Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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und Hiebe ab. Aber die Schlacht war bereits verloren. Zu übermächtig waren die Angreifer. Selbst ein Heer von Ordensmeistern hätte kaum ausgereicht, um Morygors Kriegern über längere Zeit Widerstand leisten zu können, und es waren zum Großteil nur Schüler, die versuchten, dem Grauen Einhalt zu gebieten. Die Frostkrieger trieben ihre Wollnashörner in die Menge hinein und schlugen mit ihren gespaltenen Schwertern unerbittlich zu.

      Überall herrschten Chaos und Panik.

      Ein zweiter Leviathan durchbrach das Gemäuer. Eine feste Burg, die über Jahrtausende an diesem Platz gestanden hatte als Symbol der Sicherheit des Heiligen Reichs, zerfiel unter dem Druck eines massigen Leviathanenkörpers, aus dessen Schlund untote Wollnashornreiter preschten.

      Schon hatten die ersten Reiter das Tor zum inneren Burghof erreicht und rammten mit den gewaltigen Hörnern ihrer Tiere dagegen. Andere Orxanier warfen Hakenseile in die Höhe, die sich an den Zinnen festkrallten, sodass sich die Angreifer mit einem barbarischen, Furcht einflößenden Brüllen emporziehen konnten.

      Den Ersten wurden noch die Seile durchgeschnitten, sodass sie zurück in die Tiefe stürzten, aber die Übermacht war einfach zu groß, und so gelang es immer mehr Frostkriegern, die Mauer des inneren Burghofs zu überwinden, sodass sie auf den Brustwehren gegen die verbliebenen Verteidiger vorgingen.

      Für Gorian ging es nun ums nackte Überleben. Seine Augen waren tiefschwarz. In der Rechten hielt er sein Schwert, in der Linken den Rächer, und mithilfe der Magie wehrte er gegen ihn gerichtete Schläge ab, wich Pfeilen aus, deren Beschuss er vorausahnte, oder schlug sie mit dem Schwert oder dem Rächer zur Seite.

      Ein dritter Leviathan drängte durch das Gemäuer und ließ einen ganzen Turm einstürzen. Dann schob er sich weiter die Anhöhe empor bis zum inneren Burghof, drückte die Mauern des Seher-Hauses nieder und öffnete sein Maul, um die unzähligen Frostkrieger, die er in seinem Leib transportiert hatte, auszuspeien. Schlachtenlärm war nun auch von dort zu hören.

      Der Mittelturm, die letzte Rückzugsmöglichkeit, stürzte ein, nachdem der Leviathan den vorderen Teil seines Körpers ein wenig zur Seite drehte. Selbst die magischen Blitze der Magieschüler konnten das Wesen nicht zurückdrängen.

      Als der Großteil der Frostkrieger den Schlund des Leviathans verlassen hatte, schob er seine Massen gegen die Kathedrale des Ersten Meisters. Die Kuppel brach über dem Leviathan zusammen, ohne dass dies irgendeine erkennbare Auswirkung auf das Ungetüm hatte.

      Dann aber übertönte plötzlich ein durchdringendes Zischen alle anderen Geräusche. Der Schlachtenlärm war nicht mehr zu hören. Schwarzes Licht sprühte fontänenartig aus der zerstörten Kathedrale, vermischt mit grellweißen Blitzen. Der Leviathan brüllte auf, als ihm das Sternenmetall von Meister Aberians Kunstwerk in der Kathedralenkuppel zum Verhängnis wurde. Die in der dunklen Sphäre gebannte magische Kraft entlud sich. Flammen schossen aus dem Körper des Ungetüms, und weitere Blitze umflorten seinen Leib. Der Leviathan wand sich, brüllte und riss Mauern und Gebäude nieder, im inneren Burghof, wo sich das Kopfende des Riesenwurms befand, ebenso wie auch im äußeren Burghof und in der ohnehin schon so gut wie völlig zerstörten Hafenstadt, wo er mit dem Schwanz um sich schlug. Dass er dabei sowohl Burgwächter, Magieschüler, Ordensmeister und sogar die eigene Nachhut tötete, war dem sterbenden Monstrum gleich. Es war erfüllt von Schmerz und Wut – und wahrscheinlich noch ein halbes Dutzend anderer Empfindungen, die zu fremdartig waren, als dass irgendein Geschöpf diesseits des Weltentores sie hätte nachempfinden können.

