Gb. 6/6, fol. 19v.
8351435 Jänner 31, —
Otto von Maissau, oberster Marschall und oberster Schenk von Österreich stiftet auf Bitten von Wenzel Neunhofer (Newnhofer) von Wien zum Lobe Gottes, Mariens und aller Heiligen und allen Seelen zum Heil dem Pilgerhaus (pillegreym haus) bei St. Johann in der Kärntner Straße (Kerner strasse) einen Hof und eine Gülte von 40 Pfennig auf zwei Hofstätten in Götzendorf (Getzendorf) sowie eine weitere von einem Pfund auf Überländen in Dürnkrut (Duerrenkrude) zu freiem Eigen. Sollten Hof oder Gülten von den Gütern des Pilgerhauses getrennt werden, fiele alles an den Stifter oder seine Nachkommen zurück. Das Stiftungsgut hatte Otto von seiner Muhme Wilburg, der Tochter des verstorbenen Eberhard von Kapellen (herr Eberhart von Kappellen) geerbt, später hatte es Hans Ödenwieser (Ödenwyser) zu Lehen gehabt.
Siegler: der Aussteller.
… am mantag vor unser lieben frawntag der lichtmesse.
Or., Urk. Nr. 541, Perg., Siegel an Pressel (beschädigt).
8361435 Februar 22, Wien
Katharina, Witwe von Nikolaus Schendenmarkt (Schentenmarkht), verfasst ihr Testament. Die Messstiftung, die sie im Kloster von St. Laurenz (sant Larenczen) am Alten Fleischmarkt (Fleischmarkht) eingerichtet hat, soll aufrecht bleiben. Ihrem Enkel Jakob Ötzesdorfer (Öczestorffer) vermacht sie ihre Fleischbank, gelegen unter den Fleischbänken am Lichtensteg neben der von Peter Stern. Nach seinem Tod soll sie an seine Kinder fallen; falls er keine hat, sollen die Erben nach seiner Mutter zum Zug kommen. Jeder Inhaber der Fleischbank soll alljährlich zu Fronleichnam oder am Freitag danach der Priorin zu St. Laurenz zwei Pfund Wiener Pfennig und ein Pfund Wachs entrichten. Diese soll mit dem Geld zehn Priester bezahlen, die an der Fronleichsnamsprozession teilnehmen und am Freitag danach im Kloster für die Ausstellerin zehn Messen und ein Seelamt mit Kerzen, wofür das Wachs zu verwenden ist, halten sollen. Bei Säumigkeit der Fleischbankinhaber müssten diese dem Kirchmeister von St. Stephan (sant Steffan) für die Erhaltung der Kirche ein halbes Pfund Pfennig bezahlen, ebenso dem Kloster. Richter und Rat hätten darüber zu wachen. Diese Leistung von zwei Pfund könnte mit 24 Pfund Pfennig, die beim Grundbuch zu erlegen wären, abgelöst werden. Dieses Geld soll ihr Enkel Christoph Ötzesdorfer (Öczestorffer) oder, wenn er nicht mehr lebt, ein anderer Erbe einem frommen Mann, der ein Erbgut auf städtischem Grund hat, gegen die jährliche Verpflichtung an das Kloster überlassen. Dem Priester Peter (her Peter) überlässt sie ihren Fuchspelz, ein Hemd, zwei Leintücher und vier Gulden, der Tochter des Höfling ein Bett und zehn Pfund Pfennig zu ihrer Großjährigkeit. Ihren Enkeln Christoph und Jakob vermacht sie gemeinsam ihren silbernen Pokal (khopph) und zwei silberne Becher. Ihr Gewand und ihre Schleier sollen zugunsten armer Leute verkauft werden. Ihr Enkel Christoph erhält die Fahrhabe, alles Bargeld, Wein, Außenstände und Hausrat. Er soll dafür für ihr Begräbnis sorgen und ihr einen Jahrtag stiften. Ihm vermacht sie auch ihr Haus in der Wollzeile an der Ecke, wie sie schon früher urkundlich festgelegt hat. Christoph wird als Testamentsvollstrecker eingesetzt, doch behält sich die Ausstellerin allfällige Änderungen ihres letzten Willens vor.
Siegler: Markus Rock (Rokh), Georg Ather, beide Bürger von Wien.
Wienn, am eritag vor sant Mathiass tag dess heyligen zwölffpoten.
BA, Fasz. 51, Zl. B, Abschrift 17. Jh.; auf der letzten Seite: Abschrifft der Schentmarckherin geschefftbrieff und auch die stüfft zue gottsleichnambstag, so sy gestüft hat zu sant Larenczen gottshauss am Alten Fleischmarkht anno 1435. Ebenda fünf weitere Abschriften, 17. und 18. Jh.
