»Mr. Rouse, ich kenne diese Gutachten einiger überängstlicher Gelehrter, aber ich glaube nicht daran; es ist ausgeschlossen, so gut wie ausgeschlossen.«
»So gut wie ausgeschlossen … also Sie geben doch zu, daß eine entfernte Möglichkeit besteht.«
»Gott, ja, Mr. Rouse, eine entfernte Möglichkeit! Gewiß! Es kann auch einer auf ebener Straße fallen und sich das Genick brechen.«
»Es ist mir sehr angenehm, Mr. Smith, daß Sie diese Möglichkeit nicht von der Hand weisen. Es wäre also, wenn … eventuell mit dieser Möglichkeit als Entschuldigung zu rechnen.«
Der Chefingenieur blickte ihn fragend an. Guy Rouse fuhr wie im Selbstgespräch fort.
»Die mir noch aus dem Dispositionsfonds zur Verfügung stehende Summe – mein Schwarzbuch – hat noch den Betrag von fünf Millionen Dollar frei. Mit dieser Summe hätte man die öffentliche Meinung, wie ich schon sagte, bearbeiten können, aber ich dachte, auch ohnedies …«
»Ich verstehe nicht, Mr. Rouse.«
»Nun, spielen wir mit offenen Karten. Der Beschluß unseres Parlaments ist nun mal da. Ich für meine Person glaube unter keinen Umständen, daß das Gutachten dieses mysteriösen J. H. irgendetwas auf sich hat. Ich habe mich eingehend damit beschäftigt. Unsinn! Solcher überspannter Ideen halber soll unsere Gesellschaft fünf Milliarden Dollar zum Teufel jagen. Das wäre doch über die Maßen dumm. Es bleibt das Vernünftigste, mit einem Male die ganze Kanallänge zu sprengen.«
Smith trat betroffen ein paar Schritte zurück.
»Gegen den Befehl des Kongresses? Mr. Rouse! Unmöglich!«
Guy Rouse lächelte.
»Unmöglich? Sie selbst sagten ja vorher, daß eine Beeinflussung der Nachbarminen, eine Explosion der anderen Minen, nicht ganz von der Hand zu weisen wäre. Nehmen wir an, es träte etwas Derartiges ein, das heißt, für die Augen der Welt.«
»Ja, aber …«
»Der Eintritt dieser Möglichkeit, Mr. Smith, würde unserer Gesellschaft fünf Milliarden Dollar ersparen. Und dieser Schaden wäre mit einem Aufwand von fünf Millionen Dollar abzuwenden.«
»Ich verstehe nicht, Mr. Rouse.«
»Nun gut, Mr. Smith, lassen wir das Versteckenspielen. Ich sage Ihnen ganz klar und deutlich: Ich kann mich nicht damit abfinden, daß wir etappenweise sprengen sollen. Ich will, daß im ganzen gesprengt wird.«
»Mr. Rouse!« Der Chefingenieur sprang auf und lief unruhig im Raume hin und her. »Mr. Rouse, es … geht nicht … es ist …«
»Mr. Smith, das will ich, und ich bedarf dazu Ihrer Hilfe, Ihrer Person.«
»Niemals! Niemals, Mr. Rouse. Suchen Sie sich einen anderen, der …
Ich werde auf keinen Fall Ihren Anordnungen Folge leisten und mich gegen den Beschluß der Regierung stellen.«
»Sie wollen sich an einen Befehl halten, dessen …«
»Jawohl! Eine derartige Verantwortung, eine Verantwortung von einer solchen Größe … kein einzelner Mensch kann sie tragen, nicht einmal das ganze große amerikanische Volk könnte sie auf sich nehmen.
Unmöglich!«
»Mr. Smith, es wird selbstverständlich nach außen hin dem Beschluß des amerikanischen Parlaments Folge geleistet. Es tritt nur durch einen bedauerlichen Zufall jenes Ereignis der Beeinflussung der Nachbarminen ein, welches ja einige Gutachter …«
»Trotzdem, Mr. Rouse, ich gebe meine Hand dazu nicht her. Tritt das ein, was J. H. voraussagte, dann würde die Verantwortung dafür nach Ihnen auch auf mir ruhen. Meine Kraft reicht nicht aus, um diese Verantwortung zu tragen.«
»So … Sie sagen, Ihre Kraft reicht dafür nicht aus …«
Er zog ein Scheckbuch aus seiner Tasche und schrieb einen Scheck aus, schob das Blatt dann dem Chefingenieur zu. Ein Scheck für James Smith, lautend auf eine Million Dollar.
