Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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bis sie sich zu einem Text geordnet hatten. „Ich werde Centros Bal eine kurze Botschaft zukommen lassen“, erklärte Thondaril dazu.

      Die Lichtaura hatte inzwischen die Größe eines menschlichen Kopfes angenommen, doch was dort geschrieben stand, vermochten weder Gorian noch Sheera vollständig zu erkennen. Mit einem Kraftschrei stieß Thondaril die Aura in die Höhe, woraufhin sie dem Greifen entgegenflog und beständig beschleunigte. Schließlich war sie so schnell wie ein Blitz und erreichte den aus dieser Entfernung winzig wirkenden Greifenreiter, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Centros Bal persönlich handelte, denn der überließ ja nur äußerst ungern einem anderen die Führung seines Flugtiers.

      Was auch immer genau in der Botschaft stand, Centros Bal reagierte darauf, indem er den Greifen dazu veranlasste, die Flugrichtung geringfügig zu ändern. Mit mächtigem Flügelschlag kam das riesenhafte Wesen auf die Flüchtlinge zu.

      „Er wird uns mit nach Basaleia nehmen“, kündigte Thondaril an. „Dadurch gewinnen wir wertvolle Zeit.“

      Centros Bal ließ seinen Greifen samt Gondel im Schnee des Hochpasses landen. Er befand sich tatsächlich auf dem Rückflug von den Mittlinger Inseln und hatte die Laderäume voller Bernstein, den er nach Basaleia, die Hauptstadt des Basilisken-Reichs, schaffen wollte. Um die Wollnashörner zu transportieren war daher kein Platz, weshalb sie einfach freigelassen wurden.

      „Wahrscheinlich ist es gleichgültig, wohin sie laufen, denn Omrigge und Omont werden bald eine genauso eisige Einöde sein, wie es die nördlicheren Herzogtümer schon sind“, meinte Thondaril.

      Dass Centros Bal bereit war, die vier Flüchtige mitzunehmen, entsprang keineswegs nur reiner Menschenfreundlichkeit. Thondaril versprach ihm, dass der Orden ihn großzügig dafür entlohnen würde. Auch wenn die Ordensburg zerstört und sein Hochmeister ein Verräter gewesen war, so bedeutete dies nicht, dass der Orden selbst nicht mehr existierte. Überall im Heiligen Reich hatte er Besitzungen, und oft genug hatte er in der Vergangenheit auch den einen oder anderen Kaiser mit einem Kredit zur Macht verholfen oder ihn dort gehalten. Unter anderem hatte der Orden eine eigene Gesandtschaft in Basaleia, wo Centros Bal sein Lohn ausgezahlt werden sollten. Wahrscheinlich war außer Thondaril kaum noch ein Mitglied des Entscheidungskonvents am Leben, doch der Schwert- und Magiermeister hatte genug Befugnisse, um jederzeit über größere Beträge verfügen zu können.

      Beim Flug über Nomrigge und Omont ließ sich Centros Bal von seinem Zweiten Greifenreiter Fentos Roon vertreten, um mit seinen Passagieren in der Gondel sitzen zu können. Beide Seiten hatten viel zu erzählen.

      „Ich musste einen weiten Umweg nach Osten machen“, berichtete Centros Bal. „Die Mittlinger See ist nahezu völlig zugefroren, und die Leviathane dringen auf breiter Front gen Süden vor. Ganz Nemorien und Pantanela dürften schon von diesem Unheil erfasst sein und auch weite Gebiete des Ogerlandes. Über die Mittlingeer Inseln brach das Verhängnis ein, kurz nachdem wir das Gebiet verlassen hatten. Es sieht wohl überall ziemlich hoffnungslos aus.“

      „Ich denke, dies wird für lange Zeit Euer letzter Greifenflug in den Norden gewesen sein“, sagte Thondaril.

      Gorian wandte sich an Torbas. „Wenn die Leviathane so schnell nach Süden dringen, dürften sie längst Thisilien erreicht haben.“

      „Muss man wohl annehmen“, erwiderte Torbas mürrisch. „Aber es soll mir gleichgültig sein. In meiner Heimatstadt lebt schon lange niemand mehr, der mir etwas bedeutet.“

      „Und deine Eltern?“

      „Sind schon vor Jahren gestorben, als der Blaue Tod die heiligreichischen Häfen eine nach dem anderen heimsuchte“, antwortete der Thaskarener. „Ich wuchs in einem städtischen Waisenhaus auf, habe mich anschließend als Bettler und Dieb durchgeschlagen und war Kunstbogenschütze auf dem Jahrmarkt. Dass ich die Pfeile mit Magie beeinflusste, war mir nicht bewusst, bis mich ein Ordensmeister ansprach ...“

      „Das wusste ich nicht.“

      Torbas verzog das Gesicht. „Ich habe dir doch gesagt, dass du im Grunde nichts über mich weißt.“

      „Wer ...“ Gorian stockte und sprach nicht weiter.

