Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Гарриет Бичер-Стоу
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027202973
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einem zusammengeschlagenen alten Tischtuch bestand, und händigte den Inhalt desselben, Stück für Stück, Karl Bates aus. Dieser legte die Gegenstände unter Lobsprüchen über ihre Vortrefflichkeit auf den Tisch.

      "Seht, die Kaninchenpastete, Bill. Köstliche, zarte Tierchen, daß einem sogar ihre Knochen auf der Zunge zergehen, und man sie nicht erst abzunagen braucht; – und hier den Tee, so stark, daß er beinahe den Deckel der Teekanne in die Luft wirft; – und den Zucker – den herrlichen Chesterkäse – und dann, was sagt Ihr nun?"

      Hier brachte Herr Bates aus einer seiner umfangreichen Taschen eine ziemlich große, sorgfältig verkorkte Weinflasche zum Vorschein.

      "Ja!" sagte Fagin, mit zufriedenem Lächeln sich die Hände reibend. "Das wird Euch schmecken, das wird Euch bekommen, Bill."

      "Bekommen?" schrie Sikes. "Ich hätte zehnmal umkommen können, ohne daß du für mich auch nur einen Finger krümmtest. Was soll das heißen, daß du mich über drei Wochen in dieser Patsche sitzen ließest, du falscher Hund, du!"

      "Nun hört bloß mal an, Jungens", sagte der Jude achselzuckend; "und wir kommen her, um ihm alle diese wundervollen Sachen zu bringen."

      "Die Sachen sind ja schön und gut", meinte Sikes etwas besänftigt, als er den Tisch überblickte, "aber was hast du zu deiner Entschuldigung anzuführen, daß du mich hier krank und ohne alle Mittel liegen ließest, als wäre ich ein Hund wie dieser da. Still, Köter!" brüllte er seinen Hund an, als dieser knurrte. "Also womit kannst du dich ausreden, du altes Gerippe?"

      "Ich war über eine Woche von London weg, lieber Freund – in Geschäften."

      "Und die anderen vierzehn Tage? Warum hast du dich da nicht um mich gekümmert, ich hätte krepieren können wie eine kranke Ratte in ihrem Loche!"

      "Ich konnt's nicht anders, Bill. Vor so vielen Zuhörern kann ich mich jedoch nicht auf eine lange Erörterung einlassen. Es war mir aber unmöglich. Auf Ehre!"

      "Auf – was?" fragte Sikes mit dem Ausdruck höchster Verachtung im Gesicht. "Jungens, schneidet einer mir mal ein Stück von der Pastete ab, damit ich den üblen Geschmack von seiner Ehre aus dem Munde kriege, oder ich ersticke dran!"

      "Nicht so hitzig, lieber Freund", sprach der Jude unterwürfig. "Ich habe Euch nicht vergessen, – niemals, Bill."

      "Nein, ich will meinen Kopf verwetten, daß du es nicht tatest", meinte Sikes höhnisch. "Die ganze Zeit über, als ich hier im Fieber lag, hast du Pläne ausgeheckt. Bill sollte dies und Bill sollte das tun. Und alles sollte Bill spottbillig machen, sobald er wieder gesund und arm genug wäre, um von dir ausgenutzt werden zu können. Hätte ich das Mädchen nicht gehabt, so wäre ich wahrscheinlich verreckt!"

      "Das ist's ja gerade, Bill", sagte der Jude, der begierig den letzten Satz auffaßte. "Wenn Ihr das Mädchen nicht gehabt hättet! Aber war es nicht der arme alte Fagin, der Euch das Mädchen zuführte, und hättet Ihr sie gehabt ohne mich?"

      "Weiß Gott, da hat er recht", meinte Nancy, hastig hervortretend. "Laß ihn, Bill, laß ihn."

      Nancys Einmischung gab dem Gespräch eine andere Wendung, denn die Jungen begannen auf einen Wink des schlauen alten Juden, sie mit Schnaps zu traktieren, von dem sie jedoch nur sparsam genoß. Fagin, der eine große Lustigkeit zur Schau trug, brachte allmählich Herrn Sikes in eine bessere Laune. Er tat so, als betrachte er dessen Drohungen nur als Scherz und belachte den einen oder den anderen derben Witz des Einbrechers recht geräuschvoll. Herr Sikes, der der Schnapsflasche wiederholt in reichlichem Maße zugesprochen hatte, sagte:

      "Das ist alles ganz schön und gut, aber ich muß heute noch Draht von dir haben."

      "Ich habe nicht einen Pfennig bei mir", sagte Fagin.

      "Aber haufenweise zu Hause", entgegnete Sikes.jedenfalls mußt du Draht heranschaffen."

      "Haufenweise?" rief der Jude in komischem Entsetzen. "Ich habe nicht so viel, wie – -"

      "Ich weiß nicht, wieviel Zaster du hast, und ich wette, es ist dir selbst nicht einmal bekannt, da eine ziemliche Zeit dazu gehören würde, alle die Goldfüchse zu zählen. Aber ich muß noch heute abend Geld haben – und damit basta!"

