Herz und Totschlag. Aj Sherwood. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Aj Sherwood
Издательство: Bookwire
Серия: Jons übernatürliche Fälle
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948457150
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zischte Garrett erleichtert. »Es kann so peinlich werden, wenn man mit jemandem flirtet und nicht weiß, ob er nur zum Spaß darauf einsteigt oder nicht.«

      Typisch Garrett – er hatte keine Hemmungen, schon an seinem ersten Tag einen Kollegen anzugraben. Andererseits war es genau diese Lockerheit, mit der er auf andere Menschen zuging, die uns zu Freunden gemacht hatte. Eine bewundernswerte Courage. Ich hätte das nie gekonnt. »Garrett. Eines solltest du wissen.«

      Er blieb stehen und sah aufmerksam zu mir hoch. »Was denn?«

      »Wir haben hier manchmal … Schwierigkeiten«, sagte ich. Ich wollte genau erklären, was ich meinte, ohne zu viel Aufhebens darum zu machen – aber zu wenig sollte es auch nicht sein. »Wie ich dir schon erzählt habe, manchmal versuchen Leute, unsere Kollegen auf dem Heimweg abzupassen. Ich schaue meistens abends noch mal vorbei, um sicherzugehen, dass sie unbehelligt zu ihren Autos kommen. Oder ich rufe zumindest noch mal an.«

      »Du meinst so was wie den Angriff auf Jon neulich? Wenn du mal nicht kannst, ruf mich an, und ich bin da«, bot Garrett an. »Wir sollten den Arschlöchern keine Chance geben, wenn es zu vermeiden ist.«

      Die Anspannung, die ich seit Monaten verspürte, lockerte sich, als ich das hörte. Das war der Grund, warum ich Garrett hatte hierhaben wollen. Na ja, einer der Gründe. Natürlich auch, weil ich meinen Freund vermisste und gerne wieder mehr Zeit mit ihm verbringen wollte. Aber auch, weil mir die Leute hier immer mehr ans Herz wuchsen. Sie mussten beschützt werden, und ich konnte nun mal schlecht an zwei Orten zugleich sein. Jetzt war Garrett da, also brauchte ich das auch nicht mehr, und ich fühlte mich unendlich erleichtert. »Danke, Mann.«

      »Wilson!«, rief Jim aus seinem Büro. »Sind Sie so weit?«

      »Ich komme, Boss!« Garrett ging schnellen Schrittes in Richtung Chefbüro. Und ich machte mich auf die Suche nach einem Stuhl, den wir für Garrett in unser Büro stellen konnten. Ich versuchte gar nicht, so zu tun, als wären meine Schritte nicht beflügelt.

      JON

      Der Anruf, auf den alle warteten, kam noch am gleichen Tag. Obwohl wir alle nicht begeistert waren, hatten wir widerwillig zugestimmt, uns am nächsten Morgen in ein paar Autos zu quetschen und auf den Weg nach Clarksville zu machen. Wir trafen uns auf dem Parkplatz hinter der Agentur. Ich war nicht überrascht, dass Garrett bei uns mitfahren wollte; Donovan und er hatten sich viel zu erzählen. Was mich allerdings überraschte, war, dass Sho auch bei uns mitwollte. Jedenfalls, bis ich die Blicke zwischen ihm und Garrett und die Funken des gegenseitigen Interesses fliegen sah.

      So war das also!

      Sie hatten sich zwar gerade erst kennengelernt, und es war auch gar nicht sicher, ob einer von ihnen etwas unternehmen würde, aber ich fand diese Entwicklung aus verschiedenen Gründen sehr gut. Hauptsächlich, weil es ein Zeichen dafür war, dass Sho aus seinen Fehlern lernte. Garrett war so viel besser als sein Ex.

      Wir luden zwei Kisten voller EMP-Schutzhüllen in den Humvee, und alle stiegen ein. Donovan saß neben mir auf dem Beifahrersitz, die anderen auf dem Rücksitz. Ich hatte die Hoffnung, dass wir früh genug dran waren, um uns durch den Nashviller Verkehr bis zur Schnellstraße zu kämpfen, ohne im Stau stecken zu bleiben. Doch natürlich kamen wir in den schlimmsten aller Staus, gerade als wir auf die richtige Schnellstraße abbiegen wollten.

      »Wow.« Garrett starrte aus dem Fenster auf die unbewegliche Blechlawine. »Havili, das mit dem Verkehr hättest du ruhig vorher erwähnen können.«

      »Normalerweise betrifft uns das nicht«, widersprach Donovan schwach. »Wir sind meistens erst unterwegs, wenn alle anderen schon an ihrem Arbeitsplatz sind. Da ist es nicht so schlimm.«

      »Zum Glück«, fügte Sho hinzu. »Ich kann dir bei Gelegenheit auch ein paar Abkürzungen zeigen, wenn du willst.«

      In Garretts Stimme schwang ein Lächeln mit. »Danke, darauf komme ich gerne zurück. Ich bin ja in Texas aufgewachsen. Für mich sind die Straßen von Tennessee etwas gewöhnungsbedürftig.«

      Ah, das erklärte den Akzent. Er war noch stärker als meiner, und ich hatte immerhin mein ganzes Leben in Tennessee verbracht. Dass er aus den Südstaaten stammte, hatte ich gewusst, aber Garrett war einer der Menschen, die an so vielen verschiedenen Orten gelebt hatten, dass es schwierig war, anhand seiner Stimme genau zu deuten, wo er ursprünglich herkam.

