Treasure Love. Sandra Pollmeier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandra Pollmeier
Издательство: Bookwire
Серия: Treasure Hunt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783968160009
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habe sogar mein Leben für dich riskiert. Warum hast du mich damals auf den Seychellen alleine gelassen? Es hat so weh getan.“

      Schuldbewusst blickte Ben zu Boden.

      „Weil ich dachte, dass es das Beste für dich ist. Ich habe dir nur Probleme bereitet, dich nur in Gefahr gebracht. Das mit uns hätte doch nie gut gehen können. Aber es tut mir sehr leid, dass ich dich damit so verletzt habe.“

      „Wenigstens hast du mich nicht in dem Glauben gelassen, dass du tot bist“, sagte ich mit einem Seufzen. „Danke, dass du mir das Buch aus dem Schiff in die Tasche gesteckt hast. Ich habe versucht, mich abzulenken, und habe begonnen, es zu übersetzen. Es ist eine unglaubliche Geschichte, Ben. Und ich bin mir sicher, dass sie etwas mit unserer Familie zu tun hat. Eine Frau, die in dem Buch erwähnt wird, hieß mit Nachnamen Stevens! Genau wie wir! Das kann doch unmöglich ein Zufall sein. Es war uns von Anfang an vorherbestimmt, auf dieses Schiff zu kommen und dieses Buch zu finden, da bin ich…“

      „Sofia“, unterbrach Ben mich mitten im Satz. „Hör auf damit! Du musst die Sache vergessen! Du steigerst dich da in etwas hinein, weil du nicht damit klarkommst, dass die Geschichte vorbei ist. Es gab keinen Schatz und es gibt keine Verbindung. Wir haben uns damals in etwas verrannt. Es ist Zeit, nach vorne zu blicken.“

      „Aber sieh es dir doch wenigstens an“, flüsterte ich verletzt. „Ich habe so viel Zeit da rein investiert. Du hast doch selber damals geschrieben, dass es einen Grund haben muss, dass wir es gefunden haben. Dass es eine zentrale Bedeutung hat und…“

      „Das war damals. Aber das war dumm von mir. Ich hätte es dir nicht geben sollen, so hast du dich nur noch mehr in alles hineingesteigert. Wäre besser gewesen, du wärst im Glauben geblieben, dass ich dort unten gestorben bin.“

      Der Kloß in meinem Hals wurde so groß, dass ich kaum noch sprechen konnte.

      „Und alles andere?“, fragte ich mit rauer Stimme. „Was du sonst noch geschrieben hast?“ Dass du mich für immer lieben wirst? Aber das konnte ich nicht aussprechen. Unmöglich.

      „Es hat sich vieles geändert, Sofia. Und das ist gut so. Du hast dein Leben und ich habe meins. Belassen wir es einfach dabei, ok?“

      Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Verletzt schloss ich für einen Moment meine Augen, um die aufkommenden Tränen zu stoppen. Warum musste ich immer gleich heulen?

      Aber ich würde den Teufel tun und ihn das merken lassen.

      „Ok, gut. Also du möchtest das Stammbuch haben, deine Geburtsurkunde und so weiter“, versuchte ich die Unterhaltung so sachlich wie möglich weiterzuführen. „Wozu brauchst du das eigentlich?“

      „Ach, nichts“, wiegelte Ben meine Frage mit einer beiläufigen Handbewegung ab. „Brauche nur einen neuen Ausweis. Das ist alles. Wenn du mir das Buch gibst, gehe ich jetzt gleich noch zum Amt und lasse mir die Abschriften beglaubigen. Du kriegst es dann heute Abend zurück.“

      Ich nickte stumm und stand auf, um die Dokumente aus meinem Zimmer zu holen. Wenn das wirklich alles war, was er nach über zwei Jahren von mir wollte, dann sollte er es bekommen. Ganz sicher würde ich ihn nicht anflehen zu bleiben, wenn er es offenbar so eilig hatte, wieder von hier weg zu kommen. Es lag mir auf der Zunge, ihn zu fragen, wo er jetzt lebte, was er beruflich machte, wie er die vergangenen zweieinhalb Jahre verbracht hatte – aber ich tat es nicht. Er wollte nicht, dass ich wieder Anteil an seinem Leben hatte, warum sollte ich ihn dazu zwingen, mir etwas zu erzählen, das er doch lieber für sich behielt?

      Ich versuchte so gelassen wie möglich zu wirken, doch in mir tobte ein Sturm, der mich fast zu Boden zwang. Als ich das Schrankfach öffnete, um das Stammbuch unter dem Stapel an gesammelten Unterlagen hervorzuziehen, zitterten meine Hände so sehr, dass mir gleich das nächste Missgeschick passierte. Der Berg an Ordnern und Formularen über meinem Kopf geriet ins Rutschen und noch bevor ich das Buch richtig herausgezogen hatte, kippte der ganzen Stapel mit lautem Getöse auf mich herunter.