      Torbas begegnete seinen Blick. „Na los, frag, was du wissen willst?“

      „Wer war der Ordensmeister, der dich angesprochen und dazu gebracht hat, ein Ordensschüler zu werden?“

      „Spielt das jetzt noch eine Rolle?“

      „Ist es ein Geheimnis?“

      „Es war Hochmeister Aberian.“

      ––––––––

      Der Greif folgte dem Fluss Om bis zu seiner Mündung ins Laramontische Meer, was einige Tage dauerte. Danach flog er die Küste entlang bis zum Fjord von Naraig. Dort lag Basaleia, die Stadt der zehntausend Türme.

      Sie machte den Eindruck, als hätten ihre Erbauer darum gewetteifert, wer von ihnen der Sonne am Nächsten kommen würde. Tatsächlich stammten auch einige der berühmtesten Sterndeuter aus Basaleia. Oben in den Türmen lebten die Basilisken, Wesen, deren Oberkörper an einen Hahn erinnerte, während der Unterleib der einer Schlange war. Ihre Größe war unterschiedlich, und es gab Basilisken mit und ohne Flügel. Giftiger Atem und die mitunter tödliche Magie ihres Blickes ließen sie ein großes Reich beherrschen, in dem ihr eigenes Volk nur eine kleine Minderheit darstellte. Mehrheitlich lebten Menschen, Schlangenmenschen, Menschenschlangen und Angehörige einiger versprengter Oger-Völker in diesem Reich.

      Die Angehörigen dieser Völker wohnten allerdings nicht in den Türmen von Basileia; dort arbeiteten sie höchstens als Dienstpersonal. Sie lebten in den zahlreichen kleinen Häusern, die in den Schatten der vielen Türme standen, so als wären sie von einem künstlichen Wald umgeben.

      Die Straßen dort waren von unzähligen Rikscha-Fahrern verstopft, die zumeist von Ogern gezogen wurden, aber auch hin und wieder von Menschenschlangen, die in den Rikscha-Geschirren steckten. Sie hatten einen menschenähnlichen, allerdings durchweg sehr schmalen Oberkörper und wie die Basilisken den Unterleib einer Schlange. Wie aufgerichtete melagosische Kobras bewegten sie sich über den Boden und zogen dabei die Rikschas hinter sich her.

      Gondeln verkehrten vom Boden aus in die oberen Geschosse der Türme und wurden von menschengroßen Riesenlibellen getragen, deren erstaunliche Kraft offenbar von einer geheimen Form der Basilisken-Magie herrührte.

      „Die Riesenlibellen sind Züchtungen der Basilisken-Magier“, erklärte Thondaril, während er durch eines der Fenster der Greifengondel auf den schwirrenden Luftverkehr in und um Basileia blickte, der die Stadt wie einen wimmelnden Bienenstock wirken ließen.

      „Sollen nicht auch die Schlangenmenschen und Menschenschlangen durch magische Experimente entstanden sein?“, fragte Sheera.

      „Ja, so heißt es. Die Basilisken habe immer wieder versucht, Geschöpfe zu erschaffen, die besser geeignet sind, ihnen zu dienen, als Menschen und Oger.“

      „Die Heilerin Hebestis äußerte während des Unterrichts immer wieder ihr Bedauern, dass uns nicht dasselbe Wissen über die Natur des Lebens zur Verfügung stehe wie den Basilisken-Magiern.“

      Thondaril lächelte, aber sein Gesicht behielt dabei die harten Konturen. „Ein Basilisken-Magier würde eher sterben, als diese Geheimnisse Außenstehenden anzuvertrauen“, war er überzeugt. „Viele Menschenschlangen und Schlangenmenschen verfügen über keinerlei eigenen Erwerbssinn“, fuhr er dann mit seiner Erläuterung fort. „Sie dienen ohne Gegenleistung und sind zufrieden damit, Sklave zu sein. Das drückt natürlich die Löhne der Menschen- und Oger-Angestellten.“

      Centros