Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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Stein mit der Form einer Speerspitze war überall in den Ländern von Ost-Erdenrund bekannt, und es rankten sich viele Geschichten darum, unter anderem auch die Legende von einem orxanischen Riesengeschlecht, das nur aus Stein gehauene Werkzeuge gekannt und dieses eine hinterlassen habe, bevor das gesamte Volk durch das Weltentor von Torheim entschwunden sei.

      „Sieh weiter!“, forderte der Basilisken-Herrscher.

      Ganz oben ragten zwei Schwerter aus dem Runenstein, den man auf den Torlinger Inseln auch den Speerstein nannte, ein Begriff, der sich später in fast allen Gebieten des Heiligen Reichs verbreitet hatte. Nur in Thisilien und Estrigge sprach man noch immer vom Runenstein.

      Gorian erkannte die Schwerter sofort wieder: Schattenstich und Sternenklinge, die sein Vater aus dem Metall des Sternenstücks schuf, das in der Nacht seiner Geburt vom Himmel gefallen war ...

      „Diese Schwerter stellen für dich einen unschätzbaren Wert dar“, stellte der Basilisken-Herrscher fest. Die Sphäre löste sich auf. „Morygor ...“

      „Steht Ihr auf seiner Seite?“, fuhr Gorian dazwischen.

      „Er ist bereit, dir die Schwerter zu überlassen. Du brauchst sie dir nur zu holen. Da du den Ort kennst, spricht nichts dagegen, sofort dorthin aufzubrechen.“

      „Nein!“, widersprach Gorian heftig. „Das ist eine Falle.“

      „Einen Herrscher sollte man fürchten. Jeder im Basilisken-Reich fürchtet mich. Ich aber bin klug genug, Morygor zu fürchten.“

      Gorian ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Wieder war ihm Morygor einen Schritt voraus gewesen. Er hatte die Schicksalslinie erkannt, während Gorian wie ein blinder Narr dastand, der versuchte, mit einem Schwert um sich zu schlagen, ohne etwas sehen zu können.

      „Du fragtest nach dem Boten. Deine Neugier soll gestillt werden, Gorian aus Twixlum“, übersetzte der Sprechstein die gezischelten Laute des Basilisken-Herrschers.

      Eine Tür seitlich des Throns öffnete sich, und eine Gestalt im dunklen Umhang betrat den Audienzsaal. Sie hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, schlug sie nun aber zurück.

      „Wir haben uns einige Zeit nicht gesehen“, sagte eine dunkle, brüchig klingende Stimme.

      „Matos!“, entfuhr es Gorian. „Matos aus Pantanela! Ich dachte, du wärst ...“

      „... tot?“

      Gorian sah das bleiche Gesicht des jungen Meisters, mit dem er einige Zeit durch Handlichtlesen in Verbindung gestanden hatte. Seine starren und blicklosen Augen hatten schwarze Ränder, ein verzerrtes Lächeln spielte um dünn gewordene, wie dunkle Striche wirkende Lippen.

      „Du bist zu einer untoten Kreatur Morygors geworden“, stellte Gorian fassungslos fest. Und dabei fiel ihm all das ein, was ihm Meister Damaraan zu diesem Thema gesagt hatte.

      „Ich stehe jetzt auf der Seite des Stärkeren“, sagte Matos. „Diese Möglichkeit eröffnet sich auch dir, und wenn du klug bist, ergreifst du sie, bevor du so furchtbar zerschlagen im Eis liegst, dass dir keine Ordensmagie und keine Heilerkunst mehr zu helfen vermögen. Aus irgendeinem Grund legt Morygor großen Wert darauf, dir das zurückzugeben, was er dir genommen hat: Die Schwerter liegen für dich bereit. Du musst nur ...“

      „... zum Verräter werden!“, fiel Gorian ihm ins Wort. „Niemals!“

      „... auf die richtige Seite wechseln“, führte Matos seinen Satz zu Ende.

      „So würde ich das nicht nennen!“

      „Morygor würde dir gern persönlich sein Angebot unterbreiten. Am Speerstein. Du musst nur dort erscheinen. Morygor wird wissen, wenn du dort bist. Keine Ahnung, weshalb du so wichtig für ihn bist. Jedenfalls macht der Frostherrscher nicht mit jedem so ein Aufhebens, der auf seine Seite überwechselt.“

      „Es ist sinnlos“, entgegnete Gorian. „Ich werde mich niemals auf seine Seite schlagen!“

      „Das habe ich befürchtet“, sagte Matos. „Gorian, es stehen Schattenmeister in den Diensten Morygors, die dich innerhalb von Augenblicken zum Speerstein bringen können.“

      „Meine Antwort habe ich bereits gegeben.“

      „Um ehrlich zu sein, Gorian: Du hast gar nicht die Wahl. Es liegt einzig und allein bei dir, in welchem Zustand du den Ort erreichst, der dir soeben gezeigt worden ist. Glaub mir, ich meine es gut mit dir. Es ist besser, wenn du mir freiwillig folgst und ...“

      Gorian schleuderte Matos das Amulett, das ihm der Basilisken-König gegeben hatte, entgegen und ließ es aufglühen. Eine Anfängerübung für angehende Magiemeister.

