»Wieder mal eine Etappe deines Lebens beendet. Kurz, aber vergnügt!
Klaus! Klaus! Nun bist du auch Journalist gewesen. Na … Schwamm drüber! Jetzt hin zu Uhlenkort, den Vertrag machen! Dann weiter nach Spitzbergen!
Aber … Black Island … Black Island …«
Immer wieder kam der Name von seinen Lippen, »’ne Sache! Das Black Island, ’ne Sache für Klaus Tredrups Nase … von der in drei Weltteilen die Sage geht … vielleicht nicht mit Unrecht, daß sie sehr wißbegierig und neugierig sei.«
»Bitte, Herr Tredrup!« Das alte Faktotum des Hauses Uhlenkort öffnete die Tür zum Chefzimmer.
»Herr Tredrup!« rief er durch den Spalt und ließ den Besucher eintreten. Tredrup kam ins Zimmer. Es war leer. Aus dem Nebenraum hörte er die Stimme Uhlenkorts am Telefon. Ein längeres Gespräch, wie es schien. Er ließ sich in einen Klubsessel fallen und horchte nach dem Nebenzimmer. Na! Vorläufig kein Schluß abzusehen.
Hm! Da auf dem Schreibtisch der »Hamburgische Kurier« … mal her damit! Er beugte sich über den Tisch und ergriff das Blatt. Banausen, ihr! Die Ehre, Klaus Tredrup zu eurem Mitarbeiter zu rechnen, wußtet ihr nicht zu schätzen. Möge es euch leid tun! Er wandte die Seiten des Blattes. Olle Kamellen! murrte er und schob das Blatt verächtlich zurück.
Da … sein Blick blieb auf einem Blatt haften, das unter der Zeitung gelegen hatte. Gleichgültig glitt sein Auge darüber hinweg. Die Unterschrift. H … Er prallte zurück. Sekundenlang. Tausend Gedanken durcheilten sein Gehirn. J. H … J. H … Wie Magnetpole zogen ihn die beiden Buchstaben an. Er wehrte sich … Er kämpfte. Langsam, wie von einer unwiderstehlichen Macht gezogen, beugte er sich immer mehr nach vorn.
Bei Gott! J. H.! Seine Augen blickten über das Papier nach oben.
»Spitzbergen, den …
Lieber Walter! …«
Fieberhaft eilten seine Blicke über das Folgende … Black Island …
Wie ein Schlag durchzuckte es ihn. Seine Augen öffneten sich unnatürlich weit.
Black Island … Er suchte das Wort wieder … Experiment! … Der Beweis?
Sekundenlang saß er so. Die Stimme Uhlenkorts im Nebenraum riß ihn auf. Mit hastiger, zitternder Hand schob er das Zeitungsblatt über den Brief, wie es gelegen. Tief aufatmend lehnte er sich in den Klubsessel zurück. Unter Anstrengung brachte er ein vernehmliches Gähnen hervor.
»Sie hier, Herr Tredrup?«
»Jawohl, Herr Uhlenkort.« Langsam nahm er die Hand vom Munde.
»In diesem Augenblick führte mich Ihr Faktotum herein. Dem einladenden Klubsessel konnte ich nicht widerstehen … Halb zog er mich, halb sank ich hin … und gähnte … Wie geht es Ihnen, Herr Uhlenkort?«
Seine Augen hingen an den halb abgewandten Zügen Uhlenkorts.
Der griff anscheinend zerstreut nach der Zeitung, besah sie einen Augenblick und reichte sie dann Tredrup.
»Ich will hier nur ein paar Papiere zusammenpacken. Vielleicht sehen Sie währenddessen in die Spalten Ihres Leibblattes.«
»Danke! Danke, Herr Uhlenkort. Schon beim Morgenkaffee bis auf die Annoncen verdaut.«
»Nun, es dauert nur einen Augenblick.«
Uhlenkort ergriff den Brief und einige andere Papiere, sortierte sie und legte den Brief in seine Brieftasche.