      »Ach ja?«, fragte Sho neugierig. »Und du wolltest nicht wieder zurück nach Hause?«

      »Na ja. Meine Eltern haben sich in Arizona zur Ruhe gesetzt, ich habe also keinen Sinn darin gesehen. Außerdem war Don sicher, dass er mir hier einen Job besorgen kann, und ich wollte gerne wieder mit ihm zusammenarbeiten. Wir hatten immer Spaß zusammen. Und natürlich war ich neugierig auf den Typ, der ihn umgestimmt hat.«

      Das konnte ich nicht einfach unkommentiert stehen lassen, also fragte ich mit einem Blick in den Rückspiegel: »Umgestimmt?«

      Donovan stöhnte auf. »Wilson …«

      Garrett ignorierte ihn komplett und erklärte stattdessen fröhlich: »Er wollte nie wieder was mit einem Mann anfangen. Nach dem letzten hatte er geschworen, sich nur noch mit Frauen abzugeben.«

      Wie bitte? Mein Kopf fuhr ruckartig herum, und ich starrte meinen Lover an. Er hatte keine Sekunde gezögert, sich auf mich einzulassen, also war ich völlig verblüfft, das zu hören. »Wie bitte?«

      »Aha, es gibt also doch Dinge, die du nicht sehen kannst«, bemerkte Garrett. »Ist ja interessant.«

      Donovan warf ihm einen finsteren Blick zu. »Hab ich dich wirklich vermisst?«

      »Keine Ahnung, Mann. Vielleicht hast du einfach vermisst, dass dich regelmäßig jemand abstraft«, erwiderte Garrett grinsend. »Jon, man muss dazusagen, dass sein Ex ein echtes Prachtstück war, wirklich zum Abgewöhnen, selbst für mich als Außenstehenden. Ich hätte beinahe selbst den Männern abgeschworen, so schlimm war’s. Darum war ich so besorgt, als er zum ersten Mal von dir gesprochen hat – es war sonnenklar, dass er schon bis über beide Ohren drinsteckte. Aber du bist überhaupt nicht zu vergleichen mit diesem Typ, und du bist ganz offensichtlich gut zu meinem Freund. Ich war wirklich erleichtert, als ich dich kennengelernt habe.«

      »So erleichtert, dass du nun doch keinen abgelegenen Ort suchst, wo du ihn verscharren kannst?« Sho sprach aus, was Garrett nicht gesagt hatte. Er grinste schief, und ich sah in ihm Belustigung aufblitzen, und gleichzeitig eine Art deutliches … Interesse, besser konnte ich es nicht beschreiben. Es war, als hätte das Gespräch eine Frage für ihn beantwortet oder ihm etwas verraten, das er wissen wollte.

      Mit einer zustimmenden Geste fügte Garrett hinzu: »Guck nicht so miesepetrig, Don.«

      Ich war genauso erleichtert wie Garrett, denn ich hatte jetzt eine bessere Vorstellung davon, wo wir standen. Es gab da etwas, worüber keiner der beiden Männer mit mir geredet hatte, und auch wenn ich mir nicht wirklich Sorgen machte, beschäftigte es mich doch. Wenn er so deutlich aussprach, dass er es gut fand, dass wir zusammen waren, dann nahm ich die Bestätigung gerne an. Vor allem, da ich sehen konnte, dass sie von Herzen kam.

      Donovan schaute mich von der Seite an, eindeutig unsicher, wie ich diese Information aufnehmen würde. Sein Meridian leuchtete in mattem Jadegrün – ein deutliches Zeichen dafür, dass er nervös war. Ich war zwar etwas durcheinander, aber nicht eifersüchtig bei dem Gedanken, dass er vor mir andere Partner gehabt hatte. Das galt schließlich für uns beide. Wir waren erwachsene Männer, und es war klar, dass wir beide eine Vergangenheit hatten. Mir tat es leid, dass er verletzt worden war, aber ich war froh, dass er diesen Mann hinter sich gelassen hatte. Ich nahm seine Hand, verflocht unsere Finger und hob sie an die Lippen, um ihm einen Kuss auf den Handrücken zu drücken – eine wortlose Beruhigung.

      »Ooooh, da geht einem ja das Herz auf«, seufzte Garrett theatralisch.

      »Wilson …«, setzte Donovan entnervt an (obwohl er immer noch meine Hand hielt). »Dir ist schon klar, dass ich auch Geschichten über dich erzählen kann, und das nicht