Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Augustinus von Hippo
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659868
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ist es dennoch eines und dasselbe, was sie empfangen, außer weil „dieser es ist, welcher tauft“? Wie also, wenn ein Guter und ein Besserer tauft, deshalb der eine nicht etwas Gutes, der andere etwas Besseres empfängt, sondern, obwohl von den Dienern der eine gut, der andere besser ist, beide eines und das nämliche empfingen und nicht dieser etwas Besseres, jener etwas Geringeres: so ist auch, wenn ein Böser aus Unkenntnis oder Nachsicht der Kirche tauft (denn entweder werden die Bösen nicht gekannt oder geduldet; man duldet die Spreu, bis am Ende die Tenne gereinigt wird), das, was gegeben ist, eines und nicht ungleich wegen der Ungleichheit der Diener, sondern gleich und dasselbe, weil „dieser es ist, welcher tauft“.

       9.

      Also, Geliebteste, laßt uns sehen, was jene nicht sehen wollen, nicht als ob sie es nicht sehen würden, sondern weil es ihnen leid tut, es zu sehen, gleich als wäre es gegen sie verschlossen. Wohin wurden die Jünger gesandt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, um zu taufen als Diener? Wohin wurden sie gesandt? „Gehet hin“, sagte er, „taufet die Völker.“ Ihr habt gehört, Brüder, wie jenes Erbe gekommen ist: „Fordere von mir, und ich will dir die Völker zu deinem Erbe geben und zu deinem Besitztum die Grenzen der Erde“174. Ihr habt gehört, wie „von Sion das Gesetz ausging und das Wort des Herrn von Jerusalem“175; dort nämlich hörten die Jünger: „Gehet hin, taufet die Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“176. Wir wurden gespannt, als wir hörten: „Gehet, taufet die Völker“. In wessen Namen? „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dies ist* ein* Gott, weil es nicht heißt „ in den Namen“ des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondern „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Wo du* einen* Namen hörst, da ist* ein* Gott, wie es vom Samen Abrahams heißt und der Apostel Paulus es erklärt: „In deinem Samen werden alle Völker gesegnet werden; er hat nicht gesagt: „In den Samen“, als in vielen, sondern als in einem, und in deinem Samen, welcher ist Christus“177. Wie also der Apostel, weil er dort nicht sagt: „in den Samen“ dich lehren wollte, daß Christus einer ist, so wird auch hier, wenn es heißt: „Im Namen“, nicht: in den Namen, wie dort: „In dem Samen“, nicht: in den Samen, als* ein* Gott erwiesen der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

       10.

      Aber, siehe, sagen die Jünger zum Herrn, wir haben gehört, in welchem Namen wir taufen sollen, Du hast uns zu Deinen Dienern gemacht und zu uns gesagt: „Gehet, taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“; wohin sollen wir gehen? Wohin? Habt ihr es nicht gehört? Zu meinem Erbe. Ihr fragt: Wohin sollen wir gehen? Zu dem, was ich mit meinem Blute erkauft habe. Wohin also? Zu den Völkern, sagt er. Ich habe gemeint, er sprach: Gehet, taufet die Afrikaner im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gott sei Dank; der Herr hat die Frage gelöst, die Taube hat es gelehrt. Gott sei Dank: zu den Völkern wurden die Apostel gesandt; wenn zu den Völkern, dann zu allen Zungen. Dies zeigte der Heilige Geist an, indem er in Zungen geteilt, in der Taube geeint war. Dort teilen sich die Zungen, hier verbindet die Taube. Waren die Zungen der Völker einträchtig, und nur die Zunge Afrikas nicht in Eintracht? Was ist einleuchtender, meine Brüder? In der Taube ist Einheit, in den Zungen der Völker Gemeinsamkeit. Einst nämlich wurden auch die Zungen aus Hochmut uneinig, und da entstanden aus einer Zunge die vielen Zungen. Denn nach der Sintflut errichteten gewisse stolze Menschen, wie um sich gegen Gott zu befestigen, als wäre etwas hoch für Gott oder sicher für den Stolz, einen Turm, gleichsam damit sie nicht durch eine Sintflut, wenn später eine solche erfolgen sollte, vertilgt würden. Denn sie hatten gehört und in Erwägung gezogen, daß jede Ungerechtigkeit durch die Sintflut vertilgt worden war; der Ungerechtigkeit wollten sie sich nicht enthalten; sie suchten gegen eine Sintflut einen hohen Turm auf; sie bauten einen hoch emporragenden Turm. Gott sah ihren Stolz und ließ sie in den Irrtum fallen, daß sie sich nicht mehr erkannten beim Reden, und so entstanden durch Stolz die verschiedenen Sprachen178. Wenn der Stolz die Verschiedenheit der Sprachen bewirkt hat, so hat die Demut Christi die Verschiedenheit der Sprachen aufgehoben. Was jener Turm auseinander gebracht hatte, das sammelt die Kirche wieder. Aus einer Sprache sind viele geworden; wundere dich nicht, das hat der Stolz getan; aus vielen Sprachen wird eine; wundere dich nicht, das hat die Liebe getan. Denn wenn auch der Klang der Sprachen verschieden ist, im Herzen wird* ein* Gott angerufen,* ein* Friede bewahrt. Wie also, Teuerste, mußte der Heilige Geist, um die Einheit zu bezeichnen, dargestellt werden, wenn nicht durch die Taube, damit zu der in Friede vereinigten Kirche gesagt werden könnte: „Eine ist meine Taube“? Wie mußte die Demut dargestellt werden, wenn nicht durch einen einfältigen und girrenden Vogel, nicht durch einen stolzen und sich erhebenden Vogel wie der Rabe?