»Würde Ihre Kraft auch dann nicht ausreichen, eine solche Verantwortung … wenn überhaupt von Verantwortung die Rede sein kann, denn es tritt ja überhaupt nur das ein, was überängstliche Gutachter befürchten.«
»Nein! Mr. Rouse, ich bin erstaunt, daß Sie etwas Derartiges wagen.«
»Was wage ich, Mr. Smith?«
Eine leichte Röte flog über das Gesicht des Chefingenieurs.
»Ich weiß, Mr. Rouse, das Sie gewohnt sind, Hindernisse, die Ihnen in den Weg treten, zu überwinden, indem Sie Schecks schreiben. Und ich weiß auch, daß ich nicht dafür …« er deutete auf den Scheck … »mich von Ihnen kaufen lasse.«
»Ach so, Mr. Smith.«
Guy Rouse nahm den Scheck, riß ihn in viele kleine Teile und warf diese zur Erde. Dann nahm er das Scheckbuch von neuem und schrieb einen zweiten Scheck, während James Smith erregt hin und her lief.
»Mr. Smith!«
Der Chefingenieur trat an den Tisch heran. Guy Rouse hielt den zweiten Scheck hin. Zwei Millionen Dollar, las James Smith. Blässe und Röte wechselten auf seinen Zügen. Einen Augenblick stand er starr.
Dann zerriß er das Papier, zerknüllte es und warf es zu Boden.
»Nein! Niemals, Mr. Rouse! Noch einmal, ich bin nicht käuflich!
Suchen Sie sich einen anderen für mich! Entheben Sie mich meines Postens!«
Das kalte Lächeln um die Lippen des Präsidenten verschärfte sich.
»Nein, mein lieber Mr. Smith, das geht leider nicht. Ich persönlich würde Sie mit dem größten Vergnügen entlassen. Aber die Folge! Wenn ich Sie wenige Tage vorher, sozusagen fünf Minuten vor zwölf, entlasse und engagiere mir einen anderen, der nach unseren Wünschen sprengt, dann wird die öffentliche Meinung sich erst recht das Maul zerreißen.
Sie sehen, Mr. Smith, das geht nicht. Es bleibt kein anderer Weg. Sie werden’s machen!«
Minutenlang saß Guy in tiefem Sinnen, die Augen halb geschlossen, die Lippen fest aufeinander gepreßt. Er schien zu überlegen, seine Miene verdüsterte sich. Kein Ausweg … kein Ausweg …
Seine Augen flogen verstohlen über das Gesicht von James Smith.
Seine Hand griff mechanisch in die Tasche nach dem Scheckbuch.
Wieder riß er ein Blatt heraus. Er griff zum Schreibstift, und nun schrieb er mit festen Zügen.
»Fünf Millionen Dollar, Mr. Smith. Lebenslängliche Stellung als Vizepräsident der New Canal Company … mit einem Jahresgehalt von einer Million Dollar.«
Der Chefingenieur war stehen geblieben. Seine Augen wanderten zwischen dem Gesicht des Präsidenten und dem Scheck hin und her.
Er überlegte. Fünf Millionen Dollar auf einen Schlag … Vizepräsident der New Canal Company.! Seine Lippen bebten. Man sah, wie es ihn gepackt hatte und schüttelte. Mit einer kurzen Bewegung wandte er sich ab und lief von neuem hin und her.
Das alte Lächeln erschien wieder auf den Lippen von Guy Rouse.
»Das Eisen ist heiß«, murmelte er leise. Seine Hand suchte unter der Kante des Tisches nach einem Knopf. Er drückte. Seine Augen richteten sich auf die Tür. Eine Falte der Ungeduld grub sich in seine Stirn.
Er