Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Гарриет Бичер-Стоу
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027202973
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sich auf etwas bezog, das mit Oliver Twists Mutter im Zusammenhang stand. Er eröffnete daher dem Fremden mit geheimnisvoller Miene, die Hebamme hätte sich kurz vor ihrem Tode eine andere Frau rufen lassen, die wahrscheinlich Licht in die Sache bringen könnte.

      "Wo kann ich die Frau treffen?" fragte der Fremde mit unvorsichtiger Hast. Er zeigte, daß ihn die Mitteilungen stark erregten.

      "Nur durch mich", versetzte Herr Bumble.

      "Wann?"

      "Morgen!"

      "Abends neun Uhr", sagte der Fremde und schrieb auf ein Stück Papier mit zitternder Hand eine Adresse, die Herrn Bumble in ein abgelegenes Haus am Flusse hinbeschied. "Bringen Sie sie um neun Uhr zu mir. Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, daß es im Geheimen geschehen muß. Es ist Ihr Vorteil."

      Mit diesen Worten ging er zur Tür und bezahlte die Zeche. Von Bumble verabschiedete er sich ohne weitere Förmlichkeit mit dem Bemerken, daß sich jetzt ihre Wege trennten, und er ihn morgen pünktlich erwarte.

      Bumble sah, daß die Adresse keinen Namen enthielt, und so folgte er dem Unbekannten, um ihn danach zu fragen.

      "Was ist los", rief der Mann und drehte sich rasch um, als der Armenhausvater seinen Arm berührte."Warum schleichen Sie mir nach?"

      "Ich wollte nur wissen, nach wem ich zu fragen habe; wollen Sie mir nicht Ihren Namen sagen?"

      "Monks!" versetzte der Mann und eilte hastig weiter.

      Achtunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

       Berichtet, was sich zwischen dem Ehepaar Bumble und Monks bei ihrer nächtlichen Zusammenkunft zutrug

      Es war ein schwüler, dumpfer Sommerabend. Die dunklen Wolken, welche den ganzen Tag über mit Regen gedroht hatten, ließen einige Tropfen fallen und schienen ein schweres Gewitter zu verkünden. Herr und Frau Bumble kamen die Hauptstraße hinunter und bogen in eine Seitengasse, die auf einige halbverfallene Häuser am Flußufer führte. Beide waren in schäbige Mäntel gehüllt, die nicht nur den Zweck hatten, sie gegen den Regen zu schützen, sondern auch um sie unkenntlich zu machen. Herr Bumble trug eine Laterne, deren Licht aber noch nicht brannte, und ging voraus. Er bahnte dadurch mit seinen breiten Schuhen seiner Frau in dem Schmutz einen Weg.

      Schweigend zogen sie dahin; hin und wieder hielt er an, als wolle er sich überzeugen, ob seine Ehehälfte auch folge. Wenn er feststellte, daß sie ihm dicht auf den Fersen war, beschleunigte er seine Schritte wieder.

      Die Gegend war dafür bekannt, daß dort hauptsächlich Leute wohnten, die unter dem Deckmantel eines ehrlichen Gewerbes in Wirklichkeit von Raub und Diebstahl lebten. Hart am Flusse stand ein großes Gebäude, das früher eine Fabrik gewesen zu sein schien, aber jetzt nur eine Ruine war. Vor diesem Hause machte das würdige Paar halt, als das Rollen eines fernen Donners zum erstenmal die Luft erschütterte, und der Regen in Strömen herunterzukommen anfing.

      "Hier herum muß es sein", sagte Herr Bumble, auf das Papier mit der Adresse blickend.

      "Hallo", rief eine Stimme von oben.

      Bumble guckte hinauf und gewahrte einen Mann, der aus einem Fenster des zweiten Stockes hinaussah.

      "Einen Augenblick, ich komme sofort hinunter", rief die Stimme.

      "Ist das der Mann?" fragte Frau Bumble.

      Ihr Gatte nickte bejahend.

      "Nun, so vergiß nicht, was ich dir gesagt habe", fuhr die würdige Dame fort, "und sprich so wenig wie möglich, sonst verrätst du uns gleich."

      Monks hatte inzwischen die Tür geöffnet und rief mit ungeduldiger Gebärde:

      "Kommt schnell herein, haltet mich hier nicht unnötig auf."