»Was Neues, Herr Tredrup?«
»Ja, Herr Uhlenkort. Ich habe die Journalisterei satt. Auf die Dauer Journalist! Nee! Nichts für mich. Ich bin jetzt bereit, den Vertrag so, wie Sie ihn vorschlugen, abzuschließen.«
Uhlenkort lachte. »Gut, Herr Tredrup.« Er wandte sich zu einem Schrank und holte ein Schriftstück hervor, legte es vor Tredrup auf den Tisch.
»Der Vertrag liegt hier, braucht nur noch die Unterschrift.«
Die Feder fuhr über das Papier. Da stand in markigen Buchstaben: Klaus Tredrup.
»Bitte, Herr Uhlenkort.«
Uhlenkort nahm die Feder und setzte seinen Namen daneben. »Die Schrift wie der Mann!« sagte er lachend. »Wie meinen Sie das?«
»Na! Klaus Tredrup, wie er steht und geht. Für einen Graphologen ein Kinderspiel.«
Tredrup lachte mehr innerlich als äußerlich.
»Wenn es Ihnen paßt, Herr Tredrup, können Sie schon morgen fahren.
Ein Fünfzigtausend-Tonnen-U-Boot fährt morgen Mittag da hinauf.«
»U-Boot! Famos! Fünfzigtausend Tonnen, das ist prima! Zu meiner U-Boot-Zeit gab es solche großen Dinger noch nicht. Ich werde eine interessante Fahrt machen. Wahrscheinlich mehr in der Maschine als in der Kajüte stecken … aber weshalb U-Boot, Herr Uhlenkort?«
»Nun, das hat seine Gründe. Eis … und sonst noch allerlei.«
»All right, Herr Uhlenkort. Ich fahre morgen mit. Vielleicht sehe ich Sie da oben mal wieder.«
»Kann sein … kann nicht sein.«
Uhlenkorts Blick ruhte einen Augenblick forschend auf Tredrups Zügen. Das lachende, fröhliche Gesicht gab ihm keine Antwort. Tredrup wandte sich um, um zu gehen.
»Einen Augenblick noch, Herr Uhlenkort. Wissen Sie schon das Neueste?«
Uhlenkort zuckte die Achseln. »Neues passiert jede Stunde … jede Minute.«
»Nein, etwas Neues, was uns direkt oder indirekt angeht.«
»Sie machen mich neugierig, bitte.«
»Ich komme soeben vom Redaktionsgebäude des ›Hamburgischen Kuriers‹, wo ich mich verabschiedete. Da teilte mir der Chefredakteur noch die Nachricht mit, daß Black Island …«
Er hielt einen Augenblick inne und sah Uhlenkort gerade ins Gesicht.
Aber dessen Miene zeigte keine Veränderung.
»… daß Black Island wieder um hundert Meter gestiegen ist.«
»Ah, richtig. Ich vergaß davon zu sprechen. Ein Telegramm der Grubenleitung brachte mir schon heute morgen die Nachricht.«
»Ach so, gewiß! Hätte ich mir denken können. Ich werde dort die erste sich bietende Gelegenheit benützen, um dieser Insel, diesem Black Island, einen Besuch abzustatten.«
»Tun Sie das, Herr Tredrup. Vielleicht haben Sie Glück und ergründen das Rätsel von Black Island. Gute Fahrt!«
Simmons Brothers … Transportgesellschaft … Land … Luft …
Wasser … nach allen Teilen der Welt. In Riesenbuchstaben glänzte die Inschrift von dem stattlichen Bürohaus in der Coolidge Street in New York. Die Uhr schlug sieben. Ein Schwarm von Angestellten ergoß sich aus dem Gebäude, um nach allen Seiten auseinander zufließen, in den Schächten der Untergrundbahnen zu verschwinden.
»Guten Abend, Miss Harlessen.«
»Guten Abend, Miss Tailor.«
Zwei junge Mädchen, die der Menschenstrom aus dem Hause bis hierher getragen hatte, trennten sich. Christie Harlessen nahm den Superexpreß, der sie nach der 46sten Straße brachte. Sie schlug den Weg zu ihrer Wohnung ein.
»Miss Harlessen!«
Eine Männerstimme traf ihr Ohr. Sie blieb stehen, wandte sich um.
»Ah! Mr. Rouse?«
»Sie sind erstaunt, mich hier zu sehen, Miss Harlessen. Ein Zufall führte mich in dies entlegene Viertel. Ein glücklicher