Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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immer«, erwiderte er weich.

      Und drinnen in der Küche sagte Jörg zu Tilli: »Nun heulen Sie doch nicht mehr, altes Mädchen, es wird ja alles gut.«

      Diese Hoffnung hatte August Brugger für sich persönlich nun allerdings aufgegeben. Dass Matthias Hollenberg ihn zu sprechen wünschte, ließ noch eine vage Zuversicht in ihm aufflackern, und als sich die beiden Männer begrüßten, schien er noch einmal der alte ungebeugte Brugger zu sein.

      Aber schon nach Matthias Hollenbergs ersten Worten war ihm klar, dass er sich falschen Hoffnungen hingegeben hatte. Der Ton wurde von jenem Mann bestimmt, den er für seine Zwecke hatte ausnützen wollen.

      »Hätten Sie mir reinen Wein eingeschenkt, Herr Brugger, hätten wir gemeinsam einen Ausweg suchen können. Vor einigen Wochen wäre dazu sicher noch Zeit gewesen«, hatte Matthias Hollenberg begonnen.

      Ihn täuschen zu wollen, war sinnlos. Das sah August Brugger ein. Er verharrte in düsterem Schweigen.

      »Was meine Tochter anbetrifft, spreche ich mich nicht frei von Schuld«, fuhr Matthias fort. »Geschäftsinteressen und menschliche Beziehungen soll man nicht unter einen Hut bringen.«

      »Die beiden jungen Leute passten gut zueinander«, sagte August Brugger. »Das gleiche Niveau, die gleichen Interessen …«

      »Das kann doch nicht Ihre ehrliche Überzeugung sein«, fiel ihm Matthias ins Wort. »Sie müssen Ihren Sohn doch besser gekannt haben. Ich habe meine Augen und Ohren verschlossen vor Tatsachen, die die Spatzen tatsächlich von den Dächern pfiffen.Wir wollen reinen Tisch machen.«

      »Das ist jetzt wohl nicht mehr nötig«, sagte August Brugger steif. »Mein Sohn hat vorgezogen zu verschwinden. Ich werde bezahlen müssen für meine Fehler. Ich wollte meinen Angestellten die Arbeitsplätze erhalten und habe in meiner Verzweiflung zu falschen Mitteln gegriffen. Mein Lebenswerk ist vernichtet. Sie werden wohl verstehen, was das für mich bedeutet.«

      Matthias Hollenberg konnte kein Mitgefühl mehr empfinden. Diese hochtrabenden Worte konnten ihn nicht mehr täuschen. Für diesen Mann war nur von Bedeutung, dass er von seinem Podest gestürzt worden war und nun in der Masse verschwinden würde, auf die er verachtungsvoll herabgeschaut hatte. Er musste sich von vielem trennen, worauf er so unsagbar stolz gewesen war, gewiss nicht von allem, darüber war Matthias Hollenberg sich ziemlich im klaren.

      Je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen, hatte sein Schwiegervater ihm mit auf den Weg gegeben, als er ihm seinen Platz überließ. Nun, August Brugger würde irgendwo gewiss in ein weiches Bett fallen, aber ob er dort noch einen ruhigen Schlaf finden konnte, lag in den Sternen.

      »Warum sind Sie eigentlich gekommen, wenn Sie mir nichts anderes zu sagen hatten?«, fragte Brugger tonlos.

      »Weil ich jedes Geschäft korrekt beende, auch wenn es nicht abzuwickeln ist«, erwiderte Matthias Hollenberg. »Ich wollte Sie darüber nicht im Unklaren lassen, dass es auch unter anderen Umständen keineVerbindung zwischen unseren Familien gegeben hätte. Meine Tochter hat sich für einen anderen Mann entschieden.«

      August Brugger starrte ihn geistesabwesend an. »Trixi ist ein reizendes Mädchen, wirklich ein reizendes Mädchen«, sagte er tonlos, und irgendwie stimmte dies Matthias Hollenberg versöhnlich.

      *

      Natürlich berichteten die Zeitungen tagelang über den Ruin August Bruggers. Tatsachen und wilde Gerüchte mischten sich. Die Klatschspalten dagegen wussten von Rolf vorerst nichts zu berichten.

      Von Isabel erfuhr Dr. Norden dann, dass Rolf sich am Lago Maggiore aufhielt und bereits Gerüchte kursierten, dass er die geschiedene Frau eines Autofabrikanten, die zehn Jahre älter als er war, heiraten würde.

      Und das bereits eine Woche nach diesem üblen Zwischenfall. Daniel konnte nur noch den Kopf schütteln.