      Frau Bumble, die zuerst gezögert hatte, trat jetzt mutig ins Haus, und Herr Bumble, der sich schämte oder fürchtete zurückzubleiben, folgte ihr auf dem Fuße. Man konnte ihm jedoch anmerken, daß ihm nicht besonders wohl zumute war, und daß ihn die ihm eigene Würde fast ganz verlassen hatte.

      "Zum Donnerwetter, warum blieben Sie draußen im Regen stehen?" sagte Monks, als er die Tür verschloß.

      "Wir – wir wollten uns nur ein bißchen abkühlen", stammelte Bumble und sah sich furchtsam um.

      "Abkühlen?" meinte Monks. "Aller Regen, der je fiel oder noch fallen wird, vermag nicht das Höllenfeuer zu löschen, das der Mensch in seinem Innern mit sich herumtragen kann. Denken Sie nur nicht, sich so leicht abzukühlen."

      Mit diesen liebenswürdigen Worten und einem finsteren Blick wandte sich Monks zu Frau Bumble, die sonst nicht schüchtern, doch vor den wilden Augen des Mannes die ihrigen zu Boden schlug.

      "Das ist die Frau, nicht wahr?" fing Monks an.

      "Ja", sagte Bumble kurz, eingedenk der Warnung seiner Frau.

      "Sie denken wohl, Frauen können keine Geheimnisse für sich behalten?" nahm Frau Bumble das Wort und begegnete fest den beobachtenden Blicken Monks'.

      "Jedenfalls verschweigen sie immer eins so lange, bis es ans Licht kommt", entgegnete dieser.

      "Und was wäre das?" fragte die Dame.

      "Den Verlust ihres guten Namens. Ebensowenig fürchte ich, daß ein Weib ein Geheimnis ausplaudert, dessen Ausschwatzen ihr den Strick oder das Zuchthaus eintragen kann. Verstehen Sie?"

      "Nein", erwiderte Frau Bumble, sich verfärbend.

      "Begreiflich, wie sollten Sie auch?" sagte Monks ironisch.

      Nachdem er dem würdigen Paar einen höhnischen Blick zugeworfen hatte, winkte er ihnen, ihm zu folgen. Als sie gerade eine steile Treppe hinaufstiegen, fuhr ein Blitzstrahl vom Himmel, dem ein so mächtiger Donnerschlag folgte, daß das ganze Gebäude bebte.

      "Hört!" rief er zurückschreckend. "Hört, als ob die Hölle losgelassen ist, ich hasse den Lärm."

      Er schwieg einige Augenblicke und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Als er sie entfernte, schaute Herr Bumble in ein wachsbleiches, verzerrtes Gesicht.

      "Ich bin manchmal solchen Anfällen unterworfen", sagte Monks, die Bestürzung Bumbles bemerkend, "besonders bei Gewittern. Beachten Sie das nicht, es ist schon vorüber!"

      Mit diesen Worten führte er sie nun eine Leiter hinauf, und oben angekommen, schloß er gleich die Fensterläden des Zimmers, in dem sie Platz genommen hatten. Er ließ eine Laterne, die an der Decke an einem Strick hing, herunter und begann:

      "Je schneller wir zu Sache kommen, desto besser ist's für uns alle. Die Frau weiß, um was es sich handelt, nicht wahr?"

      Die Frage war an Herrn Bumble gerichtet, aber seine Frau kam ihm mit der Antwort zuvor und erklärte, daß sie vollkommen im Bilde wäre.

      "Ist es so, wie er sagt, daß die alte Hexe Ihnen auf ihrem Totenbette etwas anvertraute –"

      "In betreff der Mutter des von Ihnen benannten Knabens?" unterbrach ihn Frau Bumbie. "Ja!"

      "Es fragt sich also zunächst, worin ihre Mitteilung bestand", sagte Monks.

      "Nein, das kommt erst später", bemerkte Frau Bumble trocken. "Zuerst handelt es sich darum, was ist die Mitteilung wert."

      "Wer, Teufel nochmal, kann das sagen, ohne zu wissen, was zur Sprache kam?"

      "Ich glaube, niemand besser als Sie", antwortete Frau Bumble, der es, wie ihr Mann aus Erfahrung bestätigen konnte, nicht an Mut gebrach.

      "Hm", meinte Monks. "Man kann wohl Geld damit herausschlagen, wie?"

      "Vielleicht!"

      "Man hat ihr wohl etwas fortgenommen – etwas was sie trug – etwas –"

      "Nun bieten Sie schon! Ich