      "Schon gut", sagte der Jude mit einem Seufzer, "ich werde den Gannef schicken."

      "Das laß man, der würde vielleicht das Wiederkommen vergessen oder den Weg verlieren oder die Greifer würden ihn fassen, so daß er nicht. hätte kommen können – um Ausreden ist der ja nicht verlegen. Nancy soll in deine Lasterhöhle mitgehen und den Draht holen. Das ist sicherer; inzwischen werde ich noch ein bißchen pennen!"

      Nach vielem Feilschen handelte Fagin die geforderte Summe von fünf Pfund auf drei Pfund vier Schilling und sechs Pence herunter, wobei er wiederholt feierlich beteuerte, daß ihm nur noch achtzehn Pence zum Leben übrigblieben. Herr Sikes meinte mürrisch, das wäre auch genug, worauf Nancy sich zum Fortgehen fertig machte. Fagin nahm nun Abschied von seinem ehrenwerten Freunde und trat, von Nancy und den beiden Jungen begleitet, den Rückweg an, während sich Sikes aufs Bett warf.

      Als sie in der Wohnung des Juden ankamen, fanden sie dort Toby Crackit und Herrn Chitling eifrig beim fünfzehnten Spiel Cribbage, das der letztere natürlich mit seinem fünfzehnten und letzten Sixpencestück verlor – zur großen Erheiterung seiner jungen Freunde. Herr Crackit schien sich etwas zu schämen, in einer derartigen Unterhaltung mit einem Menschen betroffen worden zu sein, der hinsichtlich seiner Stellung und Geistesgaben so weit unter ihm den Rang einnahm. Er gähnte und fragte so beiläufig nach Sikes, dann nahm er seinen Hut, um zu gehen.

      "Ist niemand hier gewesen, Toby?" fragte der Jude.

      "Kein Bein. Es war hier so langweilig wie in der Kirche. Ihr müßt eigentlich mit einer Belohnung herausrücken, daß ich Euch das Haus solange gehütet habe. Weiß der Teufel, mir ist im Kopf so dumm wie einem Geschwornen. Ich wäre glatt eingeschlafen, wenn mich meine Gutmütigkeit nicht bewogen hätte, diesen jungen Menschen da zu unterhalten. Es war furchtbar stumpfsinnig, hol mich der Teufel, wenn's nicht wahr ist."

      Er steckte mit hochmütiger Miene seinen Gewinn in die Westentasche, als wären solche kleinen Silberstücke der Beachtung eines Mannes von seiner Bedeutung gar nicht wert, und verließ das Zimmer in seiner gewohnten vornehmen Haltung. Herr Chitling schickte ihm bewundernde Blicke nach und versicherte, daß er die Bekanntschaft dieses Herrn für fünfzehn Sixpences nicht zu teuer erkauft zu haben glaube.

      "Du bist ein schnurriger Kerl, Tom", sagte Herr Bates, den diese Erklärung höchlich ergötzte.

      "Nicht im mindesten", versetzte Herr Chitling. "Nicht wahr, Fagin?"

      "Du bist ein ganz gescheiter Bursche", sagte der Jude, ihm auf die Schulter klopfend, während er den beiden anderen Jungen einen bezeichnenden Blick zuwarf.

      "Und Herr Crackit ist ein großer Stutzer, nicht wahr, Fagin?" fragte Tom.

      "Ohne Zweifel, mein Lieber", erwiderte der Jude.

      "Und es gereicht einem zur Ehre, sich seiner Bekanntschaft erfreuen zu dürfen, nicht wahr, Fagin?" fuhr Tom fort.

      "Allerdings, sehr. Sie sind nur eifersüchtig, weil er sich mit ihnen nicht abgeben mag."

      "Also da liegt der Hase im Pfeffer", rief Tom triumphierend. Er hat mich zwar kahl ausgeplündert, aber ich kann ja hingehen und mir wieder neues Geld verschaffen, sobald ich Lust habe – stimmt's, Fagin?"

      "Sicher kannst du's", versetzte der Jude, "und je eher du es tust, desto besser ist's. Sieh zu, daß du deinen Verlust schnell wieder gutmachst, und vertrödle keine Zeit. Gannef, Karl, für euch ist es auch Zeit, an die Arbeit zu gehen, es ist schon zehn Uhr und noch nichts getan."

      Die beiden Jungen nahmen ihre Hüte, nickten Nancy zu und verließen das Zimmer. Sie machten sich unterwegs über Herrn Chitling lustig, obgleich dessen Benehmen, wenn man gerecht sein will, gar nicht so besonders auffallend oder ungewöhnlich gewesen war. Gibt es doch überall viele vortreffliche junge Herren, die weit höhere Summen aufwenden als Herr Chitling, um in guter Gesellschaft gesehen zu werden.

      "Nun will