Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Augustinus von Hippo
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659868
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wir sagen: vom Himmel, so wird er uns fragen: Warum habt ihr ihm nicht geglaubt?“ Johannes hatte nämlich vom Herrn gesagt: „Siehe das Lamm Gottes, siehe, das da hinwegnimmt die Sünde der Welt“143. Was fragt ihr also, in welcher Gewalt ich das tue? O ihr Wölfe, in der Gewalt des Lammes tue ich, was ich tue. Aber warum habt ihr, um das Lamm kennen zu lernen, dem Johannes nicht geglaubt, welcher sagte: „Siehe das Lamm Gottes, siehe, das da hinwegnimmt die Sünde der Welt?“. Da sie also wußten, was Johannes von dem Herrn gesagt hatte, sprachen sie bei sich: „Wenn wir sagen, vom Himmel“ (ist die Taufe des Johannes), „so wird er zu uns sagen: Warum also habt ihr ihm nicht geglaubt? Wenn wir sagen: Von den Menschen ist sie, so werden wir vom Volke gesteinigt werden; denn sie halten den Johannes für einen Propheten“. Auf der einen Seite fürchteten sie die Menschen, auf der andern schämten sie sich, die Wahrheit zu bekennen. Die Finsternis antwortete Finsternis, aber sie wurde vom Lichte überwunden. Denn was antworteten sie? „Wir wissen es nicht.“ Was sie wußten, davon sagten sie: „Wir wissen es nicht“. Und der Herr erwiderte: „Auch ich sage euch nicht, in welcher Gewalt ich dies tue“144. Und so wurden die ersten Feinde beschämt. Wie? Durch die Leuchte. Wer war die Leuchte? Johannes. Können wir beweisen, daß er eine Leuchte war? Wir beweisen es. Der Herr sagt nämlich: „Er war eine brennende und Licht gebende Leuchte“145. Können wir beweisen, daß auch durch ihn die Feinde beschämt wurden? Höre den Psalm: „Ich habe“, sagt er, „meinem Christus eine Leuchte bereitet; seine Feinde will ich mit Schande bedecken“146.

       15.

      Noch wandeln wir in der Finsternis dieses Lebens an der Leuchte des Glaubens; halten auch wir uns an die Leuchte Johannes; beschämen auch wir damit die Feinde Christi; oder vielmehr er beschäme seine Feinde durch seine Leuchte. Fragen auch wir, was der Herr die Juden fragte, fragen wir und sagen wir: Woher ist die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen? Was werden sie sagen? Sehet, ob nicht auch sie als Feinde durch die Leuchte beschämt werden. Was werden sie sagen? Wenn sie sagen: Von den Menschen, so werden selbst die Ihrigen sie steinigen; wenn sie aber sagen: Vom Himmel, so sagen wir zu ihnen: Warum also habt ihr ihm nicht geglaubt? Sie sagen vielleicht: Wir glauben ihm. Wie saget ihr nun aber, daß* ihr* tauft, und Johannes sagt doch: „Dieser ist es, welcher tauft“. Aber die Diener eines so großen Richters, sagen sie, müssen gerecht sein, um taufen zu können. Auch ich sage, und alle sagen wir, daß die Diener eines so großen Richters gerecht sein müssen; die Diener seien gerecht, wenn sie wollen; wenn aber die, welche auf dem Stuhle des Moses sitzen, nicht gerecht sein wollen, so macht mich mein Meister sicher, von welchem sein Geist gesagt hat: „Dieser ist es, welcher tauft“. Wie hat er mich sicher gemacht? „Die Schriftgelehrten und Pharisäer“, sagt er, „sitzen auf dem Stuhle des Moses; was sie sagen, das tut; was sie aber tun, das tut nicht; denn sie sagen es und tun es nicht“147. Wenn ein Diener gerecht ist, rechne ich ihn zu Paulus, rechne ich ihn zu Petrus; zu diesen rechne ich die gerechten Diener, weil wahrhaft gerechte Diener nicht ihre Ehre suchen; denn sie sind Diener, sie wollen nicht für die Richter gehalten werden; sie schaudern zurück, daß man die Hoffnung auf sie setze; also zu Paulus rechne ich einen gerechten Diener. Denn was sagt Paulus? „Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen, aber der Herr gab das Wachstum; weder der pflanzt ist etwas, noch wer begießt, sondern der das Wachstum gibt, Gott“148. Wer aber ein stolzer Diener ist, wird zum Teufel gerechnet; allein die Gabe Christi wird nicht befleckt, sie fließt durch ihn rein, geht durch ihn hindurch und kommt klar zum fruchtbaren Erdreich. Angenommen auch, daß er selbst steinern sei und aus dem Wasser keine Frucht hervorbringen könne, das Wasser geht auch durch einen steinernen Kanal, das Wasser gelangt zu den Beeten; im steinernen Kanal erzeugt es nichts, bringt aber doch den Gärten gar viele Frucht. Denn die geistige Kraft des Sakramentes ist wie ein Licht, sie wird von den zu Erleuchtenden rein aufgenommen und, wenn sie durch Unreine geht, nicht befleckt. Die Diener sollen freilich gerecht sein und nicht ihre Ehre suchen, sondern die Ehre desjenigen, dessen Diener sie sind; sie sollen nicht sagen: Meine Taufe ist es, weil sie nicht die ihrige ist. Sie sollen auf Johannes hinschauen. Siehe, Johannes war voll des Heiligen Geistes und hatte die Taufe vom Himmel, nicht von den Menschen, aber inwiefern hatte er sie? Er selbst hat gesagt: „Bereitet den Weg dem Herrn“149. Sobald aber der Herr erkannt war, ist dieser selbst der Weg geworden; es bedurfte nicht mehr der Taufe des Johannes, um durch sie den Weg zu bereiten.

