Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
Скачать книгу
war, und ihm fiel auf, dass er tatsächlich nicht ein einziges Metallstück am Körper trug.

      Yvaan schien Gorians Gedanken zu erraten. „Die Palastwachen tragen Schwerter aus Obsidian.“

      „Das bedeutetet, es ist nicht ganz ungefährlich, dem Basilisken-König gegenüberzutreten“, stellte Sheera fest.

      „Man ist in diesem Land der Ansicht, dass man einen Herrscher fürchten sollte“, erklärte Yvaan.

      ––––––––

      Eine Riesenlibellen-Gondel kam, um sie zum Palast-Turm des Königs zu bringen. Gorian musste sein Schwert, den Rächer und alles andere, was von seinem spärlichen Eigentum aus Metall war, ablegen und in der Gesandtschaft zurücklassen, darunter auch das Amulett mit Morygors Caladran-Rune, das Hochmeister Aberian bei sich getragen und mit einem Illusionszauber in seiner äußeren Erscheinung verändert hatte.

      Thondaril sah dies, ließ sich das Amulett geben und betrachtete es eine Weile. Gorian brauchte ihm nichts zu erklären, Thondaril erkannte es trotz der veränderten Erscheinung mithilfe der Magie sofort wieder. „Wir hätten alle erkennen können, was mit Hochmeister Aberian los war, hätten wir richtig hingeschaut“, sagte er düster. „Aber wir ließen uns auf sehr einfache Weise täuschen, selbst erfahrene Meister!“

      „Vielleicht wollten manche die Wahrheit gar nicht sehen“, gab Gorian zurück.

      Die von der Riesenlibelle getragene Gondel brachte Meister Yvaan sowie Gorian und seine Gefährten zum Palast-Turm des Basilisken-Königs, der aus all den sich dem Himmel entgegenreckenden schlanken Bauwerken noch einmal ein ganzes Stück herausragte.

      An seiner Spitze wurde der Turm breiter und hatte von seiner Form her Ähnlichkeit mit einer sich entfaltenden Blüte. Es gab dort einen Landeplatz für die Libellen-Gondeln, auf dem reger Betrieb herrschte.

      Meister Yvaan und seine Begleiter stiegen aus, Gorian ließ staunend den Blick schweifen, und Torbas meinte: „Gegen die Baukunst der Basilisken wirken sämtliche Städte des Heiligen Reichs nur wie kleine Hüttendörfer.“

      Schlangenmenschen-Diener brachten die Gruppe ins Innere des Palastes. Zunächst wurden alle noch einmal nach Metall durchsucht. Das übernahmen grobschlächtige Oger-Söldner.

      „Man verlässt sich hierzulande ungern nur auf magische Mittel“, erläuterte Meister Yvaan.

      Danach erfolgte eine Musterung durch einen geflügelten Basilisken, dessen Blick zwar nicht tödlich war, wie man es von den Mitgliedern des Königshauses berichtete, dafür aber jede Art von Metall zu erkennen vermochte, und war es noch so gut verborgen.

      Der Basilisk gab in seiner zischelnden Sprache Anweisung, wie man sich aufzustellen hatte. Die Laute aus seinem Schnabel hätte keine menschliche Zunge nachzuahmen vermocht, aber durch die sprechenden Steine, die jeder der Gäste vor der Brust trug, wurde ihnen jedes Wort übersetzt; die Steine flüsterten es ihnen mit einer Gedankenstimme zu.

      „Ich hoffe, die Dinger müssen wir nicht wieder abgeben“, äußerte Torbas.

      „Untersteh dich“, mahnte Meister Yvaan. „Das sind Geschenke, und sie zurückzugeben wäre die schlimmstmögliche Beleidigung für unseren Gastgeber.“

      Dann betraten sie den Thronsaal.

      Der Basilisken-Herrscher saß auf einem Thron, der seinem Körperbau angepasst war. Sein Schlangenleib hatte fast die Dicke eines Wollnashorns, und der Hahnenkopf trug eine Krone, die allerdings kein Metall enthielt, sondern aus mit Edelsteinen besetztem Ebenholz bestand. Die roten Augen kennzeichneten ihn als Mitglied des Königshauses. Und vor diesen Augen nahm man sich besser in Acht.

