OHNE AUSWEG (Holly Lin). Robert Swartwood. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Swartwood
Издательство: Bookwire
Серия: Holly Lin
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958355545
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Fahrer mich an. Er sieht mich auf dem Motorrad, sieht mein Outfit und starrt mich fassungslos an. Da er mich unter dem Helm nicht lächeln sehen kann, zeige ich ihm ein Daumenhoch und schaue mich um. Die beiden Idioten sind ziemlich weit zurück, also gehe ich vom Gas und lasse sie aufholen. Während sie das tun, greife ich nach der Glock.

      Wenige Sekunden später kleben sie an mir dran. Wir haben etwa hundertzehn, hundertzwanzig Sachen drauf. Sie haben sich aufgeteilt; einer ist links hinter mir, der andere rechts. Beide haben ihre Waffen gezogen. Ich tippe die Bremse leicht an und sie rasen an mir vorbei, wobei sie sich gleichzeitig nach mir umdrehen und beide dämlich glotzen. Ich mache schnell Ene-mene-muh im Kopf, um zu entscheiden, welchen ich zuerst erschieße. Der Rechte kriegt eine Kugel in den Rücken. Er geht ebenso hart zu Boden wie seine Maschine, die Funken sprühend über den Asphalt schlittert.

      Der andere Depp richtet seine Waffe auf mich und fängt an zu schießen. Ich ducke mich und schwenke schnell nach links, wobei ich – scheiße nochmal – die Pistole verliere.

      Der Kerl macht einen weiten Bogen nach rechts. Er schaut mir hinterher und fällt zurück. Ich gebe Gas bis zum Anschlag und sehe der Tachonadel beim Klettern zu. Hundertdreißig, hundertvierzig, hundertfünfzig. Ich konzentriere mich auf den Verkehr, auf die Taxen, Autos und Lastwagen. Ich schere von einer Spur in die andere und weiß, dass mein Verfolger ganz dicht an mir dran ist. Bei diesem Tempo wird er keinen weiteren Schuss versuchen, aber ich hatte es auch schon mit größeren Trotteln zu tun, also wer weiß – vielleicht wird dieser hier mich überraschen.

      Ich versuche Nova oder Scooter zu erreichen, aber der Transmitter reicht nur zwei Meilen weit. Wenn alles nach Plan gelaufen ist, müssten sie schon in der Garage sein.

      Eine Abfahrt kommt rasend schnell auf mich zu. Ich entscheide mich in letzter Sekunde, sie zu nehmen und auf die 515 zu wechseln. Nach vielleicht hundertfünfzig Metern fahre ich ab und bin schon wieder auf dem Las Vegas Boulevard. Nach drei Blocks fahre ich rechts ran, springe von der Maschine und schaue zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin.

      Rolands Handlanger ist drangeblieben und kommt in meine Richtung.

      Ich stelle sicher, dass er mich gesehen hat, und renne dann die Fremont Street hinunter. Obwohl es so spät ist, ist die Straße proppenvoll. Zu dieser Zeit sind allerdings nur noch die Freaks unterwegs, sodass ich mit meinem Outfit eigentlich gar nicht auffallen sollte. Trotzdem starren oder pfeifen mir einige hinterher. Ich werfe einen Blick über die Schulter und erwarte, Rolands Schergen zu sehen, der mir zu Fuß folgt. Aber der verrückte Hurensohn ist immer noch auf der Maschine und fährt auf dem Gehweg. Er lässt den Motor aufheulen, damit ihm die Leute aus dem Weg gehen. In einer Hand hält er seine Pistole, für den Fall, dass er noch nicht auffällig genug ist.

      Falls es einen Gott gäbe, müsste längst die Polizei auf diesen Irren zustürmen, aber vielleicht spielt Gott gerade Blackjack im Golden Nugget. Ich hingegen bin allein und muss mir etwas anderes ausdenken, denn ich weiß genau, dass der Kerl mich gesehen hat – und wollte das ja auch.

      Ich nähere mich dem Four Queens und stürme in das Casino. Falls mich Leute anstarren, bemerke ich es nicht, denn ich konzentriere mich voll auf den Eingang. Ich positioniere mich seitlich davon, den Helm in der Hand. Dann warte ich. Ich lausche dem Klang des Casinos, dem Rasseln der Automaten und dem Gemurmel von Stimmen. Dann höre ich das Motorrad kommen. Ich höre, wie der Motor abgestellt wird. Wenig später taucht Rolands Kerl in der Tür auf. Er hat immer noch die Waffe in der Hand. Ich denke mir: Was soll's, denn für alle Zuschauer wird mein Tun wie reine Notwehr aussehen. Als er an mir vorbeigeht, schlage ich ihm den Helm ins Gesicht. Er prallt gegen den Türrahmen und die Waffe fällt klappernd zu Boden. Ich trete sie außer Reichweite und prügle weiter mit dem Helm auf ihn ein. Irgendwie habe ich ein Déjà-vu, denn das erinnert mich an Roland im Schlafzimmer. Nur habe ich diesmal ein gebannt zuschauendes Publikum – die Leute starren mich schweigend an. Jetzt hört man nur noch das Geklimper der einarmigen Banditen. Ich rieche Schweiß, Zigarettenrauch und entfernte Gerüche des Buffets. Das Gesicht des Mannes ist nur noch eine blutige Masse.

