„Vorsicht gepaart mit List könnte zu einem Erfolg führen, Mister Roots.“
„List klingt schon besser. Was schlagen Sie denn vor?“
„Eine Frage im vorhinein, Mister Roots, sind Sie an dem Mord an Harry Lancing beteiligt gewesen?“
„Niemals!“ Roots’ Stimme klang fast beleidigt. „Den hat die Winters auf dem Gewissen.“
„Demnach dürften Sie sich doch nur des Schmuggelns schuldig gemacht haben, nicht wahr?“
„Soll ich mich etwa der Polizei stellen?“ Roots lachte auf.
„Demnach möchten Sie die Beute Mister Gardenas an sich bringen, oder sollte ich mich sehr irren?“
„Der Kerl besitzt ein tolles Vermögen.“
„Sie denken an ein unbeschwertes Leben in der Schweiz, um nur ein Land zu nennen?“
„Das klingt schon besser, Parker.“ Roots grinste versonnen.
„Dann müßten Sie Mister Gardena schon sehr nachhaltig überrumpeln, Mister Roots. Vergessen Sie nicht, daß er die Absicht hat, Sie ins Jenseits zu befördern, wie es in einer Umschreibung so relativ harmlos und freundlich klingt!“
„Ich werde schneller sein!“ Roots schien einen wichtigen Entschluß gefaßt zu haben. Er merkte nicht, daß er von Josuah Parker umgedreht worden war.
„Sie haben eine durchaus reelle Chance“, erklärte der Butler, „aber was wird aus Lady Simpson, Miß Porter und meiner bescheidenen Wenigkeit? Denken Sie an einen Massenmord?“
„Unsinn, so was liegt mir überhaupt nicht.“ Roots schien die Wahrheit zu sagen. „Ich brauche nur einen kleinen Vorsprung. Sagen Sie, können Sie mit einem Flugzeug umgehen?“
Parker ließ sich nicht anmerken, für wie wichtig er diese Frage hielt.
„Ich besitze erfreulicherweise die PPL“, antwortete er, „die Private-Pilot-License, um es noch deutlicher zu sagen. Sie berechtigt mich zum Führen sportlicher Maschinen. Wie groß ist das Flugzeug des Mister Gardena? Darauf allein kommt es an.“
Parker unterstellte einfach, daß solch eine Maschine existierte, und er lag richtig mit seiner Vermutung.
„Er hat eine Piper, einmotorig, wie das Ding genau heißt, weiß ich nicht. Können Sie so was fliegen?“
„Ein Start vom Airport aus wird sehr große Schwierigkeiten bereiten“, tippte der Butler weiter geschickt an.
„Die Maschine steht auf einem kleinen Sportflugplatz ganz in der Nähe von Gardenas Cottage“, verriet sich Roots ungewollt, „sind nur ein paar Minuten.“
„Daraus ließe sich Kapital schlagen“, meinte der Butler, ohne zu sagen, was er genau meinte. Was er jedoch wollte, daß wußte er sehr genau.
*
Ihre anfänglich Lethargie hatte sich in entschlossenen Zorn verwandelt.
Die kriegerische Dame dachte unentwegt an Kathy und an Gardena, dem sie einfach alles zutraute, selbst eine Vergewaltigung. Dazu durfte es nicht kommen! Lady Simpson fühlte sich für Kathy verantwortlich und machte Kräfte in sich frei, die sie normalerweise nicht kannte.
Sie besann sich auf ihren Pompadour und den darin befindlichen „Glücksbringer“.
Sie packte dieses Instrument aus und wog das echte Hufeisen nachdenklich in der rechten Hand. Dann marschierte sie auf ihren stämmigen Beinen zur Tür und untersuchte sie ausgiebig. Lady Agatha nickte schon recht bald zufrieden. Ihre kühnsten Erwartungen wurden sogar noch ein wenig übertroffen.
Die Tür erwies sich zwar als einigermaßen solide, doch die Türangeln waren verrostet und morsch. Der Zahn der Zeit hatte gute Arbeit geleistet. Mit etwas Energie mußten die beiden Türangeln sich bezwingen lassen.
Das richtige Instrument dazu besaß sie ja erfreulicherweise. Sie benutzte das echte Hufeisen als leicht verkürzte Brechstange und machte sich an die Arbeit. Ihre Apfelbäckchen glühten schon bald vor Eifer. Lady Agatha Simpson hatte eine echte Aufgabe gefunden.