8371435 April 9, Wien
Bürgermeister und Kellermeister Hans Steger und der Rat entscheiden in einer Erbschaftsangelegenheit. Dorothea, Witwe des Georg von Neuburg (Newnburg), klagte für ihre Kinder Anna und Helene, dass ihr verstorbener Mann sechs Weingärten hinterlassen habe, die jedoch alle von den Kindern Georgs aus erster Ehe, Stephan Neuburger (Newnburger) und Katharina, Frau von Wilhelm von Amstetten (Ambsteten), beansprucht wurden. Die Weingärten liegen ein Rächel in Meidling (Meurling), ein Viertelweingarten am Ameisbach (Amaispach), zwei hinter Reinprechtsdorf (Reͣnprechtsdorf), ein Viertelweingarten am Scheiblinghard (Scheiblingen hord) sowie ein Weingarten, der Steintorsäule (staineintorseul) genannt wird. Die Beklagten erklärten, dass ihr Vater die Weingärten mit ihrer Mutter Agnes gemeinsam besessen hätte, worüber Grundbuchsurkunden (zedln) vorgelegt wurden, und sie daher ihnen zustünden. Bei der Überprüfung wurde festgestellt, dass für den Weingarten im Scheiblinghard im Grundbuch des Bürgerspitals nur Georg von Neuburg aufscheint. Er wird daher Anna und Helene zugesprochen, während die anderen im Besitz von Stephan und Katharina verbleiben sollen.
Siegler: kleines Stadtsiegel.
Wienn, an sambstag vor dem heiligen palm tag.
Or., Urk. Nr. 542, Perg., Siegel fehlt.
8381435 November 28, Wien
Nikolaus Burger (Purger) und Friedrich Gerunger, beide Bürger von Wien, verkaufen als Testamentsvollstrecker von Markus Rock (Rogk), dessen Testament im Stadtbuch eingetragen ist, mit Zustimmung von Wolfgang Mustinger, Bergmeister des Klosters zu Klosterneuburg (Klosternewnburg), einen Weingarten in Grinzing (Grinczing) am Steinberg (Stainperg) aus echter Not (eehaffter not) wegen einer Geldschuld Rocks um 185 Pfund Wiener Pfennig an Spitalmeister Hermann Perman für das Bürgerspital. Mit diesem Erlös wurde die Schuld getilgt. Der Weingarten ist ein Joch groß, heißt der Spannberger und liegt neben dem Öler genannten Weingarten von Georg Aher. Dem Kloster sind davon zweieinhalb Eimer Weins an Bergrecht und drei Wiener Pfennig an Vogtrecht zu leisten.
Siegler: Nikolaus Burger, Wolfgang Mustinger, Stadtschreiber Ulrich Hirschauer (Hirssaweͣr). Friedrich Gerunger hat zurzeit (dyerczeit) kein Siegel.
Wienn, an montag vor sand Andres tag des heyligen zwelfpoten.
Or., Urk. Nr. 543, Perg., drei Siegel an Presseln. – Vgl. Reg. 840.
8391435 November 23, —
Andreas Ladner von der Laimgrube (Laimgrub) vor dem Widmertor nimmt vom Bürgerspital zwei Weingärten im Langenmaiß (Langenmass) auf Lebenszeit in Bestand. Beide, einer ein Vierteljoch, der andere ein Achteljoch groß, liegen neben jenem des Bäckers Konrad Wieser (Wisser). Davon sind insgesamt 14 Schilling Pfennig zu entrichten, zu Weihnachten, Georgi und Michaeli jeweils ein halbes Pfund und 20 Pfennig.
… an mitichen vor sand Kathrein tag.
Gb. 6/6, fol. 20.
8401435 November 28, Wien
Nikolaus Burger (Purger) und Friedrich Gerunger, beide Bürger von Wien, verkaufen als Testamentsvollstrecker von Markus Rock (Rogk) mit Zustimmung des Bergherrn, Abt Johannes (her Johanns) von den Schotten, gemäß des Testaments einen Weingarten in Grinzing (Grinczing) aus echter Not (eehaffter not) wegen einer Geldschuld Rocks um 200 Pfund Wiener Pfennig an Spitalmeister Hermann Perman für das Bürgerspital. Der Erlös wurde den Gläubigern ausbezahlt. Der Weingarten ist ein Joch groß, heißt Hesner und liegt neben dem Weingarten des Pilgerhauses, der auch Hesner genannt wird. Von einem Drittel des Weingartens sind den Schotten zu Michaeli zwölf Wiener Pfennig an Berg- und Vogtrecht zu entrichten, von den beiden anderen Dritteln sind dem Bürgerspital gleichfalls zu Michaeli ebenso zwölf Pfennig zu leisten.
Siegler: Nikolaus Burger, Grundsiegel der Schotten, Stadtschreiber Ulrich Hirschauer (Hirssaweͣr). Friedrich Gerunger hat kein Siegel.
Wienn, an montag vor sand Andres tag des heyligen zwelfpoten.
Or., Urk. Nr. 544, Perg., drei Siegel an Presseln, die Siegel des Abts und Hirschauers