PATROKLUS
Heil dem großen Ajax!
THERSITES
Hum!
PATROKLUS
Ich komme von dem edeln Achilles –
THERSITES
Ha!
PATROKLUS
– der Euch in aller Demut ersucht, Hektorn in sein Zelt einzuladen –
THERSITES
Hum!
PATROKLUS
– und ihm sichres Geleit vom Agamemnon zu verschaffen –
THERSITES
Agamemnon?
PATROKLUS
Ja, mein Fürst.
THERSITES
Ha!
PATROKLUS
Was meint Ihr dazu?
THERSITES
Gott sei mit Euch! Ganz der Eurige.
PATROKLUS
Eure Antwort, Herr!
THERSITES
Wenns morgen ein schöner Tag ist – um elf Uhr –, da wird sichs finden auf eine oder die andre Art; aber wie's auch wird, er soll für mich zahlen, ehe er mich bekommt.
PATROKLUS
Eine Antwort, Herr!
THERSITES
Lebt wohl! Ganz der Eurige.
ACHILLES
Und ist er wirklich in solcher Stimmung? Sag!
THERSITES
Nein, in ebensolcher Verstimmung. Wieviel Musik in ihm nachbleibt, wenn Hektor ihm den Schädel eingeschlagen hat, das weiß ich nicht, aber ich denke, gar keine: Fiedler Apollo müßte denn seine Sehnen nehmen und sich Saiten daraus machen.
ACHILLES
Komm, du sollst ihm jetzt diesen Brief bringen.
THERSITES
Gebt mir noch einen für sein Pferd, denn das ist doch von beiden die klügere Bestie!
ACHILLES
Mein Geist ist trüb wie ein gestörter Quell,
Ich selber kann ihm auf den Grund nicht schaun.
Achilles und Patroklus gehn ab.
THERSITES
Ich wollte, der Born Eures Geistes wäre wieder klar, daß ich einen Esel daraus tränken könnte. War ich doch lieber eine Laus in Schafwolle als solche taptre Dummheit!
Er geht ab
Englisch
VIERTER AKT
ERSTE SZENE
Troja. Eine Straße
Es treten auf Äneas und ein Diener mit einer Fackel, von der einen Seite; von der andem Paris, Antenor, Deiphobus und Diomedes nebst Gefolge und Fackeln.
PARIS
Heda, wer kommt hier?
DEIPHOBUS
Fürst Äneas, Herr.
ÄNEAS
Wie, Paris, seid Ihrs wirklich?
Hätt ich so schönen Anlaß, lang zu schlafen,
Als Ihr, mein Prinz, nur heilge Pflichten hielten
Von meiner Bettgenossin mich entfernt.
DIOMEDES
So denk ich auch. Guten Morgen, Fürst Äneas!
PARIS
Ein tapfrer Griech, Äneas; reicht die Hand ihm!
Erinnert Euch, wie oft Ihr uns erzählt,
Daß Diomed Euch eine ganze Woche
Täglich im Kampf gesucht.
ÄNEAS
Ich biet Euch Gruß,
Solang der Stillstand währt und Waffenruh,
Doch treff ich Euch im Feld, so finstern Trotz,
Wie nur das Herz ihn denkt, ausführt der Mut!
DIOMEDES
Freundschaft wie Kampf erwidert Diomed.
Nun wallt das Blut uns kühl, drum Gruß und Heil!
Doch trifft Gelegenheit und Schlacht zusammen,
Beim Zeus, dann mach ich auf dein Leben Jagd
Mit aller Kraft, Verschlagenheit und List.
ÄNEAS
Und jagen sollst du einen Leun, der flieht
Mit rückgewandtem Haupt. Jetzt sei gegrüßt
In Freundlichkeit, ja, bei Anchises' Leben,
Herzlich willkommen! Bei der Venus Hand:
Kein Mann auf Erden kann in solcher Weise
Den Feind mehr lieben, den er wünscht zu töten!
DIOMEDES
Wir fühlen gleich. Zeus, laß Äneas leben,
Wenn meinem Schwert sein Tod nicht Ruhm erkauft,
Bis tausend Sonnenläufe sich erfüllen –
Doch mir zu Preis und Ehre laß ihn sterben,
Verwundet jedes Glied, und morgen schon!
ÄNEAS
Wir kennen einander gut.
DIOMEDES
Und wünschen auch im Bösen uns zu kennen.
PARIS
Das ist so schmähend trotzger Freundesgruß,
So edler Liebeshaß, als je geboten. –
Warum so früh geschäftig, Fürst?
ÄNEAS
Der König
Hat mich verlangt, doch weiß ich nicht, warum.
PARIS
Ich kanns Euch melden. Diesen Griechen führt
In Kalchas' Haus; dort für Antenors Freiheit
Sollt Ihr die schöne Cressida erstatten.
Laßt uns zusammen gehn; sonst, wenn Ihr wollt,
Eilt jetzt vor uns zu ihm. Ich glaube sicher
– Vielmehr, mein Glaub ist ein bestimmtes Wissen –,
Dort weilt mein Bruder Troilus zu Nacht.
Weckt ihn und meldet ihm, daß wir uns nahn,
Und gebt Bescheid, weshalb; ich fürchte sehr,
Wir sind ihm nicht willkommen.
ÄNEAS
Sicher nicht!
Eh wünscht