RoboLOVE #1 - Operation: Iron Heart. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия: RoboLOVE
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726236262
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im Krieg gegen feindliche Staaten eingesetzt. Die Schlachten wurden zur Unterhaltung der Massen regelmäßig auf allen Kanälen übertragen und hätten etwas von einem Super Bowl beim Football, wenn der Ablauf nicht so grausam gewesen wäre. Schon allein deshalb interessierte sich Marci nicht für die Übertragungen. Aber sie wusste, dass Monty MacIntyre, dessen Konzern ständig neue Robots für den Krieg produzierte, um die zerstörten Kämpfer zu ersetzen, dadurch zu ungeheurem Reichtum gekommen war. Außerdem stellten seine Fabriken weniger komplexe Robots her, die als Polizisten und Feuerwehrleute eingesetzt wurden.

      Eine dieser Blechbüchsen, wie Will die Robots zu nennen pflegte, hatte ihn seine gut dotierte Stelle als Cop bei der Chicago Police gekostet. Der Hauptgrund, warum es ihm nach seiner Entlassung nicht gepasst hatte, dass Marci ausgerechnet bei Rochelle MacIntyre das Hausmädchen spielte.

      »Ich will nicht glauben, dass du dich von diesen Blutsaugern für einen Hungerlohn ausnutzen lässt, obwohl sie uns diese ganze Scheiße eingebrockt haben«, hatte er sich ereifert, nachdem Marci den Zuschlag erhalten hatte.

      »Wenn man mit zwei kleinen Kindern in den Slums von Chicago zurechtkommen muss, und nur wenig Unterstützung erhält, bleibt einem gar keine andere Wahl, als jeden Strohhalm zu ergreifen«, hatte sie ihm entgegengehalten und ihn damit nur noch mehr frustriert.

      Wobei Marci selbst verwundert gewesen war, warum Rochelle eine menschliche Reinigungskraft bevorzugte. Wo sie doch über genug Beziehungen verfügte, um sich einen perfekten Haushaltsroboter anfertigen zu lassen, der ihre Aufgaben klaglos übernehmen würde.

      »Robots sind teurer in der Anschaffung und müssen häufiger zur Reparatur als ein Mensch«, hatte Rochelle gegenüber ihren reichen Freundinnen argumentiert, die regelmäßig zum Tee erschienen und Marci beim Servieren begafften wie ein exotisches Hündchen, das auf Zuruf apportierte und das man sich rein zum Vergnügen hielt.

      »Wenn ein Mensch nicht mehr funktioniert, kann ich ihn problemlos austauschen«, hatte Rochelle den Frauen in Gegenwart von Marci emotionslos erklärt und damit seltsamerweise ihr eigenes Business in Frage gestellt. Wobei sie Recht hatte, wenn sie hinzufügte, dass es genug menschliche Arbeitssklaven gab, die für ein paar Credits bereitwillig ihre eigene Seele verkauften.

      Und nicht nur deshalb musste Marci höllisch aufpassen, um ihren Job nicht zu verlieren. Etwas umzustoßen oder fallen zu lassen hätte unweigerlich ihren Rauswurf bedeutet. Auch krank zu werden kam nicht in Frage, ganz gleich wie schlecht es ihr ging. Wobei ihr ein Blick in den Spiegel vollkommen reichte, um sich selbst den Grad ihrer Erschöpfung zu bescheinigen. Genaugenommen fühlte sie sich wie eine Hundertjährige. Dabei war sie erst Achtundzwanzig und damit in der Blüte ihrer Jugend, wie ihre mexikanische Großmutter immer geschwärmt hatte. Die hatte bis zu ihrem Tod mit Dreiundneunzig mit vollem Elan an einer vollautomatischen Kasse gestanden und Kunden beim Einscannen der Ware geholfen.

      Marci würde so alt nicht werden. Sie aß nicht vernünftig, sie schlief nicht genug und sie weinte zu viel. Die dunklen Schatten um ihre Augen waren inzwischen nicht mehr zu übersehen.

      »Du siehst aus wie ein Pandabär«, hatte Klein-Willie ihr erst vor ein paar Tagen bescheinigt und das auch noch lustig gefunden.

      Seit sie und die Kinder ohne Will klarkommen mussten, hatte sie keine ruhige Minute mehr und war regelrecht abgemagert. Sie selbst sparte am Essen, damit die Kinder nicht hungern mussten. Die zerschlissene Jeans und der fadenscheinige, blaue Kittel hingen an ihr herunter, wie an einem Kleiderständer. Nur ihre verhältnismäßig großen Brüste trotzten noch hartnäckig dem Schicksal. Aber auch sie waren nicht mehr so fest und aufrechtstehend wie vor den Schwangerschaften. Was ihr eigentlich hätte egal sein können. Es würde ohnehin keinen Mann für sie geben, der ihr Will ersetzen konnte.

      In ihrer Not hatte sie sogar schon darüber nachgedacht ihren Körper zu verkaufen, damit sie den Kindern auf dem Schwarzmarkt Obst und Gemüse kaufen konnte. Louise, ihre alte Nachbarin, die sich in diesem Geschäft bestens auskannte, weil sie in ihrer Jugend ein Escort-Girl gewesen war, hatte ihr jedoch dringend davon abgeraten.