       11.

      Vielleicht werden sie sagen: Weil es also eine Taube ist und zwar* eine* Taube, so kann es außer der* einen* Taube keine Taufe geben. Wenn also bei dir die Taube ist oder du die Taube bist, so gib du mir, wenn ich zu dir komme, das, was ich nicht habe179. Ihr wißt, das ist ihre Rede; jetzt wird euch klar sein, so rede nicht die Taube, sondern krächze der Rabe. Denn eure Liebe gebe ein wenig acht, und fürchtet Trug, oder vielmehr hütet euch und nehmt die Worte der Widersprechenden auf, um sie auszuspeien, nicht um sie zu verschlucken und dem Innern einzuverleiben. Tuet daher, was der Herr tat, als man ihm den bitteren Trank reichte; er kostete und spie ihn aus180; so auch ihr, hört es und weiset es ab. Denn was sagen sie? Wir wollen sehen. Siehe, sagt einer, du bist die Taube, o katholische Kirche, zu dir ist gesagt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“; dies ist sicherlich zu dir gesagt. Warte, frage mich nicht; wenn es zu mir gesagt ist, so beweise es zuerst; wenn es zu mir gesagt ist, so will ich schnell hören. Zu dir ist es gesagt, bemerkt er. Ich antworte mit dem Munde der katholischen Kirche: Zu mir. Das aber, Brüder, was aus meinem Munde erklang, erklang, wie ich glaube, auch aus eurem Herzen, und wir alle haben in gleicher Weise gesagt: Zur katholischen Kirche ist gesagt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“. Außerhalb der Taube, sagt er, ist keine Taufe; ich bin außerhalb der Taube getauft, also habe ich die Taufe nicht; wenn ich die Taufe nicht habe, warum gibst du sie mir nicht, wenn ich zu dir komme?

       12.

      Auch ich frage. Inzwischen wollen wir davon absehen, zu wem gesagt sei: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“. Wir fragen noch: entweder ist es zu mir gesagt oder zu dir; wir wollen davon absehen, zu wem es gesagt sei. Dies also frage ich: Wenn die Taube einfältig ist, unschuldig, ohne Galle, friedlich in Küssen, nicht grimmig mit Krallen ―, ich frage, ob zu den Gliedern dieser Taube die Geizigen, die Räuber, die Ränkeschmiede, die Trunkenbolde, die Lasterhaften gehören; sind sie Glieder dieser Taube? Das sei ferne, sagt er. Und in der Tat, Brüder, wer möchte das behaupten. Um sonst nichts zu sagen; wenn ich nur die Räuber nenne, Glieder des Habichts können sie sein, Glieder der Taube nicht. Die Geier rauben, die Habichte rauben, die Raben rauben; die Tauben rauben nicht, zerfleischen nicht; also sind die Räuber nicht Glieder der Taube. Gab es bei euch181 auch nicht einen einzigen Räuber? Warum bleibt die Taufe, welche ein Habicht, nicht die Taube gab? Warum tauft ihr bei euch selbst nicht nach den Räubern, Ehebrechern, Trunkenbolden und Geizigen? Oder sind diese alle Glieder der Taube? So entehret ihr eure Taube, daß ihr derselben Geierglieder gebet. Wie also, Brüder, was sagen wir? In der katholischen Kirche sind Schlechte und Gute, dort aber sind nur Schlechte. Aber vielleicht sage ich das aus feindseliger Gesinnung, und das soll hernach untersucht werden. Gewiß sind auch dort, sagen sie, Gute und Schlechte; denn wenn sie sagen, sie hätten nur Gute, so mögen ihnen das die Ihrigen glauben, und ich unterschreibe es. Bei uns, mögen sie sagen, sind nur Heilige, Gerechte, Keusche, Nüchterne, keine Ehebrecher, keine Wucherer, keine Betrüger, keine Meineidigen, keine Trunksüchtigen; sie mögen das sagen, denn ich achte nicht auf ihre Zungen, sondern berühre ihre Herzen. Da sie aber uns und euch und den Ihrigen bekannt sind, wie auch ihr sowohl euch in der katholischen Kirche wie auch jenen bekannt seid, so wollen weder wir sie tadeln, noch sollen sie sich selbst schmeicheln. Wir unsererseits geben zu, daß in der Kirche Gute und Schlechte sind, aber als Körner und Spreu. Manchmal ist, wer von einem Korn getauft wird, Spreu, und wer von der Spreu getauft wird, Korn. Sonst wäre es, wenn die vom Korn erteilte Taufe gültig und die