Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953676
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      »Ich nehme an, dass du so etwas in deinem Klinikalltag öfter erlebst.«

      »Ja, das kommt schon vor, aber ich habe gelernt, mich dagegen abzuschotten. Meistens gelingt es mir auch.«

      »Das ist Voraussetzung in allen Berufen, die mit kranken Menschen zu tun haben. Wer das nicht kann, der wird schnell unter dieser seelischen Belastung zusammenbrechen.«

      »Ich weiß, aber manche Schicksale gehen mir doch nahe.«

      »Trotzdem besuchst du in deinem Urlaub deine Freundin in Kenia, die vermutlich viel Trauriges in ihrem Berufsalltag erlebt.«

      »Deshalb haben wir uns dort die wundervolle Landschaft mit ihren traumhaften Stränden angesehen, um uns daran zu erinnern, wie viel Schönes dieser Planet zu bieten hat.«

      »Stimmt, die Landschaft ist unglaublich schön. Der Indische Ozean mit seinem türkisblauen Wasser und kilometerlangen weißen Sandstrände.«

      »Eine Nacht unter freiem Himmel in der Serengeti. Über dir der grandiose Sternenhimmel, um dich herum all diese ungewohnten Geräusche.«

      »Das Rufen der Buschbabys.«

      »Buschbabys?«, fragte Irmi verwundert, die ihnen die Schupfnudeln brachte, die mit Petersilie und Schnittlauch dekoriert auf einem großen weißen Teller gereicht wurden.

      »Buschbabys ist die Bezeichnung für eine Affengattung. Sie sind nicht viel größer als Katzen, gehören aber zu den Menschenaffen«, erklärte ihr Kai.

      »Geh, und wegen ihrer Größe werden sie Buschbabys genannt?«

      »Nein, sie werden so genannt, weil ihre nächtlichen Rufe wie das Weinen eines Kindes klingen.«

      »Mei, das ist ja unheimlich. Ich denk, ich fahr lieber weiterhin an den Gardasee in Urlaub, da quaken in der Nacht höchstens die Enten. Einen guten Appetit wünsche ich«, verabschiedete sie sich und huschte zum nächsten Tisch.

      »Irgendwann werde ich sicher auch den Gardasee oder ähnlich ruhige Gegenden als Urlaubsziel bevorzugen«, sagte Britta und schaute nachdenklich in die Ferne.

      »Aber noch bist du auf Abenteuer aus.«

      »Ja, das bin ich. Südamerika als Rucksacktourist bereisen, das würde ich absolut spannend finden.«

      »Ich war vor vier Jahren in Chile und Argentinien.«

      »Hat es dir gefallen?«

      »Ja, sehr sogar. Ein halbes Jahr durch Südamerika zu reisen, das wäre ein Traum.«

      »O ja, das wäre es«, sagte Britta und dann hörte sie ihm zu, was er über diesen Kontinent zu erzählen wusste. Danach kamen sie wieder auf ihre gemeinsame Vorliebe für Afrika zu sprechen und all die anderen Länder, die sie gern besuchen würden.

      *

      »Sieh mal, dort drüben am Bach, das ist doch Herr Küster«, machte Emilia Markus auf ihren Sportlehrer aufmerksam.

      Markus übernahm zweimal in der Woche am frühen Abend den Lieferdienst für das Bräustübel und manchmal begleitete Emilia ihn.

      Sie waren auf dem Weg, die letzte Lieferung für diesen Abend abzuholen, als Emilia auf Kai aufmerksam wurde.

      »Er ist in Begleitung«, sagte Markus.

      »Das sehe ich, Schlaumeier. Kennst du die Frau?«

      »Nein, nie gesehen.«

      »Die beiden scheinen sich prächtig zu verstehen.«

      »Vielleicht kann sie ihn von seinen Schwindelanfällen heilen.«

      »Okay, du hältst sie demnach für eine Wunderheilerin oder so etwas.«

      »Nein, das nicht. Aber heißt es nicht, dass die Liebe Wunder vollbringen kann?«

      »Doch, schon, aber in Herrn Küsters Fall würde ich doch eher auf die Fähigkeiten meines Vaters vertrauen.«

      »Du hast recht, überlassen wir es deinem Vater. Aber ich denke, dass es Herrn Küster mit Sicherheit nicht schaden wird, wenn er sich verliebt.«

      »Vermutlich ist sie aber eine Touristin. Das heißt, sie wird bald wieder fort sein.«

      »Es liegt doch an ihm, was er daraus macht.«

      »Na, ihr beiden, wen habt ihr denn im Blick?«, wollte Irmi wissen, die mit einem vollen Tablett aus dem Bräustübel kam.