      „Verdammter Mist!“, entfuhr es mir und ich rieb leise fluchend meinen Arm, der durch die herab gestürzten Mappen eine lange Schramme davongetragen hatte. Obwohl er im Nebenraum saß, hatte Ben das Desaster mitbekommen und war aufgesprungen, um nach mir zu sehen. „Ach, Sofia“, sagte er mitleidig, als er im Türrahmen auftauchte und mich vor Wut heulend inmitten von einem Haufen durcheinander geworfener Papiere wiederfand. Coolness war noch nie meine Stärke gewesen. Ohne ein weiteres Wort zog er mich zu sich hoch und nahm mich in seine Arme. Erst jetzt, fest an seine warme Brust gedrückt, hatte ich das Gefühl, endlich loslassen zu können. Hemmungslos begann ich zu schluchzen und all die angestauten Gefühle - die Angst, die Traurigkeit und die Sehnsucht der letzten Jahre - flossen aus mir heraus. Seine Hände strichen beruhigend durch mein zerzaustes Haar und über meinen Rücken und weil mir meine zitternden Knie immer noch nicht richtig gehorchten, zog er mich zurück auf die Kante meines Bettes, wo wir uns beide niederließen.

      „Es tut mir leid, Sofia. Echt alles. Es ist nicht richtig, hierher zu kommen und alles wieder durcheinander zu bringen. Ich hätte es nicht getan, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte…“

      Mit beiden Händen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, bis meine Hände sich schwarz färbten von der verlaufenden Mascara auf meinen Wimpern. Ein elendigeres Bild als das hier konnte man wohl nicht abgeben. Und wirklich das letzte auf der Welt, was ich mir wünschte, war Bens Mitleid.

      Sein Gesicht war ganz nah, seine tiefblauen Augen trauriger und erwachsener, als ich sie von früher kannte. Ich schloss stumm meine Lider, als seine Lippen sanft meine Stirn berührten. War das der Kuss eines Bruders, der seine kleine Schwester trösten wollte? Doch kaum hatte er sich von mir entfernt, spürte ich seinen warmen Atem erneut auf meinem Gesicht und fühlte, wie er die salzigen Tränen von meinen Augen und meinen Wangen küsste. Ich hielt ganz still und wagte kaum zu atmen, doch als er endgültig meine Lippen traf, hielt ich es nicht mehr aus und erwiderte seinen Kuss mit der Verzweiflung einer Frau, die viel zu lange genau auf diesen einen Moment gewartet hatte. Jede Sekunde rechnete ich damit, dass er mich wieder von sich wegschob, doch das tat er nicht. Stattdessen zog er mich an meinen Hüften auf seinen Schoß und fuhr mit seinen warmen Händen unter meinen Pullover. Konnte das wirklich wahr sein? Es fühlte sich zu gut an, um echt zu sein. Aber wie immer, wenn ein Moment perfekt zu sein schien, schaffte ich es, ihn mit einem einzigen Satz zu ruinieren.

      „Ben, ich bin so froh, dich wiederzuhaben. Ich habe dich so sehr vermisst“, flüsterte ich an seinen Hals gepresst.

      Abrupt ließ Ben von mir ab. Mit einem tiefen Seufzen schüttelte er seinen Kopf, fuhr sich mit beiden Händen durch Gesicht und Haare und drehte sich zur Wand.

      „Scheiße“, fluchte er leise vor sich hin und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Hör mal… Sofia… Du kannst mich nicht ,wiederhaben`. Morgen früh bin ich hier weg. Es wird nie ein ,wir` geben. Das geht einfach nicht.“

      Sein Gesicht war von mir abgewandt, seine Stimme rau und energisch. Nervös bückte er sich, um einige der Unterlagen zusammenzupacken, die überall verteilt im Zimmer lagen.

      „Hier, für dich.“ Ich versuchte meine Stimme genauso abweisend klingen zu lassen wie seine, aber so ganz gelang mir das nicht. Mit ausgestrecktem Arm hielt ich ihm das Stammbuch entgegen und reckte mein Kinn in die Höhe. „Du brauchst mir nicht zu helfen, ich schaffe das schon alleine. Nimm es und geh, deshalb bist du doch hier, oder?“

      Wortlos nahm er das Buch und nickte zum Dank. Noch immer sah er mich nicht an.

      „Ich werfe es dir in den Briefkasten, wenn ich damit beim Amt war“, sagte er und stand auf. Dann ging er in die Küche, nahm seine Jacke und steckte die Urkunden ein.

      „Also gehe ich mal stark davon aus, dass du nicht mit auf den Weihnachtsball heute Abend kommst?“ Die Frage hätte ich mir auch sparen können, das wusste ich, aber ich musste sie aussprechen, damit ich den letzten Funken Hoffnung endgültig in mir ersticken konnte. Doch die Antwort, die ich bekam, war noch viel niederschmetternder.

      „Ich habe dich angelogen“, entgegnete Ben, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich