Männer trinken keine Fanta. Hermann economist Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hermann economist Schmidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783964230485
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der Karriere vollzog sich von 1979 bis 1983 in der North American Soccer League. Anschließend blieb Volkmar Groß noch weitere Jahre in den Vereinigten Staaten und arbeitete dort als Torwarttrainer und Autoverkäufer.

      2003 eröffnete er in der Naumannstraße in Berlin-Schöneberg eine „Sportsbar“ (Volkmars Tor/HFC Sporteck), in der er bis zu seiner Krebserkrankung (2008) hinter dem Tresen stand. Hinzu kam eine Lungenerkrankung (COPD), die ihm erhebliche Atembeschwerden bereitete.

      Volkmar Groß starb im Alter von 66 Jahren am 3. Juli 2014.

      Klaus Thomforde. Das Tier im Tor.

      *1.12.1962 Bremervörde-Milstedt

      „In der ersten Liga Bälle zu halten finde ich total geil. Da geht mir voll einer ab!“ (Zitat Klaus Thomforde). Wer den Mann im Tor gesehen hat, der will das gerne glauben. Wer ihn persönlich kennt, hat zunächst einmal den Eindruck, dass es sich bei dem Kult-Keeper des FC St. Pauli um einen zurückhaltenden, bescheidenen und freundlichen Menschen handelt. Freundlich ist er ohne jeden Zweifel – und alles andere als ein Selbstdarsteller.

      Der Ort Milstedt, in dem das „Tier im Tor“ geboren wurde, zählt gerade einmal 297 Einwohner und liegt in der Elbmarsch. Das Dörfchen zwischen Hamburg und Bremen wurde 1974 in die Stadt Bremervörde eingemeindet. Und der gelernte Finanzbeamte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der berühmteste Sohn seines Geburtsortes.

      Thomforde war bereits Beamter auf Lebenszeit, bevor er sich entschloss, in den Profifußball zu wechseln. Er spielte in der Jugend beim Bremervördener SC und dann, von 1983 bis 1992, insgesamt 359-mal im Tor des FC St. Pauli.

      Hansi Bargfrede, sein Kumpel, hatte ihn mit zum Training ans Millerntor genommen, und der damalige Trainer der Paulianer, Michael Lorkowski, war von seinem Torwartspiel so begeistert, dass er ihm versprach, er werde ihn zum Bundesligatorwart machen.

      Seine Ehefrau Manuela hat Klaus Thomforde im Clubheim kennengelernt. Sie war Fan des FC St. Pauli und wurde Fan von Klaus Thomforde. Das Ehepaar hat drei Söhne, zwei davon tragen den Vornamen Klaus: Malcolm-Klaus und Mortimer Klaus.

      Klaus Thomforde erzählt, dass seine Frau ihn in der aktiven Zeit, wenn er auf dem Platz über das Ziel hinausgeschossen sei, ermahnt habe, stets mit dem Hinweis, wie sich sein Verhalten auf die Erziehung der Kinder auswirken könne. Das habe ihm zu denken gegeben. Doch ist der Mann aus der Elbniederung keiner, der sich außerhalb des Strafraums leicht aus der Ruhe bringen ließe.

      Als Tormann hingegen wirkte „Klauuuuus“, wie ihn die Fans oft minutenlang feierten, manchmal so, als sei er auf „Droge“. Seinen Rufen und Gesten war zu entnehmen, dass er 90 Minuten lang brannte und fieberte. Todesmutig warf er sich ins Getümmel, und manchmal hielt er Sachen, die für einen Normalsterblichen nicht zu fassen waren. Wenn er dann wieder einen Ball in unverwechselbarer Manier gehalten hatte, rieb er sich die Hände, schüttelte die Fäuste wie in Ekstase und machte die „Säge“. „Das Tier im Tor“ ist bis heute der größte „Pusher“, den man je im Kasten des FC St. Pauli gesehen hat.

      Dem Fußball-Magazin „11 Freunde“ erzählte Klaus Thomforde, er habe sich seine Art Torwart zu sein, bei zwei englischen Torhütern des FC Southampton abgekuckt, als man gemeinsam mit dem englischen Klub in einem Trainingslager in Spanien gewesen sei. Die Torhüter Tim Flowers und John Burridge hätten ständig geschimpft wie die Rohrspatzen. Doch anders als seine englischen Vorbilder lebte Klaus Thomforde auf dem Platz vor allem seine Freude aus. Das gab ihm Selbstvertrauen und motivierte ihn zu Höchstleistungen auf der Linie.

      In wenigen, schwachen Momenten unterliefen ihm auch Fehler. Wahrscheinlich waren sie seiner Aufregung geschuldet. So hatten einige Zuschauer manchmal das Gefühl, der Keeper der Braunweißen wisse nicht, ob er den Ball im Sechzehner mit der Hand aufnehmen durfte oder mit dem Fuß spielen musste.

      Nach seiner langen Karriere als Tormann beim FC St. Pauli, die er wegen eines Kreuzbandrisses beenden musste, machte der gutmütige Mann vom Millerntor als Torwart-Trainer auf sich aufmerksam. Er arbeitete bei Holstein Kiel, in Litauen und ist nunmehr seit vielen Jahren als erfolgreicher Torwart-Trainer der deutschen U-21 Auswahl tätig.

