Männer trinken keine Fanta. Hermann economist Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hermann economist Schmidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783964230485
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Vater von Sepp Piontek, Leo Piontek, hatte als Regisseur der schlesischen Mannschaft Germania Königshütte geglänzt und vor dem Krieg an der Gaumeisterschaft Oberschlesien teilgenommen.

      Sohn Josef Emanuel Hubertus Piontek musste seine Heimat im Alter von fünf Jahren, als der Krieg zu Ende war, verlassen und zog mit seinen Eltern nach Leer in Ostfriesland. Dort spielte er in der Schülermannschaft von Germania Leer als Mittelstürmer. Als er zwanzig Jahre alt war, wechselte Piontek zu Werder Bremen in die Oberliga Nord. Auch hier begann er auf der zentralen Stürmerposition, begleitet und gefüttert mit den Flanken von Willi Schütz und Gerd Zebrowski.

      Noch vor Beginn der Bundesliga übernahm er die Position des rechten Verteidigers, zuweilen spielte er auch als Mittelläufer, um den gegnerischen Mittelstürmer auszuschalten. Piontek ließ seinen Gegenspielern keinen Raum. Er stand ihnen auf dem Fuß und war ein Zerstörer, der immer einen Schritt schneller am Ball war als der Spieler, den er auszuschalten hatte. Schnelligkeit, perfektes Tackling und Laufbereitschaft kennzeichneten seine Auftritte. „Bei Sepp Piontek war man gut beraten, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn man den Ball führte“, äußerte Kölns Stürmerstar Hannes Löhr im Gespräch, „mit dem war nicht gut Kirschen essen. Aber ein Treter war er nicht.“

      In den sechziger Jahren hat Sepp Piontek einen kleinen Jungen, der im Eis eingebrochen war, durch einen Sprung ins eiskalte Wasser vor dem Ertrinken gerettet.

      Den Höhepunkt seiner Popularität erreichte der sechsmalige Nationalspieler allerdings nicht auf, sondern neben dem Platz. Den Trainerlehrgang an der Sporthochschule in Köln hatte der einstige Student Sepp Piontek als Lehrgangsbester mit der Note 1 bestanden. Nachdem er zu Beginn der siebziger Jahre für ein gutes halbes Jahr das Traineramt bei Werder Bremen wahrgenommen hatte und auch bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag gewesen war, betreute er die Nationalmannschaft von Haiti. Die an Zitaten reiche Fußball-Literatur dokumentiert einen Spruch von Sepp Piontek, in dem er zum Besten gibt, dass er die Aufstellung und Taktik des Haiti-Teams zuvor mit dem dortigen Landes-Diktator habe besprechen müssen, und dass die Scheine seines Honorars im Keller der Villa des Herrschers gedruckt wurden und bei der Aushändigung noch feucht gewesen seien. Aber er habe damit überall und alles bezahlen können.

      In der Saison 1978/1979 trainierte er den FC St. Pauli. Da war das Geld wahrscheinlich knapper als in Haiti. Im Sommer 1979 wechselte er nach Dänemark und übernahm das Training der dänischen Nationalmannschaft, die bis dahin im europäischen Fußball keine besondere Rolle gespielt hatte. Die dänische Sprache erlernte er innerhalb weniger Wochen, sodass er die Mannschaftsbesprechung vor dem ersten von ihm als Trainer verantworteten Länderspiel in der Landessprache abhalten konnte. Mit ihm begann die bis dahin erfolgreichste Epoche im dänischen Fußball. Im September 1983 besiegten die Dänen die hochfavorisierte englische Nationalmannschaft mit 1:0 im Wembley-Stadion. Während der EM 1984 erreichte das Team das Halbfinale, schied dann jedoch im Elfmeterschießen gegen Spanien aus. Auch bei der WM 1986 in Mexiko zeigte die Dänen-Elf den von ihrem Trainer präferierten herzerfrischenden Offensivfußball. Elf Jahre lang, von 1979 bis 1990, war Piontek Trainer der dänischen Nationalmannschaft.

      Von 1990 bis 1993 arbeitete Sepp Piontek als Trainer der türkischen Nationalmannschaft, betreute parallel dazu kurzfristig den Erstligisten Bursaspor und nach der Rückkehr nach Dänemark den Erstligisten Aalborg BK. Es folgten zwei weitere Engagements: bei Silkeborg IF (Midtjylland) und als Trainer der Nationalmannschaft von Grönland.

      Auch aus Grönland wusste Sepp Piontek Anekdoten zu berichten, die mehr seinem Humor als der Realität geschuldet waren: In Grönland, so Piontek, sei er mit Sachwerten bezahlt worden, durfte Eisbären und Rentiere jagen und wurde ständig mit frischem Fisch und Krabben versorgt. Seine Spieler seien unglaublich ehrgeizig gewesen, mit der Technik habe es etwas gehapert. Und wenn auf dem nahe dem Meer gelegenen Trainingsplatz ein Wal in den Wellen gesichtet worden sei, dann wären alle Spieler im Nu zu den Booten gerannt, um den Wal zu erlegen.

      Wie auch immer: Seppl Piontek hat einiges erlebt auf seinen Reisen durch die Welt des Fußballs. Und vieles bewegt!