      Am Vorabend hatte Meister Yvaan davon berichtet, dass alle Basilisken, die solche Augen hatten und nicht einem königlichen Ei-Gelege entschlüpft waren, sofort getötet wurden. Das Königshaus wollte keinerlei Konkurrenz entstehen lassen. Zumindest nicht außerhalb der eigenen Verwandtschaft.

      Mit Obsidian-Schwertern bewaffnete Schlangenmenschen flankierten den Thron, aber angesichts der furchtbaren Kraft seiner Augen schien der Basilisken-König, dessen genauer Name für keine menschliche Zunge auszusprechen war, auf deren Hilfe gar nicht angewiesen zu sein. Die Krieger hatten wohl eher eine dekorative Funktion.

      Ansonsten waren Hunderte von anderen Basilisken in unterschiedlichster Art und Größe anwesend. Man konnte an ihren Augen erkennen, wer von ihnen ein Verwandter des Königs war. Außerdem gab es Menschenschlangen-Diener, die mit ihren Schlangenkörpern über den Boden rutschten, während sie mit den Armen und Händen ihres menschenähnlichen Oberkörpers Getränke reichten.

      Zischelnde Laute drangen aus dem Schnabel des Basilisken-Herrschers. Der Sprechstein, den Gorian trug, übersetzte ihm unmittelbar deren Bedeutung.

      „Geht! Alle hinaus! Sofort! Bis auf einen!“, rief der Basilisken-König. Er beugte sich vor. Sein Hahnenschnabel öffnete sich weit, und er sah Gorian direkt an.

      „Solange die Augen nicht glühen, ist ihr Blick ungefährlich“, raunte Yvaan dem jungen Ordensschüler zu.

      „Du bleibst hier!“, befahl der Basilisken-König Gorian.

      „Habt Ihr die Loyalität des Herrschers vielleicht falsch eingeschätzt?“, flüsterte Thondaril dem anderen Schwertmeister zu.

      „Schweigt!“, zischte Yvaan. „Wenn Ihr ihn verärgert, überlebt Ihr das nicht!“

      „Ich habe eine Botschaft für dich, Gorian, im Zeichen des fallenden Sterns Geborener!“, sagte der Herrscher mit seiner zischelnden Stimme, und die Sprechsteine übersetzten es den Menschen.

      Woher wusste er, wer Gorian war? Allein durch Basilisken-Magie?

      „Trau ihm nicht“, flüsterte Sheera.

      „Mir wird nichts anderes übrig bleiben, fürchte ich.“

      Auch wenn es Meister Thondaril missfiel, so mussten er und alle anderen den Raum verlassen. Selbst die Schlangenmenschen-Wächter zogen sich zurück. Daraufhin war Gorian allein mit dem Basilisken-Herrscher.

      „Komm näher!“

      Gorian gehorchte. Bis auf ein halbes Dutzend Schritte trat er auf die rotäugige Kreatur auf dem Thron zu.

      Unter seinem massigen Schlangenkörper zog der Basilisken-König eine vogelähnliche Klaue hervor, die etwas umschlossen hielt. Die Klaue passte größenmäßig nicht zu den gigantischen Ausmaßen des übrigen Körpers und wirkte wie eine Fehlbildung.

      Er streckte Gorian die Klaue entgegen, öffnete sie und zeigte Gorian ein Amulett mit Morygors Caladran-Rune. Der einzige Unterschied zu dem Amulett, das Hochmeister Aberian bei sich getragen hatte, war das Material: Dieses hier bestand aus dunklem Holz.

      „Ein Bote war hier und bat mich, dir dies zu geben, sobald du Basaleia erreichst.“

      „Was für ein Bote?“

      „Nimm das Amulett.“

      Gorian gehorchte, nahm dem Basilisken-Herrscher das Amulett aus der Klaue, die dieser daraufhin wieder unter seinem Körper verschwinden ließ.

      Aus der Caladran-Rune zuckte ein Lichtstrahl und bildete eine leuchtende ovale Sphäre. Das Bild einer eisbedeckten Landschaft erschien darin. Und ein Stein, der säulenartig aus dem Weiß von Eis und Schnee herausragte. Er hatte die Form einer Speerspitze und war so hoch wie einer der kleineren Türme von Basaleia.

      „Der Runenstein von Orxanor!“, entfuhr es Gorian. Er war das uralte Heiligtum der Orxanier, und von seinem Vater wusste er, dass sein Großvater Erian dort an einer gewaltigen