      Matos hob die Hand und lenkte das Amulett zur Seite, sodass es irgendwo zu Boden fiel. Innerhalb eines Augenblicks verbrannte es zu Asche.

      Matos, der ebenfalls über einen Sprechstein verfügte, wandte sich an den Basilisken-Herrscher. „Ich fürchte, ich bin auf Eure Hilfe angewiesen.“

      „Selbstverständlich“, lautete die durch den Sprechstein übersetzte Antwort der Kreatur auf dem Thron.

      Die Augen des Basilisken begannen zu glühen. Als erstarrte, versteinerte Statue sollte Gorian an jenen Ort geschafft werden, der für Morygor aus irgendeinem Grund eine besondere Bedeutung hatte. Wahrscheinlich trafen sich im Speerstein irgendwelche polyversalen Kraftlinien, bildeten vielleicht Schnittpunkte, die dafür sorgten, dass sich von dort aus das Schicksal besonders leicht beeinflussen ließ. Morygor allein kannte die genauen Gründe.

      Gorian blieb nur ein einziger Moment, um zu reagieren. Einem Basilisken-Blick auszuweichen war nicht möglich. Ihm war eine zwingende Kraft eigen, die dafür sorgte, dass jeder diesen Blick erwidern musste.

      Obwohl ihn eine unheimliche Macht daran zu hindern versuchte, den Kopf zur Seite zu drehen, wandte er das Gesicht ab. Er kniff die Augen zusammen und riss gleichzeitig beide Hände empor, stellte sie im Rechten Winkel gegeneinander, so wie er es beim Handlichtlesen zu tun pflegte, nur dass die Handflächen diesmal nach außen gerichtet waren.

      Die Hände begannen zu leuchten, während Gorian einen Kraftschrei ausstieß. Auf diese Weise ließen sich Bilder von dem, was sich gerade ereignete, einfangen und jemand anderem, der dieser Kunst auch mächtig war, übermitteln. In diesem Fall jedoch wurde nichts übermittelt. Gorians Hände wurden zu einer Art Spiegel und reflektierten all das, was der Strahlenkegel über seinen Handflächen einfing. Und das war das Gesicht des Basilisken-Herrschers.

      Dessen Schrei gellte durch den Audienzsaal und erstarb. Zur steinernen Statue erstarrt saß der Basilisken-König auf seinem Thron.

      „Was hast du getan?“, rief Matos.

      In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür in der Nähe des Throns, und ein nur menschengroßer Basilisk rutschte auf seinem Schlangenleib herein, unterstützt von mehreren dürren Vogelkrallen, die er allerdings in erster Linie zum Greifen nutze und nicht zur Fortbewegung. In einem dieser Greifer hielt er einen länglichen Gegenstand, der in ein schwarzes Tuch eingeschlagen war. Die zweite Vogelkralle umschloss einen Obsidian-Dolch.

      Die roten Augen wiesen auch diesen Basilisken als Mitglied des Königshauses aus, auch wenn er von seiner körperlichen Erscheinung her gewiss nicht mit dem bisherigen, gerade versteinerten Träger der Königswürde konkurrieren konnte.

      Weder Matos noch Gorian kamen dazu, auch nur ein einziges Wort zu sagen, dafür handelte der Basilisk zu schnell. Er schleuderte mit erstaunlichem Geschick den Dolch. Matos hatte mit diesem Wurf offensichtlich nicht gerechnet und sank getroffen zu Boden. Die Obsidian-Klinge steckte ihm in der Brust. Er stöhnte, versuchte sie sich aus dem Leib zu ziehen.

      Der Basilisk näherte sich und hackte blitzschnell mit seinem Schnabel auf dem am Boden Liegenden ein, so oft, dass sich selbst ein Untoter davon nicht erholen konnte.

      Nur Augenblicke hatte der Basilisk gebraucht, um Matos furchtbar zuzurichten. Dann holte er unter dem schwarzen Tuch ein Schwert hervor, das aus glänzendem Stahl