      »Mit den perfekt geformten, weiblichen Robots, die bis zu hundert Mal am Tag für ein paar Credits die Beine breit machen, kannst du sowieso nicht mithalten. Und für die menschlichen Frauen bleiben nur Freaks, die bei ihren sadistischen Spielchen echtes Blut sehen und vor allen Dingen riechen wollen. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch viel zu gefährlich.«

      Nein, dachte Marci und raffte resigniert ihre langen, dunklen Locken mit einem Gummi zu einem Zopf zusammen. Ihr musste irgendwas anderes einfallen. So ging es jedenfalls nicht weiter.

      Erst vor ein paar Wochen hatte die Regierung weitere Hilfen für Lebensmittel gekürzt. Dafür waren schon zum dritten Mal in diesem Jahr die Militärausgaben gestiegen. Was laut Will automatisch zur Folge hatte, dass für die Unterstützung der Armen in den Slums nichts mehr übrig blieb.

      »Seit sich die Supermächte dazu entschieden haben, ihre Kriege mit teuren Robots auf den Killingfields auszutragen«, hatte er ihr nüchtern erklärt, »gibt es in diesem Land nur einen Gewinner. Und der heißt Monty MacIntyre! Dieser Typ verdient ein Schweinegeld mit seinem Blechbüchsenschrott und bei uns hungern die Kinder! Seit die Panasiatische Front die letzte große Schlacht unter chinesischer Führung gegen uns gewonnen hat, muss die Regierung nicht nur neue Schulden für die Siegprämie aufnehmen. Auch für MacIntyres Robo-Fighter dürfen sie mal wieder tief in die Tasche greifen. Er hat garantiert schon Nachschub auf Lager, um schnellstmöglich für die Revanche liefern zu können. Und du darfst dreimal raten, bei wem sich die Regierung das Geld dafür leiht. Richtig, auch bei MacIntyre. Wenn es so weiter geht«, orakelte er mit finsterem Blick, »wird es in absehbarer Zeit zu einem Bürgerkrieg kommen. Dann werden wir die Herrscher mit ihrer verdammten Blechbüchsenarmee zum Mond jagen. Dafür würde ich glatt auf die Bibel schwören!«

      Marci mochte es nicht, wenn Will so redete. »Solche Sprüche sind gefährlich. Louise hat mir erst gestern erzählt, dass bis zu dreißig Jahre Gefängnis drohen, wenn man bei Protesten gegen die Regierung erwischt wird. Falls man als Terrorist geschnappt und verurteilt wird, kann man wegen Hochverrat sogar zum Tode verurteilt werden.«

      »Louise!«, hatte Will gestöhnt und die Augen verdreht. »Was weiß diese alte Krähe denn über Gesetze. Außerdem geht es sie nichts an, was ich über wen denke. Sag bloß, du erzählst ihr von unseren Gesprächen?«

      »Nein«, hatte Marci ohne mit der Wimper zu zucken gelogen. Dabei war die alte Frau in Wahrheit für Marci so etwas wie ein Mutterersatz, der sie beinahe alles anvertraute. »Aber wo sie recht hat, hat sie recht!«,

      »Vergiss den Quatsch und lass dich lieber ein bisschen von mir verwöhnen.« Will hatte sie – wie üblich - mit seinen treuen, blauen Augen schnell auf andere Gedanken gebracht. »Ich werde mich von allem fernhalten und tue nichts, was unsere Familie in Gefahr bringen könnte«, hatte er ihr zugeflüstert und sie zärtlich geküsst. Es war das letzte Mal gewesen, dass sie miteinander geschlafen hatten.

      Zwei Tage später war er verschwunden. Einfach so, als hätte man ihn aus dem Leben gehackt. Er war am Morgen wie immer auf Jobsuche gegangen und am Abend nicht zur üblichen Zeit zurückgekehrt. Erst hatte Marci sich damit beruhigt, dass er vielleicht in einen Pub gegangen war, der auf dem Weg zu ihrer Wohnung lag. Obwohl sie sich das eigentlich nicht leisten konnten. Aber sie hatte Verständnis dafür, wenn er seine Enttäuschung mit einem Glas Bier hinunterspülte. Als er am nächsten Morgen noch immer nicht neben ihr im Bett lag, hatte Marci sich mehr als nur Sorgen gemacht. Sie hatte Angst. Das Gefühl, ihm könnte etwas zugestoßen sein, hatte sich wie eine eiskalte Faust um ihr Herz gelegt. Zunächst befürchtete sie, die Staatspolizei könnte Will verhaftet haben. Vielleicht war er, wie von Louise befürchtet, in eine Razzia geraten und hinterher eingesperrt worden, und konnte sich deshalb nicht bei ihr melden. Den Gedanken, dass er dabei getötet worden sein könnte, hatte sie erst gar nicht an sich herangelassen. Aber sämtliche Nachfragen bei Krankenhäusern und Polizei verliefen ins Leere.

      Nach drei bangen Tagen und Nächten erhielt sie unerwartet eine Intercom-Nachricht auf ihrem altersschwachen Tablet. Will hatte eine holografische Information für sie hinterlassen. Nachdem es ihr endlich gelungen war, das dafür notwenige Portal zu öffnen, traute sie