Die Blumen des Bösen. Charles Baudelaire. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Charles Baudelaire
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783159618111
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non satiata

      Wunderliche Gottheit, braun wie dunkle Nächte,

      Mit dem Geruch von Moschus und Havanna-Blatt,

      Die wohl ein Wüsten-Faust, ein Geist erschaffen hat,

      Hexe aus Ebenholz, Kind schwarzer Mitternächte,

      Für Liebeselixier, das deinem Mund entquillt,

      Geb ich des Südens Weine und das Opium hin;

      Wenn meiner Sehnsucht Karawanen zu dir ziehn,

      Sind deine Augen die Zisterne, die sie stillt.

      Aus diesen Seelenschächten, deinen schwarzen Augen,

      Lass mich, Erbarmungslose, weniger Glut einsaugen;

      Ich bin nicht Styx, dich neun Mal zu umschlingen;

      Ach! nur dann könnt ich, lüsterne Megäre,

      Dich stellen wie ein Wild und dich bezwingen,

      Wenn ich im Höllenbett Proserpina dir wäre!

      XXVII

      Mit wogendem und schimmerndem Gewand

      Scheint sie beim Schreiten sich im Tanz zu wiegen,

      Wie an den Stäben in der Gaukler Hand

      Die langen Schlangen sich im Takte biegen.

      Wie Sand und Blau in Wüsteneinsamkeit,

      Die von dem Leid des Menschen nichts verspürt,

      Wie sich im Meere Well an Welle reiht,

      Entfaltet sie sich und bleibt ungerührt.

      Mit Augen, strahlend wie aus Mineral,

      Dies Wesen seltsam gleichnishaft erscheint,

      Wo sich antike Sphinx dem reinen Engel eint,

      Wo alles Gold ist, Diamant und Stahl,

      Strahlt unnütz, wie ein Stern, der nie vergeht,

      Des unfruchtbaren Weibes kalte Majestät.

      XXVIII

      Die tanzende Schlange

      Wie gern seh ich, Geliebte du,

      Schöne ohne Fühlen,

      Den Lichtern wie von Seide zu,

      Die deine Haut umspielen!

      Tief in dein dichtes Haar geschmiegt,

      Daraus Gerüche quellen,

      Ein Meer, das duftet und sich wiegt

      Mit braun’ und blauen Wellen,

      Gleich einem Schiff, das Anker lichtet

      Im Morgenwind beizeiten,

      Sich meine Seele träumend richtet

      Auf ferne Himmelsweiten.

      Die Augen, darin nichts erstrahlt,

      Was bitter ist und hold,

      Sind beide wie Geschmeide kalt,

      Ein Schmuck aus Stahl und Gold.

      Das Ebenmaß in deinem Gange,

      So schön und ungezwungen,

      Scheint wie das Tanzen einer Schlange,

      Um einen Stab geschlungen.

      Dein Kinderköpfchen wird dir schwer,

      Von Trägheit übermannt,

      So schaukelt sachte hin und her

      Ein junger Elefant;

      Dein Körper sich erhebt und beugt,

      Wie leicht ein Schiff sich wiegt

      Und Rahen übers Wasser neigt,

      Das in der Dünung liegt.

      Wie eine Flut aus Gletschern quillt

      Und stürmisch sich ergießt,

      Wenn Wasser dir im Munde schwillt,

      Zum Rand der Zähne fließt,

      Glaub ich, ich trinke Böhmerwein,

      Würzig und voller Glut,

      Flüssigen Himmel, der Sternenschein

      Mir träufelt in mein Blut!

      XXIX

      Ein Aas

      An jenes Ding, mein Herz, erinnre dich,

      Der schöne, milde Sommertag:

      Und da, am Wegesrand ein Aas, das widerlich

      Auf einem Bett von Kieseln lag;

      Die Beine spreizend wie ein geiles Weib,

      Gift schwitzend und vergoren,

      Erschloss es seinen aufgedunsenen Leib,

      Nachlässig, unverfroren.

      Die Sonne strahlte auf die Fäulnis nieder,

      Als koche sie sie vollends gar

      Und gäbe der Natur vervielfacht wieder,

      Was vormals eines war;

      Der Himmel sah auf das Gerippe hin,

      Als öffne eine Blüte sich.

      So stark war der Gestank, dass es dir schien,

      Ohnmacht erfasse dich.

      Und Fliegen summten über faulen Därmen,

      Daraus wie zähe Flüssigkeiten

      Die Larven krochen, sich in schwarzen Schwärmen

      Über die Fetzen auszubreiten.

      Das alles hob und senkte sich in Wellen

      Und schillerte und schwebte;

      Man meinte, dass der Leib in leichtem Schwellen

      Sich mehre und so lebte.

      In dieser Welt erklang ein seltsam Singen,

      Wie Wasser, wie der Wind, der weht,

      Oder wie Korn, das rhythmisch auf den Schwingen

      Geworfelt wird und umgedreht.

      Die Form verschwamm und war nur noch ein Traum,

      Entwurf mit flüchtigen Konturen,

      Vergessen fast; und es enträtselt kaum

      Der Künstler seine Spuren.

      Ein Hund sah lauernd und mit bösem Blick

      Hinter dem Fels hervor;

      Es trieb ihn zu dem Brocken Fleisch zurück,

      Den er bei dem Skelett verlor.

      – Doch wirst auch du wie dieser Unrat sein,

      Wie diese Pest, so grauenhaft,

      Stern meiner Augen, Licht in meinem Sein,

      Mein Engel du und meine Leidenschaft!

      Ja! Königin, die allem Reiz gebietet,

      Noch mit dem Sakrament versehn,

      Wirst du, von Gras und Blumen wohlbehütet,

      Auch in Verwesung übergehn.

      Dann sage dem Gewürm, du Wunderbare!

      Das dich verzehrt mit seinem Kuss,

      Dass ich Gestalt und Göttlichkeit bewahre

      Meiner Geliebten, die verderben muss!

      XXX

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