Männer trinken keine Fanta. Hermann economist Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hermann economist Schmidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783964230485
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in der Jugend von Blau-Weiß Hemmerich gelernt hatte.

      Im Jahr 1958 war das Torwarttalent aus der Voreifel zu Tura Bonn gewechselt, einem Arbeiterverein, wo ihn im Sommer 1960 Talentspäher, heute „Scouts“ genannt, entdeckten und zum 1. FC Köln lotsten. Dort saß er zunächst als Ersatztormann hinter Fritz Ewert auf der Bank, ehe er unter Trainer Schorsch Knöpfle die Nummer 1 im Kasten der Geißböcke wurde.

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      In der Saison 1964/65 kam er zu 23 Einsätzen in der Bundesliga; Fritz Ewert machte jetzt nur noch sieben Spiele im Tor der Rot-Weißen, die in dieser Spielzeit lediglich Vizemeister hinter Werder Bremen wurden.

      Im „Großen Lexikon der Bundesligatorhüter“ wird konstatiert, dass Anton Schumacher im torlos endenden Match des Jahres 1965 an der Anfield Road „eine der größten Torhüterleistungen der Fußballgeschichte“ ablieferte. (5)

      Mitspieler Wolfgang Weber sprach von einer Galavorstellung des „Wunderkeepers namens Schumacher“, und Wolfgang Overath attestierte dem Mann im Kasten „das Spiel seines Lebens“ gemacht zu haben. Der Tormann mit den dunklen Haaren im hellen Baumwollpullover hielt einfach alles, was die Liverpooler Mannschaft in einem Dauer-Sturmlauf aufs Tor brachte. Der Oberbürgermeister der Beatles-Metropole gratulierte ihm nach dem Spiel per Handschlag, und die Zeitung „Daily Post“ schrieb: „Toni Schumacher besiegte FC Liverpool“, obwohl das Spiel doch Unentschieden endete.

      Der 1. FC Köln war in Liverpool am 17. März 1965 mit folgender Elf aufgelaufen: Anton Schumacher, Toni Regh, Fritz Pott, Matthias Hemmersbach, Wolfgang Weber, Hansi Sturm, Wolfgang Overath, Zeze, Karl-Heinz Thielen, Hannes Löhr, Heinz Hornig. In den Reihen des FC Liverpool standen mit Ron Yeats, Gordon Milne und Roger Hunt Spitzenspieler des europäischen Fußballs. Ihr Trainer war kein Geringerer als Bill Shankley.

      Augenzeugen berichten, dass Anton Schumacher an diesem Tag Übermenschliches leistete. Von gefühlt hundert Schüssen und Kopfbällen der Reds auf seinen Kasten fischte er alles weg, er lag quer in der Luft, faustete, hechtete und drosch die Bälle aus dem 5-m-Raum oder lenkte sie mit den Fingerspitzen über den Querbalken. Die Experten waren sich einig: Anton Schumacher hatte in Liverpool eine Weltklasseleistung gezeigt.

      So erzwang er quasi im Alleingang ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden in Rotterdam, wo Anton Schumacher seine Elf einmal mehr durch eine großartige Leistung vor einer Niederlage bewahrte. Auch dieses Spiel ging in die Fußballgeschichte ein. Nach einem 2:2 entschied ein Münzwurf, der wiederholt werden musste, weil die Münze hochkant im nassen Rasen steckengeblieben war. Der 1. FC Köln schied aus.

      Karl-Heinz Schnellinger sagt, dass Schumacher ein besonders ruhiger, nervenstarker Torhüter gewesen sei und auf der Linie durch seine schnelle Reaktion und seine artistischen Paraden zu den besten seines Fachs in der Bundesliga gehörte.

      Zur Saison 1966/1967 allerdings verpflichtete der Verein aus unerfindlichen Gründen mit dem jugoslawischen Torhüter Milutin Soskic einen weiteren Keeper. Toni Schumacher rückte wieder ins zweite Glied, Gründe dafür kennt er bis heute nicht. Beim 1. FC Köln war man schon vor Jahrzehnten zu allem fähig. Dass ein „Klassemann“ wie Anton Schumacher auf solche Weise mehr oder weniger abserviert wurde, war nicht in Ordnung.

      1968 hatte der Held von Liverpool die Faxen der Müngersdorfer Verantwortlichen endgültig dicke und wechselte zum Regionalligisten Viktoria Köln.

      Seine Laufbahn beendete er nach einem kurzzeitigen Engagement beim belgischen Erstligisten KV Mechelen und zwei weiteren Jahren bei der Rheydter Spielvereinigung, weil er eine schwere Armverletzung erlitt. Schumacher absolvierte 58 Bundesligaspiele für den 1. FC Köln, wurde einmal Deutscher Meister (1964) und einmal Deutscher Pokalsieger (1968).

      Im Alter von 29 Jahren musste Anton Schumacher aufgrund seiner Verletzung die Fußball-Karriere frühzeitig beenden. Er arbeitete anschließend als Chef-Fahrer beim Deutschen Raiffeisenverband. Zum Hobby wurde dem legendären Torhüter sein Interesse an Jagd und Forstwirtschaft. Im Örtchen Weilerswist hegt er ein Waldstück mit 600 Fichten und Tannen. Er pflanzt Bäume und verkauft Christbäume. Ab und zu erhält er Besuch von seinen beiden Töchtern und deren Familien. Und noch immer hält er es mit seinem alten Klub, dem Effzeh, von dem er hofft, dass es wieder einmal bessere Zeiten für ihn gibt.