Sie widmete sich dieser Aufgabe mit sehr viel Hingabe, einigem Geschick und erstaunlich viel Kraft. Die Detektivin, körperlich wohltrainiert und erstaunlich fit, war in jungen Jahren eine erfolgreiche Sportlerin in vielen Disziplinen gewesen, was sich nun auszahlte. Die beiden angerosteten Türangeln leisteten nur hinhaltenden Widerstand und gaben schließlich auf.
Agatha Simpson brauchte nur knapp zwanzig Minuten, bis sie es endlich geschafft hatte, eine Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam. Nachdem sie die beiden Türangeln demontiert hatte, legte sie sich mit Kraft und Schwung in die so entstandene Lücke und zerrte die Tür zum Schloß hin zur Seite. Sie verpackte das glückbringende Hufeisen zurück in ihren Pompadour und machte sich auf den Weg nach oben. Sie war bereit, diesem Gardena eine Lektion zu erteilen.
*
Der Chef des Schmugglerringes hatte sich vor Kathy aufgebaut und maß sie mit amüsierten Blicken. Es gefiel ihm außerordentlich, wie wehrlos diese langbeinige, attraktive Frau war. Er konnte mit ihr machen, was immer er wollte, sie war ihm hilflos ausgeliefert.
Er hatte sie auf eine raffiniert-sadistische Art und Weise an dem schwarzlackierten Pfeiler festgebunden. Um ihren Hals spannte sich das Hundehalsband, das er hinter dem schmalen Stützpfeiler festgezogen hatte.
Ihre Arme waren ebenfalls um diesen Pfeiler geschlungen und dann festgezurrt worden wie ihre Beine, die leicht gespreizt waren. Gardena wartete darauf, daß Kathy wieder zu sich kam. Er hatte ihr ein paar Glas Wasser ins Gesicht geschüttet und wartete nun auf den Erfolg seiner Bemühungen.
Kathy hustete leicht, öffnete mühsam die Augen, schloß sie wieder trunken, riß sie dann weit auf und kämpfte gegen ihre gewaltsam erzwungene Trunkenheit an.
„Es wird ja“, sagte er gönnerhaft und überlegen, „kommen Sie endlich zu sich, Mädchen, oder brauchen Sie noch einen Guß Wasser?“
„Mein Hals“, stöhnte Kathy, um die sich das breite Halsband spannte.
„Daran gewöhnt man sich schon“, tröstete er sie höhnisch. „Wie fühlt man sich denn jetzt als hilflose Schnüfflerin?“
„Ich … Ich bekomme keine Luft mehr“, stöhnte Kathy, die erst jetzt voll erkannte, auf welche Weise dieser Mann sie am Pfeiler festgebunden hatte.
„Wir werden es auf einen Versuch ankommen lassen, meine Hübsche“, gab Gardena zurück und zeigte ihr die lange Hundepeitsche, die er bisher hinter seinem Rücken verborgen hielt. „Gleich wirst du in allen Tonarten singen.“
„Warum tun Sie das?“ fragte Kathy verzweifelt.
„Weil du mir mein Geschäft vermiest hast, darum!“ Er wanderte wütend vor ihr auf und ab. Kathy konnte inzwischen bedeutend besser denken und wieder klarer sehen. Der Alkohol hatte sie ein wenig aus seinen Fesseln freigegeben. Dieser Gardena war hinter seiner glatten Maske nichts anderes als ein brutaler Gangster, der seine billige Rache haben wollte.
„Du allein bist dafür verantwortlich“, sagte Gardena und blieb nun vor ihr stehen. „Warum hast du Schwierigkeiten gemacht im Lager? Dafür wirst du büßen, grausam büßen.“
„Was haben Sie mit mir vor?“ Kathy Porter konnte nur gequält sprechen, denn das breite Hundehalsband saß sehr stramm.
„Ich werde dich durchpeitschen“, sagte Gardena, „man wird dich danach niemals wieder verwechseln.“
Seine linke Hand schoß vor und zerrte ihr das Kleid vom Oberkörper, riß den Büstenhalter ab und weiter an dem Kleid herum, bis es in langen Fetzen herunterhing. Er trat einen halben Schritt zurück und leckte sich lüstern die Lippen. Die nackte junge Frau beeindruckte ihn außerordentlich, das war deutlich zu erkennen.
Kathy kämpfte gegen den Alkohol in ihrem Blut und rang um Kühle und Übersicht.
„Warum