       16.

      Doch was pflegen sie uns zu erwidern? Siehe,* nach* Johannes wurde getauft. Bevor nämlich diese Frage in der katholischen Kirche richtig behandelt wurde, haben viele darin geirrt, bedeutende und gute Männer150, allein weil sie zu den Gliedern der Taube gehörten, haben sie sich nicht getrennt und es erfüllte sich an ihnen, was der Apostel gesagt hat: „Wenn ihr anders urteilt, auch dies wird der Herr euch offenbaren“151. Darum sind die, welche sich trennten, ungelehrig geworden. Was also pflegen sie zu sagen? Siehe, nach Johannes wurde getauft; nach Häretikern soll nicht getauft werden? Denn einige, welche die Taufe des Johannes hatten, mußten sich auf Anordnung des Paulus nochmals taufen lassen152; sie hatten nämlich nicht die Taufe Christi. Was erhebst du also das Verdienst des Johannes und achtest gleichsam für nichts die unglückseligen Häretiker? ― Auch ich gebe dir zu, die Häretiker seien verbrecherisch, allein die Häretiker haben die Taufe Christi erteilt, die Johannes nicht erteilte.

       17.

      Ich komme auf Johannes zurück und sage: „Dieser ist es, welcher tauft“. So nämlich ist Johannes besser als ein Häretiker, wie Johannes besser ist als ein Trunkenbold, wie Johannes besser ist als ein Mörder. Wenn wir nach einem weniger Guten wieder taufen müssen, weil die Apostel nach einem Besseren tauften, dann sind alle wieder zu taufen, die bei ihnen153 getauft wurden von einem Trunksüchtigen, ich sage nicht von einem Mörder, ich sage nicht von dem Helfershelfer eines Frevlers154, ich sage nicht von einem Räuber fremden Gutes, ich sage nicht von einem Unterdrücker von Waisen, von einem Entzweier von Eheleuten, nichts von dem sage ich; was gewöhnlich ist, sage ich, was alltäglich ist, sage ich, wozu alle eingeladen werden, sage ich, auch in dieser Stadt, wenn zu ihnen gesagt wird: „Laßt uns unsinnig sein, tun wir uns ein Gutes an, und an einem solchen Januarsfesttage brauchst du nicht zu fasten“, solche leichte, tägliche Dinge meine ich; ― wenn von einem trunksüchtigen Menschen getauft wird, wer ist besser, Johannes oder der Trunksüchtige? Antworte, wenn du kannst, dein Trunksüchtiger sei besser als Johannes, du wirst dies niemals wagen. Also taufe du, weil du nüchtern bist, nach deinem Trunkenbold. Denn wenn nach Johannes die Apostel getauft haben, um wieviel mehr muß nach einem Trunkenbold ein Nüchterner taufen? Oder sagst du: Der Trunkenbold steht mit mir in Gemeinschaft155? Also war Johannes, der Freund des Bräutigams, nicht in Gemeinschaft mit dem Bräutigam?

       18.

      Aber dich selbst frage ich, wer immer du bist: Bist* du* besser oder Johannes? Du wirst dir nicht zu sagen getrauen: Ich bin besser als Johannes. Also sollen nach dir die Deinigen taufen, wenn sie besser sind als du. Denn wenn nach Johannes getauft wurde, so erröte, daß nach dir nicht getauft wird. Du wirst sagen: Aber ich habe und lehre die Taufe Christi. Erkenne also endlich einmal den Richter an und sei kein stolzer Herold. Die Taufe Christi spendest du, daher wird nach dir nicht getauft; nach Johannes wurde deshalb getauft, weil er nicht die Taufe Christi spendete, sondern die seinige, da er sie so empfangen hatte, daß sie die seinige war. Du bist also nicht besser als Johannes, aber die Taufe, welche durch dich gespendet wurde, ist besser als die des Johannes; denn jene ist die Taufe Christi, diese die Taufe des Johannes. Auch die von Paulus und die von Petrus gegeben wurde, ist die Taufe Christi, und wenn sie von Judas gegeben wurde, war sie die Taufe Christi. Es gab sie Judas, und es wurde nach Judas nicht getauft; es gab sie Johannes, und es wurde nach Johannes getauft; denn wenn sie von Judas gegeben wurde, war es die Taufe Christi, wurde sie aber von Johannes gegeben, so war es die Taufe des Johannes. Wir ziehen nicht den Johannes dem Judas, sondern die Taufe Christi, auch wenn sie durch die Hände des Judas gegeben wird, der Taufe des Johannes, auch wenn sie durch die Hände des Johannes gegeben wird, mit Recht vor. Heißt es ja vom Herrn, ehe er litt, daß er mehrere taufte als Johannes, worauf noch beigefügt wird: „Obwohl er nicht selbst taufte, sondern seine Jünger“156. Er