Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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sich nicht anschnallen, Mylady, das für den Fall, daß Ihre Sekretärin einen absichtlichen Unfall bauen sollte! Haben wir uns verstanden?“

      Sein Ton war nicht mehr höflich oder verbindlich, sondern kalt und drohend. Die beiden Frauen hielten sich also an die Kommandos des Mannes und stiegen in den Rover. Gardena nahm auf dem Rücksitz Platz, wo er sehr sicher untergebracht war. Er schien seinen Gefangenen nicht zu trauen.

      Kathy Porter setzte den eleganten Rover in Bewegung und fuhr aus der Tiefgarage auf die schmale Straße hinter dem Warenhaus. Von dort aus ging es auf die Hauptstraße und dann in den Verkehr der nachmittäglichen City.

      „Wohin soll ich fahren?“, fragte Kathy ruhig.

      „Richtung Airport“, sagte Gardena, „unterwegs sage ich Ihnen dann schon, wo Sie abbiegen müssen.“

      „Sie also sind der Mann, der den Muscheltrick erfunden hat“, stellte Agatha Simpson fest und wandte sich abrupt zu ihrem Entführer um.

      „Ein guter Trick, finden Sie nicht auch?“ Jetzt lächelte er wieder.

      „Bis auf den ermordeten Mister Harry Lancing“, antwortete Lady Simpson scharf. Sie war gespannt, wie er auf diese Anschuldigung reagieren würde.

      „Irrtum, Mylady, Lancing geht nicht auf mein Konto.“ Er schüttelte gelassen den Kopf.

      „Dann dürfte Mister Roots dafür verantwortlich zeichnen. Er muß in Ihrem Auftrag gehandelt haben!“

      „Können Sie sich eine dritte Möglichkeit vorstellen?“ tippte Gardena ironisch an.

      „Eine dritte Möglichkeit?“ Die Detektivin war ein wenig irritiert.

      „Miß Helen Winters, meine Doppelgängerin“, warf Kathy Porter ein.

      „Das trifft haargenau den Punkt, Miß Porter“, sagte Gardena, „Lancing ist von seiner eigenen Freundin ermordet worden. Aus Geldgier!“

      „Dann besitzt also sie jetzt die Rohdiamanten?“ fragte Lady Simpson.

      „So ist es, aber sie wird damit nicht weit kommen.“

      „Sind Ihre Leute ihr bereits auf der Spur?“

      „Warum soll ich nicht auch darauf antworten?“ meinte Gardena geduldig und ironisch zugleich. „Sie geben ja sonst doch keine Ruhe, Lady Simpson. Was will Helen Winters mit den Rohdiamanten anfangen? Man braucht spezielle Adressen, um solch eine kostbare Ware loszuwerden, doch die besitzt sie nicht. Sie wird mir früher oder später ein Angebot machen“

      „Im Warenhaus, wie? Dort können Sie sich nicht mehr blicken lassen, Mister Gardena.“

      „Es gibt noch andere Möglichkeiten, über die wir uns nicht zu unterhalten brauchen. Sonst noch Fragen?“

      „Keine Fragen mehr“, erwiderte Agatha Simpson gereizt. „Auf welchem Weg die Rohdiamanten ins Land geschmuggelt wurden, ist ja klar.“

      „Wirklich?“

      „Sie als Abteilungsleiter haben afrikanische Dämonenmasken bestellt, deren Muschelschmuck das Versteck der Steine gewesen ist. Nachdem die Masken in London eintrafen, sortierte Roots die bewußten Masken aus und schickte sie an Lancing. Der holte sie nun aus den Muscheln heraus und übergab sie Ihnen, war es nicht so?“

      „Treffend wiedergegeben, Mylady“, spottete Gardena und nickte gespielt anerkennend, „einfacher kann man es nicht beschreiben.“

      „Warum dieser Umweg über Lancing?“ ließ Kathy Porter sich ruhig vernehmen.

      „Eine gute Frage, Kindchen“, lobte Agatha Simpson.

      „Sehr gute Frage sogar“, spottete Gardena erneut. „Lancing und ich kannten uns von Südafrika her, Lancing hatte dort genau die Verbindungen, die ich brauchte, nämlich Diamantenschmuggler, die für die Ware sorgten. Ich arbeitete das Transportproblem aus. So einfach war das alles.“

      „Hat es sich gelohnt?“ wollte die Detektivin wissen.

