Vorträge über das Johannes-Evangelium, Band 1. Augustinus von Hippo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Augustinus von Hippo
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659868
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tauft“, dann ist sowohl das, was von jenem gegeben wird182, gültig, als auch tauft er wie die Taube. Denn jener Schlechte ist keine Taube, noch auch gehört er zu den Gliedern der Taube, und er kann weder hier183 zur katholischen Kirche gezählt werden noch bei jenen, wenn sie behaupten, ihre Kirche sei die Taube. Was also, Brüder, wollen wir damit sagen? Es ist offenbar und allen bekannt, und wider Willen werden sie überführt, daß sowohl dort, wenn Schlechte die Taufe spenden, nach ihnen nicht wieder getauft wird, als auch hier, wenn Schlechte die Taufe spenden, nach ihnen nicht wieder getauft wird. Die Taube tauft nicht nach dem Raben, warum will der Rabe nach der Taube taufen?

       13.

       Eure Liebe gebe acht: Warum wurde durch die Taube ein gewisses Etwas angedeutet, so daß nach der Taufe des Herrn die Taube, d. h. der Heilige Geist in Taubengestalt, kam und über ihm blieb, indes Johannes bei der Ankunft der Taube im Herrn eine gewisse ihm eigene Macht zu taufen erkannte? Weil, wie schon gesagt, durch diese eigene Macht der Friede der Kirche befestigt wurde. Es ist möglich, daß einer außerhalb der Taube die Taufe hat; daß ihm die Taufe außerhalb der Taube nütze, ist nicht möglich. Eure Liebe gebe acht und verstehe, was ich sage. Denn auch durch diesen Trugschluß verführen sie oft unsere Brüder, die träge und kalt sind. Seien wir einfältiger und glühender. Siehe, sagen sie, habe ich sie empfangen oder habe ich sie nicht empfangen? Ich antworte: Du hast sie empfangen. Wenn ich sie also empfangen habe, so hast du mir nichts mehr zu geben; ich bin sicher, auch nach deinem Zeugnis; denn sowohl ich sage, daß ich sie empfangen habe, als auch du bekennst, daß ich sie empfangen habe; die Aussage beider macht mich sicher; was kannst du mir also versprechen? Warum willst du mich katholisch machen, wenn du mir nichts weiter geben willst und bekennst, ich hätte bereits empfangen, was du zu besitzen behauptest? Wenn aber ich184 sage: Komm zu mir, so sage ich so, weil du sie nicht hast; du, der du bekennst, daß ich sie habe, warum sagst du: Komm zu mir185?

       14.

       Es belehrt uns die Taube. Sie antwortet nämlich vom Haupte des Herrn her und sagt: Die Taufe hast du, die Liebe aber, in der ich seufze, hast du nicht. Was heißt das, sagt er, die Taufe habe ich, die Liebe habe ich nicht? Die Sakramente habe ich, die Liebe habe ich nicht? Mach kein solches Geschrei; zeige mir, wie der die Liebe hat, der die Einheit der Kirche auflöst. Ich, sagt er, habe die Taufe. Du hast sie, ja, aber die Taufe ohne die Liebe nützt dir nichts, weil du ohne die Liebe nichts bist. Die Taufe ist auch in dem, der selbst nichts ist, nicht nichts; ist doch die Taufe etwas und zwar etwas Großes, um dessentwillen, von dem es heißt: „Dieser ist es, welcher tauft“. Allein damit du nicht meintest, das, was so groß ist, könne dir etwas nützen, wenn du nicht in der Einheit bist, so stieg über den Getauften die Taube herab, als wollte sie sagen: Wenn du die Taufe hast, sei in der Taube, damit dir nicht unnütz sei, was du hast. Komm also zur Taube, sagen wir, nicht um das erst zu empfangen, was du nicht hattest, sondern damit dir nütze, was du hattest. Denn draußen hattest du die Taufe zum Verderben; wenn du sie drinnen hast, wird sie dir zum Heile gereichen.

       15.