      Volker Ippig. Der Hausbesetzer.

      *28.1.1963 Eutin

      Vor gut zehn Jahren, im kalten Spätherbst, konnten Besucher eines Kreisligaspiels im holsteinischen Wakendorf-Götzberg ein Aufwärmen der Gastmannschaft des TSV Lensahn beobachten.

      Der auffälligste Mann bei der Vorbereitung war ein Spieler mit Zipfelmütze, der die Bälle mit Wucht aufs Tor drosch und bereits vor dem Anpfiff lautstark Anweisungen an seine Mitspieler gab. Als das Spiel begann, führte er den Anstoß aus und fungierte im weiteren Spielverlauf als Mittelstürmer, der unermüdlich ackerte und seine Mitspieler immer wieder aufs Neue antrieb. Der hochaufgeschossene Schlaks, bester Mann auf den Platz, war niemand anderes als der ehemalige Torhüter des FC St. Pauli, Volker Ippig. Damals hatte der Lensahner die Vierzig bereits deutlich überschritten.

      Volker Ippig ist als Kämpfer für Gerechtigkeit und Sozialismus einerseits und mit seinem außergewöhnlichen und bedingungslosen Torwartspiel andererseits, ganz eindeutig eine wesentliche Figur unter den Gestaltern des FC St. Pauli Images als „linker“ Fußballclub. Er bestritt 144 Pflichtspiele für die „Boys in Brown“.

      Als Sechzehnjähriger wechselte Ippig im Jahr 1979 vom Amateurverein TSV Lensahn im Ostholsteinischen zum über 100 km entfernten FC St. Pauli in Hamburg. Im Jahr 1981 stand der junge, großgewachsene Blonde zum ersten Mal im Tor der Ligaelf.

      Der Weg zur Nummer 1, den er dann von 1987-1991 im Tor des FC St. Pauli machte, war von einigen Zwischenstationen und Umwegen gekennzeichnet. Ippig arbeitete vorübergehend in einem Heim für behinderte Kinder, nahm sich anschließend eine Auszeit und ging als Aufbauhelfer für ein Jahr nach Nicaragua, um dort am Bau eines Krankenhauses mitzuarbeiten. In der Saison 1986/1987 schaffte Volker Ippig den Durchbruch bei den Braun-Weißen und wurde Stammtorwart.

      Nebenbei machte der große Blonde aus der holsteinischen Provinz durch seine Lebensart auf sich aufmerksam. Er entsprach in keiner Weise dem damals üblichen Klischee eines Fußballprofis, sympathisierte mit den Hausbesetzern am Hamburger Hafen, fuhr mit dem Fahrrad statt mit einem teuren BMW zum Training und machte aus seiner antiautoritären, linkspolitischen Einstellung keinen Hehl. Bei einem Interview im ZDF-Sportstudio trug die Galionsfigur aller fußballbegeisterten Linken in Deutschland Bauarbeiterschuhe. Bei den kurzen und knackigen Antworten des Interviewten blieb kein Auge trocken, und für die Fußballwelt im Lande war Volker Ippig fortan ein linker Revoluzzer im Torwarttrikot.

      Dennoch wurde er zu einer Art Ziehsohn des damaligen FC St. Pauli-Präsidenten und Unternehmers Otto Paulick. Ippig zahlte seinem Förderer und dem Verein dessen Fürsorge durch gute Leistungen zurück.

      Wieder einmal als Ablösung von Klaus Thomforde im Tor stehend, gelang es ihm, bei einem Auswärtsspiel gegen den haushohen Favoriten Bayern München durch Glanzparaden den eigenen Kasten sauber zu halten: Der FC St. Pauli, sich wieder einmal im Abstiegskampf befindend, schaffte durch diesen großen Tag seines Torhüters den einzigen Auswärtssieg der Braun-Weißen gegen die auf Meisterschaften und Pokalsiege abonnierten Bayern.

      Infolge einer Rückenverletzung beendete Volker Ippig, der erste und überzeugteste Sozialist unter den Bundesligaspielern des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1992 seine Karriere als Profi. Bei einem Training auf gefrorenem Boden hatte sich Ippig einen Knochen an der Wirbelsäule gebrochen. Das brachte ihn allerdings nicht dazu, dem Fußball auf Dauer „Adé“ zu sagen. Einige Jahre später lief er wieder als Mittelfeldspieler und Stürmer beim TSV Lensahn auf.

      Auch sonst blieb die Torwartlegende aus Lensahn nicht untätig. Er schloss eine Ausbildung als Physiotherapeut ab, betrieb vorübergehend eine mobile Torwartschule und arbeitete zeitweilig als Torwarttrainer u. a. für den VfL Wolfsburg.

      Noch als 55-Jähriger war Volker Ippig im Kader des TSV Lensahn gelistet, und da er Sonntag für Sonntag zum Fußball ging, nahm er seine Sporttasche immer mit. Er hätte im Notfall ja noch einmal einspringen