RoboLOVE #1 - Operation: Iron Heart. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия: RoboLOVE
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726236262
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voller Falten und graues, kurzgeschnittenes Haar. Sie trug wie üblich einen viel zu weiten Arbeitsoverall und scannte Jack von oben bis unten mit ihren kleinen misstrauischen Augen, als ob sie selbst ein Robot wäre, der einen feindlichen Soldaten zum Verhör ins Visier nahm. Dabei hielt sie die Jungs abrupt zurück, als sie lautjohlend zu ihrer Mutter stürmen wollten.

      Jack benötigte kein Analyseprogramm, um zu wissen, dass ihm die Alte misstraute.

      »Ist alles in Ordnung, Marci?«, fragte sie hart. »Logan hat mir erzählt, du hast jetzt einen neuen Freund?«

      Marci schien die Frage verlegen zu machen, denn sie schaute der Frau nicht geradewegs in die Augen, wie es am besten gewesen wäre, sondern blickte stattdessen zu Boden.

      »Er ist ein früherer Kollege von Will«, erläuterte sie seinen unvermuteten Auftritt eine Spur zu hastig, »und möchte mit mir und den Kindern einen Ausflug machen. Alles bestens, Luise.«

      »Tatsächlich?« Die Alte klang argwöhnisch und ließ Jack nicht aus den Augen. »Also ist er ein Cop, oder hat er auch seinen Job verloren, wie Will?«

      »Ich arbeite fürs Militär«, kam Jack Marcis Antwort zuvor. »Ich werde gut auf die drei aufpassen, Mam, also machen sie sich keine unnötigen Sorgen.« Er zwinkerte der dürren Krähe zu, als ob er sie zu einem Rendezvous einladen wollte, womit er bei Menschenfrauen jeglichen Alters gewöhnlich Eindruck schinden konnte und was auch in diesem speziellen Fall zu wirken schien.

      »Das will ich meinen«, krächzte die Alte und sah ihn aus schmalen Lidern an. »Im Übrigen sind meine Sorgen meistens berechtigt, zumal wenn es um Männer geht. Die Kleine hat einen ordentlichen Kerl verdient, der ihr zeigt, dass es noch Typen gibt, auf die man zählen kann. Nicht, dass mir irgendwelche Klagen kommen.«

      »Bestimmt nicht, Mam«, versicherte ihr Jack noch einmal, »bei mir ist sie in besten Händen.«

      Erst danach war die Alte bereit, die Jungs herauszurücken, die schon ungeduldig warteten, endlich auf den Flur hinausstürmen zu können.

      Jack konnte an Marcis erhöhtem Puls festmachen, wie unangenehm ihr diese Begegnung war.

      Doch bevor ihre Nachbarin die Tür schließen konnte, bat Jack die Alte, nochmal rasch ihre Toilette benutzen zu dürfen. Während Marci ihn verwundert anschaute, gab Louise seinem Wunsch nach.

      »Wartet beim Aufzug auf mich«, sagte er zu Marci. »Es dauert nicht lange.«

      Kaum dass die Alte die Tür hinter ihm geschlossen hatte, zog er sie an sich und legte ihr, noch bevor sie protestieren konnte, seine große Hand an die Schläfe. Sie sank sofort ohnmächtig in sich zusammen und Jack bettete sie auf das schmale Sofa. Er hatte sie mit einer gezielten Nervenmanipulation in einen kurzen Dämmerschlaf versetzt und ihr die Erinnerungen an die letzten drei Stunden genommen.

      »Wir müssen die Treppe nehmen«, meinte Marci mit einem bedauernden Schulterzucken, als er zu ihr und den Jungs auf den düsteren Gang zurückkehrte. Dabei schickte sie sich an die zehn Stockwerke nach unten laufen zu wollen. »Der Aufzug funktioniert nicht.«

      »Ich hab ihn repariert, als ich mit dir hier angekommen bin.« Jack zuckte mit seinen breiten Schultern, als ob seine Hilfsbereitschaft das normalste von der Welt wäre und rief den Aufzug per Voice-Control.

      »Repariert?« Marci schaute ihn ungläubig an. »Wie hast du das denn hinbekommen? Ich laufe seit Wochen jeden Tag zehn Stockwerke rauf und runter, weil sich niemand zuständig fühlt.«

      Ein Summen bestätigte das Erscheinen der Aufzugskabine, deren Türen sich automatisch öffneten. Jack schob Marci und die Jungs hinein.

      »Ganz einfach«, erklärte er, nachdem die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Ich habe eine Magnetplatte entfernt, hinter der sich die Schaltkreise des Aufzugs befanden. Danach habe ich der Leitung einen passenden Impuls gegeben. Und dann hat das Dinge wieder funktioniert.«

      »Cool«, sagte Logan und es machte ihn fast ein bisschen stolz, wie bewundernd der Junge zu ihm aufschaute.