      Denn nicht bloß nutzlos war dir die Taufe, sondern auch schädlich war sie. Auch das Heilige kann schädlich sein; den Guten nämlich wohnt das Heilige zum Heile, den Bösen wohnt es zum Gerichte inne. Denn sicherlich, Brüder, wissen wir, was wir empfangen, und zweifellos heilig ist, was wir empfangen, und doch was sagt der Apostel? „Wer aber unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht“186. Er sagt nicht, die Sache selbst sei schlecht, sondern daß der Schlechte durch schlechten Empfang zum Gerichte das Gute empfängt, das er empfängt. Denn war der Bissen schlecht, der dem Judas vom Herrn gereicht wurde187? Es sei ferne. Der Arzt würde kein Gift geben, der Arzt gab nur Heil; allein durch unwürdigen Empfang empfing der es zum Verderben, der es nicht in Frieden empfing. So auch derjenige, der getauft wird. Ich hab’s, sagt er, für mich. Jawohl, du hast es; gib acht auf das, was du hast; gerade durch das, was du hast, wirst du verdammt werden. Warum? Weil du ein Gut der Taube außerhalb der Taube hast. Wenn du das Gut der Taube innerhalb der Taube hast, hast du es sicher. Stelle dir vor, du seiest ein Kriegsmann; wenn du das Abzeichen deines Kaisers drinnen hast, dann dienst du sicher; wenn du es draußen hast, dann nützt dir nicht bloß jenes Abzeichen nichts für den Kriegsdienst, sondern du wirst auch noch als Fahnenflüchtiger gestraft werden. Komm also, komm und sage nicht: Ich hab’s schon, mir reicht’s schon. Komm, die Taube ruft dich, seufzend ruft sie dich. Meine Brüder, euch sage ich: durch Seufzen rufet, nicht durch Streiten; rufet durch Beten, rufet durch Einladen, rufet durch Fasten; an eurer Liebe sollen sie erkennen, daß ihr Mitleid mit ihnen habt. Ich zweifle nicht, meine Brüder, daß sie, wenn sie euren Schmerz sehen, beschämt werden und wieder aufleben. Komm also, komm; fürchte nicht; fürchte, wenn du nicht kommst; vielmehr nicht fürchten sollst du, sondern trauern. Komm, du wirst dich freuen, wenn du zurückgekommen bist; du wirst zwar seufzen bei den Drangsalen, die das Kommen mit sich bringt, aber du wirst dich freuen in Hoffnung. Komm dahin, wo die Taube ist, von der es heißt: „Eine ist meine Taube, die einzige ihrer Mutter“.* Eine* Taube siehst du über dem Haupte Christi; siehst du die Zungen nicht auf dem ganzen Erdkreis? Derselbe Geist erscheint in der Taube, derselbe auch in den Zungen. Wenn derselbe Geist in der Taube und in den Zungen erscheint, dann ist der Heilige Geist dem Erdkreis gegeben, und von diesem hast du dich losgerissen, um mit dem Raben zu krächzen, nicht um mit der Taube zu seufzen. Komm also!

       16.

      Aber du bist vielleicht bekümmert und sagst: Draußen getauft, fürchte ich, ich möchte deshalb schuldig sein, daß ich die Taufe draußen empfangen habe. Schon fängst du an einzusehen, worüber du zu seufzen hast; du sagst mit Recht, du seiest schuldig; nicht weil du sie empfangen hast, sondern weil du sie draußen empfangen hast. Behalte also, was du empfangen hast; verbessere, was du draußen empfangen hast; du hast ein Gut der Taube empfangen, aber außerhalb der Taube. Zwei Dinge hörst du: Du hast es empfangen, und: Du hast es außerhalb der Taube empfangen. Was du empfangen hast, billige ich; daß du es draußen empfangen hast, mißbillige ich. Behalte also, was du empfangen hast; es wird nicht geändert, sondern anerkannt; es ist das Abzeichen meines Königs, ich werde nicht gottesschänderisch sein; ich bringe nur den Fahnenflüchtigen zurecht, ändere aber nicht das Abzeichen.

       17.

      Rühme dich nicht der Taufe, weil ich sage, sie ist es; siehe, ich sage, sie ist es, die ganze katholische Kirche sagt, sie ist es; die Taube bemerkt sie und anerkennt sie und seufzt, daß du sie draußen hast; sie sieht dort, was sie anzuerkennen, sie sieht auch, was sie zu verbessern hat. Es ist die Taufe, komm. Du rühmst dich, daß sie es ist, und willst nicht kommen? Was ist es also mit den Bösen, die nicht zur Taube gehören? Die Taube sagt dir: Haben nicht auch die Bösen, unter welchen ich seufze, die nicht zu meinen Gliedern gehören, und unter denen ich seufzen muß, das, was du zu haben dich rühmst? Haben nicht viele Trunkenbolde die Taufe? Nicht viele Geizige? Nicht viele Götzendiener, und was noch schlimmer ist, verstohlenerweise? Gehen oder gingen nicht die Heiden öffentlich zu den Götzen? Jetzt aber suchen die Christen heimlich Wahrsager auf und ziehen Sterndeuter zu Rate. Auch diese haben die Taufe, aber die Taube seufzt unter den Raben. Was freust du dich also, daß du sie hast? Du hast das, was auch der Böse hat. Habe Demut, Liebe, Friede; nimm in Empfang das Gut, das du noch nicht hast, damit dir das Gut nütze, das du hast.

       18.

      Denn was du hast, hatte auch Simon Magus; die Apostelgeschichte ist Zeuge, jenes kanonische Buch, welches alljährlich in der Kirche vorzulesen ist. Nach jährlich wiederkehrendem Brauche wird nach der Passion des Herrn, wie ihr wißt, jenes Buch gelesen, worin steht, wie der Apostel bekehrt und aus einem Verfolger ein Prediger wurde188, worin auch erzählt wird, wie am Pfingsttage der Heilige Geist gesandt wurde in geteilten Zungen, wie Feuer189. Daselbst lesen wir auch, daß viele auf die Predigt des Philippus hin glaubten190; darunter ist aber entweder einer aus den Aposteln oder aus den Diakonen zu verstehen, denn, wie wir dort lesen, wurden sieben Diakonen geweiht, unter welchen auch der Name Philippus sich findet191. Also auf die Predigt des Philippus hin glaubten die Samariter; Samaria wurde allmählich