Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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Aber die Angreifer waren zu zahlreich.

      Innerhalb kurzer Zeit waren die Katapultmannschaften in tödliche und aussichtslose Nahkämpfe verstrickt. Selbst die Schwertschüler, die bereits sehr gut vorauszuahnen vermochten, was ihr Gegner als Nächstes tat, konnten sich kaum ihrer Haut erwehren. Todesschreie gellten, und da kein einziges Katapult mehr abgeschossen wurde, hatten es die Angreifer noch leichter, die Mauern zu überwinden. Die Katapulte des inneren und äußeren Burghofs konnten nicht zum Einsatz gebracht werden, da man unweigerlich die eigenen Leute getroffen hätte.

      „Verdammt, was ist mit dem magischen Schutz durch die Bannsteine?“, rief Gorian grimmig.

      „Ich weiß nicht, aber für mich sieht das so aus, als hätte jemand alle Bannsteine über Nacht entfernt“, meinte Torbas.

      „Es gibt bestimmt einen Zauber, der ihre Schutzwirkung aufhebt“, war Sheera überzeugt.

      Inzwischen ergriffen die Verteidiger der Hafenmauer auf breiter Front die Flucht. Die Ordnung löste sich auf, und jeder dachte nur noch daran, das eigene Leben zu retten. Manche waren verletzt.

      Die Frostkrieger jedoch machten keinerlei Anstalten, den flüchtenden Menschen zu folgen. Aus gutem Grund, denn dann wären sie ein leichtes Ziel für die Katapulte in der Burg gewesen. Ein paar der untoten Orxanier schleuderten den Flüchtenden Wurfbeile hinterher oder schossen mit Bögen und Armbrüsten auf sie. Andere machten die Katapulte unbrauchbar. Sie übergossen sie mit einer brennbaren Flüssigkeit und zündeten sie an. Grünlich schimmernde Flammen loderten überall dort empor, wo ein Katapult an der Hafenmauer in Stellung gebracht worden war.

      Unterdessen hatte man den Flüchtenden das Tor zum äußeren Burghof geöffnet.

      „Eine Gedankenbotschaft von Heiler Faroch“, sagte Sheera. „Alle Heiler sollen sich im äußeren Burghof einfinden. Ich muss los.“

      „Ich werde mitkommen“, erklärte Torbas. „Und was ist mit dir?“, fragte er Gorian.

      „Das alles riecht nach Verrat und Sabotage“, sagte dieser. „Ich will wissen, was da geschehen ist. Beim Verborgenen Gott, ich war dabei, als wir unter Meister Damaraans Anleitung die Bannsteine überprüft und die Zaubersprüche erneuert haben!“ Er musste an das denken, was ihm Damaraan kurz vor seinem Tod noch anvertraut hatte. Er hatte den jungen Hoffnungsträger des Ordens dazu ermutigt, stark zu bleiben und kein Verräter zu werden, auch wenn das Angebot noch so verlockend sein sollte.

      Es schien, als hätte irgendjemand in der Burg nicht die nötige Stärke besessen, den leeren Versprechungen des Frostherrschers zu widerstehen.

      „Was hast du vor?“, fragte Torbas.

      „Geht nur. Ich werde Meister Rhaawaan suchen“, sagte Gorian. „Es wundert mich, dass er hier nirgends zu sehen ist.“

      Kapitel 20: Verräter

      Während sich Sheera und Torbas auf dem Weg in den äußeren Burghof machten, hielt Gorian plötzlich inne. Da war ein Schattenpfad, und er kam genau aus der Richtung, aus der die Wollnashornreiter herangestürmt waren. Die wiederum zogen sich hinter die Hafenmauer zurück und schwangen sich in die Sättel ihrer gewaltigen Tiere, um in kleinen Gruppen davonzupreschen. Das Ziel ihres Angriffs war offenbar erreicht. Sie waren nur eine Vorhut gewesen, welche die äußerste Verteidigungslinie der Ordensburg hatten zerstören sollen. Aber die zweite Angriffswelle würde gewiss nicht lange auf sich warten lassen.

      Der sich nähernde Schattenpfadgänger wurde für Gorian immer deutlicher erkennbar. Wie eine um ihr Zentrum wirbelnde Wolke aus schwarzem Rauch näherte er sich innerhalb von Augenblicken und drang unbemerkt von allen anderen in die Kanzlei des Hochmeisters ein.

      Drei weitere dunkle Wolken folgten der ersten.

      Meister Aberian, durchfuhr es Gorian. Der Hochmeister war offenbar zurückgekehrt. Und mit ihm drei weitere Schattenmeister.

      Gorian spurtete zum Gebäude der Kanzlei. Einer der älteren Schwertschüler rief ihm zu, dass er sich zur Mannschaft des dritten Springalds begeben und dort als Bannsprecher tätig werden sollte. Aber Gorian beachtete den Mitschüler nicht weiter.

      Er erreichte die Tür zur Kanzlei und öffnete sie mittels der Alten Kraft. Er hastete durch den schmalen Korridor und öffnete die Tür zur Kanzlei des Hochmeisters auf gleiche Weise.

      Aberian stand dort, in der einen Hand ein gewöhnliches Breitschwert, in der anderen den blutigen Kopf von Meister Rhaawaan. Die Faust des Hochmeisters war in das dichte Haar des Sehers verkrallt, dessen Züge zur Fratze erstarrt waren. Sein massiger Körper lag ausgestreckt auf dem Boden.

      Drei weitere Schattenmeister befanden sich im Raum. Gorian hatte keinen von ihnen bisher zu Gesicht bekommen, aber an ihren Ringen waren sie eindeutig als Ordensmeister zu erkennen. Ihre Hände lagen an den Griffen ihrer Schwerter.

      „Was ist hier los?“, entfuhr es Gorian. „Was wird hier gespielt?“

      Hochmeister Aberian verzog das Gesicht und ließ Meister Rhaawaans Kopf los, sodass dieser zu Boden schlug und über die Fliesen kullerte, um dann neben dem leblosen Körper liegen zu bleiben, und zwar genau so, dass seine erstarrten Augen auf Gorian gerichtet waren.

      „Ich habe Meister Rhaawaan vertraut“, sagte Aberian, nachdem er einen schweren Atemzug getan hatte. Er ging ein paar Schritte nach links, wischte das Schwert an einem Vorhang ab, dann drehte er sich wieder zu Gorian um, steckte die Waffe aber nicht ein. „Was du hier siehst, wird dich gewiss verwirren, Schüler Gorian. Aber es wird nicht die letzte Verwicklung der Schicksalslinien sein, die dich verwirren wird, das kannst du mir glauben.“

      „Warum habt Ihr Meister Rhaawaan getötet?“

      „Weil er ein Verräter war.“

      „War er es, der den Zauber der Bannsteine aufhob, ohne dass jemand davon etwas merkte?“

      „Ja, so ist es. Meister Rhaawaan hat mich in letzter Zeit oft vertreten und darum auch diesen Raum beinahe häufiger benutzt als ich selbst. Er wusste, dass ich zur Ordensburg zurückkehren würde, denn er war ein hervorragender Seher,