      Marcis Blick war eher zweifelnd und zu allem Übel schien sie sich unvermittelt daran zu erinnern, dass er kein Mensch war. Ihr angespannter Gesichtsausdruck galt den Jungs. »Es ist besser, wenn sie es nicht erfahren«, meinte sie kryptisch und versetzte ihm damit einen kleinen Stich.

      Er hatte Will, trotz seines schrecklichen Schicksals, um seine Familie beneidet. Ja, durch ihn hatte er erst erfahren, was es bedeutete ein Mensch zu sein. Jack war dabei gewesen, als Will zum ersten Mal bei fast fünfzig Grad heißem Wüstenwind dem Tod ins Auge geblickt hatte.

      Jack hatte ihn verarztet und währenddessen eher versehentlich Kontakt zu Wills menschlichem Erinnerungsspeicher aufgenommen. Dabei hatte er zum ersten Mal Marci gesehen, was ihn beinahe umgehauen hätte. Es waren intime Momente menschlichen Glücks gewesen, die Will unbewusst mit ihm geteilt hatte. Diese Erfahrung hatte wie ein gigantischer Impulsschock auf Jacks minimal ausgestatteten Emotionsprozessor gewirkt, der sich danach verselbstständigt hatte und unaufhaltsam gewachsen war. Seitdem wusste er, was wahrhaftiger Schmerz war, und er hatte eine erste zarte Idee von einem besonders mächtigen Gefühl bekommen, dass man wohl nur unter Menschen kannte: Liebe. Seit diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als ein Mensch zu sein und da das unmöglich war, wäre es zumindest ein Fortschritt gewesen, von Marci als gleichwertiger Partner akzeptiert zu werden. Eine Illusion, wie er sich eingestehen musste - jedenfalls was Marci betraf.

      Die Aufzugtür sprang auf als sie das Erdgeschoss erreicht hatten und der kalte Wind, der von der Straße zu ihnen herüberwehte, holte Jack zurück in die Gegenwart. Draußen goss es in Strömen und Marci schaute ihn fragend an.

      »Es geht gleich weiter«, versicherte er ihr. »Ich hab uns ein Taxi bestellt.«

      »Ein Taxi?« Ihr Blick war skeptisch, was er ihr nicht verdenken konnte. Schließlich hatte sie mit ihm bisher nicht unbedingt die besten Erfahrungen gesammelt. Und dieses Misstrauen war noch immer in ihren Augen, als wenig später ein abgedunkelter Van wie bestellt vor ihrer Nase hielt, dessen Seitentüren sich automatisch öffneten. Jack ermutigte Marci zusammen mit ihren Jungs ins Innere des Wagens zu klettern, obwohl man den Fahrer in seiner abgedunkelten Kabine nicht sehen konnte.

      »Bist du sicher, dass das in Ordnung geht?«, fragte Marci ängstlich, während sie ihren Fuß nur zögernd auf die Schwelle setzte. »Ich meine, woher weißt du, dass du dem Unternehmen trauen kannst?«

      »Der Fahrer hat die gleiche Seriennummer wie ich und wir teilen das gleiche Schicksal«, klärte er Marci auf und versuchte seine Stimmlage so zu justieren, dass sie vertrauenerweckend klang. »Steig bitte mit den Jungs ein, wir können nicht stundenlang alle Überwachungskameras in diesem Stadtteil manipulieren, das ist eine ziemlich aufwändige Sache.«

      »Alles klar, Mann?« Silver, der die Steuerung des automatischen fahrenden Vans übernommen hatte, stand mit Jack in einem lautlosen, von außen nicht wahrnehmbaren Kontakt. Marci, die mit den Jungs inzwischen Platz genommen und sich angeschnallt hatte, bekam davon nichts mit. Doch er wollte nicht, dass sie das Gefühl hatte, übergangen zu werden, zumal sie von seiner Gabe, lautlos kommunizieren zu können, nichts zu wissen schien. Deshalb beschloss er sich bei seinem Bericht an Silver über die Geschehnisse in der MacIntyre Villa kurz zu halten, während sein Robo-Kumpel den abgedunkelten Wagen virtuos durch die steilen Hochhausschluchten von Chicago steuerte. »Ich hab den Chip aus Rochelle MacIntyres Tresor geholt«, berichtete er nur kurz und bestätigte damit den Erfolg ihrer Mission. Ohne besagten Prozessor wäre es nicht möglich gewesen, CRU lahm zu legen und ein fiktives Unternehmen in der gleichen Branche zu etablieren. Dass eine andere Einheit ihrer Rebellenorganisation in der Zwischenzeit die Laborhallen von CRU in die Luft gesprengt hatte, würde er vor Marci nicht preisgeben. Schließlich wusste er nicht, was ihre Anführerin mit ihr vorhatte.

      »Was hast du mit Rochelle MacIntyre angestellt?«, wollte Silver von ihm wissen.

      »Ich habe sie in einen Dämmerschlaf versetzt und ihren Erinnerungsspeicher gelöscht. Genauso wie ich es mit Marcis Nachbarin gemacht habe«, antwortete Jack lautlos. »Warum fragst du?«

      »Rochelle MacIntyre wurde vor einer Stunde