RoboLOVE #1 - Operation: Iron Heart. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия: RoboLOVE
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726236262
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um ihren vermissten Ehemann handelte. Er lächelte sie an, als ob nichts gewesen wäre. »Hi Marci«, begann er mit einer seltsam blecherner Stimme, die sie zunächst auf die schlechte Übertragungsrate schob. »Es fällt mir nicht leicht, dir all das zu erklären, aber nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, neu anzufangen und dich und die Jungs von mir zu erlösen. Ich bin sicher, ihr werdet ohne mich besser klarkommen und vielleicht findest du ja bald einen neuen Mann, der zuverlässiger für euch sorgen kann, als ich es je konnte.«

      Von mir erlösen? Ungläubig hatte Marci auf ihr Tablet geglotzt und sich ängstlich gefragt, was er damit meinte. Vielleicht wollte er sich umbringen? Was so gar nicht zu seiner katholischen Erziehung gepasst hätte. Vielleicht war er auf Drogen? Seine Stimme hatte sonderbar teilnahmslos geklungen. Ganz so, als ob er selbst zu einem Robot mutiert wäre. Am Ende blickte er ihr ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen direkt in die Augen, während er sich mit den Worten von ihr verabschiedete: »Du schaffst das schon, du warst immer stärker als ich«.

      Marci hatte sich vergeblich gefragt, was, verdammt nochmal, in ihn gefahren war. Möglicherweise hatte er eine andere Frau kennengelernt und war mit ihr durchgebrannt? Louise hatte so etwas angedeutet. Was ihr in jedem Fall lieber gewesen wäre, als alles andere. Aber ihre innere Stimme, auf die sie sich gewöhnlich verlassen konnte, argumentierte entschlossen dagegen. Will war kein Mann, der sich aus einer Laune heraus mit anderen Frauen einließ. Aber vielleicht hatte er eine bei seinen rebellischen Treffen kennenglernt? Eine, die seine Überzeugungen teilte. Fakt war, dass sie sich in letzter Zeit öfters wegen seiner politischen Spinnereien gestritten hatten. Und das, obwohl sie normalerweise über alles in Ruhe redeten. Bereits in ihrer Jungend waren sie so etwas wie Seelenverwandte gewesen. Wobei Politik in ihren Gesprächen so gut wie nie eine Rolle gespielt hatte.

      Marci stammte wie Will aus einfachen Verhältnissen, in denen man sich wenig bis gar nicht um das Weltgeschehen kümmerte. Marcis Urgroßeltern waren als mexikanische Tagelöhner ins Land gekommen, die schon stolz darauf gewesen waren, ihren Kindern ausreichende Mahlzeiten auf den Tisch bringen zu können. Wills Vorfahren hatten als irische Leiharbeiter ohne Krankenversicherung zusammen mit ihren Familien in heruntergekommenen Wohnmobilen gehaust. Und genau betrachtet, lief es drei Generationen später auch nicht viel besser. Aber all das war doch kein Grund einfach davonzulaufen. Geschweige denn, Frau und Kinder im Stich zu lassen. Natürlich war Will nach seiner Entlassung nicht mehr der gleiche dynamische Kerl gewesen, den Marci schon seit Ewigkeiten gekannt hatte. Seine sprichwörtlich gute Laune und sein Optimismus hatten sich über Nacht in Luft aufgelöst. Aber in seinen sanften Augen hatte noch immer die Liebe geleuchtet, die er ihr und den beiden Jungs entgegenbrachte.

      »Ich kann das nicht verstehen«, jammerte Marci mit Tränen in den Augen, nachdem sie Louise die ganze Geschichte erzählt hatte. »Er hat doch so an den Jungs gehangen. Was ist, wenn er sich tatsächlich das Leben genommen hat? Ich meine, er war verzweifelt genug, weil er nicht mehr für uns sorgen konnte.« Sie stockte, um sich die Nase zu putzen. »Vielleicht hab ich was übersehen? Vielleicht hätte ich mehr auf ihn eingehen sollen?«

      »Das glaub ich nicht, Schätzchen«, hatte Louise ihr versichert. »Dann hätte er bestimmt einen Abschiedsbrief hinterlassen. Nein, nein. So leid es mir für dich und die Kinder tut. Ich denke, er hat was anderes gefunden. Eine, die ihm das Leben versüßt und keine Ansprüche stellt. Männer sind so. Wenn es schwierig wird, rennen sie lieber weg, als Federn zu lassen. Du bist nicht die einzige Frau, der sowas passiert«, fügte sie bedauernd hinzu und nahm Marci mitfühlend in den Arm. »Mich hat ohnehin gewundert, dass dein Will nicht schon früher abgehauen ist.«

      Marci wollte nicht glauben, dass Will sie und die Kinder einfach aufgegeben hatte. »Und was soll ich nun tun?«

      »Dir bleiben nur zwei Möglichkeiten, Süße: Entweder du kapitulierst und lässt die Jungs genauso im Stich, wie Will es getan hat. Oder du reißt dich zusammen und machst weiter, und gibst ihnen damit wenigstens ein bisschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.«

      Während Marci noch über die Worte der alten Frau nachdachte, war sie nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, weiter zu kämpfen. Aber wegen der beiden Jungs stellte sich diese Frage nicht.