      Ich richte mich auf, lasse den Helm fallen und wende mich dann meinen Zuschauern zu.

      »Dieser Wichser hat versucht, mich zu vergewaltigen!«, schreie ich.

      Dann mache ich mich aus dem Staub, aber nicht, ohne mir noch die Pistole zu schnappen und sie unter meinem Hemd verschwinden zu lassen. Anschließend tauche ich in der Menge aus Verrückten unter.

      Kapitel 9

      Die Jungs sind sauer auf mich.

      Scooter hat kein Wort mehr mit mir geredet, seit ich zur Garage zurückgekommen bin. Er beschäftigt sich damit, seine Computer einzupacken. Alle paar Sekunden schaut er mich mit heruntergezogenen Mundwinkeln an, während er auf seinem Kaugummi herumkaut.

      Ich schätze, er braucht auch nichts sagen, das erledigt Nova schon. Er steht vor mir, hat die Arme verschränkt und sagt: »Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?«

      »Du meinst im Hotel? Da habe ich mir gedacht, dass ich ganz gern am Leben bleiben würde. Was interessiert dich das überhaupt, ich mache doch die ganze Drecksarbeit.«

      »Um genau zu sein, nur dass du's weißt, dein kleiner Freund und ich hatten ein Problem. Einer von Rolands Männern hat vor der Tür der Garage auf uns gewartet.«

      Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf. »Verdammt, wie viele Handlanger hatte dieser Wichser?«

      »Er ist mit gezogener Waffe auf uns losgestürmt. Das verdammte Ding war direkt auf meinen Kopf gerichtet!«

      »Tja«, sage ich und verschränke die Arme, um Nova nachzuäffen, »da du gerade vor mir stehst und mir diese höchst fesselnde Geschichte erzählst, gehe ich davon aus, dass du es überlebt hast.«

      »Aber gerade so. Der Ficker hat tatsächlich auf uns geschossen. Ich musste die Waffe wegschlagen, ihm auf den Kehlkopf hauen und ihm das Genick brechen.«

      »Oooh, mein armes Baby. Musstest du dir also wirklich mal die Hände schmutzig machen?«

      Nova, dessen Gesicht schon puterrot ist, öffnet den Mund, um etwas zu sagen. Doch bevor er dazu kommt, schlägt Scooter mit den Händen auf den Tisch. Er dreht sich um und starrt uns wütend an. »Schluss mit der Scheiße«, sagt er. »Was passiert ist, ist passiert. Immerhin l-l-leben wir alle noch, und mehr kann man sich bei so einem Job nicht wünschen. Jetzt ist nur noch die Frage zu klären, die Nova und ich uns die letzte halbe Stunde gestellt haben. Wer zur H-H-Hölle ist diese Frau, und warum in aller W-W-Welt hast du sie hierhin eingeladen?«

      Ich muss zugeben, Scooters Ausbruch überrascht mich. Es kommt äußerst selten vor, dass er die Stimme hebt. Normalerweise ist er immer gut drauf, reißt Witze, sieht das Positive und manchmal macht er sogar Witze über sein Stottern. Doch jetzt ist er wirklich giftig. Das Mädchen steht abseits in einer Ecke. Anscheinend hat sie bisher nicht ein Wort zu Nova oder Scooter gesagt. Sie hat sie nicht mal in ihre Nähe gelassen. Aber als ich ankam, ist sie gleich auf mich zugestürmt, hat mich umarmt und mir auf Spanisch zugeflüstert, wie froh sie ist, mich zu sehen. Als Nova dann auf mich zukam, ist sie in ihre Ecke abgehauen und dort geblieben.

      »Und?«, hakt Scooter nach. Als ich ihn anschaue, fällt mir auf, dass sein Kiefer sich nicht bewegt – ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich ihn nicht kauen sehe.

      »Sie hat mein Leben gerettet. Ich musste mich revanchieren.«

      »Das beantwortet nicht die Frage, Holly.« Nova hat immer noch die Arme verschränkt und schaut mich böse an. »Wer ist sie, und warum ist sie hier?«

      »Sie ist eine Prostituierte«, sage ich.

      »Kein Scheiß.«

      »Aber ich glaube, sie ist keine normale Prostituierte.«

      »Wie k-k-kommst du darauf?«, fragt Scooter. »Weil sie eine illegale Einwanderin ist?«

      Ich ignoriere ihn und gehe an Nova vorbei auf das Mädchen zu. Ich reiche ihr meine Hand, lächle und sage ihr meinen Namen. Dann frage ich nach ihrem.