      »Geredet wird viel«, meinte Isabel. »Es ist doch hoffentlich kein Gerücht, dass ihr heiraten wollt?«

      »Nein, das ist eine Tatsache. Du hättest es bereits erfahren, wenn ich gewusst hätte, dass du schon zurück bist«, sagte er lächelnd. »Es braucht aber nicht publiziert zu werden, und du wirst nur eingeladen, wenn du nicht darüber schreibst.«

      »Nett, dass ihr mich überhaupt einladet«, scherzte sie.

      »Jürgen braucht doch eine Tischdame«, sagte Daniel neckend.

      »Und warum habt ihr euch so plötzlich entschlossen?«, fragte Isabell hintergründig, ohne eine Spur gekränkt zu sein.

      »Wir sind es überdrüssig, uns nur ab und zu mal amWochenende zu sehen.«

      Darauf lächelte Isabel diskret, enthielt sich aber einer weiteren Bemerkung.

      »Die Praxis wirst du aber noch beibehalten?«, fragte sie.

      »Wie besprochen. Und Jürgen wird auch noch weiterhin auf der Insel bleiben. Schlag es dir aus dem Kopf, Isabel, ihm eine Praxis zu präsentieren. Er ist nicht der Mann, der sich von einer Frau managen lässt.«

      »Ja, darüber bin ich mir auch klar geworden. Wahrscheinlich stehe ich schon zu lange auf eigenen Füßen, um mich anpassen zu können.«

      »Warten wir es ab. Die Liebe geht ihre eigenen Wege. Man kann kein Programm machen.«

      Dass man auf der Insel der Hoffnung für die Hochzeit ein Programm machte, wusste er nicht, und es hätte ihn auch ungerührt gelassen. Für ihn zählte es nur, dass Fee endlich seine Frau werden würde, dass er sich nicht mehr mit täglichen Anrufen begnügen müsste, sondern, dass jeder Tag mit ihr beginnen und enden würde.

      *

      Fee stöhnte auch, wenn Katja mit immer neuen Vorschlägen daherkam.

      »Liebe Güte, wir müssten ja drei Tage feiern, wenn es nach euch ginge«, sagte sie. »Das heb dir mal für deine Hochzeit auf, Katja.«

      »Die steht noch in den Sternen«, sagte Katja heiter. »Du wirst eine wunderschöne Braut sein, Fee. Vergiss nicht, dass du heute zur Anprobe fahren musst.«

      »Du wirst mich schon daran erinnern«, sagte Fee lächelnd. »Kümmere dich lieber um Mario. Er hat sich das Knie gestern böse aufgeschlagen.«

      »Er ist halt ein richtiger Junge«, meinte Katja. »Anbinden kann man ihn nicht. Bis zur Hochzeit ist alles wieder heil.«

      »Meinetwegen kann er auch mit aufgeschlagenem Knie Blumen streuen, wenn es nichts Schlimmeres ist. Aber Paps rennt wie ein aufgescheuchtes Huhn herum, wenn er ihn eine halbe Stunde nicht sieht.«

      »Wenn schon, dann Hahn. Ein Mann kann kein Huhn sein«, lachte Katja. »Dann werde ich ihn mal suchen.«

      Aber das besorgte schon Dr. Cornelius selbst. Er hatte Mario vermisst, nachdem er seine Untersuchungen beendet hatte, denn es war ungewöhnlich, dass der Junge nicht erschien, wenn es Zeit war, sich das zweite Frühstück einzuverleiben.

      »Reg dich doch nicht immer gleich auf«, sagte Anne. »Auf der Insel kann sich Mario nicht verlaufen.«

      »Aber er könnte ins Wasser fallen«, sagte Johannes Cornelius.

      »Das scheut er. Da bin ich unbesorgt. Er geht ja nicht mal in die Badewanne, wenn keiner bei ihm ist.«

      Vor jedem Wasser schien Mario aber doch keine Angst zu haben. Johannes fand ihn an einem Platz, an dem er schon so oft achtlos vorübergegangen war. Ein ganz unberührtes Fleckchen der Insel war es, überwuchert von Farnen, und der Boden war morastig. Und in diesem Morast watete Mario herum.

      »Mario!«, rief Dr. Cornelius erschrocken. »Muss das sein?«

      »Muss sein, Papi«, erwiderte der Kleine. In seinem schmutzverschmierten Gesichtchen leuchteten die weißen Zähnchen, und seine dunklen Augen blitzten übermütig. »Schimpfst du?«, fragte er treuherzig. »Ist aber gut für mein Bein. Ganz gut. Tut gar nicht mehr weh. Und guck doch mal, was da für schönes Wasser rauskommt. Aus den Steinen. Mario hat gestaunt. Erde ist schmutzig, aber Wasser ist ganz sauber.«

      Dr.