      »Weißt du, wer die Frau bei Herrn Küster ist?«, fragte Emilia.

      »Nein, tut mir leid. Warum fragt ihr euren Lehrer nicht selbst?«

      »Wir sind doch nicht neugierig«, entgegnete Emilia.

      »Geh, natürlich nicht. Ihr seid nur am Wohle eures Lehrers interessiert«, erwiderte Irmi lachend.

      »Stimmt genau«, sagte Emilia.

      »Im Bräustübel warten sie übrigens schon auf euch. Die Lieferung geht an den Bürgermeister. Wenn euch etwas an seinem Wohl liegt, dann solltet ihr ihn nicht zu lange warten lassen. Er hat sicher mächtig Hunger.«

      »Wir sind schon unterwegs«, sagte Markus, hakte sich bei Emilia unter und zog sie mit sich in das Gebäude der Brauerei.

      *

      »Ich werde auch beobachtet«, stellte Kai fest, dem Emilias und Markus‘ Interesse an ihm und Britta nicht entgangen war.

      »Wird man dir später Fragen stellen? Über mich, meine ich?«

      »Das müssen sie gar nicht. In Bergmoosbach spricht sich eine Neuigkeit schnell herum. Hallo, ihr beiden!«, rief Kai und winkte Markus und Emilia, die kurz darauf mit einer Styroporkiste wieder aus dem Bräustübel kamen.

      »Schüler von dir?«, fragte Britta.

      »Ja, beide.«

      »Das sind deine Beobachter, nehme ich an.«

      »Stimmt, das Mädchen ist übrigens Emilia, Doktor Seefelds Tochter.«

      »Und der Junge ist ihr Freund?«

      »Sie hat eine gute Wahl getroffen. Markus ist ein wirklich verantwortungsvoller Junge. Er hat noch drei jüngere Geschwister, und die Familie lebt von der Landwirtschaft. Seine Eltern können sich immer auf ihn verlassen. Trotzdem ist er ein ausgezeichneter Schüler und er ist Sänger in einer Band.«

      »Mit der Band kann er die Mädchen sicher am meisten beeindrucken.«

      »So ist es wohl. Als Teenager hätte ich auch gern in einer Band gespielt. Leider bin ich überhaupt nicht musikalisch. Ich habe versucht, die Mädchen mit sportlichen Leistungen zu beeindrucken, aber gegen einen Jungen, der mit einem Mikrophon oder einer Gitarre auf der Bühne steht, kann man einfach nicht punkten.«

      »Ich gehe davon aus, dass du trotzdem von den Mädchen beachtet wurdest.«

      »Es hat mich aber mehr Mühe gekostet.«

      »Dann wusstest du den Erfolg auch zu schätzen.«

      »Ich denke schon. Zumindest bin ich immer mehrere Wochen mit einem Mädchen zusammen gewesen. Später waren es dann Monate. Von meiner letzten Freundin habe ich mich erst nach einem Jahr getrennt oder sie sich von mir? So ganz sicher bin ich mir nicht mehr. Es war auf einmal einfach vorbei. Hast du schon eine ernsthafte Beziehung hinter dir?«

      »Ich war zwei Jahre mit einem Mann zusammen, bis er sich eines Tages für eine andere entschied und mit ihr nach Ibiza ging. Er war Arzt an der Klinik, an der ich noch immer arbeite. Die Frau war eine Patientin, äußerst attraktiv und ziemlich vermögend.«

      »Wie lange ist das her?«

      »Ein halbes Jahr.«

      »Bist du darüber hinweg?«

      »Inzwischen schon. Es war alles recht kompliziert. Richard ist Ulrikes Zwillingsbruder. Sie hat mit mir gelitten und hat gleichzeitig versucht, seine Entscheidung