      ––––––––

      „Wo steckst du?“, erreichte Gorian ein Gedanke von Sheera, der voller Angst und Unsicherheit war. Für einen kurzen Moment sah er das sehr intensive Bild eines Wollnashornreiters und dahinter das Südtor der äußeren Burgmauer.

      Den Wollnashornreiter sah Gorian in seiner Vision nur kurz aufflackern und wunderte sich darüber, dass er sehr viel kleiner wirkte als ein Orxanier. Vielleicht handelte es sich um einen untoten Adh oder einen Mensch aus Torheim, der zum Frostkrieger gemacht worden war.

      Gorian kämpfte sich vorwärts und stieg dabei über die Leichen von Burgwachen und Mitschülern und hin und wieder auch über die von einem der wenigen Meister, die zum Zeitpunkt des Angriffs noch in der Ordensburg gewesen waren. Den Heiler Faroch entdeckte er ebenso unter den Gefallenen wie auch den rothaarigen Alrado.

      Immerhin war der Weg zum Südtor nicht durch einen Leviathankörper versperrt. Trotzdem kam er nur langsam voran, denn immer wieder wurde er angegriffen.

      Ein Wollnashorn sprengte durch die Kämpfenden. Der Reiter war für einen Orxanier viel zu klein und zierlich, wie Gorian sofort auffiel. Es war der Reiter aus seiner Vision.

      Er hielt geradewegs auf Gorian zu und ließ ein gespaltenes orxanisches Schwert wie eine Sense um sich kreisen. Doch er richtete seine Schläge gegen Morygors Krieger, die irritiert zurückwichen. Ein Kraftschrei kam über seine Lippen, und als er näher heran war, sah Gorian, dass die von seiner Vermummung freigelassenen Augen vollkommen schwarz waren.

      „Halte durch!“, erreichte Gorian ein Gedanke.

      „Meister Thondaril!“, stieß er ungläubig hervor - ein Ruf, der sich zu einem Kraftschrei wandelte, als ihn ein untoter Adh von der Seite her angriff, dem Gorian mit dem Schwert den Kopf von den Schultern schlug.

      Dann hatte ihn der Wollnashornreiter erreicht.

      „Aufsitzen!“

      Es war ein knapper Gedankenbefehl des Meisters. Gorian stieß Schwert und Rächer in ihre Scheiden und krallte sich an dem Haar des Nashorns fest. Meister Thondaril hatte das Tier völlig unter seiner Geisteskontrolle und stieß einen Kraftschrei aus, der es antrieb, als wäre ein ganzes Rudel Langzahnlöwen hinter ihm her.

      „Keine Sorge, ich habe mich nicht auf die andere Seite geschlagen, und ein Untoter bin ich auch nicht“, vernahm Gorian einen weiteren Gedanken seines Meisters.

      Dann waren sie beim südlichen Tor der äußeren Burgmauer, und Gorian sah Torbas und Sheera.

      „Na endlich!“, rief Torbas, der zwei untote Torheimer mit Schwerthieben zurücktrieb. Meister Thondaril streckte die Hand aus, und Blitze zuckten daraus hervor, welche die beiden Untoten trafen und sie zu Boden warfen. Sie bewegten sich noch, standen auf, waren aber zu geschwächt für einen weiteren Angriff. Einer der beiden rief etwas auf Torheimisch. Offenbar wollte er Hilfe herbeiholen, aber in all dem Chaos, das vor allem der sich in magischem Feuer windende Leviathan verursachte, hörte ihn niemand.

      „Rauf mit euch!“, rief Meister Thondaril. „Das nashörnige Vieh, auf dem ich sitze, trägt uns alle. Zumindest für eine Weile.“

      Gorian beugte sich hinab und reichte Sheera die Hand. Torbas, der einem gefallenen Bogenschützen aus den Reihen der Burgwachen die Waffe und den Köcher abgenommen hatte, schoss mit einem Kraftschrei einen Pfeil ab, der einen heranstürmenden Orxanier durchs Auge fuhr und ihn niederstreckte. Dieser versuchte sich den Pfeil aus dem Schädel zu ziehen, aber bevor er wieder auf den Beinen war, ließ Thondaril das Wollnashorn davonpreschen.

      „Ich wusste gar nicht, dass du so etwas kannst!“, rief Gorian seinem Mitschüler zu. Das Bogenschießen mit Kraftschrei stand nämlich erst später auf dem Ausbildungsplan der Schwertmeister.

      „Du weißt vieles über mich noch nicht“, entgegnete Torbas.

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