      Plötzlich läutete es am Haupteingang der Villa und Marci wurde so abrupt aus ihren Gedanken gerissen, dass sie heftig zusammenfuhr. Erschrocken blickte sie auf und sah auf dem großen Wandbildschirm in der Eingangshalle einen Hünen mit stahlblauen Augen, dessen militärischer Kurzhaarschnitt einen eigenartigen, silberblauen Schimmer hatte. Der Mann war noch jung, vielleicht so alt wie sie selbst. Er war geradezu riesig und seine breiten Schultern und die unübersehbaren Brustmuskeln sprengten beinahe seinen schwarzen Overall. Er trug das Logo einer bekannten Auslieferungsfirma, die eigentlich nur einfach konstruierte Robots beschäftigte. Dieser Typ hingegen sah aus wie Superman. Bis auf die merkwürdigen Haare wirkte er wie ein Mensch, obwohl sie sich kaum vorstellen konnte, dass die Firma Menschen beschäftigte. Allem Anschein nach wollte er ein größeres Paket anliefern.

      Aber warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber. Wie üblich hatte der Mann auf dem Weg zur Villa bereits die vollautomatische Kontrollzone durchqueren müssen, in der er sich legitimieren musste und die Security ihn mitsamt seinem Fahrzeug und dem Inhalt garantiert durchleuchtet hatte.

      Als Marci die Eingangstür zum Empfang öffnete, was normalerweise ebenso automatisch geschah, aber von Rochelle nicht so gewünscht war, schob der silberhaarige Hüne eine mehr als zwei Meter hohe Stahlkiste auf Rollen herein und ließ sich den Empfang mit ihrem Fingerabdruck auf einem winzigen Tablet quittieren.

      »Darf ich erfahren, was die Sendung enthält?«, fragte sie den verwegen aussehenden Kerl, der sie eine Spur zu lange betrachtete.

      Der Bote, anscheinend wenig interessiert, ihr eine Antwort zu geben, zuckte mit seinen breiten Schultern, und steckte das Tablet beiläufig in die Brusttasche seines schwarzen Overalls.

      »Gemäß den Lieferangaben ist es ein Robot. Frag am besten Mrs MacIntyre«, riet er ihr wenig hilfreich. »Sie hat das Ding bei »CRU« bestellt. Soweit ich die Daten checken kann, ist alles komplett. Die Lieferung ist damit abgeschlossen und es besteht kein Grund, eine Einweisung in den Gebrauch der Maschine vorzunehmen, weil die Empfängerin bereits informiert ist.«

      Ohne Abschied drehte er sich um und verschwand in einem dunklen selbstfahrenden Van, der ihn mitsamt seiner Fracht hierher chauffiert hatte.

      Marci hatte ohnehin nicht vorgehabt, sich in die Handhabung irgendwelcher Robots einweisen zu lassen. Im Geheimen fürchtete sie, dass sie in ihren Vermutungen richtig gelegen hatte und ihre Chefin sich nun von ihrer eigenen Firma eine vollautomatische Reinigungskraft hatte konstruieren lassen. Womöglich noch einen Robot, der Marci täuschend ähnlich sah, damit Rochelle sich nicht an ein neues Gesicht gewöhnen musste, wie sie gerne betonte.

      Im Augenblick stand Marci das Ding nur im Weg, und wenn sie den Marmorboden in der Halle bis zum Mittag poliert haben wollte, würde sie Überstunden machen müssen, wenn nicht bald jemand kam und den ungeliebten Robot aus seiner Verpackung befreite. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie selbst Hand anlegen sollte. Nicht nur um den Störenfried zu beseitigen, auch weil es ihr keine Ruhe ließ, ob sie mit ihren Befürchtungen richtig lag.

      »Verdammt«, fluchte sie leise, als sie sah, dass die Kiste, die gut vierzig Zentimeter größer war als sie selbst und um einiges breiter, nur durch einen Iris-Scan des neuen Besitzers geöffnet werden konnte. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis Rochelle sich aus ihrem Bett bequemte, und zum Frühstück herunterkam.

      Während sie sich daran machte, die restlichen Marmorbüsten von Rochelles ebenso vermögenden Vorfahren mit einem archaischen Federfeudel zu bearbeiten, hörte sie in der oberen Etage ein Geräusch und kurz darauf einen wahren Begeisterungsschrei, der sie von neuem zusammenfahren ließ.

      Ein Blick zur Brüstung des breiten, geschwungenen Treppenaufgangs, der wie fast alles in diesem Haus ganz aus weißem Marmor bestand und Marci wie der direkte Weg ins Paradies erschien, bestätigte den Auftritt der Hausherrin am oberen Ende der Balustrade. Offensichtlich konnte Rochelle ihren Enthusiasmus über die ansonsten nichtssagende Stahlkiste kaum zurückhalten. Mit schnellen Schritten rauschte die spindeldürre, fast achtzigjährige Blondine in einem