      Dass über ihn noch immer geschrieben wird, dass man nach ihm fragt und ihn an seine großartige Leistung in Liverpool erinnert, berührt ihn nicht sonderlich. Es verwundert ihn eher. Anton Schumacher erweckt den Eindruck, es sei ihm eher unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen.

      Der Mann, der kein Held sein will, und der doch einer war, wenn auch nur für einen einzigen Tag seines Lebens, ist alt geworden. Und für viele seiner Generation dennoch unvergessen.

      Volkmar Groß. Der Berliner.

      *31.1.1948 Berlin; † 3.7.2014 Berlin

      Volkmar Groß ist ein Fall für sich. Er war in seiner Glanzzeit für mich der beste Torhüter, den ich je spielen sah, gleichermaßen stark auf der Linie und aufgrund seiner Körpergröße (1,93 m) der Herrscher des Strafraums. Unter der Präsidentschaft des legendären Vereinsvorsitzenden Otto Höhne, dem Rektor einer Zehlendorfer Grundschule, machte Volkmar Groß bei der „kleinen“ Hertha (Hertha 03 Zehlendorf) durch hervorragende Leistungen auf sich aufmerksam. Der Verein aus dem Nobelviertel im Süden Berlins galt jahrelang als Talentschmiede des Berliner Fußballs und darüber hinaus. Otto Höhne besaß ein Auge für Talente und holte sie reihenweise von noch kleineren Berliner Vereinen nach Zehlendorf in das Ernst-Reuter-Stadion in der Onkel-Tom-Straße. Dort erhielten sie den Feinschliff und wanderten anschließend zu den führenden Klubs in der Bundesliga, unter anderen Helmut Faeder, Christian Ziege, Robert und Niko Kovac. Auch Pierre Littbarski, vom VfL Schöneberg gekommen, machte Zwischenstation bei der „kleinen Hertha“ und ging anschließend zum 1. FC Köln.

      Von der „kleinen Hertha“ wechselte Volkmar Groß zur „großen Hertha“ an den Gesundbrunnen, mit der er in die Bundesliga aufstieg. Für Hertha BSC trat er in über 100 Spielen an und gehörte zu den Meistern seines Fachs. Ferenc Puskas, der ungarische Weltstar der fünfziger Jahre, sah ihn in einem Spiel und kommentierte dessen Leistung mit „Weltklasse“.

      Jäh unterbrochen wurde sein Aufstieg durch die Verwicklung des Klubs in den Bundesligaskandal im Jahr 1971. Über seinen Mitspieler Jürgen Rumor hatten Funktionäre von Arminia Bielefeld Kontakte zum Team der Berliner hergestellt und 250.000 DM geboten, falls Hertha das Spiel gegen die abstiegsbedrohte Elf von der Alm verlieren würde. Dagegen standen 140.000 DM von Kickers Offenbach im Falle eines Sieges gegen die Bielefelder, die der Offenbacher Bananenhändler und Präsident des OFC Horst Gregorio Canellas ins Spiel gebracht hatte. Bei der durch ihn erfolgten Aufdeckung des Skandals deklarierte der OFC-Präsident die in Aussicht gestellte Summe allerdings als „Scheinangebot“.

      Die Berliner verloren das Heimspiel mit 0:1. Volkmar Groß wurde von der Presse dennoch eine gute Leistung bescheinigt. Nach dem Spiel trafen sich die Herthaner Spieler in der Gaststätte Waldhaus an der Havelchaussee auf ein Bier. Dort tauchte auch der Abwehrrecke Jürgen Rumor auf, um etwas Wichtiges mit seinen Kameraden zu besprechen. Das Treffen wurde in der Wohnung von Volkmar Groß fortgesetzt. Das in einem Aktenkoffer enthaltene Geld aus Bielefeld wurde unter den Spielern verteilt. Jeder Beteiligte bekam 15.000 DM. Volkmar Groß hat bis zuletzt behauptet, nicht absichtlich verloren zu haben. Kurze Zeit später ließ „Bananen-Canellas“ auf seiner legendären Geburtstagsparty im Sommer 1971 in Anwesenheit von Bundestrainer Helmut Schön die Katze aus dem Sack. Zunächst wurden nur die Hertha-Spieler Tasso Wild und Bernd Patzke vom DFB für vier Jahre gesperrt. Anschließend erwischte es auch die anderen Beteiligten, darunter Volkmar Groß, der zu den besten deutschen Torhütern gehörte, bereits ein Länderspiel in der A-Nationalmannschaft absolviert hatte und dem noch eine große Karriere bevorgestanden hätte. Volkmar Groß hat sich für sein unehrenhaftes Verhalten zeit seines Lebens geschämt.

      Infolge der Sperre ging er für zwei Jahre nach Südafrika, spielte beim FC Hellenic Kapstadt und kehrte über eine weitere Zwischenstation bei Twente Enschede in Holland zurück