So einfach, wie die Wahrheit spricht im Kinde.
CRESSIDA
Den Wettkampf nehm ich an.
TROILUS
O hold Gefecht,
Wenn Recht um Sieg und Vorrang ficht mit Recht!
Treuliebende in Zukunft werden schwören
Und ihre Treu mit Troilus versiegeln;
Und wenn dem Vers voll Schwür und schwülstgen Bildern
Ein Gleichnis fehlt, der oft gebrauchten müde,
Als – treu wie Stahl, wie Sonnenschein dem Tag,
Pflanzen dem Mond, das Täubchen seinem Tauber,
Dem Zentrum Erde, Eisen dem Magnet,
Dann, nach so viel Vergleichungen der Treu,
Wird als der Treue höchstes Musterbild
»So treu wie Troilus« den Vers noch krönen
Und weihn das Lied.
CRESSIDA
Prophetisch sei dies Wort!
Werd ich dir falsch, untreu nur um ein Haar,
Wenn Zeit gealtert und sich selbst vergaß,
Wenn Regen Trojas Mauern aufgelöst,
Blindes Vergessen Städte eingeschlungen
Und machtge Reiche spurlos sind zermalmt
Ins staubge Nichts – auch dann noch mög Erinnrung,
Spricht man von falschen, ungetreuen Mädchen,
Schmähn meine Falschheit; sagten sie, so falsch
Wie Luft, wie Wasser, Wind und lockrer Sand,
Wie Fuchs dem Lamm, wie Wolf dem jungen Kalbe,
Panther dem Reh, Stiefmutter ihrem Sohn,
Ja, schließ es dann und treff ins Herz der Falschheit:
»So falsch wie Cressida!«
PANDARUS
Wohlan, der Handel ist geschlossen; das Siegel drauf, das Siegel drauf, ich will Zeuge sein. Hier faß ich Eure Hand, hier die meiner Nichte; wenn ihr je einander untreu werdet, die ich mit so viel Mühe zusammengebracht habe, so mögen alle armen Liebesvermittler bis an der Welt Ende nach meinem Namen Pandarus heißen; alle unbeständigen Liebhaber soll man Troilus nennen, alle falschen Mädchen Cressida und alle Zwischenträger Pandarus. Sagt Amen!
TROILUS
Amen!
CRESSIDA
Amen!
PANDARUS
Amen! Und somit will ich euch eine Kammer und ein Bett nachweisen; und damit das Bett euer artiges Liebeständeln nicht ausschwatze, drückt es tot. Nun fort!
Und Amor gönne allen scheuen Kindern
Bett, Kammer, Pandar, ihre Not zu lindern!
Sie gehn ab.
Englisch
DRITTE SZENE
Das griechische Lager
Fanfare. Es treten auf Agamemnon, Ulysses, Diomedes, Nestor, Ajax, Menelaus und Kalchas.
KALCHAS
Nun, Fürsten, für den Dienst, den ich getan,
Ermahnt der Zeit Gelegenheit mich laut,
Zu fordern Lohn. Erinnert euch, wie ich,
Vorahnend das Geschick mit Seherblick,
Mein Eigentum und Troja aufgegeben,
Schmach des Verräters trug und eingetauscht
Für wohlerworbnen ruhigen Besitz
Unsichre Zukunft, losgesagt von allen,
Die Zeit, Bekanntschaft, Umgang und Gewöhnung
Zu Freunden und Vertrauten mir gemacht,
Und hier, um euch zu dienen, bin geworden
Ein Neuling in der Welt, fremd, unbekannt.
Deshalb ersuch ich euch, als Vorgeschmack
Mir jetzt ein kleines Gunstgeschenk zu geben,
Aus jenen vielen mir von euch verheißnen,
Die ihr mir zugedacht nach euerm Wort.
AGAMEMNON
Was willst du von uns, Troer? Fordre denn!
KALCHAS
Ihr machtet einen Troer zum Gefangnen,
Antenor, gestern; Troja schätzt ihn sehr.
Oft habt ihr – und ich dankt euch oft dafür –
Mir meine Cressida auswechsein wollen,
Die Troja stets verweigert. Doch Antenor
Ist, weiß ich, solche Triebkraft ihres Tuns,
Daß ihre Volksberatung, fehlt sein Wirken,
Erschlaffen muß, und diesen einzutauschen
Gäben sie wohl 'nen Prinzen von Geblüt,
Ja, einen Sohn des Priam. Den entlaßt
Als Preis für meine Tochter; ihre Freiheit
Zahlt alle Dienste, die ich Euch erwies,
In hocherkannter Müh.
AGAMEMNON
Geleit ihn, Diomed,
Und bring uns Cressida; gewährt sei Kalchas,
Was er von uns gewünscht. Ihr, Diomed,
Rüstet Euch stattlich aus zu diesem Tausch;
Zugleich erforscht, ob Hektor seines Aufrufs
Erwidrung morgen wünscht; Ajax ist fertig.
DIOMEDES
Dies übernehm ich gern als eine Bürde,
Die ich zu tragen stolz bin.
Diomedes und Kalchas gehn ab. Achilles und Patroklus treten aus ihrem Zelt.
ULYSSES
Achilles steht am Eingang seines Zelts;
Wollt nun, mein Feldherr, fremd vorübergehn,
Als wär er ganz vergessen; und, Ihr Fürsten,
Nachlässig nur und achtlos blickt ihn an.
Ich folg Euch nach; gewiß dann fragt er mich,
Warum so seitab kalt man auf ihn sah.
Dann, als Medikament, soll Ironie
Behandein seinen Stolz und Euer Fremdtun,
Die er freiwillig gern verschlucken wird.
Das mag wohl helfen: Stolz hat keinen Spiegel,
Sich selbst zu schaun, als Stolz; des Knies Verehrung
Mästet den Hochmut, wird des Stolzen Zehrung.
AGAMEMNON
Wir tun nach Euerm Rat und wolln uns fremd
Gebärden, wie wir ihm vorübergehn.
So tue jeder Lord und grüß ihn gar nicht
Oder verächtlich: das verdrießt ihn mehr,
Als sah ihn keiner an. Ich geh voraus.
ACHILLES