rief er, und dieser Ruf ging übergangslos in einen Kraftschrei über, der Thondarils niedersausende Klinge abbremste.

      Der zweifache Ordensmeister hielt in der Bewegung inne. „Das ist eine Kreatur Morygors!“, rief er.

      „Dieses Wesen hat mich vor Morygors Schergen gerettet und sich meinetwegen zerschlagen lassen“, gab Gorian zurück. „Einmal übrigens von Euch, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist.“

      Ar-Don stieß ein Fauchen aus, das dann allerdings in ein katzenhaftes Wimmern überging.

      Thondaril ließ die Klinge sinken und atmete tief durch, wobei sich in der eisigen Luft Wölkchen vor seinem Mund und seiner Nase bildeten. „Du denkst doch wohl nicht allen Ernstes daran, dass uns dieses Wesen auf unserer Reise begleitet?“

      „Ich fürchte, so wird es sein“, entgegnete Gorian. „Auf irgendeine Weise scheinen unsere Schicksalslinien miteinander verwoben, auch wenn ich den Grund dafür nicht begreife. Aber Ar-Don hat bewiesen, dass er ein Verbündeter ist. Er hat mir in der Kanzlei des Hochmeisters geholfen, als drei Schattenmeister mich angriffen, die wie Aberian Verräter waren. Wollte er mir Übles, hätte er nichts anderes zu tun brauchen, als sie ihr Werk vollenden zu lassen.“

      Meister Thondaril streckte die freie Hand aus und ließ daraus einen Blitz hervorzischen, mit dem er das Feuer wieder anzufachen versuchte. Es gelang erst beim dritten Mal, so feucht war das Holz. „Ich gebe dir trotzdem einen guten Rat, Gorian: Vertrau einer solchen Kreatur niemals!“

      „Seltsame Freunde hast du“, lautete Torbas' Kommentar, der wie Sheera inzwischen längst erwacht war. Er schien Thondarils Abneigung gegenüber Ar-Don zu teilen.

      Sheera hingegen hatte offenbar keinerlei Furcht vor dem Gargolye. Auch sie hatte sich inzwischen von ihrem Lager erhoben und näherte sich ohne irgendeine erkennbare Vorsicht dem steinernen Wesen, kniete vor ihm nieder und berührte den Nacken der katzengroßen Kreatur. Das Fauchen, das zunächst zwischen den nadelartigen Steinzähnen des kleinen Monstrums hervordrang, wurde zu einem Hauchen, nicht lauter als ein heftiger Atemzug.

      Sheeras Augen schimmerten zunächst grünlich und füllten sich dann mit purer Schwärze. „Dieses Wesen ist arg verwundet worden“, sagte sie schließlich. „Schlimmer, als dass irgendein noch so begabter Heiler ihm helfen könnte ...“

      ––––––––

      Ar-Don folgte ihnen an den nächsten Tagen mit einigem Abstand. Manchmal war er für Stunden hinter den zurückliegenden Anhöhen verschwunden und tauchte dann urplötzlich wieder auf. Am vierten und fünften Tag allerdings war keine Spur von ihm zu entdecken.

      „Diese Kreatur hat ihren eigenen Willen, Gorian“, versuchte Thondaril das Verhalten des Gargoyle zu erklären. „Und du wirst sie niemals richtig einschätzen können.“

      Zwei Tag später sahen sie unter sich bereits die grünen Landschaften Nomriggens. Noch waren die Gebirgszüge im Süden des Estlinger Landes eine Barriere für die grausame Kälte, die den Leviathanen Morygors den Weg ebnete. „Seht euch dieses Land gut an und behaltet es in Erinnerung“, mahnte Meister Thondaril, der sein Wollnashorn hatte anhalten lassen. „So wird es vielleicht nie wieder sein.“

      Der Schattenbringer bedeckte die Sonnenscheibe noch weitaus mehr als vor dem Angriff auf Grontland und die Ordensburg. Fahl und kraftlos wirkte sie.

      „Seht, dort hinten!“, rief Torbas plötzlich und deutete nach Nordosten, wo hinter einer Bergkette ein Greif mit einer Gondel hervorgetaucht war. Mit kräftigem Flügelschlag mühte er sich ab, die Höhenzüge zu überwinden.

      „Das ist der Greif von Centros Bal“, war Gorian im nächsten Moment überzeugt. „Er scheint sich auf der verspäteten Reise von den Mittlinger Inseln ins Basilisken-Reich zu befinden.“

      „Und für eine Verspätung gibt es ja durchaus nachvollziehbare Gründe“, knurrte Thondaril. „Er kann froh sein, es überhaupt bis hier