PARIS
Wer kanns ändern!
Der Zeit gebietrische Notwendigkeit
Verlangt es so; geht, Fürst, wir folgen Euch.
ÄNEAS
Guten Morgen allerseits!
Er geht mit dem Diener ab.
PARIS
Nun sagt mir, edler Diomed, sagt frei
Im echten Geist aufrichtger Brüderschaft,
Wer würdger sei der schönen Helena,
Ich oder Menelaus?
DIOMEDES
Beide gleich!
Wert ist er, sie zu haben, der sie sucht,
Für gar nichts achtend ihrer Ehre Fleck,
Mit solcher Welt von Qual und Höllenpein;
Du wert, sie zu behalten, der sie schützt
– Mit stumpfem Gaum nicht ihre Schande schmeckend –,
Mit solchem teuern Preis von Gut und Blut.
Er, ein schwachmütger Hahnrei, tränke willig
Die Neig und Hefe abgestandnen Weins;
Dich Liederlichen freuts, aus Hurenleib
Dir deine künftgen Erben zu erzeugen.
Drum wiegt ihr gleich, wie man die Pfunde setze;
Hat einer mehr Gewicht, 's ist um 'ne Metze.
PARIS
Zu herbe seid Ihr Eurer Landsmännin.
DIOMEDES
Herb ist sie ihrem Lande. Hört mich, Paris:
Für jeden Tropfen ihres schnöden Bluts
Zahlt eines Griechen Leben; jeder Skrupel
Des pesterfüllten, buhlerischen Leibes
Erschlug 'nen Troer. Seit sie stammein konnte,
Sprach sie der guten Worte nicht so viel,
Als griechisch Volk und troisch für sie fiel.
PARIS
Freund Diomed, Ihr machts wie kluge Käufer,
Und schmäht das Gut, um das Ihr markten kommt;
Doch wir sind Euch voraus und schweigen still;
Man rühmt nicht, was man nicht verkaufen will. –
Hier geht der Weg.
Sie gehn ab.
Englisch
ZWEITE SZENE
Toja. Der Hof von Pandarus' Haus [Garten ]
Troilus und Cressida.
TROILUS
Mein Liebchen, müh dich nicht; die Luft ist kalt.
CRESSIDA
Dann, Liebster, ruf ich mir den Ohm herab,
Er soll das Tor aufschließen.
TROILUS
Stör ihn nicht!
Zu Bett, zu Bett! Schlaft süß, ihr holden Augen,
Und linde Ruh umschmiege deine Sinne
Wie Kindern, aller Sorgen frei.
CRESSIDA
Guten Morgen denn!
TROILUS
Ich bitt dich, nun zu Bett!
CRESSIDA
So seid Ihr mein schon müde?
TROILUS
O Cressida! Nur daß der rege Tag,
Geweckt vom Lerchenton, aufscheucht die Krähe,
Und Nacht nicht länger unsre Freuden birgt –
Sonst schied' ich nicht.
CRESSIDA
Die Nacht war allzu kurz!
TROILUS
Giftmischern weilt die widerwärtge Hexe,
Wie Hölle endlos; doch der Liebe Kosen
Flieht sie, mit Schwingen schneller als Gedanken. –
Erkälten wirst du dich und auf mich zürnen.
CRESSIDA
O bleib noch! Männer wollen niemals warten.
Ich Törin! Hätt ich nein zu dir gesagt,
Dann würdst du wohl noch warten. Horch! Wer kommt?
PANDARUS
draußen Was? Alle Türen offen?
TROILUS
's ist dein Oheim.
Pandarus kommt.
CRESSIDA
Der Unerträgliche! Nun wird er spotten,
Das wird ein Leiden sein.
PANDARUS
Nun, wie gehts, wie gehts? Wie stehts um die Jungfernschaft? Hört, Ihr Jungfer! Wo ist meine Nichte Cressida?
CRESSIDA
Fort, fort mit Euch, Ihr böser, spöttscher Ohm!
Erst treibt Ihr mich dazu, dann höhnt Ihr mich!
PANDARUS
Wozu, wozu? Nun sage doch einmal, wozu? Wozu habe ich dich gebracht?
CRESSIDA
Pfui, schlimmer Ohm! Ihr selbst tut nimmer gut,
Noch leidet Ihrs von andern.
PANDARUS
Ha, ha, ha! Ach du armes Ding! Das liebe Närrchen! Hast du diese Nacht nicht geschlafen? Wollte er dich nicht schlafen lassen, der garstige Mann? Hol ihn der Popanz! –
[Es wird an die Tür geklopft. ]
CRESSIDA
Sagt ichs nicht? – Klopft doch lieber seinen Kopf!
Es klopft. Wer pocht so? Geht doch, lieber Oheim, seht! – Ihr, Liebster, kommt zurück in meine Kammer! – Ihr lächelt spöttisch, als meint ich was Arges.
TROILUS
Haha!
CRESSIDA
Ihr irrt Euch; nein, an so was denk ich nicht.
Man klopft wieder. Wie stark man klopft! Ich bitt Euch, geht hinein; Ich möcht nicht für halb Troja, daß man fänd Euch! Sie gehn ab.
PANDARUS
Wer ist denn da? Was gibts? Wollt Ihr die Tür einschlagen? Was ist? Was gibts?
Äneas tritt auf.
ÄNEAS
Guten Morgen, Herr, guten Morgen!
PANDARUS
Wer ists? Fürst Äneas? Auf meine Ehre, ich kannte Euch nicht! Was bringt Ihr so früh Neues?
ÄNEAS
Ist nicht Prinz Troilus hier?
PANDARUS
Hier? Was sollte er wohl hier machen?
ÄNEAS
Ei, er ist