      Sepp Piontek lebt mit seiner dänischen Frau Gitte auf der Insel Fünen in der Nähe von Odense. Das Ehepaar hat eine Tochter. Im März 2020 feierte Sepp Piontek seinen 80. Geburtstag.

      Horst-Dieter Höttges. Der Eisenfuß.

      *10.9.1943 Mönchengladbach

      Horst-Dieter Höttges, genannt Eisenfuß, absolvierte 420 Bundesligaspiele. Er wurde mit Werder Bremen Deutscher Meister und mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister 1972 und Weltmeister im Jahr 1974 (stand allerdings nicht in der DFB-Endspielelf) und nahm insgesamt an drei Weltmeisterschaften (1966, 1970, 1974) teil.

      Höttges, der einmal gesagt hat, „solange ich spiele, steigt Werder nicht ab“, beendete seine Karriere im Jahr 1978. Ein Jahr später landete Werder Bremen in der 2. Liga.

      Der Mann, der 1943 in München-Gladbach (damaliger Ortsname von Mönchengladbach) geboren wurde, lief von 1960 bis 1964 für die Gladbacher Borussen auf. Mit einer Größe von 1,76 m war er auf sämtlichen Defensivpositionen einsetzbar: als Außenverteidiger ebenso wie als Vorstopper oder Libero.

      Nur Experten werden sich daran erinnern, dass er in seiner Bundesligazeit 55 Tore schoss, davon 39 Elfmeter und 5 Freistoßtore (DFB-Pokalspiele eingerechnet). Immerhin brachte es der zuverlässige Abwehrmann auf 66 Länderspiele, und beim 12:0-Sieg der DFB-Auswahl gegen Zypern im Mai 1969 erzielte er sein einziges Länderspieltor. Fachleute unter seinen Zeitgenossen und ehemalige Mitspieler äußern sich ausnahmslos anerkennend über den einstigen Abwehrstrategen.

      Uwe Seeler sagt: „Er war für mich stets ein guter Kamerad. Auf dem Feld hat er bis zum letzten Tropfen immer alles gegeben. Das gemeinsame Wembley-Finale von 1966 wird uns auf ewig verbinden.“ (6)

      Wer gegen Höttges antreten musste, hatte meistens nichts zu lachen. In der Wahl der Mittel, einen Gegenspieler zu stoppen, war er nicht kleinlich. Wolfgang Overath, nach seinen härtesten Kontrahenten befragt, nennt an erster Stelle Horst-Dieter Höttges: „Der hat keinen Gegner geschont, von ihm hielt ich lieber Abstand. Auch wenn er am Ball nicht der Stärkste war, konnte er einen Stürmer zur Verzweiflung bringen. Gegen ihn hat keiner gern gespielt.“ (7)

      Höttges war nicht nur zweikampfstark, sondern auch schnell und laufstark. Fußball war für ihn kein Zuckerschlecken, sondern harte Arbeit, bei der es nichts zu lachen gab. Fotos, auf denen er fröhlich und gelöst wirkt, gibt es so gut wie nicht. Wer ihm beim Fußballspiel begegnete, konnte nicht umhin, in Horst-Dieter Höttges einen bierernsten Vertreter seines Fachs zu sehen.

      Wolfgang Weber vom 1. FC Köln, der beste Vorstopper der Welt in den sechziger Jahren, der nach seiner aktiven Karriere als Trainer bei Werder Bremen arbeitete, attestierte seinem Kollegen „ein erstklassiger Fußballer“ gewesen zu sein, und „einer, den niemand als Gegenspieler haben wollte.“ (8)

      Max Lorenz, selbst eine Werder-Legende, sagt: „Wenn er selbst mal gefoult wurde, ist Horst schnell aufgestanden und hat die Sache auf dem Platz geregelt.“ (9)

      Den Weltfußballer Pelé brachte er bei einem Länderspiel in Rio de Janeiro so in Rage, dass der ihn mit einem Revanche-Foul zum Verlassen des Platzes veranlasste. Über sich selbst hat Höttges einmal gesagt, er sei kein überragender Fußballer gewesen.

      In einem Artikel des Fußballmagazins „11 Freunde“ ist Horst-Dieter Höttges auf Platz Nummer 5 unter den „härtesten Hunden aller Zeiten“ mit der Headline „Ein Tritt für alle Fälle“ aufgeführt. Anerkennend wird berichtet, dass der „Eisenfuß“ „trotz seines martialischen Spitznamens nur magere 16 gelbe Kartons“ in 420 Spielen gezeigt bekam. (10). Das muss dem Mann erst mal einer nachmachen.

      Als Stammspieler nahm Höttges im Alter von 23 Jahren an der Weltmeisterschaft in England teil. Unvergesslich eingeprägt hat sich bei ihm, dem Mann, der auf dem Platz nichts anbrennen ließ, der Tag des Weltmeisterschafts-Endspiels der DFB-Nationalmannschaft gegen England im Jahr 1966, das die Deutschen unglücklich durch das „Wembley-Tor“ mit 4:2 verloren.

      Der Mann, den er zu bewachen hatte, Geoffrey Hurst, erzielte drei