      „Sehr, Mylady“, freute sich Gardena sichtlich. „Wir haben ein Vermögen gemacht.“

      „Sie, Mister Gardena!“ korrigierte Agatha Simpson, die den Namen des Mannes im Aufzug erfahren hatte. „Harry Lancing scheidet als Teilnehmer jetzt aus.“

      „Der Ärmste“, bedauerte Gardena ironisch.

      „Wie ich Sie einschätze, werden auch Roots und dessen Killer das Nachsehen haben, oder?“

      „Unnötig soll man nicht teilen“, meinte Gardena, „aber noch ist es nicht soweit. Sind Sie mit meinen Auskünften jetzt zufrieden?“

      „Wissen Sie, was Pest ist?“ wechselte die Detektivin abrupt das Thema.

      „Natürlich.“ Gardena verstand nicht recht.

      „Die wünsche ich Ihnen an den Hals“, ärgerte sich Lady Simpson.

      „Nur noch etwas Geduld, Mylady, dann werden Sie bedeutend liebenswürdiger sein“, verhieß Gardena ihr, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Nehmen Sie sich mal ein Beispiel an Miß Porter. Direkt vorbildlich, die junge Dame.“

      „Wie viele Transporte haben Sie bisher geschafft?“ fragte Kathy prompt.

      „Wie war das?“

      „Wie oft haben Sie Diamanten en gros einschmuggeln können?“ wollte Kathy wissen.

      „Gut ein Dutzend Transporte. Ihrer nächsten Frage vorzubeugen, Miß Porter, die eingeschmuggelten Steine dürften einen Gesamtwert von etwa hundertzwanzigtausend Pfund haben.“

      „Donnerwetter“, reagierte Lady Simpson beeindruckt.

      „Mit kleinen Fischen haben Lancing und ich uns nicht abgegeben“, sagte Gardena stolz.

      „Und welchen Betrag vermissen Sie nach der letzten Sendung?“ Kathy Porter ließ nicht locker.

      „Gut und gern dreißigtausend Pfund“, lautete die Antwort, die verärgert klang. „Dafür wird mir diese Winters noch büßen. Schnappt mir doch glatt den fettesten Brocken vor der Nase weg.“

      „Wie mich das freut“, gestand Agatha Simpson animiert. „Das gönne ich Ihnen von Herzen!“

      *

      Natürlich war der Abteilungsleiter Walter Gardena nicht mehr aufzutreiben.

      Parker hatte sich so etwas fast schon gedacht, dennoch war er betroffen. Zusammen mit Gardena schienen sich auch Lady Simpson und Kathy Porter außer Haus begeben zu haben. Was das zu bedeuten hatte, lag für den Butler auf der Hand: Kidnapping!

      Während der Personalleiter rotierte und im ganzen Warenhaus nach Gardena suchen ließ, sah der Butler sich in der Exotika-Abteilung näher um. Er hoffte auf Spuren, die seine beiden Damen vielleicht geschickt als Nachricht hinterlassen hatten. Zwischen ihnen gab es da bestimmte Spielregeln.

      Der Butler fand, wonach er suchte.

      Es handelte sich um einen kleinen roten Pfeil auf einem Wandspiegel. Dieser Pfeil deutete in Richtung Aufzug und war mit dem Lippenstift aufgemalt worden.

      Parker betrat den Aufzug und untersuchte die Fahrgastkabine. Aus einem weiteren Pfeil, diesmal allerdings nur flüchtig hingekritzelt, ließen sich gewisse Schlüsse ziehen. Kathy Porter schien dieses Zeichen nur unter Wahrung aller Vorsicht angebracht zu haben. Demnach mußten sie und Lady Simpson unter Druck und Zwang gestanden haben. Parker ahnte, was passiert war. Die beiden Frauen hatten sich wieder mal zu weit vorgewagt und Gardena herausgefordert, bewußt oder unbewußt. Und dieser Gardena hatte nicht lange gezögert, sondern war zum Angriff übergegangen.

      In der Tiefgarage entdeckte Parker Kathy Porters Lippenstift. Er lag auf einem freien Platz einer Abstellbox. Deutlicher hätte Kathy es gar nicht sagen können. Sie und Lady Simpson waren in einem Auto weggeschafft worden.

      Mit dieser Entführung hatte der Fall eine jähe und neue Wendung genommen. Die Diamantenschmuggler