Violent Ends - Die Kartell-Königin. Jessica Hawkins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessica Hawkins
Издательство: Bookwire
Серия: White Monarch Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439438
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aber Cristiano hatte mich genauso gestohlen.

      Ich legte die Gabel ab und schob den Kuchen von mir. „Er hat mir gar nichts zugeflüstert. Ich weiß, was ich weiß. Ihr seid beide nicht unschuldig.“

      „Und du bestimmst, was wahr ist, oder? Du hast nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass ich deine Mutter getötet habe, also muss es die Wahrheit sein.“

      Mir blieb kurz die Luft weg und ich brachte es zustande nicht zu husten. Wenn es nicht die Wahrheit sein sollte, dann würde das Cristiano vom Mörder zu einem unschuldigen Mann machen, der vor Verfolgung geflohen ist. Ich weigerte mich das zu glauben. Cristiano war der allerletzte Mensch, der mein Mitgefühl verdient hatte.

      „Ja“, sagte ich. „Ich denke immer noch, dass du sie umgebracht hast.“

      „Du willst es glauben. Denn du willst das Schlimmste von mir denken. Und Diego wirst du alles verzeihen. Stell dir vor, wie du dich fühlst, wenn nichts davon die Wahrheit ist?“

      „Ich habe Augen und Ohren. Du hast direkt über ihr gestanden, mit Blut an der Kleidung und einer Waffe in der Hand. Bereit, dich mit den Sachen aus dem Safe aus dem Staub zu machen.“ Ich konnte mir selbst zugestehen, dass sich Zweifel bei mir auftaten, ob er schuldig war. Aber wie hatte diese falsche Beschuldigung den Mann, der er heute war, beeinflusst? Es machte ihn noch immer zu jemand Unberechenbaren, der noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Und es entschuldigte auch immer noch nicht die Art von Geschäften, die er jetzt hier führte. In meiner Brust wallten Emotionen auf und ich formte sie in Wut um.

      „Du schickst ein junges Mädchen auf den Strich“, warf ich ihm vor und meine Stimme hob sich. „Das ist das Allerletzte und kann niemals vergeben werden.“

      „Da stimme ich dir zu“, sagte er kühl. „Aber du weigerst dich mir zuzuhören, oder Vernunft anzunehmen.“ Sein Kinn versteifte sich und er nickte zu meinem Teller. „Iss deinen Kuchen, Natalia. Lebe in deiner Welt, in der Diego ein Prinz ist. Wenn du Antworten willst, und den Mumm hast dich ihnen zu stellen, lass es mich wissen.“ Er stand auf und holte sein Handy hervor. „Wenn du bereit bist für die Wahrheit, werde ich da sein“, sagte er mit einer Endgültigkeit in der Stimme, die mich aufhorchen ließ.

      „Das ist alles?“

      „Was alles?“, fragte er während er einen Text eintippte.

      „Kann ich ins Bett gehen?“

      „Du klingst enttäuscht.“

      Den Abend jetzt zu beenden, bedeutete aufzuwachen und all das morgen noch mal durchzumachen. Er würde mich verschlingen, das war unausweichlich. Je früher wir es hinter uns brachten, desto schneller wüsste ich, dass meine Familie in Sicherheit war.

      „Ich sagte doch schon, ich will es hinter mich bringen.“

      „Keine Sorge. Das passierte schon noch. Du musst mir nicht glauben, um mich zu ficken.“ Er verengte den Blick auf mich und schob sich das Handy zurück in die Hemdtasche. „Aber ich habe vor, mein Dessert im Schlafzimmer einzunehmen.“

      Kapitel 5

       Natalia

      Die Nacht war eingebrochen und legte sich wie ein Mantel über die kleine Stadt. Von dem Felsabhang auf dem Cristianos Haus stand, lag nach vorn hin in jede Richtung ausgebreitet die Freiheit. Aber sogar in der Dunkelheit konnte ich sehen, wo sie abrupt endete. An den Toren der Badlands. Ein Licht flackerte hier und da zur Hintergrundmelodie von Eulenrufen. Ansonsten war alles still und der Horizont schwarz.

      „Setz ein Lächeln auf“, sagte Cristiano als wir auf seiner Auffahrt standen und die nächste Welle von Gästen verabschiedeten.

      Auf der Terrasse war er nicht in der Lage gewesen, seine Finger von mir zu lassen, aber jetzt schien Distanz alles zu sein, was er hinbekam. Wieder war ich unsichtbar, bis ich ihn nervte oder etwas falsch machte, wie zum Beispiel nicht lächeln.

      Ich zwang meine Lippen zu etwas, von dem ich hoffte, dass es wie ein Lächeln aussah, als ein älteres Paar aus dem Haus trat, wobei der alte Mann etwas schräg lief. Seine Frau nahm mich bei beiden Händen und sprach ein kleines Gebet, während Cristiano ihrem Mann die Stufen herunterhalf. Niemand, außer Cristiano, schien ein Auto zu haben. Als sie gingen, verschwanden sie zu Fuß in der Nacht.

      Nach dem letzten Gast hielt mir Cristiano die Tür auf. Das war es jetzt. Wir waren allein und die Zeit war abgelaufen. Ich betrat das Haus und das klimpernde Geräusch von Geschirr erklang aus der Küche. Die in der Luft liegenden Küchengerüche von Fischeintopf und Backwaren spendeten mir keinen Trost. Während ich ihm hinterherlief, blickte Cristiano über seine Schulter, als ob er sicherstellen wollte, dass ich nicht davon lief.

      In der Küche hatte das Aufräumen begonnen. Hausangestellte mit Gummihandschuhen und Schürzen befüllten die Geschirrspülmaschine, stapelten Plastikbehälter und schrubbten die Öfen.

      „Wir werden noch tagelang wie die Könige speisen“, sagte Cristiano und ein paar der Leute lachten. „Fisker, alle waren begeistert von dem Essen, das hast du gut gemacht.“

      Applaus erfüllte den Raum, während ich an der Tür stehen blieb und angestrengt versuchte diese Szene zu interpretieren. Keiner machte einen verzweifelten Eindruck. Entweder hatte sich das Personal mit seiner Situation abgefunden, oder sie unterstützten und verdienten selbst an Cristianos Geschäften, so wie die Gäste heute Abend.

      Sogar die wunderschöne Jaz trug eine Seite in sich, die hässlich und beängstigend war. Wie eine elegante Katze, die erst schnurrt, um dich anzulocken und dann ihre Krallen auf dir ausfährt. Sie saß mit baumelnden Beinen auf einer Arbeitsfläche und beobachtete mich, während sie Geschirr abtrocknete und auf das obere Regalfach im Küchenschrank schob.

      Als Cristiano mit einem Mann sprach, der wie ein Butler aussah, ging ich vorsichtig zu Jaz.

      „Dürfte ich etwas zu trinken haben?“

      Mit einer ausladenden Geste zeigte sie auf die Küche um uns herum. „Es gehört alles dir. Am Kühlschrank kann man gefiltertes Wasser zapfen und darin befinden sich Wasserflaschen, Limo, Cola, Bier und alles Mögliche.“

      Sie gehörte nicht mir. Nur, weil ich Cristiano geheiratet hatte, bedeutete das nicht, dass ich in seinem Haus irgendwelche Rechte hätte. Ich öffnete den Kühlschrank und fand eine Flasche Sprudelwasser, von der ich hoffte, dass sie meinen nervösen Magen beruhigte.

      Ich nahm ein paar Schlucke. Die Kohlensäure prickelte in meiner Brust und ich legte mir die Hand auf das Brustbein. Obwohl ich versuchte es zu vermeiden, musste ich laut aufstoßen. Alle, außer Jaz, lachten. Sogar Cristiano.

      Ein Lächeln aus Peinlichkeit überzog mein Gesicht. „Entschuldigung.“

      „Jaz“, rief Cristiano quer durch die Küche. „Bitte zeig meiner Braut ihr Schlafzimmer.“

      Sie legte den Kopf schief. „Ihr … Schlafzimmer?“

      Er nickte einmal und Jaz seufzte, was ihre Enttäuschung zum Ausdruck brachte. Vielleicht hatte sie auch gedacht, er würde mich in einer Zelle einschließen und dann vergessen. Oder vielleicht wusste sie, was kommen würde und sie empfand Eifersucht. Es schien gar nicht so weit hergeholt, dass da mehr an ihrer Beziehung als Arbeitnehmer und Arbeitgeber sein könnte. Es kam mir nicht richtig vor, dass Cristiano seine Macht auf diese Weise ausspielen würde und es dann vor dem ganzen Haushalt und mir zur Schau trug. Und wenn er ein untreuer Ehemann war, würde es mich stören? War es möglich, dass er es nicht war?

      Cristiano nahm das Geschirr aus Jazs Hand und stellte es oben in den Schrank. „Ich mach das schon“, sagte er. „Geh.“

      Jaz zuckte mit den Schultern und sprang von der Arbeitsplatte. Mit einer Geste zeigte sie mir an ihr zu folgen. „Na dann los.“

      „Es tut mir leid, dass du dich wegen meiner Fragen vorhin unwohl gefühlt hast“, sagte ich als wir die Treppe hochstiegen. „Ich habe nur versucht zu helfen.“

      „Wir brauchen deine Hilfe nicht“,